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Die Rabenringe - Odinskind (Bd. 1)

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
656 Seiten
Deutsch
Arctis Verlagerschienen am20.07.20181. Auflage
Hirka ist in Ymsland aufgewachsen. Mit fünfzehn findet sie heraus, dass sie ein Odinskind ist - ein schwanzloses Wesen aus einer anderen Welt. Von nun an ändert sich alles: Sie weiß weder, wer sie ist, noch, wohin sie gehört. Sie weiß nur, dass ihr Leben auf dem Spiel steht. Aber das ist nur der Anfang, denn Hirka ist nicht die einzige Fremde, die es durch die Steintore nach Ym verschlagen hat ... ODINSKIND ist der furiose Auftakt der RABENRINGE-Trilogie, das große nordische Epos über eine Welt voller Vorurteile, Machtkämpfe und Liebe.

Siri Pettersen, geboren 1971, wurde 2013 mit dem Erscheinen des ersten Bands der RABENRINGE-Trilogie schlagartig bekannt. Sie eroberte auch mit den beiden Folgebänden die Bestsellerlisten und wurde mehrfach ausgezeichnet. Die gelernte Designerin lebt heute in Oslo.
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Verfügbare Formate
BuchGebunden
EUR20,00
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR14,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR12,99

Produkt

KlappentextHirka ist in Ymsland aufgewachsen. Mit fünfzehn findet sie heraus, dass sie ein Odinskind ist - ein schwanzloses Wesen aus einer anderen Welt. Von nun an ändert sich alles: Sie weiß weder, wer sie ist, noch, wohin sie gehört. Sie weiß nur, dass ihr Leben auf dem Spiel steht. Aber das ist nur der Anfang, denn Hirka ist nicht die einzige Fremde, die es durch die Steintore nach Ym verschlagen hat ... ODINSKIND ist der furiose Auftakt der RABENRINGE-Trilogie, das große nordische Epos über eine Welt voller Vorurteile, Machtkämpfe und Liebe.

Siri Pettersen, geboren 1971, wurde 2013 mit dem Erscheinen des ersten Bands der RABENRINGE-Trilogie schlagartig bekannt. Sie eroberte auch mit den beiden Folgebänden die Bestsellerlisten und wurde mehrfach ausgezeichnet. Die gelernte Designerin lebt heute in Oslo.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783038801139
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2018
Erscheinungsdatum20.07.2018
Auflage1. Auflage
Seiten656 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse2368 Kbytes
Artikel-Nr.3617614
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe
Rime ist zurück

Die umgestürzte Tanne lag wie eine halb verrottete Brücke über der Alldjup-Schlucht. Die Rinde war aufgesprungen und blätterte in großen Stücken ab, sodass der Stamm mit jedem Jahr nackter wurde. Etwa zwanzig Schritte waren es hinüber auf die andere Seite. Eine Abkürzung für mutige Eichhörnchen. Aber nichts, woran sich Leute versuchen sollten.

Hirka widersetzte sich ihrem Bauchgefühl und machte einen weiteren Schritt. Der Stamm ächzte unter ihren Füßen. Er hatte wohl kaum je zuvor das Gewicht von Leuten gespürt und er roch verdächtig morsch. Sie ertappte sich dabei, dass sie etwas Nettes über ihn dachte, als könnte ihn das daran hindern, sie hinunter in die klaffende Wunde des Abgrunds zu werfen. Sie würde auf den Steinen im Streitwasserfluss zerschellen, der ungerührt tief unter ihr dahinfloss.

Ich habe keine Angst.

Sie hob den Blick. Vor ihr, mitten auf dem Stamm, saß Vetle und winselte wie ein Hund. Er war fünfzehn Winter alt, so wie Hirka, aber im Kopf war er wie ein kleines Kind. Ein blauäugiger Junge, der nie älter wurde, obwohl sein Körper wuchs. Vetle vertraute den Leuten zu sehr, aber vor allem anderen hatte er Angst. Also wie zum Draumheim hatten sie es geschafft, ihn so weit hinaus auf den Stamm zu locken?

Schlangenbrut! Mochten die Blinden sie fressen!

Die Schwachköpfe, die dafür verantwortlich waren, saßen auf sicherem Grund am Waldrand. Sie spürte ihre Blicke im Rücken brennen. Die Bande konnte es kaum abwarten zu sehen, wie sie abstürzte. Hirka hatte nicht vor, ihnen diesen Gefallen zu tun. Aber sie hatte vor, sich an den Fingerknöcheln die Abdrücke von Zähnen zu holen, wenn das hier zu Ende war. Kolgrim würde bis zum Herbst nur noch Suppe essen können. Sie ballte die Fäuste. Ihre Handflächen waren verschwitzt.

