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Kalter Sturm

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Deutsch
Gmeiner Verlagerschienen am11.09.20242024
Ein dunkler Ort, den man nicht betreten darf. Ein Mord in Islands Einöde, der brutaler nicht sein könnte. Und der Glaube an finstere Mächte, die durch die Risse im Lavagestein nach oben steigen wie giftige Dämpfe und die Menschen in Angst und Schrecken versetzen. Eingeschlossen von einem Schneesturm weiß Kommissar Skagen, der Mörder ist mitten unter ihnen. Er muss ihn stellen, bevor er erneut zuschlägt. Ein Fall für Tom Skagen von der Sondereinheit Skanpol, der ihn im Land der Elfen und Zwerge in die Abgründe des Glaubens und Aberglaubens blicken lässt.

Anne Nørdby, geboren 1975, lebt in Kopenhagen und in ihrem Haus auf der Insel Møn, wo sie erfolgreiche Thriller, Krimis und Hörspiele schreibt. Auf ihren Reisen durch Skandinavien sammelt sie viele Anregungen und Ideen, die sie in ihre Bücher einfließen lässt. Ihre zweite Leidenschaft gilt dem Schreiben im Team, den sogenannten Writers' Rooms, in denen sie gemeinsam mit deutschen und dänischen Autoren Serienstoffe und -konzepte entwickelt. Mehr auf: www.anne-nordby.com
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Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR17,00
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Produkt

KlappentextEin dunkler Ort, den man nicht betreten darf. Ein Mord in Islands Einöde, der brutaler nicht sein könnte. Und der Glaube an finstere Mächte, die durch die Risse im Lavagestein nach oben steigen wie giftige Dämpfe und die Menschen in Angst und Schrecken versetzen. Eingeschlossen von einem Schneesturm weiß Kommissar Skagen, der Mörder ist mitten unter ihnen. Er muss ihn stellen, bevor er erneut zuschlägt. Ein Fall für Tom Skagen von der Sondereinheit Skanpol, der ihn im Land der Elfen und Zwerge in die Abgründe des Glaubens und Aberglaubens blicken lässt.

Anne Nørdby, geboren 1975, lebt in Kopenhagen und in ihrem Haus auf der Insel Møn, wo sie erfolgreiche Thriller, Krimis und Hörspiele schreibt. Auf ihren Reisen durch Skandinavien sammelt sie viele Anregungen und Ideen, die sie in ihre Bücher einfließen lässt. Ihre zweite Leidenschaft gilt dem Schreiben im Team, den sogenannten Writers' Rooms, in denen sie gemeinsam mit deutschen und dänischen Autoren Serienstoffe und -konzepte entwickelt. Mehr auf: www.anne-nordby.com
Details
Weitere ISBN/GTIN9783734930225
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
Erscheinungsjahr2024
Erscheinungsdatum11.09.2024
Auflage2024
Reihen-Nr.4
SpracheDeutsch
Dateigrösse2051 Kbytes
Artikel-Nr.14440654
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe


2

Halla Austdal betritt das kleine Büro der Polizei in Seyðisfjörður, das sich in einem weiß gestrichenen Holzhaus mit rotem Ständerwerk befindet und nicht weit von der größten und einzigen Touristenattraktion des verschlafenen Hafenortes entfernt liegt: der hellblauen Kirche mit dem regenbogenfarbenen Fußweg davor.

In dem Gebäude des Sysselmanns, des Bezirksvorstehers, befinden sich noch ein paar weitere Behörden wie der Zoll oder das Sozial- und Familienamt. Alles in einem sozusagen. Isländischer Pragmatismus.

»Hallo, Bjarni«, grüßt Halla den einzigen Polizisten des Ortes.

»Hæ, Kollegin! Wie geht´s? Lange nichts gehört. Was macht die große Stadt?«

Halla lacht. Sie kennt Bjarni aus ihren Kindertagen, ist in Seyðisfjörður aufgewachsen und aus dem Kaff abgehauen, sobald sich die Gelegenheit dazu ergab. Allerdings hat sie es nur bis über den Pass nach Egilsstaðir geschafft. Mit etwas mehr als 2.500 Einwohnern immerhin die größte Stadt im Osten des Landes. Im Gegensatz zu den knapp 660 Leuten, die in Seyðisfjörður hausen und die sie fast alle mit Namen kennt. Zudem ist sie mit der Hälfte davon verwandt.

»Ich kann nicht klagen«, antwortet sie. »Bei uns gibt es ein Nachtleben, und wir haben ein Fußballstadion. Was willst du mehr? Aber Spaß beiseite. Fahren wir gleich los?«

»Klar, ich habe nur auf dich gewartet.« Bjarni stemmt seinen riesigen Körper aus dem lederbezogenen Arbeitssessel, der verdammt bequem aussieht. Er schlüpft in seine Uniformjacke und nimmt seine Mütze. »Dein oder mein Auto?«

»Deins. Du kennst die Strecke besser.«

»Okay.« Bjarni, der etwa 20 Jahre älter ist als Halla, watschelt voran. Die Gummisohlen seiner Schuhe quietschen auf dem Linoleumboden. Am Ausgang steckt er den Kopf in das Büro des Sysselmanns, der hier eine Sysselfrau ist, und sagt: »Ich bin mit Halla draußen auf Dverganes.«

»Die Sache mit dem Kind?«, hört Halla die Bezirksvorsteherin fragen.

