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Kalter Strand

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
472 Seiten
Deutsch
Gmeiner Verlagerschienen am11.03.20202022
»Und jetzt zu deiner neuen Aufgabe: Kaufe vier Benzinkanister, gehe zu einem Haus in deiner Nachbarschaft - aber eines, in dem auch Menschen sind! - und schütte das Benzin dort aus. Mit der Fackel zündest du das Haus an! Widersetzt du dich meinem Befehl, bekommst du Stefanies Kopf mit der Post zugeschickt. Du hast nur heute Nacht Zeit! Und vergiss nicht: Ich sehe alles. DAS AUGE.«

Hinter dem Pseudonym Anne Nordby verbirgt sich Anette Strohmeyer. Die 1975 in Göttingen geborene Autorin lebt und arbeitet in Kopenhagen. Sie schreibt Krimis, Thriller und Hörspiele. Viele Jahre verbrachte sie in Skandinavien, Neuseeland und den USA. Ihre Erfahrungen verarbeitet sie in den internationalen Settings ihrer Romane. Auch nahm die Autorin an verschiedenen Writers' Rooms teil, in denen sie gemeinsam mit anderen Autoren Serienstoffe und -konzepte entwickelte. Mehr auf www.anette-strohmeyer.de
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TaschenbuchKartoniert, Paperback
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Produkt

Klappentext»Und jetzt zu deiner neuen Aufgabe: Kaufe vier Benzinkanister, gehe zu einem Haus in deiner Nachbarschaft - aber eines, in dem auch Menschen sind! - und schütte das Benzin dort aus. Mit der Fackel zündest du das Haus an! Widersetzt du dich meinem Befehl, bekommst du Stefanies Kopf mit der Post zugeschickt. Du hast nur heute Nacht Zeit! Und vergiss nicht: Ich sehe alles. DAS AUGE.«

Hinter dem Pseudonym Anne Nordby verbirgt sich Anette Strohmeyer. Die 1975 in Göttingen geborene Autorin lebt und arbeitet in Kopenhagen. Sie schreibt Krimis, Thriller und Hörspiele. Viele Jahre verbrachte sie in Skandinavien, Neuseeland und den USA. Ihre Erfahrungen verarbeitet sie in den internationalen Settings ihrer Romane. Auch nahm die Autorin an verschiedenen Writers' Rooms teil, in denen sie gemeinsam mit anderen Autoren Serienstoffe und -konzepte entwickelte. Mehr auf www.anette-strohmeyer.de
Details
Weitere ISBN/GTIN9783839260081
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2020
Erscheinungsdatum11.03.2020
Auflage2022
Reihen-Nr.1
Seiten472 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.4170811
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

2

Eine Woche vorher - Samstag, 15. Oktober

Tom Skagen sieht belustigt auf die Torte, die auf seinem Büroschreibtisch steht. Eine Pistole, gefüllt mit Buttercreme und Kirschen, überzogen mit skandinavischer Lakritzkuvertüre. 38 Kerzen brennen darauf. Skagen bläst sie aus.

»Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag!«, rufen seine Kollegen von Skanpol und schieben ein großes, in buntes Papier eingewickeltes Paket in sein Blickfeld. Eine rosa Schleife prangt obenauf. Rosa!

Alle beginnen im Rhythmus zu klatschen. »Auspacken. Auspacken. Auspacken.«

Skagen umfasst feierlich die Schleife. Hoffentlich ist da nicht so ein Blödsinn drin wie letztes Jahr. Eine kleine Spielzeugdrohne, mit der man sein Handy fliegen lassen und Luftaufnahmen machen kann. Der letzte Schrei. Skagen schickt damit manchmal Post-its durch das Büro. Statt E-Mails. Ansonsten ist das Teil zu nichts zu gebrauchen.

»Nun mach schon, Tom!« Jens Fram, sein norwegischer Kollege, klopft ihm aufmunternd auf die Schulter. Skagen arbeitet erst seit knapp zwei Jahren bei Skanpol, einer in Hamburg ansässigen Unterabteilung von Europol, und wird deshalb noch oft »der Neue« oder »der Lütte« genannt. Er mag seine Kollegen, ein kleines, verlässliches Team, das in ganz Skandinavien unterwegs ist. Eine Top-Mannschaft auf Deck. So hätte er es in seinem vorherigen Leben genannt. Doch das ist vorbei.

»Das ist aber kein Saufgutschein für die Reeperbahn oder ein Datingportal-Abo, oder?«, fragt Skagen. Auf solch einen Scheiß hat er keinen Bock. Er genießt sein ruhiges Singledasein, und das soll auch so bleiben.

»Wir verraten nichts.« Jette Vestergaard, Skagens Chefin und Leiterin der Abteilung Skanpol, zwinkert ihm zu.

Mutig zieht Skagen an der Schleife und schält das Paket aus dem Papier. Eine braune Pappschachtel kommt zum Vorschein. Zu klein für eine Gummipuppe, zu groß für ein Konzertticket. Wer hat das Geschenk wohl besorgt? Jens oder Jette? Oder war es Kaisa mit ihrem finnischen Humor?