Vetle schaukelte zwischen den Schluchzern beunruhigend hin und her. Hirka machte ein paar entschlossene Schritte vorwärts. Ein Aststumpf brach unter ihrem Fuß und sie zuckte zusammen. Die Arme ruderten, als führten sie ein Eigenleben und verstünden, dass sie Hilfe brauchte, bevor es ihr selbst klar wurde. Sie fand ihr Gleichgewicht wieder. Der Puls schlug ihr wie ein Hammer im Hals. Die Knie zitterten.

»Kriegst du Schiss, Schwanzlos?«

Kolgrims Ruf folgte ein vorhersehbarer Chor aus schallendem Gelächter. Das Echo hallte von den Felswänden der Alldjup-Schlucht wider. Schwanzlos! Schwanzlos! Schwanzlos!

Hirka drückte den Rücken durch. Sie durfte sich nicht provozieren lassen. Noch nicht.

Vetle stand Todesängste aus. Er weinte laut, wie er da in einem Gewirr aus nackten Ästen saß, die schon lange alle Nadeln verloren hatten. Sein Gesicht hatte er hinter seinem Arm versteckt, als ob das half, nichts zu sehen. Seine Hand umklammerte ein kleines Holzpferd.

»Vetle, ich bin´s, Hirka. Schau mich an!«

Das Weinen verstummte. Er lugte hinter dem Arm hervor. Ein Lächeln breitete sich auf dem rotfleckigen Gesicht aus. Hirka war sofort klar, dass sie einen großen Fehler begangen hatte. Vetle sprang auf und stürmte mit ausgebreiteten Armen auf sie zu.

»Vetle! Warte!«

Aber es war zu spät. Er warf sich ihr entgegen und sie verlor den Halt. Hirka drehte sich im Fallen und schlang die Arme um den Stamm. Vetle landete schwer auf ihrem Rücken und presste ihr sämtliche Luft aus der Lunge. Das Holzpferd in seiner Hand scheuerte an ihrer Wange. Der Baumstamm gab mehrmals ein schreckliches Knacken von sich.

Ein Schwarm Krähen flog aus den Tannenwipfeln auf und verzog sich krächzend in den Wald. Vereinzelte Rufe verrieten, dass Kolgrim und die anderen Bengel es eilig hatten, wegzukommen. Alles und alle verließen den Ort des Geschehens, als sei ihnen klar geworden, dass das hier direkt ins Draumheim führen würde. Hirka schrie vor Zorn.

»Du bist ein Schwächling, Kolgrim! Hörst du?!«

Ihr kam der Gedanke, dass niemand erzählen würde, was geschehen war. Sie und Vetle würden einfach spurlos aus dem Dorf verschwinden.

»Ein toter Schwächling!«, fügte sie hinzu und hoffte, dass sie Gelegenheit haben würde, ihre Drohung in die Tat umzusetzen.

Hirka spürte, wie sich ihr der Magen zusammenzog. Der Stamm gab langsam nach. Die Krone war abgebrochen und die Tanne schrammte die gegenüberliegende Felswand entlang abwärts. Die Neigung wurde immer steiler.

Willst du leben oder sterben?

»Lauf, Vetle! Jetzt!«

Wie durch ein Wunder erkannte Vetle den Ernst der Lage und zog sich an ihr hoch. Schonungslos drückte er sein Knie zwischen ihre Schulterblätter, aber es gelang ihm, über sie zu klettern und auf den Stamm zu springen. Hirka klammerte sich fest. Sie kniff die Augen zusammen und wartete auf den Knall, der kommen musste. Wurzeln wurden aus der Erde gerissen und zersprangen wie Bogensehnen. Erde und Gestein prasselten auf sie nieder. Dann wurde es wieder still, genauso plötzlich, wie es begonnen hatte.

Sie öffnete die Augen. Erst das eine, um nachzusehen, ob es sich lohnte, auch das andere aufzumachen. Die Wurzeln hatten gehalten. Sie baumelte vor der Felswand. Vetle rief von oben.

»Jomar!«

Sein Holzpferd segelte an ihr vorbei in die Tiefe. Es beendete seine Tage mit einem traurigen Platschen im Streitwasser. Aber Vetle hatte wieder festen Boden unter den Füßen. Er hatte es auf den Rand der Schlucht geschafft. Das Wunder des Sehers, dachte Hirka in einem seltenen Anflug von Frömmigkeit.

Sie guckte vorsichtig nach oben. Die Wurzel hing wie das klaffende Maul eines Trolls ein Stück über ihr. Unmöglich, daran vorbeizukommen. Blut lief ihr von der einen Hand den Arm hinab. Sie musste schnell handeln - bevor sie die Schmerzen spürte.

