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Abschied von der Insel

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
199 Seiten
Deutsch
Aufbau Verlage GmbHerschienen am13.07.20181. Auflage
Saisonende in Haus 'Dünenrose': Ein einfühlsam erzählter Sommerreigen voll kleiner und großer Tragödien.

Der Urlauber Hans kehrt mit seiner neuen Freundin Manou in jenes Haus zurück, in dem er vor einem Jahr eine andere Frau Hals über Kopf verlassen hatte. Doch die Last des Gewesenen wiegt zu schwer, Reue und Erinnerungen stellen sich ein, und die neue Liebe scheitert an den übermächtigen Schatten der Vergangenheit. Ein anderer Inselgast, Herman Slaghek, spekuliert auf das Vermögen seines Schwiegervaters und würde damit gern ein Haus auf Vlieland kaufen. Geldgierig und berechnend, zeigt er sich von einer Seite, die seiner Frau bislang völlig unbekannt war. So neigt sich der Sommer dem Ende zu, und am Tag der Abreise von der Insel Vlieland ist nichts mehr, wie es am Anfang der Saison schien ...

Nach ihren erfolgreichen Sommerromanen 'Inselgäste' und 'Die letzte Fähre' nehmen die Feriengäste jetzt 'Abschied von der Insel'.



Die niederländische Autorin Vonne van der Meer, geboren 1952, veröffentlichte mehrere Romane: 'Inselgäste', 'Die letzte Fähre', 'Abschied von der Insel', 'Was du nicht willst' und 'Inselliebe'. In den Niederlanden ist jedes ihrer Bücher ein großer Erfolg, auch hierzulande avancierten sie zu geheimen Bestsellern.

Mehr Informationen zur Autorin unter www.vonnevandermeer.nl.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR12,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR8,99

Produkt

KlappentextSaisonende in Haus 'Dünenrose': Ein einfühlsam erzählter Sommerreigen voll kleiner und großer Tragödien.

Der Urlauber Hans kehrt mit seiner neuen Freundin Manou in jenes Haus zurück, in dem er vor einem Jahr eine andere Frau Hals über Kopf verlassen hatte. Doch die Last des Gewesenen wiegt zu schwer, Reue und Erinnerungen stellen sich ein, und die neue Liebe scheitert an den übermächtigen Schatten der Vergangenheit. Ein anderer Inselgast, Herman Slaghek, spekuliert auf das Vermögen seines Schwiegervaters und würde damit gern ein Haus auf Vlieland kaufen. Geldgierig und berechnend, zeigt er sich von einer Seite, die seiner Frau bislang völlig unbekannt war. So neigt sich der Sommer dem Ende zu, und am Tag der Abreise von der Insel Vlieland ist nichts mehr, wie es am Anfang der Saison schien ...

Nach ihren erfolgreichen Sommerromanen 'Inselgäste' und 'Die letzte Fähre' nehmen die Feriengäste jetzt 'Abschied von der Insel'.



Die niederländische Autorin Vonne van der Meer, geboren 1952, veröffentlichte mehrere Romane: 'Inselgäste', 'Die letzte Fähre', 'Abschied von der Insel', 'Was du nicht willst' und 'Inselliebe'. In den Niederlanden ist jedes ihrer Bücher ein großer Erfolg, auch hierzulande avancierten sie zu geheimen Bestsellern.

