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Mörderwalzer

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
288 Seiten
Deutsch
Gmeiner Verlagerschienen am09.08.20232023
Eine Journalistin wird ermordet. Leona Trill, TV-Star und Aufdeckerin. Ihre Fragen: Energieknappheit, schwindende Ressourcen, explodierende Preise. Wer verdient dabei? Und wer hilft den Menschen, die damit nicht mehr zurechtkommen? Der Mord passiert im malerischen Ambiente von Schloss Leopoldskron in Salzburg bei einer mit Promis besetzten Benefizveranstaltung zugunsten des Überlebens auf diesem Planeten. Ein Vorzeigeprojekt. Das empfindet auch Kommissar Merana. Bei seinen Ermittlungen zeigt sich bald: hinter glänzendem Schein und guten Willen gibt es offensichtlich auch mörderische Abgründe.

Manfred Baumann, geboren 1956 in Hallein/Salzburg, war 35 Jahre lang Autor, Redakteur und Abteilungsleiter beim Österreichischen Rundfunk. Heute lebt er als freier Schriftsteller, Kabarettist, Regisseur und Moderator in der Nähe von Salzburg. Auf der Vorlage der Kommissar Merana Romane gab es bisher drei TV-Verfilmungen (ORF/ZDF). Manfred Baumann ist auch bei Facebook. Mehr Informationen zum Autor unter: www.m-baumann.at.
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Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR17,50
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EUR17,99
E-BookPDF0 - No protectionE-Book
EUR17,99

Produkt

KlappentextEine Journalistin wird ermordet. Leona Trill, TV-Star und Aufdeckerin. Ihre Fragen: Energieknappheit, schwindende Ressourcen, explodierende Preise. Wer verdient dabei? Und wer hilft den Menschen, die damit nicht mehr zurechtkommen? Der Mord passiert im malerischen Ambiente von Schloss Leopoldskron in Salzburg bei einer mit Promis besetzten Benefizveranstaltung zugunsten des Überlebens auf diesem Planeten. Ein Vorzeigeprojekt. Das empfindet auch Kommissar Merana. Bei seinen Ermittlungen zeigt sich bald: hinter glänzendem Schein und guten Willen gibt es offensichtlich auch mörderische Abgründe.

Manfred Baumann, geboren 1956 in Hallein/Salzburg, war 35 Jahre lang Autor, Redakteur und Abteilungsleiter beim Österreichischen Rundfunk. Heute lebt er als freier Schriftsteller, Kabarettist, Regisseur und Moderator in der Nähe von Salzburg. Auf der Vorlage der Kommissar Merana Romane gab es bisher drei TV-Verfilmungen (ORF/ZDF). Manfred Baumann ist auch bei Facebook. Mehr Informationen zum Autor unter: www.m-baumann.at.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783839277102
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatE101
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum09.08.2023
Auflage2023
Reihen-Nr.11
Seiten288 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.11592417
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe


1

Seepferdchen. Tatsächlich. Das waren Seepferdchen. Julia musste schmunzeln. Der pittoreske Weiher, auf dem sich jetzt ein paar Enten tummelten, bestand zweifellos aus Süßwasser. Davon konnte man ausgehen. Dennoch wurde das kleine schmiedeeiserne Tor, das zum Ufer des Weihers führte, von zwei marmornen Skulpturen eingerahmt, die eindeutig an Meerestiere erinnerten. Seepferdchen. Diese Wesen waren in ihrem natürlichen Vorkommen im Salzwasser zu Hause, im Meer, keineswegs in einem Süßwasserteich. Aber dieses harmonische Nebeneinander von scheinbar Widersprüchlichem passte trefflich zum Ambiente, passte zur malerischen, nahezu märchenhaften Umgebung, in der sie sich hier befand. Leopoldskron. Weiher, Parklandschaft, luxuriöses Schloss. Die beiden Fabelwesen auf den Marmorsockeln entlockten Julia erneut ein Lachen. Welch unbeschreiblich prachtvoller Ausblick, der sich hier den Festgästen auf der Rückseite des Schlosses bot. Ausgebreitet wie ein lang gezogenes silbernes Tuch erstreckte sich vor ihnen der Weiher. Auf der anderen Uferseite wurde er abgegrenzt durch eine Kulisse aus stattlichen Bäumen, die in der aufkommenden Dunkelheit schwarz herübergrüßten. Und dahinter prangte in einiger Entfernung das Massiv eines majestätischen Bergrückens. Es kam Julia vor, als sähe man ein riesiges Schiff, das verkehrt herum lag. Als wäre es gekentert und streckte seinen mächtigen Bug in den Himmel. Untersberg. So hieß dieses beeindruckende Bergmassiv. Den Namen hatte sie nicht erst heute im Internet überprüfen müssen, der war ihr bekannt gewesen. Die Sonne war untergegangen. Ganz schwach zeigten sich noch die rötlich schimmernden Streifen in dem von schmalen Wolkenbahnen durchzogenen Abendhimmel.

