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Tante Poldi und die Schwarze Madonna

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
384 Seiten
Deutsch
Bastei Lübbeerschienen am29.03.20191. Aufl. 2019
Lecktsmiamarsch, Poldis Geburtstag steht vor der Tür! Blöderweise sieht es nicht so aus, als ob sie den überleben würde. Denn als in Rom eine junge Ordensschwester vom Dach des Apostolischen Palastes stürzt, gerät die Poldi unter Verdacht. Einziger Hinweis auf den Täter: die Schwarze Madonna. Und diesmal hat es die Poldi mit sehr gefährlichen Leuten zu tun. Als sich dann noch in Torre Archirafi auf einmal alle von ihr abwenden, reicht es der Poldi. Krachledern, mit Perücke und tüchtig Dings findet sie heraus, warum ihre Freundin, die Signora Cocuzza, immer so traurig ist, und gerät mit dem Commissario ihres Herzens voll ins Visier der Mörder.mehr
Verfügbare Formate
HörbuchCompact Disc
EUR16,00
E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextLecktsmiamarsch, Poldis Geburtstag steht vor der Tür! Blöderweise sieht es nicht so aus, als ob sie den überleben würde. Denn als in Rom eine junge Ordensschwester vom Dach des Apostolischen Palastes stürzt, gerät die Poldi unter Verdacht. Einziger Hinweis auf den Täter: die Schwarze Madonna. Und diesmal hat es die Poldi mit sehr gefährlichen Leuten zu tun. Als sich dann noch in Torre Archirafi auf einmal alle von ihr abwenden, reicht es der Poldi. Krachledern, mit Perücke und tüchtig Dings findet sie heraus, warum ihre Freundin, die Signora Cocuzza, immer so traurig ist, und gerät mit dem Commissario ihres Herzens voll ins Visier der Mörder.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783732572038
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatFormat mit automatischem Seitenumbruch (reflowable)
Erscheinungsjahr2019
Erscheinungsdatum29.03.2019
Auflage1. Aufl. 2019
Reihen-Nr.4
Seiten384 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.4026046
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

2. Kapitel

Erzählt von Respekt, heißen Blicken, dem Hohelied, Improvisation und Pin-ups. Die Poldi zofft sich mit dem Neffen, wird verdächtigt und bietet einen schmutzigen Deal an. Sie macht aus einem Nein ein Ja, trinkt Tomatensaft und kauft einen Kalender. Dann muss sie zwei Typen abwimmeln, einen Friedhof besuchen und ein Museum durchqueren. So weit der Plan. Aber wie so viele Pläne endet auch dieser vor einer Tür, durch die man besser nicht geht.

Wie üblich an solchen Stellen, machte die Poldi hier eine kleine Pause und sah mich zufrieden an.

»I mach mir noch einen Wurzelchakra-Schmusi. Magst auch einen?«

Kenne ich ja schon. Das ist so unser kleiner battle, wer als Erster die Nerven verliert. Ich versuchte, sämtliche Neugier in mir in Frieden loszulassen. Ich war ein Zen-Meister der absoluten Leere.

»Nö, danke. Gönn dir, ich warte.«

»Bist gar nicht neugierig?«

»Hat keine Eile. In der Ruhe liegt die Kraft.«

Die Poldi sah mich prüfend an. »Früher warst ungeduldiger.«

»Früher war mehr Lametta«, sagte ich.

Die Poldi funkelte mich grantig an. »Vielleicht ist auch einfach des Feuer der Neugier in dir erloschen. Für immer erloschen.«

Ich hielt ihrem Blick stand. »Vielleicht brauchst du ja einfach eine Pause, um dir was auszudenken.«

»Zefix, denkst etwa, i spinn mir des alles nur zusammen?«

Ich zuckte gleichgültig mit den Schultern. »Hast du vorhin doch selbst gesagt: Eine gute Story krümmt die â¦«

Weiter kam ich nicht. Die Poldi schnappte mich am Ohr und zog mich vom Stuhl hoch.

»Auuuaaa! Eh, das tut voll weh!«

»I bin fei immer noch deine Tante und damit quasi Respektsperson, hast mich?«

Sie zog mich am Ohr in die Küche.

