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Das Zeitalter der Helden 3 - Dunkelheit

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
880 Seiten
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am12.10.2020
Adelsspross und Schwertkämpfer Ringil Eskiath ist weit gereist - auf der verzweifelten Suche nach dem unsterblichen Zauberer, der von den mächtigen Feinden des Imperiums großgezogen wurde. Und er ist auf sich allein gestellt, denn seine Gefährten wurden von ihm getrennt. Während Ringil versucht, eine tödliche Magie zu erlernen, damit er es mit seinem Gegner aufnehmen kann, sind seine beiden Gefährten einem Geheimnis auf der Spur, das das ganze Kaiserreich in Blut und Asche zu stürzen droht ...

Richard Morgan wurde 1965 in Norwich geboren. Er studierte Englisch und Geschichte in Cambridge und arbeitete viele Jahre als Englischlehrer im Ausland, bevor er sich entschloss, sein Geld als freier Schriftsteller zu verdienen. Sein Roman »Altered Carbon - Das Unsterblichkeitsprogramm«, ausgezeichnet mit dem Philip K. Dick Award, wurde ein internationaler Bestseller. Morgan lebt und arbeitet in Glasgow.
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Produkt

KlappentextAdelsspross und Schwertkämpfer Ringil Eskiath ist weit gereist - auf der verzweifelten Suche nach dem unsterblichen Zauberer, der von den mächtigen Feinden des Imperiums großgezogen wurde. Und er ist auf sich allein gestellt, denn seine Gefährten wurden von ihm getrennt. Während Ringil versucht, eine tödliche Magie zu erlernen, damit er es mit seinem Gegner aufnehmen kann, sind seine beiden Gefährten einem Geheimnis auf der Spur, das das ganze Kaiserreich in Blut und Asche zu stürzen droht ...

Richard Morgan wurde 1965 in Norwich geboren. Er studierte Englisch und Geschichte in Cambridge und arbeitete viele Jahre als Englischlehrer im Ausland, bevor er sich entschloss, sein Geld als freier Schriftsteller zu verdienen. Sein Roman »Altered Carbon - Das Unsterblichkeitsprogramm«, ausgezeichnet mit dem Philip K. Dick Award, wurde ein internationaler Bestseller. Morgan lebt und arbeitet in Glasgow.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641249359
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2020
Erscheinungsdatum12.10.2020
Reihen-Nr.3
Seiten880 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse3201 Kbytes
Artikel-Nr.4310760
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

1

»Tja, so viel dazu.«

Ringil Eskiath wog den vertrockneten Kieferknochen mürrisch in der Hand. Er kauerte am Rand des offenen Grabes und widerstand dem unterschwelligen Drang hineinzuspringen.

Sieht gemütlich aus da unten. Kein Wind, schön dunkel und warm ...

Stattdessen kratzte er sich das unrasierte Kinn. Drei Tage alte Stoppeln rieben an schwieligen Fingern und juckten auf hohlen Wangen. Der Saum seines um ihn herum ausgebreiteten Mantels war schmutzig und sog das Wasser aus dem regennassen Grab auf. Die Schulter seines Schwertarms schmerzte von der unerbittlichen Feuchtigkeit.

Er blendete den Schmerz aus und betrachtete das, was vor ihm in dem offenen Grab zu sehen war.

Deswegen waren sie also so lange unterwegs gewesen.

Viel gab es nicht zu sehen - ein paar Holzsplitter, die einmal ein Sarg gewesen sein mochten, ein paar längliche Lederstreifen, steif und zerbröselnd. Jede Menge kleine Knochenstücke, als wäre hier ein übereifriger Wahrsager zugange gewesen ...

Gil seufzte und stemmte sich wieder hoch. Warf den Kieferknochen zurück zum Rest.

»Verfickte fünf Monate, für nichts.«

»Mein Lord?«

Shahn, der Marinesergeant, der gerade aus dem Grab geklettert war und nun wartend neben dem Erdhaufen stand, den seine Männer geschaufelt hatten. Sie standen hinter ihm, von Erde und Schweiß verschmiert, die Grabwerkzeuge in den Händen, die ­Gesichter wegen des Wetters verkniffen. Wer auch immer dieses Loch vor all den Jahrhunderten geschaufelt hatte, hatte sich ein Fleckchen nahe der Klippen ausgesucht, und jetzt wehte vom Ozean ein starker Wind, gepfeffert mit kleinen Hagelkörnern und einem Versprechen auf einen weiteren Sturm. Die drei hironischen Führer, die sie in Ornley angeheuert hatten, hatten bereits die Kapuzen hochgeschlagen - sie standen weiter weg von dem Grab, beobachteten den Himmel und sprachen leise miteinander.

