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Wie der Teufel

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
400 Seiten
Deutsch
Rowohlt Verlag GmbHerschienen am18.12.20181. Auflage
Nattie Gold, Modereporterin und Pferdenärrin, sitzt in der Redaktion ihrer Zeitung und soll sich eine sentimentale Weihnachtsgeschichte ausdenken, als sie von merkwürdigen Drohbriefen und einer Todesliste erfährt. Sie kennt die Namen auf der Liste. Es sind Pferdenarren wie sie. Als die beiden ersten Personen auf der Liste tatsächlich ermordet werden, macht sie sich auf den Weg, die anderen zu warnen. Damit gerät sie selbst ins Visier des Mörders.

Jody Jaffe, Journalistin und turniererprobte Springreiterin, hat mehrere rasant-witzige Pferdekrimis geschrieben.
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Produkt

KlappentextNattie Gold, Modereporterin und Pferdenärrin, sitzt in der Redaktion ihrer Zeitung und soll sich eine sentimentale Weihnachtsgeschichte ausdenken, als sie von merkwürdigen Drohbriefen und einer Todesliste erfährt. Sie kennt die Namen auf der Liste. Es sind Pferdenarren wie sie. Als die beiden ersten Personen auf der Liste tatsächlich ermordet werden, macht sie sich auf den Weg, die anderen zu warnen. Damit gerät sie selbst ins Visier des Mörders.

Jody Jaffe, Journalistin und turniererprobte Springreiterin, hat mehrere rasant-witzige Pferdekrimis geschrieben.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783688117017
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2018
Erscheinungsdatum18.12.2018
Auflage1. Auflage
Seiten400 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.4073751
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

1

Ich hackte gerade den letzten Teil meiner Sonntagskolumne, die ich diesmal einer ausführlichen Darlegung der Geschichte des BHs mit Bügel, des Korsetts und des Hüftgürtels gewidmet hatte, in den Computer, als oben auf dem Bildschirm die kleinen grünen Buchstaben aufleuchteten:

NATTIE, IN MEIN BÜRO, SOFORT - CANDACE

Der Erfinder der E-Mail sollte gezwungen werden, dauernd alle oben genannten Kleidungsstücke und dazu noch Pfennigabsätze zu tragen.

Ich tippte zurück: BIN GLEICH DA, MACHE NUR SCHNELL NOCH KOLUMNE FERTIG - NATTIE. Aber ich hatte noch nicht wieder ausgeatmet, da explodierte auf dem Bildschirm schon ein JETZT!

«Okay, okay», murmelte ich, «immer mit der Ruhe, sonst schreie ich laut los.»

Ich fuhr in meine Schuhe und eilte zum Büro der Chefin. Ich klopfte an die Tür - knapp unterhalb des roten Plastikschildchens, das auf ihren Herrschaftsbereich hinwies:


CANDACE FITZGERALD

FEATURE-REDAKTION

THE CHARLOTTE COMMERCIAL APPEAL


Alle anderen Manager im Haus hatten ein schwarzes Schild mit weißen Buchstaben. Nicht so Candace. Sie mußte ein rotes haben. Sie hatte ihrer Kundenberaterin bei Dillards (die es mir gar nicht schnell genug weitererzählen konnte) anvertraut, daß Rot die Farbe der Autorität sei. Was erklärt, warum sie mindestens sieben Jacken in unterschiedlichen Autoritätstönen besitzt. Heute war ihr Preiselbeeren-Bolero dran.

«Was gibt´s denn?» erkundigte ich mich.

Candace lächelte. Sie hatte so ein hintergründiges Lächeln.

«Haben Sie gestern abend meine Nachricht nicht bekommen?»

«Nachricht?» sagte ich. «Mein Anrufbeantworter zeichnet nur auf, wenn ihm danach zumute ist. Als ich gestern vom Reiten zurückkam, war nichts drauf.»

«Dann kaufen Sie sich einen neuen», schlug sie vor. «Was ich Ihnen sagen wollte: Ich habe da eine große Story für Sie.»

