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West of Liberty

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
320 Seiten
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am04.03.2019
Ein Agent, der nichts mehr zu verlieren hat. Politische Feinde, denen keiner entkommt ...
Ludwig Licht nimmt aus purer Geldnot immer wieder Aufträge des amerikanischen Geheimdienstes an. Diesmal soll der ehemalige Doppelagent eine Frau überwachen, die als Anwältin der Whistleblower-Organisation Hydraleaks arbeitet. Die schöne, aber unberechenbare Frau ist ihm alles andere als geheuer. Was führt sie im Schilde? Und wie viel weiß sie über Lucien Gell, den umstrittenen Gründer von Hydraleaks, der in Deutschland untergetaucht ist und nach dem flächendeckend gefahndet wird?
Ein packender Spionage-Thriller und der großartige Auftakt einer internationalen Serie. Auch in den drei weiteren Bänden »South of Hell«, »North of Paradise« und »East of Inferno« muss Ludwig Licht gegen gefährliche politische Drahtzieher und brisante Machenschaften kämpfen - seine Aufträge führen ihn zu einem schmutzigen Wahlkampf nach Pennsylvania, in eine neue Kuba-Krise nach Miami und in die finsteren Regionen Georgiens.
»Thomas Engström entwickelt den klassischen Agententhriller genial weiter: Sein Stil ist rasant, die Spannung gigantisch und sein Humor absolut erfrischend!« Arne Dahl

Thomas Engström, geboren 1975 in Schweden, ist Jurist und arbeitet als Journalist, Übersetzer und Autor. Seine vierbändige preisgekrönte Agentenserie ist in zahlreichen Ländern erschienen.
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Produkt

KlappentextEin Agent, der nichts mehr zu verlieren hat. Politische Feinde, denen keiner entkommt ...
Ludwig Licht nimmt aus purer Geldnot immer wieder Aufträge des amerikanischen Geheimdienstes an. Diesmal soll der ehemalige Doppelagent eine Frau überwachen, die als Anwältin der Whistleblower-Organisation Hydraleaks arbeitet. Die schöne, aber unberechenbare Frau ist ihm alles andere als geheuer. Was führt sie im Schilde? Und wie viel weiß sie über Lucien Gell, den umstrittenen Gründer von Hydraleaks, der in Deutschland untergetaucht ist und nach dem flächendeckend gefahndet wird?
Ein packender Spionage-Thriller und der großartige Auftakt einer internationalen Serie. Auch in den drei weiteren Bänden »South of Hell«, »North of Paradise« und »East of Inferno« muss Ludwig Licht gegen gefährliche politische Drahtzieher und brisante Machenschaften kämpfen - seine Aufträge führen ihn zu einem schmutzigen Wahlkampf nach Pennsylvania, in eine neue Kuba-Krise nach Miami und in die finsteren Regionen Georgiens.
»Thomas Engström entwickelt den klassischen Agententhriller genial weiter: Sein Stil ist rasant, die Spannung gigantisch und sein Humor absolut erfrischend!« Arne Dahl

Thomas Engström, geboren 1975 in Schweden, ist Jurist und arbeitet als Journalist, Übersetzer und Autor. Seine vierbändige preisgekrönte Agentenserie ist in zahlreichen Ländern erschienen.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641183301
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2019
Erscheinungsdatum04.03.2019
Reihen-Nr.1
Seiten320 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1778 Kbytes
Artikel-Nr.4024446
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


Marrakesch

Marrakesch-Tensift-Al Haouz

Marokko

So., 10. Juli 2011

[11:05 WEZ]

In Nordafrika gab es durchaus mutige westliche Diplomaten, doch leider gehörte der amerikanische Generalkonsul in Marokko nicht dazu. Liebend gerne hätte er diesen Vormittag auf andere Weise verbracht.