»Glaubst etwa, i hätt die Morddrohungen da selbst an die Wände hing schmiert, nur so aus Langeweile?«

»Hör mal, Poldi, ich â¦«

»Kein Wort!«, fuhr sie mich an. »Während du in Frankreich Amore g macht hast, bin I da unschuldig in den Strudel einer Verschwörung reingezogen worden. Von wegen ausgedacht.«

Grantelnd, tadelnd und schurigelnd hackte sie Gemüse, knallte Sellerie, rote Bete, Spinat und Maulbeeren in den Mixer, tüchtig Kreuzkümmel dazu, heißes Wasser und großzügig Grappa drauf und ließ den Mixer röhren. Die braune Pampe roch nach Männerschweiß. Die Poldi füllte zwei Gläser und reichte mir eines.

»Lass mal«, ächzte ich. »Mir ist schon ein bisschen flau von dem Bier, ehrlich gesagt.«

»Du trinkst des jetzt, sonst erzähl i dir gar nix mehr.«

Meine Tante Poldi ist eine Meisterin der subtilen Überzeugung, und ich weiß immer, wann ich verloren habe, denn davon verstehe nun ich was. Stoisch, wie Sokrates den Schierlingsbecher leerte, so leerte auch ich das Glas auf ex, und wie schon vorhin fand der Grappa zielsicher den kürzesten Weg in meine Blutbahn.

»Warte kurz«, ächzte ich. »Ich muss nur rasch was von oben holen.«

»Was denn?«

»Siehsudann.«

Auf der Treppe musste ich mich kurz am Geländer festhalten. Irgendwas war mit meinen Beinen.

Ich war froh, als ich mich wenig später unten im Hof wieder in den Plastikstuhl fallen lassen konnte, und schlug das große schwarze Notizbuch auf, das ich mir in Paris gekauft hatte.

»Jalecktsmiamarsch!«, rief die Poldi. »Der Herr Autor macht sich Notizen.«

»Nur so«, murmelte ich. »Man wird ja auch nicht jünger.«

»Jetzt zeig schon her!« Sie schnappte mir das Notizbuch aus der Hand und sah es sich genau an. »Und da schreibst jetzt alles rein, was i dir erzähl?«

Sie klang ein bisschen gerührt.

»Stichworte«, sagte ich schulterzuckend. »Mehr so als Gedächtnisstütze.«

Sie nickte, strich noch einmal zärtlich über das Notizbuch und reichte es mir dann zurück.

»Und dann machst ein Buch draus? Über eine alte mannstolle Krampfscherben, die sich totsaufen will und nie dazu kommt? Über die Kriminalfälle einer oiden Schludern?«

»Poldi! Ich mach mir nur ein paar Notizen, okay? Entspann dich.«

Die Poldi zog ein zerknülltes Taschentuch aus ihrer Hosentasche und schnäuzte sich geräuschvoll. »I bin halt ein emotionaler Mensch«, näselte sie, trötete noch mal ins Taschentuch, schniefte und fuhr dann endlich fort.

»Ein bisschen konkreter geht s aber vielleicht schon, oder?«, hakte sie tapfer nach, denn so leicht lässt sich meine Tante Poldi auch von einem kantigen Prachtexemplar von Commissario, das nachts vor ihrer Haustür steht, nicht ins Bockshorn jagen.

Commissario Morello zog ein Foto aus der Jackentasche und hielt es der Poldi hin. »Kennen Sie diese Frau?«

Das Foto zeigte eine etwa vierzigjährige Frau in einem billigen gemusterten Trainingsanzug. Die halblangen brünetten Haare hatten keine klare Frisur, die Frau sah aus, als habe man sie bei irgendwas ertappt.

»Ihr Name ist Rosaria Ferrari«, fuhr Morello fort.

»Und was ist mit ihr?«, fragte die Poldi ahnungsvoll.

»Sie ist verschwunden.«

Da war die Poldi dann doch ein bisschen enttäuscht.

»Also ist niemand ermordet worden?«

»Doch!«, platzte der Padre heraus. »Das heißt, wir wissen noch nicht, ob â¦«

»Padre!«, zischte Morello genervt.

»Entschuldigung.«

Die Poldi strahlte die beiden an. »Nennen Sie mich Poldi. Obwohl, das ist vielleicht doch zu privat. Nennen Sie mich - Donna Poldina.«

Sie bugsierte den Padre und den Commissario eilig ins Wohnzimmer und setzte in der Küche Kaffee auf. Als sie zurückkam, saß der Priester brav auf dem Sofa, die Hände im Schoss gefaltet, Commissario Morello dagegen tigerte im Wohnzimmer herum. Er hatte sein Käppi abgenommen und sah sich mit diesem Scannerblick um, den die Poldi von Kriminalbeamten gut kannte.

