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East of Inferno

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
384 Seiten
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am01.02.2020
Ein Agent, der nichts mehr zu verlieren hat. Politische Feinde, denen keiner entkommt ...
Ludwig Licht arbeitet für einen privaten Sicherheitsdienst in Tiflis, Georgien. Seine Kontakte zum amerikanischen Geheimdienst sorgen dafür, dass er in kürzester Zeit zwischen alle politischen, nationalen und auch religiösen Fronten gerät. Als eine Serie von Terroranschlägen das ganze Land in Panik versetzt, lassen Bekennerschreiben vom IS nicht lange auf sich warten. Doch Ludwig Licht ahnt, dass die wahren Strippenzieher ganz woanders sitzen. In den finsteren Bergregionen des Kaukasus steht ihm sein letzter und härtester Kampf bevor.
In dem großen Finale der preisgekrönten Agentenserie muss sich Ludwig Licht seinem größten Feind aus Stasi-Zeiten stellen.
»Thomas Engström entwickelt den klassischen Agententhriller genial weiter: Sein Stil ist rasant, die Spannung gigantisch und sein Humor absolut erfrischend!« Arne Dahl

Thomas Engström, geboren 1975 in Schweden, ist Jurist und arbeitet als Journalist, Übersetzer und Autor. Seine vierbändige preisgekrönte Agentenserie ist in zahlreichen Ländern erschienen.
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Produkt

KlappentextEin Agent, der nichts mehr zu verlieren hat. Politische Feinde, denen keiner entkommt ...
Ludwig Licht arbeitet für einen privaten Sicherheitsdienst in Tiflis, Georgien. Seine Kontakte zum amerikanischen Geheimdienst sorgen dafür, dass er in kürzester Zeit zwischen alle politischen, nationalen und auch religiösen Fronten gerät. Als eine Serie von Terroranschlägen das ganze Land in Panik versetzt, lassen Bekennerschreiben vom IS nicht lange auf sich warten. Doch Ludwig Licht ahnt, dass die wahren Strippenzieher ganz woanders sitzen. In den finsteren Bergregionen des Kaukasus steht ihm sein letzter und härtester Kampf bevor.
In dem großen Finale der preisgekrönten Agentenserie muss sich Ludwig Licht seinem größten Feind aus Stasi-Zeiten stellen.
»Thomas Engström entwickelt den klassischen Agententhriller genial weiter: Sein Stil ist rasant, die Spannung gigantisch und sein Humor absolut erfrischend!« Arne Dahl

Thomas Engström, geboren 1975 in Schweden, ist Jurist und arbeitet als Journalist, Übersetzer und Autor. Seine vierbändige preisgekrönte Agentenserie ist in zahlreichen Ländern erschienen.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641183332
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2020
Erscheinungsdatum01.02.2020
Reihen-Nr.4
Seiten384 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1862 Kbytes
Artikel-Nr.4809286
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Rustaweli-Boulevard
Tiflis, Georgien
Fr., 1. Juli 2016
[7:20 MEZ+4]

Tiflis war dafür wie geschaffen.

Die Wellblechdächer schüttelten den nächtlichen Regen ab. Im Osten stieg die Sonne zentimeterweise in einen sich zusehends aufhellenden türkisfarbenen Horizont über den Bergkämmen.

Zeit für die schlagartig erwachten Hähne in den Gärten Tausender kleiner Häuser, die sich an den Steilhängen festklammerten, zu krähen. Zeit für die hungrigsten Taxifahrer dieses Tages auf den Prachtstraßen beidseits des Flusses, zwischen Wolkenkratzern und Hotels zu hupen.

Einer von ihnen befand sich gerade vor dem Marriott Hotel am Rustaweli-Boulevard. Er war größer und blonder als seine Kollegen und saß in einem schwarzen BMW X5. Das Lederpolster knarrte unter seinem khakifarbenen Trenchcoat, während er sich zurechtsetzte, ein paar Brotkrümel aus dem Bart klaubte und die zusammengeknüllte Serviette unter den Sitz warf. Er zog einen Flachmann aus der Manteltasche und trank ein paar Schlucke. Das Funkgerät knisterte.

»Sind Sie vor Ort?«

Der Amerikaner, der diese Frage stellte, klang nicht neugierig und eigentlich auch nicht ungeduldig. Er hielt sich nur an seine Vorschriften.

Ludwig Licht betrachtete den einstweilen noch spärlichen Verkehr auf der Prachtstraße der georgischen Hauptstadt. Er drückte die Sendetaste, räusperte sich und murmelte: »Schwer zu sagen.«

»Wieso?«

»Weil jemand«, antwortete Ludwig bedächtig, »diese verdammte Operation in der Annahme zusammengeschustert hat, dass Google Maps und die Wirklichkeit in diesem Teil der Welt irgendetwas miteinander zu tun hätten. Regionale GPS-Karten wären schlauer gewesen. Die Leute müssen einfach mal das Alphabet lernen. Sogar ich hab´s geschafft, und Ihre Leute sind ja ein gutes Stück jünger. So schwer kann das doch wirklich nicht sein!«

»Verstanden«, entgegnete Almond.