»Hi, Julia. Ich hole mir noch vom Prosecco. Ich bringe dir ein Glas mit.«

Der fröhliche Zuruf riss sie aus ihren Gedanken. Sie wandte den Kopf. Zugleich spürte sie, wie ihr Röte ins Gesicht schoss. Das war Aaron, einer der beiden Kollegen am Kontrabass.

»Nein, danke, wir müssen ja gleich spielen.« Der He­rankommende lachte.

»Ja, Julia. Aber die paar Takte, die wir spielen müssen, würden wir auch sturzbesoffen hinkriegen. Bei den kümmerlichen Alkoholprozenten, die dieser Frizzante liefert, müsste man ihn schon eimerweise in sich hineinschütten, um wenigstens ein wenig Rauschhaftes zu spüren.«

Auf Julias Wangen begann es stärker zu kribbeln. Mist, ich werde noch mehr rot, fuhr es ihr durch den Kopf. Sie hatte Aaron Riemann schon einige Male an der Uni gesehen. Aber so nahe wie heute war sie ihm noch nie gekommen. Er grinste sie breit an. »Oder noch besser. Du bringst mir eines mit.« Er streckte ihr demonstrativ sein leeres Glas hin. Sie trat erschrocken einen Schritt zurück. Dann schüttelte sie den Kopf, wusste sie doch nicht, wie sie damit umgehen sollte. »Na gut«, murrte er. »Dann bringe eben ich dir eines mit.«

Er drehte sich um, umkurvte geschickt einige der Festgäste und stapfte in Richtung Schlosseingang, wo die Damen vom Catering die Getränke bereithielten. Julia blickte sich rasch um. Sollte sie davoneilen? Sie könnte sich schnell unter die Gruppe der Festgäste mischen, die sich bereits nahe am Eingang zum Park sammelten. Sie zögerte. Dann gab sie sich einen Ruck. Nein. Warum sollte sie Aaron ausweichen? In seiner Nähe zu sein, gefiel ihr ja. Und dass sie dabei befremdlich starkes Herzklopfen verspürte, damit würde sie schon zurechtkommen.

»Voilà, Madame!« Der Musikerkollege war schon zurück. Er streckte ihr das Glas hin, zeigte dazu eine übertrieben galante Verbeugung. »Ich kann leider nur kurz mit Ihnen anstoßen, Teuerste. Denn seine Hoheit, Maestro Fernando, bedarf meiner Hilfe, wie er mir eben mitzuteilen geruhte.«