Ich war Candace in den zurückliegenden Monaten auf Gedeih und Verderb ausgeliefert gewesen - es war die Strafe dafür, daß sie mich freigestellt hatte, damit ich zusammen mit einem Kollegen von der Nachrichtenredaktion in einem Mordfall ermitteln konnte. Obwohl unser Bericht darüber gute Aussichten hatte, den Pulitzer zu kriegen, spuckte Candace immer noch Gift und Galle, weil alle vier Folgen auf Seite eins erschienen waren - und nicht auf den Seiten 14 C, 11 B oder 8 A oder welche Seite an dem jeweiligen Tag halt für Features vorgesehen gewesen war.

«Wie Sie wissen», fing Candace an, «hat uns der Sparetat daran gehindert, offene Stellen wieder zu besetzen. Dadurch sind wir bei Features nur noch sehr wenige, und da Sie so lange im Untergrund gesteckt haben, mußten wir viel zuviel Agenturzeug bringen. Jetzt, wo Sie wieder da sind, rechne ich mit Ihnen als mit einer wertvollen Beiträgerin zum Erfolg von Features.»

Ich nickte. Sie dachte, mein Nicken bedeute Zustimmung, aber ich nickte eigentlich nur, weil ich wußte, daß das Managergerede war und nichts anderes bedeutete als: Sie werden sich die Finger wund schreiben - und das ohne Überstundenausgleich! North Carolina ist ein Recht-auf-Arbeit-Staat - ein verhüllendes Wort für nackte Ausbeutung.

«Und wie Sie auch wissen, ist dies für unser Blatt die beste Zeit des Jahres. Weihnachten, viele Anzeigen, mehr Seiten und für uns vielleicht täglich eine Titelseite im Themen-Teil. Ich wünsche mir für Features eine starke Präsenz. Ich möchte, daß Sie mich dabei unterstützen, Nattie.»

Oje, noch mehr Ärger. In dem Augenblick, in dem ein Redakteur des Appeal das Wort «unterstützen» benutzt und den Namen des Reporters anhängt, weiß man, daß der Redakteur in seinem Kopf den erwarteten Artikel des Reporters bereits fest eingeplant, geschrieben, redigiert und schon bei der gestrigen Redaktionskonferenz für die heutige Ausgabe zugesagt hat. Da ich die - nicht sehr begeisterte - Modeberichterstattung der Zeitung verkörperte, ging es wahrscheinlich um die Wiederbelebung der Seidenturbane, abzuliefern in zwanzig Minuten.

«Gern, Candace. Ich habe eine ganze Liste toller Themen. Erinnern Sie sich noch, daß ich Ihnen mal von diesem Pflegeheim berichtet habe, wo ...»

Candace schnitt mir mit einer schwungvollen Handbewegung das Wort ab. «Ein andermal, Nattie. Notieren Sie´s und legen Sie´s mir hin, dann können wir uns in der nächsten Woche darüber unterhalten. Ich habe etwas anderes im Sinn und denke, Sie werden es mögen ... es geht dabei nicht um Mode.»

Das ließ mich aufhorchen. Ich schrieb nun schon seit fast drei Jahren für den Appeal über Mode, von denen ich zwei auf den Versuch verwandt hatte, davon wieder los und zu der für Allgemeines zuständigen Redaktion zu kommen. «Wirklich? Worüber soll ich denn berichten?»

«Was verkauft Zeitungen, Nattie?»

«Kinder und Hunde, vorzugsweise beides», antwortete ich.

«Richtig», sagte sie. «Aber das sind olle Kamellen. Wir brauchen etwas Neues. Etwas Frisches. Etwas, dem die Leser entnehmen können, daß Features die Hand am Puls des Geschehens hat. Und da kam mir eine Idee. Es ist die Weihnachtszeit, die Zeit der Familie, des guten Willens, der lieben Erinnerungen. Kinder und liebe Erinnerungen.»

O nein! Abgesehen von Berichten über Bürgerpark-Festivals oder öde, leider jährlich wiederkehrende Kunsthandwerksmärkte waren Artikel zum Thema Festtagsglück die schlimmsten. «Ich soll eine neue Weihnachtswundergeschichte suchen? Im vergangenen Jahr war es das Baby, das nur ein Pfund wog.»

Candace blies die Backen auf. «Toll, wirklich. Außer von der Mutter keinerlei Reaktion. In diesem Jahr brauchen wir einen echten Knüller. Ich hab drüber nachgedacht, und da ist´s mir gekommen. Tote Kinder. Das ist es!»