Jack Almond, ehemaliger Berliner CIA-Chef und jetziger Chef der EXPLCO-Niederlassung in Tiflis, war offenbar nicht in Laune, sich Kommentare über sein Personal anzuhören. Trotzdem konnte sich Ludwig eine weitere Bemerkung nicht verkneifen:

»Es gibt schon so genug Unwägbarkeiten, und da sollte man sich zumindest ...«

»Ich habe verstanden«, wiederholte Almond.

Und damit basta. Aber die Zeit verstrich. Ludwig genehmigte sich noch einen Schluck und plauderte weiter.

»Also, erst schickt mich mein Handy den ganzen Weg bis zum Freiheitsplatz. Da ist auch ein Marriott. Manchmal frage ich mich, wie viele halb leere, gespenstische Hotels diese Stadt eigentlich braucht. Steckt Geldwäsche dahinter? Ich habe das sowieso nie kapiert, Geld ist doch nicht gratis, bloß weil man ... Moment, da kommt sie.«

»Sind Sie sich da ganz sicher?«

Die Frau, die aus der Drehtür trat und dabei auf ihr Handy schaute, war Anfang sechzig, breitschultrig und groß gewachsen, bestimmt eins achtzig. Sie trug ein schwarzes Kleid, das ihr bis zu den Knien reichte - das Einzige an ihrer Garderobe, was an die ortsübliche Kleidung erinnerte. Dazu hatte sie beigefarbene Militärwanderstiefel an und zog einen gelben, kompakten Rollkoffer hinter sich her. Ihr weißes Haar war zu einem Knoten zusammengefasst. Ihre schrägen, dunklen Brauen verliehen ihr das Aussehen eines Waldkauzes.

Pauline Hollister, ohne jeden Zweifel. Ludwig hatte Dutzende Fotos von ihr gesehen.

»Das ist sie«, sagte Ludwig. »Dann lege ich los. Ab jetzt herrscht Funkstille.«

Er startete den Motor und ließ die getönte Scheibe auf der Beifahrerseite nach unten gleiten.

»Ich bin dieses Wochenende als Vertretung eingesprungen«, rief er auf Russisch.

Die Frau warf einen flüchtigen Blick auf die übrigen rostigen und klapprigen Gefährte, alte elfenbeinweiße Ladas aus den siebziger Jahren und dunkelgrüne Opel, die sich in dem Land, in dem sie hergestellt worden waren, nicht einmal an eine Kiffer-WG verschenken ließen. Nein. Die Zeiten, als sie illegale Taxis benutzt hatte, waren endgültig vorbei. Ludwig hatte herausgefunden, dass sie ihren Privatchauffeur auf Monatsbasis bezahlte und daher keinen Grund hatte, sich auf andere Weise fortzubewegen. Sie nickte, öffnete die rechte Hintertür und nahm in dem BMW Platz.

»Meinetwegen«, sagte sie. »Und was ist mit Dato?« Für eine Amerikanerin sprach sie ganz passabel Russisch.

»Familiäre Probleme«, erklärte Ludwig, während er Richtung Norden fuhr.

»Ich dachte, er sei unverheiratet?«

»Genau das scheint das Problem zu sein. Wohin soll es heute gehen?«

»Zum Flughafen«, antwortete Pauline Hollister, »glaube ich.«

Ludwig wartete.

»Wissen Sie«, sagte sie auf Englisch. »Ich habe die Tendenz, mich in allerletzter Sekunde zu entscheiden.«

Typisch Amerikaner, dachte Ludwig. Immer müssen sie einen mit ihrer Persönlichkeit und ihren Überzeugungen vollschwafeln.

»Privatjet«, dachte die Amerikanerin laut nach. »Es besteht also kein Grund zur Eile. Sie warten. Aber ist das nicht die falsche Richtung?«

Ludwig blieb nichts anderes übrig, als ebenfalls die Sprache zu wechseln. Das war die große Schwäche des Plans: Mit seinem Aussehen und seinen lausigen Georgischkenntnissen konnte er keinen einheimischen Kollegen spielen. Die Sicherheitsfirma EXPLCO beschäftigte zwar einige Georgier, denen Almond aber nicht vertraute, also musste es so gehen.