Die Königlich Marokkanische Gendarmerie hatte mehrere Straßen in der Medina von Marrakesch abgesperrt. Vor der Ben-Youssef-Moschee kam der Verkehr zum Stillstand, aber wie vereinbart erwarteten ein paar Polizisten den Konsul und bahnten ihm den Weg zum Tatort. Erwachsene Männer, die nicht rechtzeitig auswichen, wurden beiseitegeschoben, und Jungen mit Hosentaschen voller Touristengeld erhielten Tritte und Schläge. Nur Packesel und die verschleierten Bettlerinnen aus den Bergen blieben von der Rücksichtslosigkeit der Ordnungsmacht verschont. Die Straßen wurden immer schmaler, aber nachdem sie die inneren Absperrungen passiert hatten, gab es keine Zivilisten mehr.

Am Tatort standen etwa zehn uniformierte Polizisten und schwitzten, denn die Temperatur war bereits auf 36 Grad geklettert. Die Männer verstummten, als der amerikanische Konsul erschien. Einer von ihnen hielt vor dem Eingang des Lokals Wache. Er trug die überdimensionierten Achselstücke eines Hauptmanns, eine marineblaue Uniform, klinisch weiße Handschuhe und Biesen. Ein fünfeckiges Schild in Gelb und Zimtbraun mit dem Wort »Barbier« auf Arabisch und Französisch hing an funkelnd-sauberen Ketten direkt über dem kurzen, glänzenden Haar des Marokkaners.

»Willkommen, Monsieur«, sagte der Hauptmann und gab dem Konsul rasch die Hand. »Sie möchten vielleicht gleich hineingehen und sich einen Überblick verschaffen?«

»Mir ist nicht so ganz klar, was eigentlich geschehen ist.«

»Drei Ihrer Landsleute wurden ermordet.«

»Waren es nicht vier?«, wandte der Konsul ein. »Ihr Kollege am Telefon hat gemeint ...«

Der Hauptmann nickte geduldig. »Drei von Ihren Leuten plus ein Marokkaner. Wir haben ihn eben erst gefunden. Offenbar der Barbier. Da hinten.« Er deutete auf eine eingestürzte Mauer, hinter der ein Baugrundstück vor sich hin dämmerte. Auf Glasscherben, Armierungseisen und Müll thronte ein ausgedienter Zementmischer. Neben der rostigen Maschine hatte man eine große türkisfarbene Plane ausgebreitet.

»Und alles da drin ist unberührt?«, fragte der Konsul und hob den Blick von der Plastikfolie, die vor dem Barbiersalon hing.

»Wir haben nur die Fingerabdrücke abgenommen.«

Der Amerikaner nickte. Jetzt war also der Zeitpunkt gekommen.

Zu seinem Entsetzen begleitete ihn niemand in den Salon.

Als Erstes fiel ihm der Gesichtsausdruck des Toten auf dem Stuhl auf. Eher Verwirrung als Schrecken: Als hätte ihm jemand in letzter Sekunde noch eine unfassbare Lüge aufgetischt. Der Konsul verschwendete einen großen Teil der ihm zur Verfügung stehenden Tagesenergie darauf, in eine andere Richtung zu schauen. Er senkte den Blick, doch auf dem Boden war alles voller Blut.

Direkt neben den Lachen auf den Schachbrettfliesen waren diffuse Fußspuren zu erkennen. Auf den Spiegeln hatten sich wilde Tropfenmuster von geronnenem Blut gebildet. Der Amerikaner putzte seine Brille. Er musste selbstsicher und gefasst auftreten, denn er war von draußen durch die Glasscheiben der dünnen, gelb gestrichenen Aluminiumtür zu sehen. Ein kleiner Fernseher hing an der Wand. France 24 zeigte Bilder von europäischen Düsenjägern über Benghazi, Tripolis, Misrata und vom Bodenpersonal in italienischen Luftwaffenstützpunkten. Der Ton war ausgeschaltet.

