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Café Engel

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
559 Seiten
Deutsch
Bastei Lübbeerschienen am28.06.20191. Aufl. 2019
Wiesbaden, 1951. Das Café Engel hat Konkurrenz bekommen. Neben dem Traditionscafé der Familie Koch hat sich das modernere Café König niedergelassen. Während Hilde Koch vergeblich versucht, ihre Eltern von einer Modernisierung des Cafés zu überzeugen, droht auch ihre hart erkämpfte große Liebe zu scheitern. Um das Glück ihres Bruders August steht es nicht besser. Nach seiner Rückkehr aus russischer Kriegsgefangenschaft fällt seine Wahl ausgerechnet auf eine junge Russin, deren Ankunft die Familie zu spalten droht ...


Marie Lamballe wuchs in Wiesbaden auf - beide Eltern waren dort Schauspieler am Staatstheater. Sie studierte Literatur und Sprachen und begann schon kurz nach dem Studium mit dem Schreiben von zunächst Kurzgeschichten, später Theaterstücken, Drehbüchern und Romanen. Inzwischen lebt sie als freie Autorin in der Nähe von Frankfurt am Main und hat unter verschiedenen Pseudonymen zahlreiche Romane - darunter mehrere Bestseller - veröffentlicht.
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Produkt

KlappentextWiesbaden, 1951. Das Café Engel hat Konkurrenz bekommen. Neben dem Traditionscafé der Familie Koch hat sich das modernere Café König niedergelassen. Während Hilde Koch vergeblich versucht, ihre Eltern von einer Modernisierung des Cafés zu überzeugen, droht auch ihre hart erkämpfte große Liebe zu scheitern. Um das Glück ihres Bruders August steht es nicht besser. Nach seiner Rückkehr aus russischer Kriegsgefangenschaft fällt seine Wahl ausgerechnet auf eine junge Russin, deren Ankunft die Familie zu spalten droht ...


Marie Lamballe wuchs in Wiesbaden auf - beide Eltern waren dort Schauspieler am Staatstheater. Sie studierte Literatur und Sprachen und begann schon kurz nach dem Studium mit dem Schreiben von zunächst Kurzgeschichten, später Theaterstücken, Drehbüchern und Romanen. Inzwischen lebt sie als freie Autorin in der Nähe von Frankfurt am Main und hat unter verschiedenen Pseudonymen zahlreiche Romane - darunter mehrere Bestseller - veröffentlicht.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783732572243
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatFormat mit automatischem Seitenumbruch (reflowable)
Erscheinungsjahr2019
Erscheinungsdatum28.06.2019
Auflage1. Aufl. 2019
Reihen-Nr.2
Seiten559 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.4026129
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

HILDE

März 1951

Es knallt wie ein Schuss. Geschirr klirrt, der Fußboden zittert, die Wände vibrieren. Drüben bei der Drehtür rieselt Putz von der Decke. Drei, vier Sekunden lang, dann hört es auf. Hilde steht wie erstarrt neben der Kuchentheke, das Tablett mit zweimal Frühstück für Tisch sieben fest in den Händen.

Im Gastraum schreit eine Frau hysterisch: »Die Russen kommen ... Panzergranaten ... In den Keller ...«

Ein Kind fängt laut an zu weinen. Gemurmel. Erstaunte Ausrufe. Blicke zur Decke des Cafés, wo die Hängelampen schwanken. Jemand beginnt zu lachen.

»Ein Erdbeben! Ja, gibt´s das denn auch?«

Das ist der Hans Reblinger. Ein Erdbeben nur.

Hilde ist erleichtert, zugleich beginnt ihr Herz, heftig zu klopfen, es hämmert geradezu, reagiert erst jetzt auf den ausgestandenen Schrecken. Einige Gäste stehen auf und laufen auf die Wilhelmstraße hinaus. Der Bunte, der in seiner Ecke im Korb liegt, ist nicht einmal aus dem Schlaf erwacht.

»Ein Erdbeben! Ja, so was!«, sagt Finchen, die Serviererin.

Sie steht hinter der Kuchentheke und hält mit beiden Händen die Porzellanplatte mit der Schoko-Sahne-Torte fest, die sie gerade aus der Vitrine genommen hat. Jetzt stellt sie die Torte ab, nimmt das Kuchenmesser aus dem Wassergefäß und beginnt, drei Stücke abzuschneiden. Doch schon beim ersten Schnitt hält sie inne.

»Ach du lieber Gott! Haben Sie das gesehen, Frau Perrier?«

Hilde serviert erst einmal das Frühstück, es ist schon nach zehn, die beiden jungen Schauspielerinnen müssen gleich rüber zum Theater, weil die Proben anfangen. Zwei frische Brötchen, ein Klecks Butter, Marmelade, Honig, eine Tasse Bohnenkaffee. Das Ganze für neunzig Pfennige - eigentlich legen sie da drauf, aber die Gagen der Anfängerinnen sind halt klein, und sie wollen doch, dass die Künstler hier im Café Engel zu Hause sind. Zumindest will Hildes Vater das, der Heinz.