»Ja, ich hoffe, dass sich das schnell aufklärt, sonst wird es eine größere Aktion.«

»Ich drücke euch die Daumen.«

»Danke.« Bjarni setzt sich die Mütze auf und dreht sich mit ernster Miene zu Halla um. »Auf geht´s.«

Wenig später fahren sie über die Küstenstraße in Richtung Osten. Halla ist froh, dass die Straße nach den Erdrutschen vor ein paar Jahren repariert wurde. Jeder Einwohner des Dorfes hat mit angepackt, um die Strecke wieder befahrbar zu machen. In Island ist der Boden ständig auf die ein oder andere Weise in Bewegung. Ein Land, das nie zur Ruhe kommt.

Nachdem sie die letzten Häuser von Seyðisfjörður hinter sich gelassen haben, verwandelt sich die Asphaltstraße in eine Schotterpiste. Vor ihnen liegt eine holprige Fahrt von mindestens einer Stunde über die Halbinsel Dverganes, auf der es Berge bis zu 1.000 Metern Höhe gibt, dazu viele Steine, Geröll, alte Lavafelder und ein paar vereinzelte Schafhöfe. Am Ende der Landzunge steht der orangefarbene Leuchtturm von Dalatangi am offenen Nordatlantik und begrüßt die Schiffe, die in den Fjord einfahren. Das Leuchtfeuer gehört jedoch bereits zum nächsten Bezirk und ist nur über die Straße auf der anderen Seite der Halbinsel zu erreichen, also einmal ganz außen herum. Ein Umweg von über zwei Stunden. Dort, wo sie jetzt hinwollen, ans Nordufer, befinden sich die Schafhöfe, die sich tapfer gegen die Elemente zur Wehr setzen. Die Familien, die dort seit Generationen wohnen, kennt Halla nicht persönlich, aber sie weiß, dass sie ein sehr hartes und entbehrungsreiches Leben führen. Man muss schon ein bestimmter Schlag Mensch sein, um auf dieser kargen Felsinsel zu überleben, die im Winter im Schnee versinkt und im Sommer von Stürmen und Regen gepeitscht wird.

»Also, was genau ist passiert?«, fragt Halla.

Bjarni, der den Polizeijeep konzentriert über den mit Schlaglöchern übersäten Schotterweg lenkt, stößt Luft aus. »Ach, die Magnussons und die Gislasons haben sich zwei deutsche Familien eingeladen, die ihnen über das Sommerhalbjahr auf dem Hof helfen sollen. Dafür bekommen sie Kost und Logis. Urlaub gegen Hand , du weißt schon. Die Magnussons und die Gislasons bieten das seit Längerem an.«

»Sind es immer dieselben Familien, die kommen?«

»Soweit ich es verstanden habe, sind es jedes Mal andere.«

»Und der vermisste Junge stammt aus einer der deutschen Familien?«

»Richtig. Er ist erst fünf Jahre alt und wahrscheinlich unerlaubt in das Lavafeld gegangen, das hinter dem Hof liegt. Viele Höhlen und scharfkantiges Gestein. Die Schafbauern nennen es dimmu hraunar und machen einen großen Bogen darum.«

»Die dunkle Lava ... davon habe ich gehört«, raunt Halla unbehaglich. Sie kennt die Geschichten, die sich um diesen unwirtlichen Landstrich drehen. Und keine davon geht gut aus.

»Die Schafbauern und zahlreiche Helfer haben bis auf das Lavafeld bereits alles abgesucht«, sagt Bjarni. »Sogar mit ihren Hunden. Aber sie haben den kleinen Jonas nicht gefunden. Und in das Lavafeld trauen sie sich nicht. Deshalb haben sie uns gerufen.«

Vielleicht hat sich Jonas in der dimmu hraunar verirrt, denkt Halla. Oder er ist ins Meer gefallen und im eisigen Wasser ertrunken. Eine Gänsehaut kriecht über ihren Rücken.

»Wie lange ist er schon weg?«

»Seit heute Vormittag.«

»Hm, es ist recht kalt, da besteht die Gefahr, dass er unterkühlt.«

»Auf jeden Fall. Zwar soll der Junge einen Pullover aus Schafwolle tragen, dicke Hosen und Gummistiefel, doch das reicht nicht für die Nacht. Die Temperaturen können trotz Frühling noch immer unter null fallen.«

Halla muss an die Touristen denken, die nach Island kommen und sich nicht angemessen kleiden. Sie sehen die beeindruckenden Fotos von den Gletschern und den schwarzen Stränden mit den glitzernden Eisbrocken am Jökulsárlón, verschwenden jedoch keinen Gedanken daran, dass für solche Schönheiten auch gewisse Temperaturen nötig sind. Selbst im Sommer kann es bis auf Höhe des Meeresspiegels schneien. Und jetzt haben sie gerade mal Anfang Mai.

