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Das Böse im Watt

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
288 Seiten
Deutsch
Emons Verlagerschienen am30.06.2022
Glänzend recherchiert und packend erzählt. Festgebunden an eine Fahrwassertonne in der Elbe wird die Leiche eines renommierten Architekten gefunden. Sein letztes Projekt: ein exklusives Hotel in spektakulärer Lage am Ende des Cuxhavener Leitdamms. Bis auf eine Kanüle mit einer unbekannten Substanz gibt es keine Hinweise auf Täter oder Motiv. Haben etwa die Gegner des Bauvorhabens zu radikalen Methoden gegriffen? Das erfahrene Ermittlerduo Arne Olofsen und Martin Greiner versucht Licht ins Dunkel zu bringen und taucht ein in einen Sumpf aus Intrigen, Hass und unbändiger Gier.

Markus Rahaus, Jahrgang 1970, lebt mit seiner Familie im Cuxland. Der promovierte Virologe beschäftigt sich in seiner Freizeit mit Fotografie, veröffentlicht regelmäßig Artikel in Fachzeitschriften und zeigt seine Bilder im Rahmen von Ausstellungen und Vorträgen.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR13,00
E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextGlänzend recherchiert und packend erzählt. Festgebunden an eine Fahrwassertonne in der Elbe wird die Leiche eines renommierten Architekten gefunden. Sein letztes Projekt: ein exklusives Hotel in spektakulärer Lage am Ende des Cuxhavener Leitdamms. Bis auf eine Kanüle mit einer unbekannten Substanz gibt es keine Hinweise auf Täter oder Motiv. Haben etwa die Gegner des Bauvorhabens zu radikalen Methoden gegriffen? Das erfahrene Ermittlerduo Arne Olofsen und Martin Greiner versucht Licht ins Dunkel zu bringen und taucht ein in einen Sumpf aus Intrigen, Hass und unbändiger Gier.

Markus Rahaus, Jahrgang 1970, lebt mit seiner Familie im Cuxland. Der promovierte Virologe beschäftigt sich in seiner Freizeit mit Fotografie, veröffentlicht regelmäßig Artikel in Fachzeitschriften und zeigt seine Bilder im Rahmen von Ausstellungen und Vorträgen.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783960419303
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatE101
Erscheinungsjahr2022
Erscheinungsdatum30.06.2022
Seiten288 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse3190 Kbytes
Artikel-Nr.9604154
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Prolog

Australien, Queensland, in der Nähe von Cairns

Die Sonne stand hoch am wolkenlosen, strahlend blauen Himmel, ein warmer Wind strich durch das karge Buschland und über den sandigen Reitplatz, bevor er gegen die alten, verwitterten Bretter des windschiefen Pferdestalls prallte. Sand wirbelte über den Boden, Laub raschelte an den hin- und herwiegenden Ästen der umstehenden Bäume. Der Stall hatte schon deutlich bessere Tage gesehen, das Holz war von der Sonne ausgeblichen, von Wind und Regen verwittert. Das Dach hatte eine pittoreske Schieflage eingenommen, als komme es direkt aus einem Gemälde der alten Romantiker.

Das große Tor stand offen, einer der beiden Flügel schwang leise knarzend hin und her. Auf beiden Seiten reckten sich hohe Bäume in den Himmel, ihre Kronen formten ein dichtes und sattgrünes Blätterdach, das kühlenden Schatten auf die Fläche vor dem Tor warf. In einiger Entfernung hinter dem Stall erhob sich ein ehrwürdiges Herrenhaus. Auch wenn die cremeweiße Farbe an der einen oder anderen Stelle schmutzig angelaufen war oder gar abblätterte, strahlte das zweigeschossige Haus noch immer eine Eleganz aus, wie sie im australischen Queensland nicht mehr allzu häufig anzutreffen war.

Vor der imposanten Freitreppe, die auf die Veranda hinaufführte, erstreckte sich eine gekieste und von Grünflächen flankierte Auffahrt. Mehrere Fahrzeuge parkten auf einem kleinen Parkplatz. Hinter dem Haus wucherte dichte Vegetation, Büsche und Bäume in vielfältigen Größen und Grüntönen.

»Was hat sie nur?« Eine junge Frau, Ende zwanzig, trat aus dem Stall hinaus. Sie war durchtrainiert, schlank und groß gewachsen, trug enge Jeans, ein hellblaues Shirt und Reitstiefel. Mit einer Hand strich sie sich eine brünette Haarsträhne aus dem Gesicht. Ihre Worte klangen besorgt.