»Da wünsch ich trotzdem einen guten Appetit. Lasst es euch schmecken.«

»Danke schön ... Haben Sie das schon gesehen?«

Die junge Schauspielerin, Karin Langgässer heißt sie, zeigt mit dem Finger zur Kuchentheke hinüber, und als sich Hilde jetzt umdreht, traut sie ihren Augen kaum. Durch das Vitrinenglas zieht sich ein Muster, wie mit einem grauen Stahlstift eingeritzt. Es ähnelt einem Spinnennetz.

»Nein!«, sagte Hilde leise.

Hinter der Theke stellt Finchen die Torte zurück; sie schaut Hilde mit bekümmerter Miene entgegen.

»So was aber auch«, meint sie, als Hilde das Vitrinenglas mit den Fingern prüft. »Hat alle Bombenangriffe unbeschadet überstanden, und jetzt, bei dem kleinen Wackler, da geht es kaputt. Ach Gott, wenn die Frau Koch das sieht ...«

Im Café wird jetzt laut geredet, die Drehtür ist ständig in Bewegung, weil die Gäste wieder zurückkommen. Drüben im Quellenviertel sei eine Ruinenmauer umgefallen; um ein Haar wäre eine Frau mit zwei Kleinkindern zu Schaden gekommen. Ein abgestelltes Fahrrad mit zwei Einkaufstaschen sei umgefallen, und beim Café König nebenan lägen mehrere Dachziegel auf dem Trottoir. Die letzte Nachricht hat auch Mama mitbekommen, die jetzt aus der Küche in den Gastraum tritt, noch die bemehlte Schürze umgebunden, weil sie den Marmorkuchen vorbereitet hat.

»Schau mal draußen nach, Hilde«, sagt sie besorgt. »Nicht, dass bei uns auch Dachziegel runtergefallen sind.«

»Ein Wunder wär´s nicht«, erwidert Hilde.

Draußen scheint ganz harmlos die Vorfrühlingssonne. Auf den Bänken am Warmen Damm sitzen die Leute in Mantel und Hut und lassen sich die winterblassen Gesichter bescheinen. In den Beeten blühen gelbe und weiße Krokusse, die ersten Tulpen strecken ihre lindgrünen Köpfchen aus der Erde. Drüben vor dem Café König stellen zwei Kellner doch tatsächlich Tische und Klappstühle auf, ein Junge sammelt die kaputten Dachziegel in einen Eimer. Hilde nickt den Kellnern zu und denkt sich, dass ganz bestimmt keiner in der Märzenkälte draußen Kaffee trinken wird. Oder etwa doch? Das Café König, das sich vor zwei Jahren in einem provisorischen Gebäude gleich neben dem Café Engel eingerichtet hat, ist ihr und ihrer Familie ein Dorn im Auge. Nicht, dass sie etwas gegen Konkurrenz hätten, die belebt das Geschäft, wie man so schön sagt. Es gibt eine ganze Menge größerer und kleinerer Cafés in Wiesbaden, Gott sei Dank ist das so, es geht endlich aufwärts nach den schlimmen Nachkriegsjahren. Aber der Egon Mayer-Schulte, dem das Café König gehört, legt es darauf an, ihnen die Gäste abspenstig zu machen. Mit allen Mitteln versucht er das, und nicht immer auf die feine englische Art.

Während sie noch die frisch verputzten Mauern ihres Hauses mustert und einen Riss entdeckt, hört sie plötzlich ihren Namen.

»Eh! Hilde, ma petite colombe. Alles in Ordnung? Es hat einen Bums getan ...«

Sie schaut hoch und entdeckt ihren Ehemann am Dachfenster von Sofia Künzels Wohnung. Jean-Jacques hat sich einen spitzen Hut aus Zeitungspapier auf die schwarzen Krauslocken gesetzt; Addis graues Haupt, das jetzt neben ihm auftaucht, wird von einem blau-weiß gefleckten Taschentuch bedeckt, das an allen vier Enden geknotet ist. Die beiden renovieren die Wohnung der Künzel, während die Mieterin im Konservatorium Klavierunterricht gibt.

»Das war ein Erdbeben«, ruft Hilde nach oben. »Ist bei euch alles heil geblieben?«

»Fast«, sagt Addi. »Nur ein Eimerchen weißer Farbe ...«

»Ach du Schreck ... umgefallen?«

Jean-Jacques lacht fröhlich. Er ist ein Mensch, der alles mit Leidenschaft tut. Lieben, lachen, streiten, zornig sein, sich versöhnen.