Der Jeep holpert durch die Schlaglöcher und lässt Halla auf ihrem Sitz auf und ab hüpfen.

»´tschuldige«, brummt Bjarni. »Die Straße ist wirklich schlecht.«

Halla hält sich am Türgriff fest und schaut konzentriert nach vorn, damit ihr nicht übel wird. »Hat die Lämmersaison begonnen?«, fragt sie.

»Ja, auf den Höfen ist viel los. Da haben die Leute die Kinder nicht ständig im Blick. Die Kleinen haben wohl in der Nähe des Lavafeldes gespielt, wobei es ihnen jedoch strikt untersagt wurde, dort hineinzugehen. Der verschwundene Junge soll allerdings vorwitzig und neugierig sein.«

»Du meinst unerzogen?« Halla sieht Bjarni von der Seite an. Dass die Kinder, die auf den Schafhöfen geboren wurden, wissen, wie man sich in der Natur verhält, daran hat sie keinen Zweifel, aber diese verhätschelten Stadtkinder vom europäischen Festland ... Die haben nicht die geringste Ahnung davon, wie gefährlich es sein kann, sich zu weit vom Haus zu entfernen. Das ist in Island definitiv etwas anderes als im behüteten Vorgarten einer Einfamilienhaussiedlung in München.

»Die Eltern der deutschen Familien haben den Kindern wohl sehr genau eingeschärft, dass das Lavafeld tabu ist, und bisher sollen sie sich auch daran gehalten haben.«

»Wie lange sind sie schon hier?«

»Seit Februar.«

»Seit drei Monaten?«, fragt Halla überrascht. »Müssen die Kinder denn nicht in die Schule?«

Bjarni zuckt mit den Achseln. »Vielleicht machen die Eltern mit ihnen Homeschooling.« Er deutet mit dem Kinn nach vorn. »Wir sind da.«

Sie halten vor einem hellblau gestrichenen Wohnhaus, hinter dem ein zweites Haus aus Holz steht. Beide Gebäude wirken heruntergekommen, was kein Wunder ist bei der harschen Witterung. Da hält die Fassadenfarbe gerade mal zwei Winter. Neben den Häusern ducken sich drei weitere Bauten in die karge Landschaft: eine roh gezimmerte Scheune und zwei Schafställe. Ein Pick-up parkt vor dem zweistöckigen Wohnhaus und ein Traktor mit verschlammten Reifen und offener Motorhaube wurde vor der Scheune abgestellt. Der Mann, der daran arbeitet, trägt einen Strickpulli und graue Arbeitshosen. Als Halla und Bjarni aussteigen, dreht er sich um. Mit ernster Miene wirft er den öligen Lappen weg und geht auf sie zu, eine Zigarette im Mundwinkel.

»Hæ!«, sagt er und begrüßt sie mit einem festen Händedruck. »Ich bin Ásgeir Magnusson. Ich habe euch angerufen.«

Bjarni nickt und richtet seinen Blick auf das Lavafeld, das sich hinter dem Gehöft erstreckt wie ein gigantischer Ausblick in die Hölle. Damals muss sich die heiße Lava träge den Hang hinabgeschoben haben. Doch auf ihrem Weg nach unten zu den Klippen ist sie erstarrt und hat das Meer nie erreicht. Wann ist das passiert? Halla fällt es nicht ein. Sie weiß aber, dass früher in ihrer Schule darüber gesprochen wurde.

Ásgeir hebt einen Arm und zeigt auf die schwarze Masse. »Die anderen sind dort draußen und suchen.«

»Und du?« Halla fixiert den Schafbauern, der wirkt, als könnte er durch nichts aus der Ruhe gebracht werden. Er ist um einiges älter als sie. Dicke graue Strähnen stehen von seinem Kopf in sämtliche Richtungen ab, was ihm etwas Jungenhaftes verleiht.

»Na, ich habe darauf gewartet, dass ihr kommt«, antwortet er und schiebt den Zigarettenstummel mit der Zunge in den Mundwinkel.

»Na, und jetzt sind wir da«, entgegnet Halla trocken. Sie schaut sich auf dem...

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Autor

Anne Nørdby, geboren 1975, lebt in Kopenhagen und in ihrem Haus auf der Insel Møn, wo sie erfolgreiche Thriller, Krimis und Hörspiele schreibt. Auf ihren Reisen durch Skandinavien sammelt sie viele Anregungen und Ideen, die sie in ihre Bücher einfließen lässt. Ihre zweite Leidenschaft gilt dem Schreiben im Team, den sogenannten Writers' Rooms, in denen sie gemeinsam mit deutschen und dänischen Autoren Serienstoffe und -konzepte entwickelt.