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Schwarze Küste

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
316 Seiten
Deutsch
Gmeiner Verlagerschienen am13.02.2019
»Kilian!« Ein schriller Schrei reißt Richard Levin aus dem Schlaf. Vor einer Stunde hat der Coburger Kommissar den Sohn einer Bekannten in deren Hotelzimmer auf Teneriffa gebracht, nun ist Kilian verschwunden. Levin muss sich dem Vorwurf der Entführung stellen. Als am Morgen ein Mann erstochen am Strand gefunden wird, vermutet Levin einen Zusammenhang und wendet sich an die spanische Polizei. Eine verzweifelte Suche nach dem Jungen beginnt. An deren Ende steht die Erkenntnis, dass die Vergangenheit stets im Urlaubsgepäck mitreist.

In München geboren, lebte Ilona Schmidt viele Jahre in Nürnberg. Nach dem Studium der Chemie in Erlangen zog sie beruflich bedingt nach Coburg. Heute arbeitet sie für einen amerikanischen Konzern und bereist die Welt. Ihre analytischen Fähigkeiten sind ihr beim Recherchieren und Schreiben von Krimis ebenso von Nutzen wie ihre wissenschaftliche Ausbildung. Nach »Bocktot« und »Brunnenleich« ist »Schwarze Küste« ihr dritter Kriminalroman im Gmeiner-Verlag.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR12,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99
E-BookPDF1 - PDF WatermarkE-Book
EUR9,99

Produkt

Klappentext»Kilian!« Ein schriller Schrei reißt Richard Levin aus dem Schlaf. Vor einer Stunde hat der Coburger Kommissar den Sohn einer Bekannten in deren Hotelzimmer auf Teneriffa gebracht, nun ist Kilian verschwunden. Levin muss sich dem Vorwurf der Entführung stellen. Als am Morgen ein Mann erstochen am Strand gefunden wird, vermutet Levin einen Zusammenhang und wendet sich an die spanische Polizei. Eine verzweifelte Suche nach dem Jungen beginnt. An deren Ende steht die Erkenntnis, dass die Vergangenheit stets im Urlaubsgepäck mitreist.

In München geboren, lebte Ilona Schmidt viele Jahre in Nürnberg. Nach dem Studium der Chemie in Erlangen zog sie beruflich bedingt nach Coburg. Heute arbeitet sie für einen amerikanischen Konzern und bereist die Welt. Ihre analytischen Fähigkeiten sind ihr beim Recherchieren und Schreiben von Krimis ebenso von Nutzen wie ihre wissenschaftliche Ausbildung. Nach »Bocktot« und »Brunnenleich« ist »Schwarze Küste« ihr dritter Kriminalroman im Gmeiner-Verlag.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783839259924
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2019
Erscheinungsdatum13.02.2019
Reihen-Nr.3
Seiten316 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.4061827
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

1 Richard

Kriminalhauptkommissar Richard Levin hasste den Urlaub bereits, bevor er seinen Zielort überhaupt erreichte. Das relativ kleine Flugzeug des Direktflugs von Nürnberg nach Teneriffa Süd war mit Urlaubern vollgestopft. Er zog seinen linken Arm dichter an den Oberkörper heran, denn den Kampf um die Armlehne hatte er angesichts seiner fülligen Nachbarin aufgegeben. Da er am Gang saß, waren Stöße von Vorbeigehenden im Flugpreis inbegriffen. Seine Knie versuchten Löcher in den Vordersitz zu bohren, vorn plärrte ein Baby und direkt hinter ihm quasselten unentwegt zwei Frauen. All das machte den Flug nicht sonderlich komfortabel.

Richard lehnte seinen Kopf zurück, schloss die Augen und versuchte, sich zu entspannen. Das Flugzeug ruckelte durch leichte Turbulenzen, was ihm nichts ausmachte. Da hatte er früher ganz andere erlebt, als die Piloten sie so schnell wie möglich über von Talibankämpfern kontrolliertes Gebiet flogen. Die Furcht, wegen Turbulenzen abzustürzen, war schnell der Angst gewichen, von einer Boden-Luft-Rakete getroffen zu werden. Das war lange her, aber immer noch präsent.

Ganz freiwillig hatte er diesen Urlaub nicht angetreten, denn ursprünglich waren er und Oma Elke von seinem Bruder eingeladen worden, anlässlich ihres Geburtstags zwei Wochen auf Teneriffa zu verbringen. Da sie diese Insel schon immer hatte bereisen wollen, war es für Richard ein Ding der Unmöglichkeit gewesen, sie nicht zu begleiten. Nun saß er ohne sie im Flieger, weil ein Kind seines Bruders krank geworden war und Oma Elke Kindermädchen spielen musste. »Ein andermal klappt es bestimmt«, hatte sie gesagt. »Erhol dich gut.«

Ein abgekartetes Spiel, um ihn in einen Urlaub zu zwingen.