Mehr Informationen zur Autorin unter www.vonnevandermeer.nl.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783841216502
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2018
Erscheinungsdatum13.07.2018
Auflage1. Auflage
Reihen-Nr.3
Seiten199 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse2097 Kbytes
Artikel-Nr.3463797
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe
1

Es sollte so lange wie möglich eine Überraschung bleiben. Bis jetzt war das auch ganz gut gelungen - erst in der Nähe von Alkmaar hatte er erraten, daß sie zum Abschlußdeich fuhren. In Friesland konnte sie noch so tun, als würden sie zu einem der Seen fahren oder zu dieser Ortschaft mitten in den Wiesen mit dem asiatisch klingenden Namen Pingjum. Aber bei der Ausfahrt nach Harlingen dämmerte es ihm allmählich: »Terschelling oder Vlieland?« Er hörte überhaupt nicht auf zu quengeln, so machte das Ganze keinen Spaß; sie fand, er sei ein Spielverderber. Er wollte unbedingt wissen, wohin sie fuhren, aber sie war nicht zu erweichen und ließ ihn bis zum Fahrkartenschalter in Harlingen im ungewissen.

»Zwei Rückfahrkarten nach Vlieland bitte.«

Nachdem sie ihr Gepäck in einer Ecke des Bordrestaurants abgestellt hatten, ging sie sofort nach oben. Hans wollte lieber die Morgenzeitung zu Ende lesen, aber auf einem Schiff müsse man draußen sitzen, fand Manou, »erst dann läßt man wirklich alles hinter sich, nun komm schon«. Sie lehnten sich über die Reling und sahen zu, wie die Fähre vom Kai ablegte. Sie waren die einzigen, die sich an Deck gewagt hatten; auch am Kai stand nur ein einzelner Mann, er winkte jemandem zu, der unten am Fenster saß. Um die Kälte zu vertreiben, trippelte er auf und ab. Sie machte das nie - jemandem lange nachwinken. Nicht, wenn sie Freunde zum Zug brachte, nicht am Flughafen Schiphol, nicht einmal, wenn sie einen Gast hinausbegleitete, besaß sie genügend Geduld, in der Tür zu warten, bis der Wagen oder das Fahrrad um die Ecke gebogen war.

Sie zog den Reißverschluß ihrer Skijacke bis oben hin zu und schob sich das wollene Stirnband über die Ohren. Es schien, als verstecke sich der Schnee, der diesen Winter wieder nicht gefallen war, hinter dem Frühjahrssturm. Solch kräftige Windböen bekam man in Amsterdam nur selten zu spüren, außer wenn man hinter dem Hauptbahnhof entlangradelte oder die Fähre über das IJ nahm. Sie atmete langsam und so tief wie möglich ein. Sie wollte sich alles genau einprägen: die Überfahrt, die Insel, das Haus, ihre Wanderungen durch die Dünen, um später davon erzählen zu können. Ihr Kind wollte bestimmt genau wissen, wo und wann es gezeugt worden war.

Sie zeigte Hans die Möwen, die um das Ruderhaus flogen und sich immer wieder in das aufgewühlte Kielwasser stürzten. Sie schauderte bei dem Gedanken an die Eiseskälte des Meerwassers. Er legte einen Arm um ihre Schultern und zog sie eng an sich. »Können wir gleich ein Bad nehmen? Haben wir eine Sauna oder ein überdachtes Schwimmbad?«

Sie lächelte.

»Wir sind nun fast da«, drängte er, »du kannst es jetzt wohl verraten, oder?«

Schweigend schüttelte sie den Kopf. »Entführung« nannten sie das: Alle drei, vier Monate war einer von ihnen an der Reihe, den anderen für ein langes Wochenende oder eine halbe Woche an einen unbekannten Ort zu entführen. So entstand eine geheimnisvolle, freudig gespannte Stimmung, so, als sei mehrmals im Jahr Weihnachten. Zu diesem Spiel gehörte auch, daß der Entführte - einmal am Bestimmungsort angekommen - keinerlei Kritik äußerte. Nichts aus der Reihe »Eigentlich wäre ich jetzt doch lieber in Ibiza«.

»Und was wird es - ein Haus, eine Pension, ein Hotel?«

Er lachte, während er sie fragend ansah, aber die Haut um seinen Mund war straff gespannt, als läge eine hauchdünne Eisschicht darüber.