Hinter ihr folgte ein älterer Mann mit gepflegtem Vollbart, kahlem Schädel und einer kleinen runden Brille mit Drahtgestell. Mit seinen Lederschuhen und der Tweedjacke passte er so gar nicht auf eine Farm im Buschland. Dr. William McPhearsons Miene spiegelte Ratlosigkeit wider. »Ich weiß es nicht, Kathy. Aber ich verspreche dir, dass ich es herausfinden werde. Ich kümmere mich seit mehr als zwanzig Jahren um die Pferde deiner Familie.«

Die junge Frau wandte sich um. »Vorgestern war Sheela noch völlig okay. Ich verstehe das einfach nicht. Wir sind zusammen ausgeritten, runter zum Sandy Creek. Eine wunderschöne Tour war das. Anschließend hat sie noch hier draußen gestanden und ein wenig von den Gräsern geknabbert, die unter den Bäumen wachsen.« Sie zeigte auf den Platz vor dem Stall. »Ich habe sie abgetrocknet und gebürstet.«

»Kathy«, sagte McPhearson und legte eine Hand auf ihre Schulter. »Mach dir keine Sorgen. Ich bin Tierarzt, und die Gegend hier kenne ich seit Jahrzehnten. Du weißt selbst, dass Infektionen der Atemwege bei Pferden immer mal wieder vorkommen können. Das ist nicht schön, aber es ist behandelbar. Wie ein Schnupfen bei uns Menschen.«

»Meinen Sie?« Kathy war noch nicht überzeugt. »Ich habe Sheela, seit sie ein kleines Fohlen war. Sie war immer topfit.«

McPhearson ließ ihre Schulter los und machte ein paar Schritte auf die Bäume zu. Das Gras dort war grün und saftig. Auf den ersten Blick konnte McPhearson keine giftigen Gewächse erkennen. Er hob den Kopf und blickte in das Blättermeer über ihm. Dutzende Vögel saßen in den Ästen, mehrere Rosakakadus hockten weit oben in der Krone. Einer von ihnen beäugte den Mann unter ihnen skeptisch, die anderen hatten die Köpfe ins Gefieder gesteckt. An einem Ast auf der anderen Seite des Baumes hingen, mit dem Kopf nach unten, ein gutes Dutzend Flughunde.

Kathy folgte seinem Blick. »Wunderschön, nicht wahr? Ich liebe diese Vielfalt. Diese Ranch ist der schönste Ort der Welt.« Ihre Worte ließen die Sorge um Sheela einen kurzen Moment in den Hintergrund treten.

»Sogar Flughunde habt ihr hier.« McPhearson zwinkerte ihr zu. Die kleine Ablenkung schien ihr gutzutun. »Die putzigen Kerlchen in ihren braunen Mänteln sind mir bei meinen früheren Besuchen gar nicht aufgefallen.«

»Die sind erst seit einigen Wochen hier«, antwortete Kathy. »Auf einmal sind sie aufgetaucht und geblieben. Vielleicht werden es noch mehr. Ich fände das klasse.«

Ein Motorengeräusch ließ die beiden aufhorchen.

»Da kommt Betty«, sagte McPhearson. »Sie bringt meine Tasche mit, die ich ungeschickterweise in der Praxis habe stehen lassen. Nun können wir Blutproben nehmen und im Labor untersuchen lassen. Außerdem werde ich Sheela prophylaktisch ein Breitbandantibiotikum verabreichen. Ich bin sicher, es wird ihr schneller besser gehen, als die Ergebnisse der Blutuntersuchung vorliegen.«

McPhearson und Kathy kehrten in den Stall und zur Box von Sheela zurück. Das Pferd war eine wunderschöne Achal-Tekkiner-Stute mit einem für diese Rasse beeindruckenden Stockmaß von mehr als einem Meter sechzig. Sie stammte aus der eigenen Zucht. Kathys Vater, Thomas Andres, hatte die beiden Elterntiere vor vielen Jahren mit großem Aufwand aus Kasachstan nach Australien importiert. Das Fohlen Sheela war ein Geschenk zu Kathys fünfundzwanzigstem Geburtstag gewesen, seitdem waren die beiden unzertrennlich. Jetzt warf das normalerweise so stolze und temperamentvolle Pferd Kathy einen ängstlichen Blick zu. Irgendetwas war ganz und gar nicht in Ordnung. Das sonst metallisch glänzende kurze Haar der Füchsin war stumpf und feucht von Schweiß. Das Tier war unruhig, der Atem rasselte hörbar. Kathy schlang die Arme um den Hals des Pferdes, eine Träne lief über ihre Wange.