Aber er hatte sich vorgenommen, das Beste daraus zu machen: den Vulkan El Teide besteigen, Wale beobachten, die Altstadt von La Laguna im Norden besichtigen und durch die Höllenschlucht bei Adeje wandern. Jedenfalls gab es eine Menge Möglichkeiten, sich auf der Insel die Zeit zu vertreiben.

Die Triebwerke wurden gedrosselt, und die Pilotin kündigte die bevorstehende Landung an. Über den voluminösen Busen seiner Nachbarin hinweg versuchte er einen Blick nach draußen zu erhaschen. Umgeben vom Blau des Atlantiks erhob sich ein massiver Vulkan. Augenblicklich war sein Interesse geweckt. Die Aussicht von dort oben musste fantastisch sein.

Hart setzte die Maschine auf, und die Urlauber klatschten begeistert Beifall, waren offenbar glücklich, dass die Piloten keinen Selbstmord begangen hatten. Richard beteiligte sich nicht daran, denn schließlich hatten sie nur ihren Job gemacht. Ihm applaudierte auch keiner, wenn er einen Fall erfolgreich abgeschlossen hatte. Stattdessen schaltete er den Flugmodus seines privaten Smartphones aus und prüfte, ob in der Zwischenzeit neue Messages eingegangen waren: vier, und alle Absender wünschten ihm darin einen schönen Urlaub. Wenigstens war keine Katastrophenmeldung darunter. Er antwortete auf alle mit einem Danke und ersparte sich dadurch die mehrfache Frage, ob er gut angekommen sei.

Die Einreise verlief problemlos, seinen Koffer und den betagten Rucksack fand er auf Anhieb an der Gepäckausgabe. Beim Anblick der Werbeschilder tauchten aus den Tiefen seines Gedächtnisses rudimentäre Spanischkenntnisse auf, aber die Blamage, unbeholfen zu stammeln, würde er sich ersparen.

Um beweglich zu sein, mietete er sich einen Seat ohne jeden Komfort. Damit fuhr er über die Autobahn Richtung Costa Adeje und sammelte dabei erste Eindrücke. An der Küste stand eine Bettenburg neben der anderen, dahinter waren an Betonwürfel erinnernde Häuser zu sehen. Da es hier kaum regnete und nie schneite, brauchte man keine geneigten Dächer. Der rötliche Boden bestand aus erstarrter Lava. Dürre Sträucher und Sukkulenten fanden im kargen Boden Halt, während in Küstennähe Palmen das Bild dominierten. An vielen Stellen glich das Gelände einer Wüste, was bewirkte, dass ihn seine Erinnerungen erneut einholten. Oma Elke hätte sich ein Urlaubsziel mit mehr Vegetation aussuchen sollen; Irland oder Schottland zum Beispiel. Er umfasste das Lenkrad fester.

Endlich näherte er sich seinem Ziel, wobei er den Wagen durch enge Straßen voll Parkplatz suchender Autos und Busse manövrieren musste.

Sein Hotel lag am Ende des Strandes, etwas erhöht auf einem Hügel: ein mehrstöckiger lavaroter Gebäudekomplex, aufgelockert mit Kuppeln und Säulengängen, die eher an Nordafrika als an Spanien erinnerten. Das Resort war terrassenförmig und verzweigt angelegt, sodass die unteren Zimmer und Suiten über Terrassen anstatt über Balkone verfügten. Alles reihte sich halbmondförmig um großzügige Poolanlagen, Bars, Restaurants und Cafés. Ein Weg führte in Bögen hinunter zum Strand. Fenster ohne Glas in den Fluren erlaubten Blicke nach draußen und dem Wind Zutritt. Allerlei fremdartige Gewächse mit bunten Blättern und Blüten vermittelten exotisches Flair. Eigentlich gar nicht so schlecht.

Kurze Zeit später stand er in seinem Zimmer, das geschmackvoll im spanischen Stil eingerichtet und ebenerdig war. Terrakottafliesen, Klimaanlage, Schiebetüren zur Terrasse, die einen grandiosen Blick über die etwas niedriger gelegene Poolanlage und das weiter entfernte Meer bot, sowie ein großes Bett für zwei. Hier könnte er es aushalten.

Zuerst räumte er seine Sachen ein, faltete und stapelte die Shirts Kante auf Kante, wie einst in seinem Spind bei der Bundeswehr. Dann schloss er sein Computer-Tablet ans Stromnetz an und testete, ob das WLAN funktionierte. Mit einem Seufzer ließ er sich aufs Bett plumpsen. Was sollte er als Nächstes tun? In seiner Dienststelle warteten ungelöste Fälle auf Bearbeitung, und auch die Ereignisse seines letzten Einsatzes mussten noch verdaut werden. Erneut war er gezwungen gewesen, seine Waffe gegen einen Menschen einzusetzen, obwohl er sich geschworen hatte, dies nie wieder zu tun. Den Anblick, wie seiner Vorgesetzten eine Pistole an die Schläfe gehalten worden war, würde er so schnell nicht vergessen können. Langsam zog er sein Diensthandy aus der Hosentasche, betrachtete es lange und legte es dann auf dem Nachttischchen ab. Er hätte es zu Hause lassen sollen. Wenn schon Urlaub, dann richtig. Dennoch schaltete er es ein, widerstand aber der Versuchung, seine Mails zu checken.