Ringil wischte sich die Erdkrümel von den Händen.

»Wir sind hier fertig«, verkündete er laut. »Wenn das hier der Illwrack-Wechselbalg ist, sind uns die Würmer offensichtlich zuvorgekommen. Verstaut die Werkzeuge, gehen wir zurück zu den Booten.«

Ein kurzes Zögern, Hände auf Werkzeuggriffen, Stiefelscharren. Der Sergeant räusperte sich. Deutete halbherzig auf den weichen Erdhaufen neben dem Grab. »Sir, sollten wir ...?«

»Das Loch wieder zuschütten?« Ringil grinste schief. »Wenn diese Knochen sich erheben und uns runter zum Strand folgen, wäre ich sehr überrascht. Aber weißt du was? Wenn sie´s tun, kümmere ich mich drum.«

Seine Worte schlugen eine Schneise der Stille in den stärker werdenden Wind. Die Männer berührten ihre Talismane. Einige murmelten.

Ringil warf ihnen einen verstohlenen Blick zu, zählte die Gesichter, ohne es sich anmerken zu lassen. Ein paar von denen, die er sah, waren dabei gewesen, als er den Kraken tötete, aber die meisten hatten auf anderen Schiffen Dienst getan; oder sie waren zwar an Bord der Drachentod gewesen, aber in ihren Kojen. Es war sowieso eine Drecksnacht gewesen - Regen und heulender Wind, von dichten, dahinjagenden Wolken ersticktes Bandlicht, und die Sache war vorbei gewesen, kaum dass sie begonnen hatte. Außer einer Handvoll hatte keiner etwas mitbekommen.

Natürlich hatten sie die Berichte ihrer Kameraden gehört, doch Ringil konnte es ihnen nicht verdenken, wenn sie an diesen Berichten zweifelten. Einen Kraken töten, in der Nacht und mitten in einem Sturm - ja, alles klar. Es war eine Erzählung wie aus den Legenden, eine Schauergeschichte, um dem Schiffsjungen einen Schrecken einzujagen. Ein verdammtes Märchen.

Fünf Wochen war das jetzt her, und Ringil hatte nicht gehört, dass irgendjemand ihn Krakentöter genannt hätte.

Wahrscheinlich war es besser so. Er hatte in der Vergangenheit genug Kommandos innegehabt, um zu wissen, wie die Dinge liefen. Besser, du bringst deine Leute nicht von ihren liebgewonnenen Vorstellungen ab, wie auch immer sie aussehen mögen. Das galt genauso für die Zweifler wie für die, die die Geschichten von Gils Heldenmut verbreiteten. Die Wahrheit würde beide Gruppen nur krank machen vor Angst, und das - hier und jetzt - wäre kontraproduktiv.

Sie waren so schon nervös genug.

Er wandte sich ihnen zu. Setzte einen Stiefel auf den etwas verloren herumliegenden und vermoosten Granitblock, der als Grabstein diente, und hob die Stimme - Perlen dunkler Weisheit von dem Schwertkämpfer-Magier in eurer Mitte.

»Gut, Leute, hört her. Wer Salz verstreuen möchte, nur zu, bringt´s hinter euch. Aber wenn wir hierbleiben und dieses Loch wieder zuschütten, werden wir nass bis auf die Knochen.«

Er nickte Richtung Westen, zum Meer hin. Es war noch nicht lange nach der Mittagsstunde, aber das gelbliche Nachmittagslicht senkte sich bereits herab. Von Norden jagten Wolken heran, brodelnd wie in ein Wasserglas geschüttete Tinte. Der Himmel über ihren Köpfen verfärbte sich schwarz wie das Gesicht eines Gehenkten.

Und noch bevor ihr´s merkt, nennt ihr es ein Omen.

Auf dem Rückweg zu den Booten wurde Gils Stimmung nicht gerade besser. Er ging voraus und führte sie einen sich windenden Schafspfad von den Klippen hinunter. Gab ein strammes Tempo vor auf dem weichen, torfigen Boden. Niemand machte den Fehler, Ringil einzuholen oder ihn anzusprechen.

Im krassen Gegensatz dazu herrschte in Ringils Rücken lärmend gute Laune. Die Erlaubnis, Schutzzauber sprechen zu dürfen, hatte die Marinesoldaten sichtlich beruhigt. Ausgelassen trampelten sie hinter ihm her, stritten gut gelaunt und johlten. Es war, als hätten sie mit dem Salz aus ihren gepunzten Lederbeuteln auch all ihre Bedenken ausgeschüttet, hinter sich gelassen in Form winziger weißer Sprenkel auf dem Boden.

Was, vermutete Ringil, wahrscheinlich auch der Fall war. War nicht genau das der Sinn von Religion?