»Des ist so ein spezieller Blick, der mir immer durch und durch geht«, erklärte sie mir zwischendurch. »Also ob i überall mit großen, forschenden Händen abgetastet würde, innerlich und äußerlich, verstehst. Des macht mich immer ganz wuschig. Des darfst aufschreiben.«

»Poldi!«, stöhnte ich.

»Mei, sind wir heute wieder verklemmt. Jedenfalls sah er noch viel heißer aus, der Herr Gendarm, mit seinem kahl rasierten Schädel auf dem muskulösen Hals. Da hab i mir gleich vorstellen müssen, wie der Rest wohl noch ausschaut, also i mein, ganz ohne die Uniform. Aber natürlich hab i gleich g schnallt, dass der mich verdächtigt, i bin ja nicht blöd.«

Die Poldi bewahrte daher die Fassung, setzte sich geduldig in einen Sessel und schenkte Kaffee ein.

»Setzen Sie sich doch, Commissario.«

Morello deutete auf die antiquarischen Musketen an der Wand, die die Poldi von ihrem Vater geerbt hatte.

»Sind die funktionstüchtig?«

Die Poldi hatte die Frage erwartet.

»Nein«, flötete sie unschuldig. »Also falls Sie sich verteidigen wollen, Commissario, müssten Sie schon Ihre Dienstwaffe bemühen oder mich niederringen.«

Denn von der Kunst, mit einem Kriminalkommissar zu flirten, verstand meine Tante Poldi was.

Morello verzog keine Miene und ging zum Sofa. Er räusperte sich kurz, weil der Padre in der Mitte saß.

»Entschuldigung«, murmelte Padre Stefano und machte hastig Platz.

»Es gab einen Vorfall«, begann Morello. »Vor zwei Tagen. Bei einem Exorzismus.«

Er hielt kurz inne und sah die Poldi an. Aber die Poldi, völlig cool und Ringelsocke, hielt seinem Blick stand. Sie hätten Wer-zuerst-blinzelt-hat-Verloren spielen können.

»Geben Sie mir ein bisschen Kontext, Commissario?«

Morello wandte sich an Padre Stefano.

»Natürlich, Entschuldigung«, murmelte der Padre, als er kapierte, dass er jetzt dran war. »Ich bin der Assistent von Monsignore Amato, dem Chefexorzisten des Vatikan.«

»Gratuliere.«

Der Priester ignorierte die Ironie.

»Monsignore Amato hat in seinem Leben über fünfzigtausend Exorzismen durchgeführt. Niemand kennt den Teufel besser als er.«

»Aber Sie sehen es mir trotzdem nach, wenn ich das jetzt ein bisschen putzig finde, nicht wahr?«

»Es gibt über eine Milliarde Dämonen auf der Welt«, fuhr der Padre lebhaft fort. »Der Satan ist überall.«

»Ich bitte Sie, Padre! Wenn Sie die Leute zu guten Psychiatern schicken würden, wäre ihnen sicher mehr geholfen.«

»Wenn Sie gesehen hätten, was Monsignore Amato gesehen hat, würden Sie nicht so reden, Signora Oberreiter.«

»Donna Poldina.«

»Entschuldigung. Der Monsignore hat schon gesehen, wie Menschen vor ihm in der Luft geschwebt sind oder Nägel gespuckt haben!« Er holte kurz Luft. »Außerdem schicken wir die meisten Leute ja zu Ärzten. Aber manchmal schicken die Ärzte sie dann eben zu uns, wenn sie nicht weiterkommen.«

Die Poldi seufzte. »Um was für einen Vorfall geht es denn nun?«

»Entschuldigung. Ich habe eine Aufnahme gemacht. Erlauben Sie, dass ich Sie Ihnen vorführe?«

»Na dann los«, seufzte die Poldi.

Padre Stefano fummelte umständlich ein großes Smartphone aus seiner Hosentasche, tippte mit seinen haarigen Händen auf das Display und reichte der Poldi das Handy.

»Einfach auf Play tippen.«

Die Poldi nahm das Smartphone in beide Hände, beugte sich weit vor, um besser sehen zu können,...

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Autor

Mario Giordano, geboren 1963 in München, schreibt Romane (u. a. Apocalypsis-Trilogie), Jugendbücher und Drehbücher (u. a. Tatort, Schimanski, Polizeiruf 110, Das Experiment). Tante Poldi und die Schwarze Madonna ist der vierte Roman um die charismatische und einzigartige Ermittlerin aus Bayern. Giordano lebt in Berlin.
Tante Poldi und die Schwarze Madonna

Bei diesen Artikeln hat der Autor auch mitgewirkt