Mit geschürzten Lippen pult Skagen das Klebeband ab, klappt die Papplaschen auf und guckt in das Paket. Kleine Styroporbälle als Füllung. Skagen wühlt darin herum. Nichts. Die Schachtel ist leer. »Sehr witzig, Leute.«

»Es liegt ganz unten, unter der Füllung.« Fram grinst. Sein breites Gesicht ist rot vor Freude. Womit sich die Frage, wer das Geschenk gekauft hat, erübrigt.

Skagen steckt erneut seinen Arm in das Paket und fischt auf dem Grund. Schließlich zieht er einen flachen Gegenstand heraus. Eine LP. Vorn auf dem Cover ist ein ziemlich blauäugiger älterer Herr mit Kapitänsmütze abgebildet.

» La Paloma von Hans Albers. Na, jetzt ist meine Plattensammlung endlich komplett.« Zynisch hebt Skagen eine Braue. Klar, er ist immerzu auf der Suche nach alten und auch neuen Schallplatten, aber Hans Albers ...? Nee.

»Freust du dich nicht?«, fragt Jens.

»Also wisst ihr ... Das ist nett, nur ...«

»Magst du als alter Seebär etwa keine Seemannslieder?« Kaisa macht ein enttäuschtes Gesicht.

»Doch, ich meine, nein ... Ich ...«

»Guck doch mal rein«, fordert Jens ihn auf. Seine blauen Augen leuchten mit denen vom alten Hansi um die Wette.

Skagen zieht die Platte aus dem Cover und lässt sie aus der Schutzhülle in seine Hand gleiten. Er liest den Titel. Liest ihn noch mal, und um seinen Mund zuckt ein stilles, dankbares Lächeln. Obwohl seine Kollegen ihn erst seit zwei Jahren kennen, ist es die Platte, nach der er seit Ewigkeiten sucht. Die Originalpressung von »Who can you trust?«, dem ersten Album von Morcheeba, seiner Lieblingsband. Skagen kippt die LP an und lässt Licht auf ihre gerillte Oberfläche fallen. Keine Kratzer. Sie ist makellos.

»Seht ihn euch an, unseren schweigsamen Schweden«, sagt Jette und lacht trocken.

»Gerührt isser.« Kaisa streicht Skagen über den Rücken. »Alles Gute, Lillebror.«

»Leider haben wir keinen Plattenspieler hier im Präsidium, um sie uns anzuhören«, sagt Jens. »Da musst du uns die Scheibe wohl heute Abend auf deiner Geburtstagsparty vorspielen.«

Skagen hatte gar nicht vor, eine Party zu veranstalten, aber wenn man ihn so nett darum bittet. Verlegen streicht er sich über den Bart. »Mann, echt. Leute. Das ist cool. Vielen Dank!«

»Wusste ich es doch, dass wir unserem Lütten damit eine Freude machen. Und jetzt hab ich Hunger.« Jens Fram nimmt ein Messer und nähert sich der Torte, schneidet den Lauf der Pistole in mundgerechte Happen. Buttercreme quillt hervor.

Auf einem Schreibtisch klingelt das Telefon, Jette geht dran. »Vestergaard, Skanpol Hamburg.« Ihre Stimme geht im einsetzenden Gemurmel der Kollegen unter, die bereits mit der Planung der Party beschäftigt sind.

»Ich bringe einen Kasten Astra mit«, bietet Jens an, doch Kaisa winkt ab.

»Bäh, das Zeug ist ungenießbar. Ich bin mehr für Beck´s.«

»Verräterin!«

»Ach was.« Kaisa knufft Jens in den Oberarm.

»Wie wär´s mit Staropramen«, schlägt Skagen vor, um die Wogen zu glätten. »Davon hab ich noch was da.«

Kaisa und Jens sehen ihn an. Dann nicken sie.

»Okay«, sagt Kaisa. »Und was essen wir? Pizza oder Köttbullar?«

»Ich würde sagen, gar nichts.« Jette gesellt sich zu ihnen. »Die Party fällt leider aus.« Auf ihrem Gesicht liegt starrer Ernst und sie hat diesen Überstundenblick aufgesetzt, den alle fürchten. Wen trifft´s wohl diesmal?