Die Wirkung der Neonröhren, der lila gekachelten Wände und der Klimaanlage hatte eine ernüchternde Wirkung im Vergleich zu dem warmen rötlichen Nebel da draußen. Drei Leichen, eine auf dem Friseurstuhl, zwei bäuchlings auf dem Boden. Alles Männer Anfang dreißig. Keiner gehörte hierher, weder zu Lebzeiten noch jetzt. Niemals.

Der athletische Mann auf dem Stuhl trug ein weißes Unterhemd, Khakishorts und ein Silberkettchen um den Hals. Um nicht in eine Blutlache zu treten, musste sich der Konsul auf die Zehenspitzen stellen, während er sich vorbeugte. Eine Hundemarke. Leutnant des US-Marine-Corps. Die Hosentaschen waren leer. Pass und Brieftasche fehlten. Eine Tätowierung verlief von der rechten Schulter bis weit auf den Arm hinaus: Zuoberst stand »USMC«, darunter ein Adler mit Handgranaten in den Klauen und ganz unten die Worte: »SEMPER FI, MOTHERFUCKER.« Einiges an Bargeld, aber keine außergewöhnliche Summe.

Die beiden anderen sahen wie Zivilisten aus. Der eine trug Jeans und ein verwaschenes T-Shirt mit dem fragmentarischen Rückenaufdruck: »Information Wants to ...« Der andere war ähnlich gekleidet, nur blutverschmierter. Keine Brieftaschen. Einer der Männer trug Bart. Zwei blutbefleckte amerikanische Pässe lagen neben einer Schale Rasierschaum auf einem Rolltischchen, die Papiere der Ermordeten.

Alle drei waren von je zwei Kopfschüssen getroffen worden. Das war kein normaler Raubmord, sondern eine Hinrichtung. Möglicherweise ein Terroranschlag.

Der Konsul sann eine Weile nach. Hatte er etwas übersehen? Einige Minuten verstrichen. Die Leichen rochen kaum, zumindest war der Geruch noch nicht stärker als der Parfümduft in dem kühlen und recht sauberen Salon. Er hatte schon Schlimmeres erlebt. Oder eigentlich nicht. Aber es war ihm dabei schon schlimmer ergangen.

Diese Sache lag weit außerhalb seiner Zuständigkeit. Das Konsulat beschäftigte sich in der Regel mit verloren gegangenen Pässen. Die seltenen Todesfälle pflegten sich auf Rentner und Junkies zu beschränken. Und hier bestand außerdem noch eine Verbindung zur Army. Welch ein Glück. Dem Konsul blieb es also erspart, die Angehörigen zu verständigen und sich den Kopf darüber zu zerbrechen, wie die Ermittlung mit den amerikanischen Behörden zu koordinieren war. Er musste sich nicht um die Überführung der Toten in die USA kümmern, sondern konnte die Angelegenheit einfach weiterreichen. Plötzlich ließ sich die Bitterkeit über diverse vorenthaltene Beförderungen viel besser verkraften.

Die Hitze vor dem Salon war noch unerträglicher geworden. Der Polizeihauptmann hatte sich mit dem Rücken zur Tür postiert und drückte jetzt seine Zigarette aus. Marquise, wie dem Konsul auffiel. Eine hübsche grüne Schachtel, die an die koloniale Einrichtung des einige Kilometer entfernten Café de la Poste erinnerte. Der Duft des Rauchs erinnerte an Zigarillos.

Der Konsul führte den Hauptmann hinter einen Lastkarren mit Plastikverdeck und gestohlenen Reifen.

»Ich wüsste es zu schätzen«, sagte er gefasst, »wenn die Presse nichts erführe, zumindest bis auf Weiteres ...«

»Bis auf Weiteres sind keine Journalisten hier«, erwiderte der Hauptmann. Sein Tonfall klang unverbindlich.

War eine Bestechung angezeigt?