Er prostete ihr zu, ließ dabei die Gläser klingen. Dann nahm er rasch einen großen Schluck, verbeugte sich nochmals übertrieben und schwirrte davon. Sie blickte ihm nach. Er eilte auf Ferdinand zu, wie sie mitbekam. Der Ensembleleiter wartete unter einem der großen Rundbögen. Ging es bereits jetzt weiter? Julia hielt zögerlich das Proseccoglas, wusste nicht, was sie damit anfangen sollte. War es Zeit, die Instrumente zu holen? Als hätte Ferdinand ihre Frage mitbekommen, hob er in diesem Moment die Hand, winkte ihr und auch einigen der anderen beruhigend zu. Julia verstand, worauf er hinwies. Sie konnten offenbar bleiben, wo sie waren. Es würde noch dauern, bis es weiterging. Julia spähte auf ihre Uhr. Wenn man sich an den Zeitplan hielt, so wie er besprochen war, dann dauerte es noch fast eine halbe Stunde bis zur Aufzeichnung des Walzers und der Tanzdarbietungen. Hippocampus. Im selben Moment, da sie sich umwandte und wieder zum Weiher blickte, kam ihr der Begriff in den Sinn. Hippocampus. So lautete die zoologische Bezeichnung für Seepferdchen. Sie war neun Jahre alt gewesen, als sie den Namen zum ersten Mal hörte. Ihr Vater hatte ihn genannt. Sie konnte sich genau daran erinnern. Damals war sie in den Sommerferien erstmals mit den Eltern auf Urlaub. Zuvor hatten immer die Großeltern sie in den Ferien mitgenommen. Aber in diesem Sommer war sie mit Mama und Papa am Mittelmeer. Sie verbrachten zwei Wochen auf Zypern. Und schon am zweiten Tag hatte sie im Sand dieses eigenartige Wesen entdeckt. Vorsichtig hatte sie es mit dem Finger angestupst. Das Wesen war tot, zweifellos. Es war kaum größer als ihre Hand. Von grünlichgelber Farbe. Das ist kein Fisch, war damals ihr erster Gedanke gewesen. Für einen Fisch, wie sie ihn kannte, passte die Form nicht. Der Kopf hatte sie eher an ihr Schaukelpferd erinnert, das sie zum dritten Geburtstag bekommen hatte. »Das ist ja großartig, mein Schatz«, hatte ihr Vater sie angestrahlt, als sie ihm den Fund präsentierte. »Da ist dir ein ganz besonderer Wasserbewohner untergekommen. Offenbar haben die Wellen ihn an den Strand gespült. Das ist ein Seepferdchen.« Den Namen hatte sie damals auf Zypern zum ersten Mal gehört. Pferdchen. Das gefiel ihr gut. Und es passte zum Kopf. Später, als sie sich näher damit beschäftigte, wurde ihr klar, dass sie damals auf Zypern ein Langschnäuziges Seepferdchen am Strand entdeckt hatte. Hippocampus guttulatus. Diese Art findet man im Mittelmeer und auch in Teilen des Atlantiks. Der Großteil der weltweit verbreiteten Seepferdchenarten kommt allerdings bei Australien und Neuseeland vor. Im Pazifik. Auch das lernte sie. In der Oberstufe des Gymnasiums hatte sie sogar ein ausführliches Referat dazu gehalten. Über die Lebensgewohnheiten der Seepferdchen genauso wie über ihre Bedeutung in Kunst und Literatur. Gemäß griechischer Mythologie sind die heutigen Seepferdchen Nachkommen jener imposanten Wesen, die Gott Poseidon, der Beherrscher der Meere, vor seinen Wagen spannte. Der Hippocampus, wie er als Nennung in der Literatur auftauchte, war eine außergewöhnliche Erscheinung. Der vordere Teil des Körpers war Pferd, der hintere Teil Fisch. Das Wesen besaß Flossen und in manchen Abbildungen auch Flügel. Genau wie die beiden possierlichen Gestalten aus leicht verwittertem Marmor, die sich Julia hier in Leopoldskron offenbarten. Ja, die aus Stein gemeißelten Fabelwesen passten hervorragend in diese wundersame Welt von Schloss, Garten und Weiher. Sie befand sich schon seit einigen Monaten in Salzburg, aber nach Leopoldskron war Julia bisher nicht gekommen. Die meiste Zeit verbrachte sie ohnehin an der Musikhochschule. Sie studierte Viola an der Universität Mozarteum. Sie verbrachte viel Zeit im Gebäudekomplex der Hochschule. Hier konnte sie jederzeit üben, lernen, sich auf ihrem Instrument voranbringen. Manchmal bis spät in die Nacht. Etwas anderes zu unternehmen, dafür blieb ihr wenig Ruhe. Sie wollte auch kaum anderes außer üben, üben, üben. Dass sie heute dieses herrliche Ambiente von Leopoldskron erleben durfte, dazu war es nicht aus eigenem Antrieb gekommen. Sie verdankte es purem Zufall, hier zu sein. Sie hatte sich von der ersten Sekunde an wohlgefühlt. Sie löste den Blick von den Steinfiguren und dem Weiher, ließ ihn über die Fassade des Schlosses und den Garten gleiten. Es kam ihr vor, als wäre sie schon seit Tagen hier. Dabei waren es erst wenige Stunden. Am frühen Vormittag hatte ihr Handy geläutet. Sie hatte eben zu einer Übungspause angesetzt, ihr In­­strument beiseitegelegt. »Hallo Julia, mir ist die Bratsche ausgefallen.« Bratsche. Diesen Namen verwendete man in ihrer Familie und auch an der Musikschule in ihrer Heimatregion, wo sie zu lernen begonnen hatte, eher selten. Dort bezeichnete man das Instrument korrekterweise als Viola. »Das ist die große Schwester der Violine«, wie Julias erste Musiklehrerin es auszudrücken pflegte. Aber in Österreich stieß man oft auf die Bezeichnung Bratsche, hergeleitet vom italienischen viola da braccio. Das bezog sich auf die Spielweise. Das Instrument wurde mit dem Arm gehalten. Im Gegensatz zur viola da gamba, der Bein-Viola oder Knie-Geige. Das alles hatte Julia damals natürlich noch nicht gewusst, als sie mit sechs Jahren erstmals ihre um vieles ältere Cousine hörte. Susanna spielte in einem Streichquartett die Viola. Julia war fasziniert gewesen. Dass auch sie dieses Instrument lernen wollte, war ihr von Anfang an klar. Genau dieses. Viola. Etwas anderes kam für sie nicht infrage.

»Rita Berger hat sich heute Morgen an der Hand verletzt«, hatte Ferdinand bei seinem Anruf ausgeführt. »Ich brauche also dringend eine gute Bratschistin.«

Ferdinand Hauser war ihr zumindest dem Namen nach bekannt. Er assistierte in der von Studierenden am meisten gefragten Dirigentenklasse. Gelegentlich stellte Ferdinand kleine Ensembles aus erfahrenen Studenten und Studentinnen für besondere Anlässe...

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Autor

Manfred Baumann, geboren 1956 in Hallein/Salzburg, war 35 Jahre lang Autor, Redakteur und Abteilungsleiter beim Österreichischen Rundfunk. Heute lebt er als freier Schriftsteller, Kabarettist, Regisseur und Moderator in der Nähe von Salzburg. Auf der Vorlage der Kommissar Merana Romane gab es bisher drei TV-Verfilmungen (ORF/ZDF).
Manfred Baumann ist auch bei Facebook.
Mehr Informationen zum Autor unter: www.m-baumann.at.