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Todesfontäne

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
314 Seiten
Deutsch
Gmeiner Verlagerschienen am04.07.20182023
Ein Toter stört die Idylle der barocken Festspielstadt. Im Springbrunnen des weltberühmten Mirabellgartens liegt die Leiche des Investors Hans von Billborn. Steht der Mord in Zusammenhang mit der »Paracelsus-App«, einer sensationellen neuen Software, die in Salzburg präsentiert wurde? Kommissar Merana, der den Dienst quittieren will, sieht sich plötzlich gezwungen, in diesem Fall zu ermitteln. Denn eine der Spuren führt in Meranas Vergangenheit. Liegt dort die Antwort für den rätselhaften Mord oder steckt die Lösung im Schauplatz, in den Geheimnissen des Mirabellgartens?

Manfred Baumann, geboren 1956 in Hallein/Salzburg, war 35 Jahre lang Autor, Redakteur und Abteilungsleiter beim ORF (Österreichischer Rundfunk). Heute lebt er als freier Schriftsteller, Kabarettist, Regisseur und Moderator in der Nähe von Salzburg. Der Krimi »Drachenjungfrau« wurde vom ORF für die Reihe »Landkrimi« verfilmt. Manfred Baumann ist auch bei facebook. www.m-baumann.at
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR16,50
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E-BookPDF0 - No protectionE-Book
EUR14,99

Produkt

KlappentextEin Toter stört die Idylle der barocken Festspielstadt. Im Springbrunnen des weltberühmten Mirabellgartens liegt die Leiche des Investors Hans von Billborn. Steht der Mord in Zusammenhang mit der »Paracelsus-App«, einer sensationellen neuen Software, die in Salzburg präsentiert wurde? Kommissar Merana, der den Dienst quittieren will, sieht sich plötzlich gezwungen, in diesem Fall zu ermitteln. Denn eine der Spuren führt in Meranas Vergangenheit. Liegt dort die Antwort für den rätselhaften Mord oder steckt die Lösung im Schauplatz, in den Geheimnissen des Mirabellgartens?

Manfred Baumann, geboren 1956 in Hallein/Salzburg, war 35 Jahre lang Autor, Redakteur und Abteilungsleiter beim ORF (Österreichischer Rundfunk). Heute lebt er als freier Schriftsteller, Kabarettist, Regisseur und Moderator in der Nähe von Salzburg. Der Krimi »Drachenjungfrau« wurde vom ORF für die Reihe »Landkrimi« verfilmt. Manfred Baumann ist auch bei facebook. www.m-baumann.at
Details
Weitere ISBN/GTIN9783839258521
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatE101
Erscheinungsjahr2018
Erscheinungsdatum04.07.2018
Auflage2023
Reihen-Nr.8
Seiten314 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.3429311
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Freitag, 23. Oktober

Joachim Schnelltritt ist es beschieden, die grausliche Entdeckung zu machen. Um 4.30 Uhr läutet der Wecker. Eine Viertelstunde und einen belebenden Pfefferminztee später startet der Theologiestudent zu seinem morgendlichen Lauf. Er trainiert für den Vienna City Marathon im kommenden Frühjahr. Jeden zweiten Tag um halb fünf Tagwache und dann 15 Kilometer quer durch die Stadt. Bei jedem Wetter. Auch heute, trotz des dichten Nebels. Der Himmel über dem Kapuzinerberg zeigt erste helle Streifen, als Joachim den Makartsteg überquert und nach dem Landestheater in den Mirabellgarten abbiegt. Die Tore der Gartenanlage sind in der Nacht abgesperrt. Das Verriegeln der Gitter ist eine reine Verwaltungsmaßnahme, die wenig bringt. Jeder, der will, kann mühelos die knapp kniehohe Marmorbalustrade am Ausgang zum Landestheater übersteigen. Joachim hat es sich zur Angewohnheit gemacht, auf seiner Morgenrunde den Mirabellgarten zu durchtraben. Um diese Zeit zeigt sich die Anlage noch menschenleer. In der frühen Stunde hat er den prächtigen Barockgarten für sich allein. Das aufkeimende Morgenlicht schält die Konturen des Gartens aus der Dunkelheit. Schlossfassade, Hecken, Marmortreppen, Brunnen, selbst die steinernen Statuen erwecken in Joachim den Eindruck, als erwachten sie in diesem Augenblick zum Leben. Meist läuft er vor bis zum Schlosseingang, umkurvt den Pegasusbrunnen und macht sich dann wieder auf den Rückweg. Heute kommt er nicht einmal bis in die Mitte. Am Springbrunnen im Großen Wasserparterre bremst er abrupt ab. Beim ersten Hinsehen hält er das schräg hingestreckte Bündel am steinernen Becken für einen prall gefüllten Müllsack. Doch der Ballen hat Beine. Am Brunnenrand liegt ein Mensch. Der Oberkörper der verkrümmten Gestalt ist ins Beckeninnere gekippt, der Kopf liegt halb unter Wasser. Wie eine wabernde Fahnenstange ragt die riesige Fontäne in den schwarzen Himmel, lässt ihr Nass ins Becken schwappen. Wasser trifft auf den verdrehten Körper. Zwei Jahre Freiwilligendienst beim Roten Kreuz reichen, um schon auf den ersten Blick zu erkennen, dass hier jede Hilfe zu spät kommt. Der Mann zu seinen Füßen ist tot. Der Student kramt das Handy aus seiner Gurttasche und wählt den Polizeinotruf.