Ich blickte zu dem Foto auf ihrem Schreibtisch hin. Ein vierjähriges Mädchen mit Hab-mich-lieb-Blick. Ihre Tochter Christie, die täglich dreizehn Stunden im Myers Park Childhood Development Center zubrachte. Candace ließ sich niemals durch persönliche Gefühle - so sie überhaupt welche hatte - beirren.

Ich holte tief Luft, denn jetzt wußte ich, was ihr vorschwebte, worauf ich mich aber nicht einlassen wollte. Nicht schon wieder das! Ich hatte es schon einmal gemacht, und da hatte es mich ziemlich schwer mitgenommen.

Damals hatte ich Candace die Erlaubnis abgetrotzt, den Bericht schreiben zu dürfen, und hinterher hatten wir körbeweise Post und so viele Anrufe bekommen, daß die Leitungen total überlastet waren. Ich hatte ein paar Tage zuvor im hinteren Teil der Zeitung eine kleine Notiz gelesen: «Die Compassionate Friends, die allen Eltern Beistand leisten, welche Kinder verloren haben, treffen sich an jedem ersten Donnerstag des Monats um 19 Uhr ...»

 

Candace hatte mich da zunächst nicht ranlassen wollen, weil es mit der großen Schau von Bill Bass bei Dillard kollidierte, aber ich hatte sie davon zu überzeugen versucht, daß es besser sei, den Designer telefonisch zu interviewen und dann den Artikel gleich am Tag der Show zu bringen (wodurch ich an jenem speziellen Donnerstagabend freie Hand gehabt hätte). Und Candace war darauf eingegangen. Ich hatte das Telefoninterview mit Bass gemacht, der Artikel war erschienen, und dann hatte ich die Compassionate Friends besucht. Mich hat während meiner zwölfjährigen journalistischen Tätigkeit noch nichts so mitgenommen wie dieser Abend. Ich hatte in einem Raum voller hohläugiger Menschen gesessen, die sich gegenseitig ihr Leid klagten. Als ich am folgenden Tag meinen Artikel geschrieben hatte, hatte ich wegen der Tränen den Monitor kaum sehen können.

«Die Compassionate Friends?» fragte ich zurück. «Aber die Geschichte habe ich doch schon geschrieben.»

«Genau. Und was für eine Reaktion! Rutger sagt, beim Lunch im Queen City Crown Club würde mindestens einmal in der Woche über die Story gesprochen.»

Rutger ist Rutger Pearson, der weißhaarige Herausgeber des Appeal Er sieht aus wie ein alternder griechischer Gott und führt sich meistens auch so auf. Der Privatklub, kurz Crown Club genannt, hat sich erst vor drei Jahren entschließen können, auch Mitglieder aufzunehmen, die nicht weiß, protestantisch und männlichen Geschlechts sind.

«Das war vor neun Monaten», sagte Candace. «Und wir bekommen immer noch Post dazu. Außerdem hat Fred mir gesagt, daß Miami den Artikel als Musterbeispiel eines vorbildlichen Dienstes an der Gesellschaft im Jahresbericht nachdrucken wird.»

Da wurde alles so klar wie die Glaswände der Redaktionsbüros. Fred. Fred Richards, der Chefredakteur des Appeal, den sowohl die Reporter dieses Blattes als auch ihre Kollegen von den anderen Blättern des Konzerns den Schuhverkäufer nennen. In Ermangelung jeglicher eigener origineller Einfälle mußte Fred Candace geraten haben, sie solle mich damit beauftragen, einen weiteren Bericht über die Compassionate Friends zu schreiben - weil Miami den ersten zur Kenntnis genommen hatte. Und es war nun mal das Herzensanliegen aller aufstrebenden Redakteure, um die Aufmerksamkeit Miamis, der Zentrale unserer Kette, zu buhlen.

«Ich weiß nicht, Candace», sagte ich. «Wie oft kann ich die Höllenqualen beschreiben, die diese Leute Tag für Tag durchleiden müssen? Was kann ich noch mehr schreiben, als ich schon geschrieben habe?»

« Jingle Bells .»

«Wie bitte?»

« Jingle Bells , O Tannenbaum , Stille Nacht, heilige Nacht , Little Drummer Boy . Ich muß Sie wohl nicht daran erinnern, daß Weihnachten ist. Und die Friends veranstalten eine Weihnachtsfeier. Sehen Sie mal...
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