»Alles dicht hier. Die Bullen sind um diese Tageszeit auf Zack, solange sie noch die Gelegenheit haben.« Er deutete auf einen der unzähligen dunkelgrauen Ford Interceptors, die die Polizei vermutlich im Zuge eines Entwicklungshilfe-Deals mit den USA an Land gezogen hatten. Die gedrungene, längliche Form und die aggressiven Stoßstangen erinnerten an Schwertwale.

»Nein«, fuhr Ludwig fort, »ich muss brav bis zur Philharmonie fahren. Erst dort kann ich wenden. Wie lange wohnen Sie schon in Georgien?«

»Wie bitte?«

»Wie lange haben Sie ...«

»Weiß nicht. Zwölf Jahre, glaube ich.«

»Herrliches Land«, fuhr Ludwig fort. »Und Tiflis. Was für eine Stadt! Haben Sie schon mal in den Schwefelquellen gebadet? Ganz unglaublich. Und wohin fliegen Sie?«

»Nach Armenien.«

»Aha. Ich dachte, dass Leute wie Sie hauptsächlich zwischen Tiflis und Europa hin- und herpendeln.«

Natürlich gehörte Georgien auch zu Europa - zumindest nach Auffassung der örtlichen Politiker. Bei der übrigen Bevölkerung war mit diesem Wort etwas anderes gemeint: Westen, Weltläufigkeit und unerreichbarer Reichtum. Eine Welt, in der die Leute in ihren Häusern auf elektrisch geheizten Steinfußböden herumliefen. In Europa lebten alle Menschen wie kleine Oligarchen - obwohl sie nicht so genannt wurden, sondern bewusste Konsumenten.

»Leute wie ich?«, murmelte Hollister.

»Ach, Sie wissen schon. Leute, die beispielsweise nach London reisen.«

»Waren Sie schon mal dort?«

»Nein.«

Das stimmte tatsächlich.

»Eine blöde Stadt. Voller Russen, Araber und Schwarzer.«

»Ich mag Araber«, erwiderte Ludwig fröhlich. »Und Schwarze auch. Ich liebe sie.«

Wenige Herzschläge später brach Hollister in raues Lachen aus.

»Ich will mich abseilen«, sagte sie dann fast ausgelassen.

»Wie bitte?«

»Ich will mich abseilen. Darum spielen Sie mir doch dieses Theater vor, oder? Sie wollen mich für sich gewinnen, nicht wahr? Ich weiß nicht, woher Sie kommen, ob Sie Skandinavier oder Holländer oder was auch immer sind. Aber eines ist klar. Sie sind kein verdammter Fahrer. Selten haben die Buchstaben CIA so hell geleuchtet.«

So erstaunt war Ludwig Licht schon lange nicht mehr gewesen.

»Abseilen ... wovon?«, fragte er schließlich.

»Gute Frage.«

Eine halbe Minute verging, vielleicht mehr.

»Interessant«, bemerkte Ludwig dann.

»Rufen Sie Ihre Vorgesetzten an und teilen Sie ihnen mit, dass ich gern die Seiten wechseln würde. Vielleicht hatten Sie ja andere Pläne für mich, aber so ist es besser. Ich könnte Ihnen nämlich einiges erzählen.«

»Ich komme nicht ganz mit«, meinte Ludwig versuchsweise.

»Rufen Sie Ihre Chefs an. Sonst nehme ich mir ein Taxi und marschiere direkt in die amerikanische Botschaft. Das wäre aber ziemlich indiskret.«

Nachdem er einige Sekunden an einer roten Ampel gezögert hatte, griff Ludwig zu seinem Funkgerät, drückte die Sendetaste und sagte:

»Die Situation hat sich verändert, ich wiederhole, veränderte Situation.«

»Wieso?«, fragte Almond sofort.

»Sie ist uns auf ihre alten Tage plötzlich wohlgesonnen.«

Fünf Sekunden verstrichen.

»Na dann«, murmelte Almond schließlich.

»Wie?«

»Bringen Sie sie vorbei.«

»Zu uns oder in die Botschaft?«

»Halten Sie die Botschaft bloß raus.«

Diese Aussage erinnerte Ludwig sehr an Almonds alten Lehrmeister GT. Ja, ja. Die Leute waren nur jung, solange sie davon profitierten.

»Verstanden.«

Die Fahrt ging weiter - allerdings in die andere Richtung.

»Sie haben sich gerade ganz schön viel Ärger erspart«, sagte Ludwig und warf der Frau einen kurzen Blick im Rückspiegel zu.

Ohne Vorwarnung warf sich ein kleiner gelber Marschrutka-Bus in den Verkehr. Ludwig musste mit einem...

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Thomas Engström, geboren 1975 in Schweden, ist Jurist und arbeitet als Journalist, Übersetzer und Autor. Seine vierbändige preisgekrönte Agentenserie ist in zahlreichen Ländern erschienen.