Die Kirchenglocken der Umgebung schlagen 8 Uhr, als Chefinspektorin Carola Salman und Abteilungsinspektor Otmar Braunberger im Mirabellgarten eintreffen. Die Kollegen der nahe gelegenen Polizeiinspektion Rathaus haben das Areal abgesichert. Die Tatortgruppe unter der Leitung von Thomas Brunner ist schon seit zwei Stunden am Werk. Mit gewohnter Routine spulen die Ermittler ihre Arbeit ab: Spuren prüfen. Markierungstafeln postieren. Jedes Detail des Schauplatzes auf Kamerachips bannen. Beweismittel sichern. Gleich nach der Ankunft galt der erste Anruf des Tatortgruppenchefs dem dienst­habenden Beamten der Gartenverwaltung. Eine Minute später versiegte der hochaufschießende Wasserstrahl. Doktor Eleonore Plankowitz beugt sich ein letztes Mal über die Leiche, klappt ihren Laptop zu. Sie brummt ein kurzes »Hallo« und greift dankbar nach dem Pappbecher, den ihr die Chefinspektorin reicht.

»Guten Morgen, Eleonore. Was kannst du uns sagen?«

Die Gerichtsmedizinerin nimmt einen Schluck, verzieht das Gesicht. Sie mag Cappuccino. Aber diese Brühe erinnert sie an verwässerten Kakao. Und außerdem ist sie lauwarm.

»Nicht viel. Hämatome am Hinterkopf und an der rechten Schläfe. Könnten von einer Art Hammer stammen. Die Wunden sind nicht sehr tief. Ob er daran gestorben ist, kann ich erst nach der Obduktion sagen.«

»Lässt du dich auf eine Vermutung über den möglichen Tathergang ein, Frau Doktor?«

Die Ärztin zuckt die Achseln, leert tapfer den Papp­becher, zerknüllt ihn, sieht sich suchend um. Carola nimmt ihr den Müll aus der Hand.

»Ausnahmsweise.« Eleonore Plankowitz postiert sich neben der Leiche. »Der Täter attackiert den Mann mit einem harten Gegenstand. Drei bis vier Schläge. Das Opfer ist benommen, taumelt, kippt über den Beckenrand. Der Angreifer drückt ihm den Kopf nach unten. Wasser kommt in die Lunge. Der Mann erstickt. So könnte es gewesen sein. Aber wie gesagt, das ist noch ein bisschen wie Kaffee­sudlesen.«

Die Chefinspektorin lächelt. Kaffeesudlesen im Ausdrucksrepertoire der Gerichtsmedizinerin ist ihr neu. Vielleicht eine Folge des lauwarmen Cappuccinos. Der Rest der bisher ermittelten Fakten ist rasch abgeklärt. Keine Tatwaffe in unmittelbarer Nähe, die weitere Umgebung wird derzeit abgesucht. Der Tote hat keine Brieftasche bei sich, kein Handy, keine Papiere. Die Identität des Mannes konnte dennoch festgestellt werden. Einer der Be­amten aus der Polizeiinspektion hat ihn erkannt. Der Kollege hatte in den vergangenen Tagen Dienst im Kongresshaus.

»Paracelsusforum?«, fragt die Chefinspektorin.

Der Tatortgruppenchef bestätigt und hält ihr sein Tablet mit der aktivierten Veranstaltungsseite entgegen. Internationales Paracelsusforum Salzburg steht da. Kongress vom 20.10. bis 26.10.

»Ist der Tote einer der Referenten?«

Kopfschütteln. Thomas Brunner aktiviert den News-Button der geöffneten Seite, scrollt zu einem Foto. Zwei ältere Herren sind zu erkennen. Der eine lächelt souverän in die Kamera, der andere, einen Kopf kleiner, streckt ihm die Hand mit verkrampft wirkender Miene hin. Den souveränen Grinser kennt die Chefinspektorin. Der Mann gehört zur ersten Riege der Salzburger Prominenz. Sie liest die Bildunterschrift: Professor Karol Blandenburg, Präsident des Internationalen Paracelsusforums, begrüßt einen der Ehrengäste des diesjährigen Kongresses, den Unternehmer Hans von Billborn aus Hamburg .

»Ist das der Tote?«

»Ja, Hans von Billborn, so viel steht fest. Mehr haben wir noch nicht«, brummt Thomas Brunner und schließt die Website.

Das ist schon sehr viel für knapp zwei Stunden am Tatort, denkt die Chefinspektorin.