Sie griff zum Taschenmesser, rammte es in den Baum und zog sich hoch, bis sie die Wurzel erreichte. Trockene Erde rieselte ihr ins Gesicht. Sie schüttelte den Kopf und versuchte, sie fortzublinzeln. Sie hörte sich selbst lachen.

Schlimmer kann es wenigstens nicht mehr werden.

Sie schlang die Schenkel um den Baumstamm und steckte das Messer wieder weg. Dann streckte sie sich und tastete die Oberseite der Wurzel ab. Sie musste irgendetwas finden, woran sie sich festhalten konnte.

Eine starke Hand packte ihren Arm.

»Eine Kerbe für mich, wenn ich dich hochziehe?«

Hirka hätte fast den Halt verloren. Träumte sie? Diese Stimme ... Diese Stimme kannte sie! Oder hatte sie sich so sehr den Kopf gestoßen, dass sie sich das nur einbildete?

Eine Kerbe für mich? Es konnte niemand anderes sein.

Rime ist zurück!

Zwar hatte sie seine Stimme drei Sommer lang nicht gehört und sie war tiefer, als sie sie in Erinnerung hatte, aber er war es. Daran gab es keinen Zweifel. Hirka antwortete nicht sofort. Es konnte ja gut sein, dass sie fantasierte. Das geschah gar nicht so selten, sagten die Leute. Aber die Leute sagten viel Seltsames über sie.

Was zum Draumheim machte er hier?

Rimes Griff war warm und fest um ihre Hand. Widerwillig merkte sie, dass sie schon viel ihres Gewichts an ihn abgegeben hatte.

»Hast du dich entschieden?«, kam es kühl vom oberen Rand.

»Ich brauche keine Hilfe!«, antwortete sie.

»Du glaubst also immer noch, du kannst fliegen? Oder hast du eine andere Strategie, wie du daran vorbeikommst?«

Sie hörte, wie er gegen die Wurzel trat, und mehr Erde rieselte ihr ins Gesicht. Sie wandte sich ab und spuckte schwarze Bröckchen aus. Er glaubte wohl, er habe gewonnen. Der verwöhnte Verräter! Da hatte sie ihr Leben riskiert, um Vetle zu retten, und dann kam er angerauscht, um Kerben einzuheimsen, und das auch noch in einer Notlage. Das war unglaublich kindisch. Widerlich! Aber er erinnerte sich ...

Hirka biss sich auf die Unterlippe, um ein Lächeln zu unterdrücken, obwohl niemand sie sehen konnte, wie sie dort hing. Die Schultern brannten. Ihr ging es gegen den Strich, es zuzugeben, aber ohne Hilfe würde sie auf keinen Fall hinaufkommen.

»Ich hätte das problemlos geschafft, wenn du nicht meine Zeit verschwendet hättest. Du kannst eine halbe kriegen.«

Er lachte ein tiefes und heiseres Lachen, das eine Flut an Erinnerungen an eine Zeit auslöste, als alles einfacher gewesen war. Ihr schnürte sich unwillkürlich die Kehle zu.

»Du versuchst immer die Regeln zu ändern, während du spielst. Eine Kerbe oder nichts«, sagte Rime.

»Also gut.« Sie musste die Worte hervorpressen. »Eine Kerbe für dich, wenn du mich hochziehst.«

Kaum hatte sie das gesagt, wurde sie auch schon vom Baumstamm weggerissen. Einen Augenblick lang hing sie hilflos über dem Rand des Abgrunds, dann wurde sie hochgehoben und auf festem Boden abgesetzt. Rime ließ sie los und sie machte ein paar prüfende Schritte, als wolle sie sich vergewissern, dass sie immer noch auf beiden Beinen stehen konnte. Das ging besser, als sie befürchtet hatte.

Vetle saß wie ein leerer Sack auf dem Boden und zupfte abwesend an einem Riss in seinem Hemdsärmel. Rime stand vor ihr, als sei er nie fort gewesen.

»Wo tut dir was weh?«, fragte er.

Er war derselbe wie früher. Stürzte sich immer ohne Umschweife auf den wundesten Punkt. Wie ein Raubtier, das beweisen musste, wer der Stärkste war, wer am meisten aushielt.

»Mir tut nichts weh«, antwortete sie und versteckte ihre Hand hinter dem Rücken. Sie sah vermutlich zerfleischt aus.

Rime stellte Vetle wieder auf die Füße. Der Junge schniefte. Sein Schwanz hing schlaff auf den Boden. Hirka beobachtete Rime verstohlen, während seine Hände auf der Suche nach Verletzungen über Vetles Nacken und Gelenke glitten.

Sein Haar war länger, als sie es in Erinnerung hatte, aber noch genauso schneeweiß. Es reichte über die Schulterblätter und...
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