Draußen auf dem Gang waren Stimmen zu hören; erst lauter, dann leiser. Ein Mann, eine Frau und ein Kind. Die wussten bestimmt, was sie mit sich und ihrer Zeit anfangen sollten.

Er atmete tief durch. Am besten, zuerst die Lage erkunden, dachte er sich. Trotzdem blieb er sitzen, ließ sich zurück aufs Bett fallen, starrte den Deckenventilator an, der wie eine fünfbeinige Riesenspinne an der Zimmerdecke zu kleben schien.

Schließlich rappelte er sich auf zu einem Rundgang. Zugegeben, die Anlage bot alles, was das Urlauberherz begehrte. Vor allem der Pool, der sich am hinteren Ende des Beckenrandes mit dem Meer zu vereinen schien, sah verlockend aus.

Viele Paare, einige Grüppchen und noch mehr Familien genossen das erfrischende Nass. Er schlenderte zu dem mit mehreren Reihen Liegestühle gepflasterten Strand hinunter. Dort herrschte reges Leben, und er wünschte, er hätte seine Badeshorts angezogen. An der Strandpromenade sorgten jede Menge Restaurants und Bars für das Wohl ihrer Gäste. Ideal für Familien und Partygänger, aber nichts für jemanden, der die Stille suchte.

Ein Strandverkäufer diskutierte lautstark mit einem Mann, der die Hände in die Hüften gestemmt hatte und rotgesichtig den Kopf schüttelte. Der Händler stellte Rucksack und Cooler auf dem Boden ab, drohte seinem Kontrahenten mit der Faust und ließ eine Schimpfkanonade in Spanisch auf ihn niederprasseln. Der feuerte mehr schlecht als recht zurück, darunter auch einige deutsche Flüche.

Richard ging das nichts an. Vermutlich hatte der eine den anderen übers Ohr gehauen. Trotzdem blieb ihm die Szene im Gedächtnis haften. Seine Vergangenheit hatte ihn gelehrt, selbst Belangloses nicht außer Acht zu lassen. Als er näherkam, verstummten die Streithähne, der Strandverkäufer hob seine Gegenstände auf und rief dem anderen zum Abschied noch »¡Cabrón!« hinterher.

Richard hatte genug gesehen. Das Hemd klebte ihm auf der Haut und feinster Sand hatte den Weg in seine Schuhe gefunden. Definitiv Zeit, sich umzuziehen und im Pool Abkühlung zu suchen. Kurz bevor er sein Zimmer erreichte, sah er eine Familie auf das Nebenzimmer zugehen. Ein gutaussehender Mann mit einem etwa achtjährigen Knaben und daneben - Frau Dr. Linda Wachter, ihres Zeichens Richterin am Landgericht Nürnberg. Die Welt war offenbar nicht groß genug, um seinen Bekannten entfliehen zu können. Na großartig.

Sie stutzte. Ihrem verhärmten Gesicht konnte er kein Zeichen des Erkennens entnehmen, nur Erstaunen. Kein Wunder, denn ihre letzte Begegnung war ziemlich unerfreulich verlaufen.

»Sieh da, der Herr Levin«, sagte sie und hob die Hand in Richtung des Mannes, um ihn anzuhalten.

Im Gerichtssaal erinnerte sie ihn stets an einen bissigen Bullterrier. Es gab kein Entkommen. »Frau Doktor Wachter«, erwiderte er betont freundlich, »was hat Sie denn hierher verschlagen?«

»Dreimal dürfen Sie raten. Sind Sie schon länger da?«

»Seit ungefähr einer Stunde.«

Der Mann neben ihr räusperte sich.

»Darf ich vorstellen? Mein Mann.« Sie wies auf ihn. »Marcel Wachter. Marcel, das ist Kriminaloberkommissar Richard Levin, ehemals Kripo Nürnberg, oder hat man Sie endlich zum Hauptkommissar befördert?«

Ihr wäre es vermutlich lieber, man hätte ihn an die Luft gesetzt. Doch sie mochte privat netter sein als im Gerichtssaal. Er lächelte die beiden...

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In München geboren, lebte Ilona Schmidt viele Jahre in Nürnberg. Nach dem Studium der Chemie in Erlangen zog sie beruflich bedingt nach Coburg. Heute arbeitet sie für einen amerikanischen Konzern und bereist die Welt. Ihre analytischen Fähigkeiten sind ihr beim Recherchieren und Schreiben von Krimis ebenso von Nutzen wie ihre wissenschaftliche Ausbildung. Nach »Bocktot« und »Brunnenleich« ist »Schwarze Küste« ihr dritter Kriminalroman im Gmeiner-Verlag.