Der Konsul schaute eine Sekunde zu lang auf die weißen Handschuhe des Mannes und auf sein blank poliertes, schwarzes Pistolenholster. »Schlimme Sache«, murmelte er und nickte zum Salon hinüber.

»Eine wirklich große Tragödie«, erwiderte der Hauptmann langsam. »Mein herzliches Beileid. Ganz Marokko trauert.«

»Danke.«

Bestechung überflüssig.

»Machen Sie sich keine Sorgen, Monsieur. Niemand will etwas über ermordete Ausländer hören. Ein sehr ungewöhnliches Ereignis, kein Grund also, die Öffentlichkeit in Angst und Schrecken zu versetzen.« Er lächelte schwach. »Schließlich sind wir hier nicht in Algerien.«

Der Konsul erlaubte sich, das Lächeln zu erwidern, obwohl es gegen die Regeln der Diplomatie verstieß, überhaupt zu reagieren, wenn jemand schlecht über ein drittes Land sprach. »Dann sind wir uns ja einig.«

Der Hauptmann warf einen Blick auf seine Uhr, eine Breitling-Kopie.

»Nochmals vielen Dank«, beendete der Konsul das Gespräch.

Der Hauptmann salutierte. Der Konsul nickte und lächelte verlegen, wie viele Zivilisten es tun, wenn Uniformierte ihnen Respekt zollen.

Jenseits der Absperrung herrschte immer noch Chaos. Die Mopeds: Magere rotznäsige Jungen und korpulente Frauen in Niqabs wetteiferten darum, möglichst schnell jemanden umzufahren. Die Wagen: überladen, schief und von den alten Männern schneller gezogen als von den Eseln. Die Autos: unmöglich. Dieses Mal gab es keine Polizeieskorte. Aber nachdem er das Schlimmste hinter sich gelassen hatte, gelangte der Konsul rasch zu dem Tor, das aus dem Stadtteil herausführte. Acht Jahre auf demselben Posten hatten ihn gelehrt, die örtliche Bevölkerung zu meiden. Und das war nur eine Frage der Ausstrahlung.

Durch die Stadtmauer hinaus. An der Route des Remparts erwartete ihn der Fahrer im konsulatseigenen weißen, staubigen Lincoln Navigator. Wegen der Klimaanlage stand er mit laufendem Motor da. Zurück nach Casablanca waren es dank der neu gebauten, segensreichen Autobahn knapp zwei Stunden. Genügend Zeit, um das Gespräch mit dem Botschafter in Rabat vorzubereiten. Die Fahrt war nötig, da das Konsulat in Marrakesch über keine sichere Telefonleitung verfügte.

Einer Sache war sich der amerikanische Generalkonsul jedenfalls sicher: Er würde nie erfahren, was in der Barbierstube wirklich wie und warum geschehen war und wer dahintersteckte. Er würde nicht einmal in Worte fassen müssen, worin das Rätsel eigentlich bestand. Einblick würde nur ganz wenigen gewährt werden. Einer Handvoll Übermenschen, die Vertrauen genossen und ihr Leben in einem Schattenreich verbrachten, das sie sich selbst geschaffen hatten. Sie befanden sich jenseits einer Grenze, die er nur erahnen konnte. Diese Erkenntnis war so tröstlich, dass der Konsul auf halbem Weg an die Küste während einer Unterhaltung mit dem Fahrer wegnickte und in einen entspannten Schlaf...

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Autor

Thomas Engström, 1975 geboren, ist Jurist und arbeitet seit vielen Jahren als Journalist, Übersetzer und Autor. »West of Liberty«, der erste Band seiner viel beachteten 4-teiligen Ludwig-Licht-Serie, erhielt den Schwedischen Krimipreis in der Kategorie »Krimidebüt«; der zweite Band »South of Hell« erhielt ebenfalls den Schwedischen Krimipreis. Zu der Serie gibt es eine spektakuläre ZDF-Verfilmung Wotan Wilke Möhring als Ludwig Licht.