Er gab Manou die Streifenkarte und ließ sie als erste einsteigen. Das war nicht nur aus Höflichkeit; rasch warf er einen Blick auf die Liste der Haltestellen, die der Bus anfahren würde. Diese Bushaltestelle hieß Veerdam, danach folgten Stortemelk, Bosrand, Strandhotel, Ankerplaats, Groene Kruis, Lange Paal, Nieuwe Kooi und Posthuis. Von seinem letzten Aufenthalt auf der Insel - einem Besuch, der keinen halben Tag gedauert hatte - kam ihm nur »Posthuis« bekannt vor, ein Gehöft auf der anderen Seite der Insel, wo sie einen Strammen Max gegessen hatten. Aber wie das Haus hieß, in dem er ein paar Stunden verbracht hatte, oder das Dünengebiet, in dem es lag, daran erinnerte er sich nicht mehr.

Als er hinter ihr mit dem Gepäck einstieg, wurde ihm klar, daß er nicht zugehört hatte, was sie zu dem Busfahrer gesagt hatte, nun wußte er noch immer nicht, wohin sie fuhren. Er biß sich auf die Unterlippe. Ein Geheimnis, die Vereinbarung soundso, die Regel soundso - du lieber Himmel, war das alles nicht ziemlich kindisch? Weitere Fahrgäste stiegen ein, ältere Ehepaare, ein junges Paar mit einem Säugling, Menschen, die genau wie sie nicht an die Schulferien gebunden waren. Kurze Zeit später setzte ein leises Dröhnen ein, und der Bus schwenkte auf die Straße. Hans richtete sich auf, um zu sehen, in welche Richtung sie führen. Wunderbar, der Fahrer fuhr einfach geradeaus, immer auf der Asphaltstraße parallel zum Watt in Richtung Jachthafen. Schon von weitem konnte man den Mastenwald mit den flatternden Wimpeln sehen.

Er warf einen Blick über die Schulter: Dort, an der weißen Mauer auf der anderen Straßenseite, hatte das Fahrrad gestanden, das Martines Mutter für ihn zurückgelassen hatte, für die Radtouren, die Martine mit ihm hatte machen wollen.

»Irgendwas vergessen?« fragte Manou. Ihr entging aber auch nichts.

»Ich versuche, mich zu orientieren.«

Letztes Jahr war er dieselbe lange Straße mit dem Rad gefahren, aber in umgekehrter Richtung. Er brauchte sich keine Sorgen zu machen - die Insel war doch wohl groß genug, daß er der Erinnerung entkommen konnte? Er lehnte sich zurück und versuchte, sich zu entspannen, legte seine Hand auf Manous Hand, die schon seit Beginn der Busfahrt auf seinem Knie lag. Eigentlich sollte er es genießen. Eine ganze Woche frei, keine stundenlangen Flugreisen ans andere Ende der Welt, wodurch man noch tagelang aus dem Tritt war. Als sie das erste Mal an der Reihe war, ihn zu entführen, hatte sie ihn nach New York geschleppt.

»Gute Idee, oder? Ich wollte schon so lange mal auf eine Wattinsel.«

Er rieb sich die Augen; Anspannung ließ ihn immer schläfrig werden.

»Ja, mach du ruhig die Augen zu, dann ist es wie bei einer echten Entführung. Eigentlich müßte ich dir ja die Augen verbinden, damit du bis zur letzten Sekunde keine Ahnung hast, wohin ich dich bringe.«

Alles in Ordnung, alles, alles ... so bekämpfte er seine innere Unruhe. Die Tatsache, daß Martine voriges Jahr hier gewesen war und im Jahr davor, bedeutete noch nicht, daß sie auch jetzt hier sein würde. Als der Bus um eine scharfe Kurve bog, öffnete er die Augen. Er warf einen Blick auf das Schild am Straßenrand: kein Straßenname, nur der Hinweis »Ferienhausanlage« und darunter »Schwimmbad/Sportplatz«. Das Haus, das Martine letztes Jahr gemietet hatte, stand ganz oben auf einer Düne, vollkommen allein, nicht auf so einem Gelände mit einem Zaun drumherum, das wußte er sicher.

