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Die Schwestern aus der Steeple Street

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
495 Seiten
Deutsch
Bastei Lübbeerschienen am29.04.20191. Aufl. 2019
Yorkshire, 1925. Als ein folgenschwerer Fehler ihre Träume jäh platzen lässt, verschlägt es die ehrgeizige junge Krankenschwester Agnes Sheridan von London nach Leeds. Sie soll sich fortan um die Patienten in Quarry Hill kümmern, einem Ort, wo die Menschen in bitterster Armut leben. Doch es erweist sich als schwierig, ihr Vertrauen zu gewinnen, denn die Einwohner von Quarry Hill begegnen der hübschen jungen Frau mit Argwohn. Sie scheinen zu ahnen, dass Agnes etwas zu verbergen hat ...


Donna Douglas wuchs in London auf, lebt jedoch inzwischen mit ihrem Ehemann in York. Ihre Serie um die Krankenschwestern des Londoner Nightingale Hospitals wurde in England zu einem Riesenerfolg und schaffte es unter die Top 10 der SUNDAY-TIMES-Bestsellerliste sowie auf die SPIEGEL-Bestsellerliste. Mit Die Schwestern aus der Steeple Street legt die Autorin den Auftakt einer weiteren Serie vor, die im Yorkshire der 1920er-Jahre angesiedelt ist.
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Verfügbare Formate
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EUR9,99

Produkt

KlappentextYorkshire, 1925. Als ein folgenschwerer Fehler ihre Träume jäh platzen lässt, verschlägt es die ehrgeizige junge Krankenschwester Agnes Sheridan von London nach Leeds. Sie soll sich fortan um die Patienten in Quarry Hill kümmern, einem Ort, wo die Menschen in bitterster Armut leben. Doch es erweist sich als schwierig, ihr Vertrauen zu gewinnen, denn die Einwohner von Quarry Hill begegnen der hübschen jungen Frau mit Argwohn. Sie scheinen zu ahnen, dass Agnes etwas zu verbergen hat ...


Donna Douglas wuchs in London auf, lebt jedoch inzwischen mit ihrem Ehemann in York. Ihre Serie um die Krankenschwestern des Londoner Nightingale Hospitals wurde in England zu einem Riesenerfolg und schaffte es unter die Top 10 der SUNDAY-TIMES-Bestsellerliste sowie auf die SPIEGEL-Bestsellerliste. Mit Die Schwestern aus der Steeple Street legt die Autorin den Auftakt einer weiteren Serie vor, die im Yorkshire der 1920er-Jahre angesiedelt ist.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783732572007
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatFormat mit automatischem Seitenumbruch (reflowable)
Erscheinungsjahr2019
Erscheinungsdatum29.04.2019
Auflage1. Aufl. 2019
Reihen-Nr.1
Seiten495 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.4169697
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

KAPITEL ZWEI

»Tut mir leid, dass Sie an Ihrem ersten Tag ein so aufwühlendes Erlebnis hatten, Miss Sheridan.«

Superintendent Susan Gale, die Leiterin, war wenigstens mitfühlender als ihre Stellvertreterin, als Agnes nach ihrer Rückkehr ins Gemeindeschwesternhaus ihre Bekanntschaft machte.

Tatsächlich konnten Susan Gale und Bess Bradshaw gar nicht unterschiedlicher sein. Die Leiterin war um die fünfzig und zart und feingliedrig, wie ihre Stellvertreterin stämmig war. Mit ihren glänzenden dunklen Augen und ihrer etwas spitzen Nase erinnerte sie Agnes an einen kleinen Vogel, wie sie da hinter ihrem Schreibtisch hockte.

Miss Gale war ihr sofort sympathisch, da sie gepflegt und ordentlich war, also genau die Art von Krankenschwester, die Agnes gewohnt war, ganz anders als die eher derbe, anpackende Bess.

Agnes errötete jetzt noch bei der Erinnerung daran, wie Bess ihr das Fläschchen Riechsalz unter die Nase gehalten hatte.

»Und Sie bezeichnen sich als Krankenschwester?«, hatte sie spöttisch bemerkt. »Sehr nützlich werden Sie uns aber nicht sein, wenn Sie weiterhin beim Anblick von Blut in Ohnmacht fallen!«

Doch Agnes hatte es nicht verhindern können. Selbst jetzt noch konnte sie die drückende Hitze jenes Zimmers spüren und den Gestank darin, den sie fast noch auf der Zunge schmecken konnte. Und die ganze Zeit über das unermüdliche, verzweifelte Weinen eines mutterlosen Kleinkindes aus dem anderen Raum hören â¦

»Gleichwohl sind es Dinge wie diese«, holte Miss Gales Stimme Agnes in die Gegenwart zurück, »mit denen Sie als Gemeindeschwester rechnen müssen. Sie müssen stets auf alles vorbereitet sein.«