Laut sagt sie: »Danke, Thomas, gute Arbeit. Wie immer.« Sie verstärkt ihre anerkennende Bemerkung mit einem Lächeln. Dann blickt sie zu Braunberger. Der Abteilungsinspektor hat seine Untersuchung an der Leiche beendet, gibt den Kollegen ein Zeichen. Die treten näher, stellen den Zinksarg ab. Vorsichtig heben sie den triefenden Körper aus dem Becken. Lärm brandet auf, laute Stimmen sind zu hören. Die Chefinspektorin dreht den Kopf nach hinten. An der Absperrung zum Landestheater bemühen sich drei uniformierte Kollegen, eine Gruppe von Kameraleuten aufzuhalten. Der Abteilungsinspektor ist neben sie getreten. »Wir lassen ihn über den Ausgang zum Mirabellplatz abtransportieren. Dort sind noch keine Kamerateams.«

Die Ermittlungsarbeit ist im Gang. Das Räderwerk wird bald noch mehr Schwung aufnehmen. Spuren auswerten. Nach Zeugen suchen. Das Umfeld des Toten erkunden. Leute befragen. Gesicherte Erkenntnisse gegen vage Vermutungen abwägen. Tathergang rekonstruieren. Sie blicken auf die Kollegen in den weißen Overalls, die in gewohnter Manier Spuren sichern, Parkbänke und Marmorbalustraden mit Puder und Gleitfolien behandeln, Zigarettenstummel, Haare, blutige Kieselsteine in Plastikbeutel verstauen. Sie bemerken Gebhard Breitner, der neben dem Landestheater aus dem Dienstwagen steigt. Er wird sich gleich der Medienmeute annehmen. Wie immer macht der Polizeipressesprecher den Eindruck, als käme er eben von einem Fotoshooting für ein italienisches Herrenmodemagazin. Sie sehen Eleonore Plankowitz etwas abseits neben einer der großen Skulpturen stehen. Wie gewohnt wartet die Gerichtsmedizinerin, bis der Tote abtransportiert ist. Erst dann wird sie den Tatort verlassen. Alles wirkt wie immer. Jeder ist an seinem Platz, geht seiner Aufgabe nach, erfüllt seinen Teil im großen Räderwerk. Und doch, auch wenn es keiner ausspricht, spüren alle, dass einer fehlt. Die Chefinspektorin atmet tief ein, lässt langsam die Luft ausströmen. Es klingt wie der leise Anfangston eines traurigen Liedes. Otmar Braunberger legt der Kollegin den Arm um die Schulter, fasst sie sachte. Sie drückt ihren Kopf kurz gegen seinen. Dann gehen sie zu ihrem Wagen.

Die Teambesprechung ist für 16 Uhr angesetzt. Aus den ersten Befragungen ergibt sich folgender Ablauf des gestrigen Donnerstags: Hans von Billborn nimmt ab 10 Uhr am Kongress des Paracelsusforums teil. Die Veranstaltung dauert bis 17 Uhr. Abends folgt er einer Einladung. Der Präsident des Forums, Professor Karol Blandenburg, und dessen Gattin Ruth geben ein Galadiner in ihrem Haus in Leopoldskron. Geladen sind Referenten und Ehrengäste der Tagung. Gegen ein Uhr löst sich die Gesellschaft auf. Billborn nimmt gemeinsam mit einem weiteren Gast ein Taxi. Sie sind beide im Hotel Sacher untergebracht. Wann Billborn in der Nacht nochmals das Hotel verlassen hat, ist nicht exakt festzustellen. Laut Aussage des Nachtportiers dürfte das kurz nach halb drei gewesen sein. Zu diesem Zeitpunkt war er auf der Toilette. Die Videoaufzeichnungen der hoteleigenen Anlage und der Überwachungskameras der Umgebung sind angefordert. Der Staatsanwalt ist verständigt. Zeugen, die Billborn beim Betreten des Mirabellgartens gesehen haben, gibt es bislang keine.

»Das wird auch schwierig«, bemerkt der Abteilungsinspektor. »Salzburg Ende Oktober um halb drei in der Früh in der Umgebung des Landestheaters ... da ist nur tote Hose. Dazu kommt, dass in der vergangenen Nacht dichter Nebel herrschte. Man sah kaum die andere Straßenseite.«

»Was ist mit den Taxlern auf dem Makartplatz?« Der Standplatz liegt nahe am Eingang zum Mirabellgarten. Braunberger schüttelt den Kopf. Zwischen 2 und 4 Uhr seien nur drei Wagen am Standplatz gewesen. Zwei der...

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Autor

Manfred Baumann, geboren 1956 in Hallein/Salzburg, war 35 Jahre lang Autor, Redakteur und Abteilungsleiter beim ORF (Österreichischer Rundfunk). Heute lebt er als freier Schriftsteller, Kabarettist, Regisseur und Moderator in der Nähe von Salzburg. Der Krimi »Drachenjungfrau« wurde vom ORF für die Reihe »Landkrimi« verfilmt.
Manfred Baumann ist auch bei facebook.
www.m-baumann.at