»Och nö.« Kaisa wirft die Hände hoch und seufzt. »Heute ist doch Samstag. Ich hab eigentlich gar keinen Dienst. Ich bin nur wegen Toms Geburtstag gekommen.«

»Wir haben ein Tötungsdelikt an einer unbekannten Deutschen in Dänemark in Verbindung mit Drogen. Zwei von uns müssen da hin.« Jette sieht jeden in der Runde direkt an, landet bei Skagen. »Tom. Das ist eine Sache für dich und mich. Tut mir leid um deinen Geburtstag.«

Skagen zuckt mit den Schultern. Er hat es bereits geahnt. Jette ist Dänin, und er, Skagen, spricht neben Schwedisch sehr gut Dänisch. »Schon gut. Wann geht´s los?«

»Heute noch. Fahr nach Hause und pack ein paar Sachen zusammen. Wir werden mit Sicherheit einige Tage vor Ort sein.«

Skagen betrachtet mit wehmütiger Miene die Schallplatte. Schließlich schiebt er sie zurück in die Schutzhülle und legt sie so behutsam auf den Schreibtisch, als wäre sie aus Glas. »Wohin geht´s?«

»Nach Ringkøbing.«

»Details?«

»Später.« Jette nimmt ihre Umhängetasche vom Stuhl. »Ich hole dich bei dir ab. Sagen wir, in einer Stunde?«

Skagen nickt.

Jette verabschiedet sich, und als sich die Bürotür hinter ihr schließt, seufzt Kaisa auf. »Mann, das ist ja blöd. Ausgerechnet an deinem Geburtstag. Sorry, Tom.«

»Schon okay.«

»Ach, der ist doch froh, dass er um die Party rumkommt.« Jens´ Hand kracht so unvermittelt auf Skagens Rücken, dass er husten muss. »Na, dann viel Spaß mit der Chefin!« Er wirft Skagen einen mehrdeutigen Blick zu, bevor er sich ein Stück Torte in den Mund stopft.

Eine Stunde später hält Jettes schwarzer Audi vor dem Haus, in dem Skagen wohnt. Er wirft seine Reisetasche in den Kofferraum und setzt sich auf den Beifahrersitz. Schweigend fahren sie Richtung Stellingen zur A7. Es ist 11:15 Uhr und ein leichter Wind treibt kleine weiße Wolken über Hamburg. Licht und Schatten wechseln einander ab. Laub fegt über die Straße. Es wird Herbst, denkt Skagen schwermütig.

Als sie auf die Autobahn auffahren, wird ihr Vorankommen jäh gestoppt.

»So ein Mist. Stau«, seufzt Jette.

»Beginn der Herbstferien in Hamburg, Brandenburg und Hessen«, entgegnet Skagen trocken.

»Und alle wollen nach Norden. Daran habe ich gar nicht gedacht. Na, das kann ja heiter werden.«

»So haben wir wenigstens genug Zeit, um über den Fall zu reden.«

»Okay, zumindest über das, was ich bis jetzt weiß.« Jette setzt den Blinker und wechselt die Spur. Sie wirkt gereizt, ihre Bewegungen fahrig. Sie wedelt mit einer Hand in der Luft. »Also, bei den Kollegen in Ringkøbing wurde heute Morgen um acht ein Leichenfund gemeldet. Am Strand in der Nähe von Hvide Sande wurde eine tote Frau gefunden. Das liegt rund 25 Kilometer südlich von Ringkøbing entfernt und ist ein beliebter Urlaubsort. Besonders bei den Deutschen. Dort gibt es mehr Ferienhäuser als Einwohner. Holmsland Klit nennt sich die Landzunge, sie trennt den Ringkøbing Fjord von der Nordsee. Der Fjord ist eher ein großer See, so wie ... Aber was erzähle ich dir? Du bist Seemann, du kennst die Nordsee bestimmt wie deine Westentasche.«

»War.«

»Was?«

»Ich war Seemann.«

»Okay, okay, du warst.«

Skagen sieht, wie Jette ungeduldig mit den Augen rollt, und er ergänzt: »Ich war hauptsächlich auf dem Mittelmeer, dem Roten Meer und im Indischen Ozean unterwegs. Reederei Merkur. Containerschiffe. Die richtig großen Pötte.«

»Ja, weiß ich ja«, zischt sie.

Skagen mustert seine Chefin von der Seite. Was hat sie auf einmal? Vorhin im Büro war sie noch so entspannt. Außerdem hat sie gerade erst mit ihrem Mann und ihrer kleinen Tochter Urlaub gemacht. Zwei Wochen Kreta. Da kann man doch nicht jetzt schon so gestresst sein. Sie hätte ja an ihrer Stelle jemand anderen nach Dänemark schicken können, anstatt selbst zu fahren.

»Erzähl weiter«, fordert er Jette auf. »Wer ist das Opfer? Die Tote am Strand?«

»Eine junge Frau, um die 25. Sie wurde sehr...

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Autor

Hinter dem Pseudonym Anne Nordby verbirgt sich Anette Strohmeyer. Die 1975 in Göttingen geborene Autorin lebt und arbeitet in Kopenhagen. Sie schreibt Krimis, Thriller und Hörspiele. Viele Jahre verbrachte sie in Skandinavien, Neuseeland und den USA. Ihre Erfahrungen verarbeitet sie in den internationalen Settings ihrer Romane. Auch nahm die Autorin an verschiedenen Writers' Rooms teil, in denen sie gemeinsam mit anderen Autoren Serienstoffe und -konzepte entwickelte. Mehr auf www.anette-strohmeyer.de