»Ja, Miss Gale«, sagte Agnes leise, »das versichere ich Ihnen.«

Die Leiterin blickte sie von der anderen Seite ihres Schreibtischs prüfend an. »Wir werden sehen«, meinte sie. »Auf jeden Fall werden Sie einen Monat Zeit haben, um sich zu entscheiden, ob Sie sich für die Arbeit einer Gemeindeschwester eignen oder nicht. Zunächst einmal werden Sie eine vierwöchige Probezeit absolvieren, die nicht nur Ihrer theoretischen Weiterbildung dient, sondern auch die Begleitung einer unserer erfahrenen Schwestern bei Patientenbesuchen einschließt. Sollten Sie die Probezeit bestehen, werden Sie fünf Monate lang alleine auf Tour gehen oder die Besuche unter gelegentlicher Aufsicht machen. Glauben Sie, dass Sie das schaffen werden?«

Agnes presste die Lippen zusammen. Selbstverständlich würde sie das schaffen! Im Nightingale hatte man sie gelehrt, mit allen möglichen Notfällen umzugehen. Der heutige Besuch war bloß ein Schock für sie gewesen, weiter nichts.

Aber sie passte auf, dass die Leiterin ihr nicht anmerkte, was sie dachte. Immerhin hatte sie schon Bess Bradshaw mit einer achtlosen Bemerkung beleidigt. »Ich bin mir sicher, dass ich hier viel lernen werde, Miss Gale«, erwiderte Agnes bescheiden.

»Das ist die richtige Einstellung!« Miss Gale lächelte sie an. »Und nun gehen Sie auf Ihr Zimmer und packen Ihre Sachen aus. Nach diesem langen Tag werden Sie sich doch bestimmt frischmachen wollen. Tee gibt es um fünf, und da wir alle uns dazu im Speisesaal versammeln, werden Sie dann auch die anderen Schwestern kennenlernen. Dottie?«, rief sie.

Die Tür ging auf, und das schmächtige kleine Hausmädchen erschien, das Agnes zuvor einen solch merkwürdigen Empfang bereitet hatte. Noch nie ist jemand seinem Namen so gerecht geworden, dachte Agnes. Sie sah wirklich ausgesprochen schrullig aus mit ihrer steifen Haube, die schief auf ihrem glatten und farblosen Haar saß, und mit der viel zu weiten, knöchellangen Schürze, deren Bindebänder mindestens zweimal um ihre schmale Taille geschlungen waren.

»Ah, Dottie. Diese junge Dame ist Miss Sheridan, die fortan bei uns mitmachen wird. Sie wird bei Polly Malone in Zimmer drei wohnen. Sie erinnern sich, dass ich Sie vorhin gebeten hatte, Miss Sheridans Reisegepäck hinaufzubringen? Würden Sie Ihr jetzt bitte den Weg zeigen?«

Dottie warf Agnes immer wieder neugierige Blicke zu, als sie sie die Treppe hinaufführte, doch Agnes war viel zu sehr damit beschäftigt, Bess Bradshaws Stimme zu lauschen, die aus dem Gemeinschaftsraum unter ihr kam.

»Weiß wie die Wand ist sie geworden«, erzählte sie gerade. »Ganz ehrlich, so etwas habt ihr noch nicht gesehen! Und ehe ich michs versah, klappte sie mir auch noch ohnmächtig zusammen.«

»Das kannst du ihr nicht verübeln«, sagte eine andere weibliche Stimme. »Ich weiß nicht, wie ich reagiert hätte, wenn ich mit so etwas konfrontiert worden wäre - und dann auch noch an meinem ersten Tag. Hoffentlich hast du sie nicht allzu sehr verschreckt.«

»Nun ja, das hab ich wohl«, antwortete Bess.

»Oh nein, sag das nicht! Wir brauchen mehr Gemeindeschwestern. Miss Gale wird einen Anfall bekommen, falls du diese neue vergraulst - zumal ihre Mutter auch noch eine Freundin von ihr ist!«

»Ich weiß nicht, ob wir Mädchen wie sie gebrauchen können«, entgegnete Bess Bradshaw. »Unter uns gesagt, ich glaube nicht, dass sie die Fähigkeit für diese Art von Arbeit besitzt. Wenn ihr mich fragt, wird sie bis Ende des Monats schon wieder weg sein.«

Da irrst du dich aber, dachte Agnes. Sie konnte hier nicht weg, sosehr sie es sich vielleicht auch wünschte, weil sie nirgendwo sonst hinkonnte.

Dottie führte sie den Gang hinunter und öffnete die Tür zu einem Schlafzimmer. Es war groß und sonnig und mit einer geblümten Tapete geschmückt. Von dem Fenster aus hatte man einen schönen Ausblick auf einen großen, mit Büschen, Bäumen und Gras leicht überwachsenen Garten.

Es gab zwei sich gegenüberstehende Einzelbetten in dem Raum, eine Kommode und zwei Nachtschränkchen und einen Kleiderschrank.

»Sie schlafen dort drüben«, sagte Dottie und zeigte auf das am weitesten vom Fenster entfernte Bett. Nach dieser knappen Auskunft drehte sie sich um, verließ abrupt das Zimmer und knallte die Tür hinter sich zu.