Allerdings war er ehrlich genug, um sich einzugestehen, dass auch seine Anspannung nachgelassen hatte. Denn trotz all der leeren Gräber, trotz seiner zusehends stärker werdenden Überzeugung, dass sie hier nur ihre Zeit verschwendeten, hatte auch er mit einem Kampf gerechnet, als sie diese Klippen erklommen.

Sich einen Kampf gewünscht.

Ein kleiner Rest des Gefühls saß ihm immer noch im Nacken, zupfte an seinen Händen. Das Wissen, dass es da gewesen war, genügte ihm. Auch wenn er es in dem Moment gar nicht bemerkt hatte.

Die letzte Ruhestätte des Illwrack-Wechselbalgs.

Mal wieder.

Insgesamt die neunte. Das neunte Grab des sagenhaften Dunklen Königs, das sie ausgebuddelt hatten, um dann nichts weiter zu finden als die Reste gewöhnlicher Sterblichkeit.

Es muss einen einfacheren Weg geben, diesen Mist zu erledigen.

Musste es, tat es aber nicht, und Ringil wusste es. Sie waren Fremde hier, einschließlich ihm. Klar, als Junge hatte er in der Bibliothek seines Vaters von den Hironischen Inseln gelesen, hatte von seinen Lehrern die staubtrockenen Almanach-Fakten gelernt. Er war in Trelayne aufgewachsen und hatte dort eine Handvoll Leute gekannt, die eine Zeit ihres Exils hier verbracht hatten. Aber all das erworbene Wissen hatte hier keinerlei praktischen Wert und war sowieso seit Jahrzehnten veraltet. Abgesehen davon, dass er fließend Naomisch sprach, hatte Gil den anderen Expeditionsmitgliedern nicht das Geringste voraus.

Anasharal, der Steuermann, war während der Planungen für die Expedition vor einem Jahr noch voller alter, übermenschlicher Weisheit gewesen, hielt sich nun aber bemerkenswert zurück, was die Details anging. Der kiriathische Dämon war entweder nicht willens oder nicht in der Lage, ihnen den Weg zum Grab des Wechselbalgs mit ausreichender Klarheit zu weisen, stattdessen schlug er - nicht ohne Hochmut - vor, dass sie den Rest der Arbeit selbst erledigen und einfach die Einheimischen fragen sollten. Wegen euch bin ich vom Himmel gefallen, lautete der Tenor seiner Ansprachen. Ist es vielleicht meine Schuld, dass ich jetzt nicht mehr den Weitblick habe, den ich aufgeben musste, um euch meine Nachricht zu überbringen? Ich habe euch zum Zielpunkt dieser Reise geführt. Sollen eure Münder den Rest übernehmen.

Aber die Bewohner dieser Inseln waren ein bekanntermaßen verschlossener Haufen - sogar Gils todlangweilige Lehrer hatten nicht vergessen, das zu erwähnen. In der Geschichtsschreibung waren sie bekannt dafür, beliebten Piraten und Steuersündern Zuflucht zu gewähren, und das trotz allem, was die unbeholfenen Zollbeamten der Liga dagegen zu unternehmen versuchten. Bekannt dafür, selbst im Angesicht wüster Drohungen gelassen weiter zu lügen, vor blankgezogenen Waffen nur verächtlich auszuspucken und eher unter der Folter zu sterben, als einen Mitinsulaner ans Messer zu liefern.

Einem Haufen großkotziger Imperialer aus dem fernen Süden, die fragten, hey, es heißt, hier liegt irgendwo ein legendärer finsterer Lord begraben - ihr könnt uns nicht zufällig sagen, wo?, dürften sie kaum die Geheimnisse ganzer Generationen verraten.

Nicht so ohne Weiteres jedenfalls.

Es brauchte eine ganze Woche sorgfältiger Verhandlungen in und vor den Schenken von Ornley und später in den umliegenden Weilern und Höfen, um auch nur eine Handvoll Einheimischer zu finden, die bereit waren, mit ihnen zu reden. Es brauchte sanfte Worte, Geld und zahllose Lokalrunden. Und selbst dann war das, was die Kerle zu sagen hatten, dünn und widersprüchlich:

- der...

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Autor

Richard Morgan wurde 1965 in Norwich geboren. Er studierte Englisch und Geschichte in Cambridge und arbeitete viele Jahre als Englischlehrer im Ausland, bevor er sich entschloss, sein Geld als freier Schriftsteller zu verdienen. Sein Roman »Altered Carbon - Das Unsterblichkeitsprogramm«, ausgezeichnet mit dem Philip K. Dick Award, wurde ein internationaler Bestseller. Morgan lebt und arbeitet in Glasgow.