Betty, die Assistentin des Tierarztes, sprang aus dem Wagen, den sie nur wenige Meter neben dem Tor zum Pferdestall geparkt hatte, lief sofort in den Stall und steuerte zielstrebig auf McPhearson zu. Sie war einige Jahre älter als Kathy und wirkte mit ihrem sehnigen und sonnengebräunten Körper trotz der langen Haare recht burschikos. Die große Arzttasche trug sie lässig neben dem Körper.

»Hallo, Betty -« Weiter kam der Tierarzt nicht. Aus der Box erklangen laute Geräusche, ein verzweifelt klingendes Pferdewiehern.

Kathy schrie auf. »Sheela!«

Der Tierarzt und seine Assistentin liefen zur Box.

»Sheela!« Kathy kreischte hysterisch. »Helft ihr!«

»Verdammt! Was passiert hier?« Betty wandte sich erschrocken an ihren Chef.

Die Stute war mit den Vorderbeinen eingeknickt, ihr Kopf gegen die seitliche Wand der Box geschlagen. Blut lief aus einer Wunde am Ohr und tropfte in das Heu auf dem Boden. Das Tier schwitzte und zitterte stark. Es versuchte, sich wieder aufzurichten, aber die Beine versagten ihren Dienst, und so rutschte das Pferd an der Wand entlang zu Boden. Es wieherte schmerzverzerrt, schlug mit einem der Hinterläufe aus und verdrehte die Augen, sodass nur noch die weißen Augäpfel zu sehen waren.

Kathy, die einen panischen Schritt nach hinten gemacht hatte, wollte zu ihrem Pferd stürmen, doch McPhearson hielt sie mit aller Kraft zurück. »Bleib hier. Es ist gefährlich.«

»Nein!«

In einem Anfall aus Schmerz und Angst bäumte sich die Stute ein weiteres Mal auf, Blut und Schaum spritzten aus ihrem Maul, dann kippte sie auf die Seite. Heu stob auf, noch mehr Blut spritzte aus der Wunde am Kopf.

»Sheela!« Kathy war außer sich. Sie riss sich von McPhearson los und rannte zu ihrem Pferd.

Sheela rührte sich nicht mehr.

Kathy fiel auf die Knie, warf sich der Stute an den Hals, ohne sich daran zu stören, dass nun auch ihr eigenes Gesicht blutverschmiert war. Sie begann, hemmungslos zu weinen.

Der Tierarzt trat neben sie und ging ebenfalls in die Hocke. Bedachtsam legte er eine Hand auf den Hals des Tieres und schloss die Augen. Kaum merklich schüttelte er den Kopf.

Sheela war tot.

Mit langsamen Schritten ging Betty auf die andere Frau zu und zog sie behutsam hoch. Wie ein nasser Sack hing Kathy schluchzend in ihren Armen, die sie kaum halten konnten.

McPhearson erkannte ihre Notlage und stand auf. Er stützte Kathy und führte sie aus dem Stall heraus in das Sonnenlicht. »Betty«, sagte er. »Nimm Blutproben und Abstriche. Dann bring die Proben sofort ins Labor. Ich kümmere mich um Kathy.«

***

Deutschland, Berlin, Hotel Adlon

Konstantin ließ sich erschöpft in einen der eleganten Sessel in seiner Suite im Berliner Hotel Adlon fallen und grinste seine Frau an. Seine Hand fuhr zuerst langsam über den weichen Stoff der Armlehne, dann einmal durch seine Haare, als wollte er die Haptik vergleichen.

Charlotte Brauker stand am Fenster. Sie hatte die Gardinen zur Seite geschoben und genoss die Aussicht auf das Brandenburger Tor. Obwohl sie und ihr Mann nicht zum ersten Mal in einem gehobenen Luxushotel nächtigten, war ein Aufenthalt im Adlon immer noch etwas Besonderes. Es waren nicht nur der Prunk und das edle Ambiente, es war gelebte Geschichte. Aber heute war es ein ganz besonderes Gefühl, das sie gleichzeitig in Hochstimmung versetzte und ihr Angst machte. Die Hochstimmung kam daher, dass am heutigen Tag Konstantin - und damit auch sie selbst - einen weiteren Schritt auf der Leiter nach oben geklettert war. Unwohlsein beschlich sie, da ihr immer klarer wurde, dass der Schritt nach oben einfacher war, als oben zu bleiben. In diesem Moment sehnte sie sich nach etwas anderem, ohne genau benennen zu können, was dieses andere sein könnte.

Mit einem Schwung, der diese Gedanken vertreiben sollte, drehte sie sich ihrem Mann zu. »Du warst großartig. Dein Entwurf ist großartig. Das ganze Projekt ist großartig. Wer kommt schon auf eine solch geniale Idee und hat dann auch noch den Mut und die Beziehungen, die Umsetzung möglich zu...
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