Was für ein merkwürdiges Mädchen, dachte Agnes, als sie Dottie die Treppe hinunterpoltern hörte.

Aber zumindest ist es ein hübsches Zimmer, dachte sie, als sie ihr Gepäck aufs Bett legte. Ihr Schlafzimmer im St. Jude s in Manchester war kaum mehr als eine Zelle gewesen, mit einer Rosshaarmatratze, dünnen, grauen Decken und Wänden, die mit einem großen hölzernen Kruzifix und gerahmten Bibelversen in Petit-point-Stickerei behängt waren und sie alle daran erinnerten, dass sie in Gottes Augen Sünder waren.

Sie erschauderte bei der Erinnerung. Es hatte ihr ebenso wenig leidgetan, diesen Ort zu verlassen, wie der Oberin, sie gehen zu sehen.

Agnes machte sich ans Auspacken. Es war nicht leicht, für ihre Sachen Platz zu finden, da die Besitztümer ihrer Zimmergenossin im ganzen Raum verteilt zu sein schienen. Eine silberne Haarbürste und ein silberner Spiegel, Lockenwickler, eine Flasche Parfüm und verschiedene Schminkutensilien waren über der Kommode zusammen mit ein paar Lehrbüchern und einer Ausgabe des Picturegoer-Magazins verteilt. Auf dem Nachtschrank, neben einer gerahmten Fotografie eines gut aussehenden, grinsenden jungen Mannes, lagen ein Lippenstift und eine Puderdose.

Gut, dass ich nicht mehr mitgebracht habe, dachte Agnes, als sie im Kleiderschrank ein bisschen Platz für ihre wenigen Kleidungsstücke schaffte. Den größten Teil ihrer Habe hatte sie mitsamt ihrem alten Leben im St. Jude s zurückgelassen.

Aber nicht ihre Fotografien, und sie war froh darüber, sie mitgenommen zu haben, als sie ihr Lieblingsfoto herausnahm und sich bei seiner Betrachtung für einen Moment in einer liebevollen Erinnerung verlor.

Es war aufgenommen worden, als sie zehn Jahre alt gewesen war, und zeigte ihre Eltern und ihre Schwester Vanessa, die sich mit ihren damals gerade mal fünfzehn Jahren schon zu einer schönen jungen Frau entwickelte. Wie üblich stand ihre Schwester neben ihrer Mutter, die beide schlank, blond und elegant waren und sich zum Verwechseln ähnlich sahen. Agnes mit ihrem kastanienbraunen Haar und den glänzenden braunen Augen war mehr ihrem Vater nachgeraten, der einen Arm um sie gelegt hatte und lächelnd in die Kamera blickte. Dr. Charles Sheridan, ein angesehener praktischer Arzt, gut aussehend und voller Selbstvertrauen, war immer Agnes Held gewesen.

Und in der Mitte von ihnen allen stand ihr geliebter Bruder Peter. Mit seinen siebzehn Jahren posierte er so unbekümmert mit seinem Kricketschläger, als würde er keinerlei Sorgen kennen. Aber wer hätte damals auch vorhersehen können, dass der Große Krieg ihn ihnen zwei Jahre später nehmen würde? Oder dass derselbe Krieg den unbeugsamen Geist ihres Vaters so zugrunde richten würde, dass er selbst heute noch, sieben Jahre nach der Waffenruhe, man schrieb 1925, von fürchterlichen Albträumen heimgesucht wurde?

Armer Daddy, dachte Agnes. Sie liebte ihren Vater und vergötterte ihn genauso sehr wie Vanessa ihre Mutter. Nachdem Peter gefallen war, hatte Agnes ihr Bestes getan, um den Verlust ihres Bruders auszugleichen. Für ihren Vater war sie Sohn und Tochter zugleich gewesen. Wie der Wildfang, der sie ohnehin schon war, hatte sie sich in die Lieblingsbeschäftigungen ihres Bruders gestürzt, Kricket gespielt und stundenlang im See geangelt, um ihrem Vater Gesellschaft zu leisten. Sie hatte sogar versucht, seine Ambitionen für Peter zu verwirklichen und Ärztin zu werden. Natürlich hätte ihre Mutter ihr nie erlaubt, Medizin zu studieren, aber das Nächstbeste war die Krankenpflege.

Charles Sheridan war so stolz auf sie gewesen, als sie ihre Ausbildung erfolgreich beendet hatte. Sie konnte sich noch an den Tag erinnern, an...

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Donna Douglas wuchs in London auf, lebt jedoch inzwischen mit ihrem Ehemann in York. Ihre Serie um die Krankenschwestern des Londoner Nightingale Hospitals wurde in England zu einem Riesenerfolg und schaffte es unter die Top 10 der SUNDAY-TIMES-Bestsellerliste sowie auf die SPIEGEL-Bestsellerliste. Mit Die Schwestern aus der Steeple Street legt die Autorin den Auftakt einer weiteren Serie vor, die im Yorkshire der 1920er-Jahre angesiedelt ist.

Bei diesen Artikeln hat der Autor auch mitgewirkt