»Was denkst du!«, ruft er. »Ich hab ihn aufgefangen!«

»Den Eimer ...«, bemerkt Addi grinsend. »Die Farbe nicht.«

Seufzend geht Hilde rasch wieder ins Café zurück. Einige Gäste wollen zahlen, Finchen deckt ab und bürstet die Krümel von den weißen Tischdecken. Papa ist heruntergekommen, er war oben bei August, um ihn abzuhören. Hildes Bruder August war nicht in britischer, wie zunächst vermutet, sondern in russischer Kriegsgefangenschaft, aus der er erst vor einem knappen Jahr entlassen wurde. Schlimm hat er da ausgesehen, hohlwangig und grau im Gesicht, fast hätten sie ihn nicht wiedererkannt. Aber unter Mamas Pflege hat er sich gut erholt und sein Jurastudium in Frankfurt sofort wieder aufgenommen. Jetzt lernt er für eine wichtige Klausur, da ist er ungemein eifrig. Er will so schnell wie möglich auf eigene Füße kommen, um den Eltern nicht mehr auf der Tasche zu liegen.

Papa ist über die beschädigte Vitrine ganz verzweifelt. Immer wieder schüttelt er den Kopf, fährt mit den Händen über das Glas und jammert, dass es schwer sein wird, einen Glaser zu finden, der die gebogene Scheibe ersetzen kann.

»Jetzt ist endlich eine neue Vitrine fällig, Papa«, sagt Hilde im Vorübergehen. »Mit elektrischer Beleuchtung und eingebauter Kühlung. Wie in Amerika.«

Papa macht eine wegwerfende Handbewegung, was so viel bedeutet wie: Kommt ja gar nicht infrage. Auch Mama hält nichts davon. In diesem Punkt sind die Eltern sich leider einig: Alles soll so bleiben, wie es immer gewesen ist. Jede, auch die allerkleinste Neuerung muss Hilde mit Zähnen und Klauen erkämpfen. Dabei sehen die Eltern doch auch, dass ihnen die Gäste davonlaufen. Drüben bei König, da ist es weitläufig und hell, große Fenster und Kübel mit exotischen Pflanzen - so was gefällt den Leuten heutzutage ...

»Kümmere dich lieber um das Mittagessen«, schlägt Papa vor, um das leidige Thema »Neuerungen« zu beenden.

Hilde schüttelt den Kopf und trägt das Geschirr in die Küche.

»Mama ist heute dran ...«

Die Zeiten, als Mama jeden Abend für alle Hausbewohner gekocht hat, sind lange vorbei. Sofia Künzel und Julia Wemhöner sorgen für sich selbst, auch Hubert Lindner hat ein Zimmerchen gefunden und erscheint nur noch selten im Café. Luisa wohnt mit ihrem Ehemann Fritz Bogner in einer kleinen Wohnung im Bergkirchenviertel und hilft hin und wieder im Café aus. Edith von Haack und ihre Angestellte Grete Kruse sind letztes Jahr in einer kleinen Neubauwohnung untergekommen; seitdem hat man nichts mehr von ihnen gehört. Worüber niemand im Hause Koch so richtig traurig ist. Dafür sitzt jetzt außer August auch Wilhelm, Hildes zweiter Bruder, mit am Tisch. Er kam schon Ende ´46 aus amerikanischer Kriegsgefangenschaft zurück und hat inzwischen die Frankfurter Schauspielschule abgeschlossen. Den Eltern zuliebe hat Wilhelm - nach langem Zögern - ein Engagement am Wiesbadener Theater als jugendlicher Held angenommen. Wie es scheint, ist er dort sehr erfolgreich, zumindest, was das weibliche Theaterpublikum betrifft, denn es erscheinen im Café Engel häufig junge und ältere Damen, die mit sehnsüchtigen Augen nach dem Herrn Willi Koch fragen. Und dann ziehen sie ein Programmheft aus der Handtasche und legen es verschämt auf den Tisch. Sie hätten doch so gern ein Autogramm von ihm.

Gegessen wird um halb eins pünktlich, mal oben bei Hilde und Jean-Jacques, die inzwischen Augusts ehemalige Wohnung bezogen haben, mal unten bei den Eltern. Inzwischen sind sie acht Personen in der Familie, denn Hilde hat schon Ende 1946 Zwillinge geboren, Frank und Andi sind fast fünf, nächstes Jahr zu Ostern kommen sie in die Schule.

Mama wirft einen Blick auf die alte Standuhr im Gastraum und behauptet, es sei doch erst Viertel vor elf, sie habe noch genügend Zeit zum Kochen.

»Da irrst du leider, meine Liebe«, sagt Papa, der auf seine Armbanduhr schaut. »Es ist halb zwölf.«

»Was?«

Sie ist stehen...

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Marie Lamballe wuchs in Wiesbaden auf - beide Eltern waren dort Schauspieler am Staatstheater. Sie studierte Literatur und Sprachen und begann schon kurz nach dem Studium mit dem Schreiben von zunächst Kurzgeschichten, später Theaterstücken, Drehbüchern und Romanen. Inzwischen lebt sie als freie Autorin in der Nähe von Frankfurt am Main und hat unter verschiedenen Pseudonymen zahlreiche Romane - darunter mehrere Bestseller - veröffentlicht.
Café Engel

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