Sie fuhren an einem Hallenbad vorbei; aus der Wand ragte eine schwarzgelbe Röhre, die nach ein paar Krümmungen und Windungen wieder im Gebäude verschwand. Vor gar nicht langer Zeit war er mit einem seiner Neffen durch solch einen Wassertunnel gerutscht. Ein harter Wasserstrahl schleuderte einen über die harte Kunststoffbahn, und in jeder Kurve knallte man gegen den Rand. Schwindelig und grün und blau, wurde man gleich darauf ins tosende Wasser katapultiert, wo einem von dem ganzen Gekreisch Hören und Sehen verging. Einmal und nie wieder, dachte er damals, als sie wieder am Beckenrand standen.

Aber wenn er eines Tages selbst Vater wäre, würde er hin und wieder dran glauben müssen. Nicht nur Wildwasserrutschen, sondern auch Autoskooter und Vergnügungsparkattraktionen, wo man eine Viertelstunde lang mit dem Kopf nach unten hing oder hundert Umdrehungen in der Minute machte wie ein Geschirrtuch in der Waschmaschine. Aber das würde er gern auf sich nehmen. Er würde all den jungen Vätern auf dem Spielplatz in nichts nachstehen.

Vor einem Jahr hatte er sie gefragt, in »ihrem« Restaurant, einem Italiener auf der Weteringschans, in dem einer der Kellner jeden Abend gegen zehn »O sole mio« anstimmte: »Willst du Kinder?« Es war das erste Mal, daß er diese Frage gestellt hatte; zwar hatte es zuvor schon ein paar Freundinnen gegeben, die das Thema angeschnitten hatten, aber er hatte nie gewollt, mit keiner von ihnen. Als die Frage aller Fragen einmal heraus war, erkannte er, daß sich sein Leben verändert hatte - wie auch immer die Antwort lauten würde. Wenn Manou ihn nun anschaute, würde sie sehen, wie glücklich ihn die Erinnerung an diesen Abend machte.

Er folgte ihrem Blick. Sie fuhren an einem Fußballplatz entlang, auf dem dunkle Pfützen standen, er erkannte die Gegend nicht. Mit Martine war er mit dem Rad durch eine ausgedehnte Dünenlandschaft gefahren, über einen mit Muscheln übersäten Weg, der kein Ende nahm. Er hatte genauso ausgesehen wie eine dieser langen, schmutzigweißen elastischen Binden, die er während der Sprechstunde vom Knie eines seiner Patienten abwickelte. Bergauf, bergab, und sie hatten damals auch noch Gegenwind gehabt. Aber jetzt fuhren sie durch einen Wald. Bis auf ein paar Radfahrer kam ihnen niemand entgegen, nicht ein einziges Mal wurde gehupt, und da die Reifen auf dem Asphalt kaum ein Geräusch verursachten, war es eine unwirkliche, stille Fahrt, als würden sie über eine Wolkendecke fahren.

Der Bus wurde langsamer, der Fahrer schaute in den Rückspiegel und erkundigte sich über Mikrofon, ob jemand an der Haltestelle aussteigen wolle. Stortemelk-Milchsturz, den Namen hätte ich bestimmt...
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Autor

Die niederländische Autorin Vonne van der Meer, geboren 1952, veröffentlichte mehrere Romane: "Inselgäste", "Die letzte Fähre", "Abschied von der Insel", "Was du nicht willst" und "Inselliebe". In den Niederlanden ist jedes ihrer Bücher ein großer Erfolg, auch hierzulande avancierten sie zu geheimen Bestsellern.

Mehr Informationen zur Autorin unter www.vonnevandermeer.nl.