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Knochendiebin (Die zwölf Kasten von Sabor 1)

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
416 Seiten
Deutsch
Carlsen Verlag GmbHerschienen am31.10.2019Auflage
Das atemraubende Fantasy-Debüt aus den USA - so atmosphärisch wie Die rote Königin, so spannend wie Throne of Glass und so eindringlich wie Das Lied der Krähen. Die junge Magierin Stur aus der Krähen-Kaste kennt nur ein Gesetz: Beschütze die Deinen! Denn von den übrigen Kasten werden die Krähen geschmäht. Dabei versorgen sie Sterbende und Tote, ein wichtiger Dienst in einem Land, in dem die Sündenseuche wütet. Als Sturs Familie für eine Bestattung zum Königspalast gerufen wird, geschieht Unerwartetes: Der angeblich tote Prinz Jasimir will ihre Hilfe! Um die böse Herrscherin zu stürzen, müssen er und sein Leibwächter Tavin Verbündete treffen - unter Sturs Obhut. Aber kann sie dem Prinzen und seinem besten Freund wirklich trauen?  Eine Geschichte über Verlust und Vergeltung, über Verzicht und Veränderung, über den Willen zu überleben - und zu lieben! »Üppig, aufwühlend und ... perfekt für Fans von Leigh Bardugo und Tomi Adeyemi.«, Kirkus Reviews

Margaret Owen wuchs in Oregon City auf. Sie hat in vielen Bereichen gearbeitet, vom Secondhandladen bis zur Wahlkampagne, und immer etwas dazugelernt. Inzwischen konzentriert sie sich aufs Schreiben und darauf, ihre zwei Monsterkatzen im Zaum zu halten. Sie liebt Reiseziele, vor denen alle warnen, und sammelt mit eigenen Illustrationen Gelder für gemeinnützige soziale Einrichtungen. Margaret Owen lebt zurzeit in Seattle.
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Produkt

KlappentextDas atemraubende Fantasy-Debüt aus den USA - so atmosphärisch wie Die rote Königin, so spannend wie Throne of Glass und so eindringlich wie Das Lied der Krähen. Die junge Magierin Stur aus der Krähen-Kaste kennt nur ein Gesetz: Beschütze die Deinen! Denn von den übrigen Kasten werden die Krähen geschmäht. Dabei versorgen sie Sterbende und Tote, ein wichtiger Dienst in einem Land, in dem die Sündenseuche wütet. Als Sturs Familie für eine Bestattung zum Königspalast gerufen wird, geschieht Unerwartetes: Der angeblich tote Prinz Jasimir will ihre Hilfe! Um die böse Herrscherin zu stürzen, müssen er und sein Leibwächter Tavin Verbündete treffen - unter Sturs Obhut. Aber kann sie dem Prinzen und seinem besten Freund wirklich trauen?  Eine Geschichte über Verlust und Vergeltung, über Verzicht und Veränderung, über den Willen zu überleben - und zu lieben! »Üppig, aufwühlend und ... perfekt für Fans von Leigh Bardugo und Tomi Adeyemi.«, Kirkus Reviews

Margaret Owen wuchs in Oregon City auf. Sie hat in vielen Bereichen gearbeitet, vom Secondhandladen bis zur Wahlkampagne, und immer etwas dazugelernt. Inzwischen konzentriert sie sich aufs Schreiben und darauf, ihre zwei Monsterkatzen im Zaum zu halten. Sie liebt Reiseziele, vor denen alle warnen, und sammelt mit eigenen Illustrationen Gelder für gemeinnützige soziale Einrichtungen. Margaret Owen lebt zurzeit in Seattle.

Inhalt/Kritik

Leseprobe


EINS

Der leere Thron

Pah brauchte viel zu lange, um den beiden Jungs die Kehle durchzuschneiden.

Mindestens zehn Minuten waren verstrichen, seit er in der Quarantänehütte verschwunden war, und sieben davon hatte Stur damit verbracht, die vergoldete Tür anzustarren und einen losen Faden an ihrem zerschlissenen, schwarzen Mantel zu ignorieren. Eine Minute bedeutete, dass die Sündenseuche die Jungs in der Hütte schon erledigt hatte. Drei Minuten, dass Pah Barmherzigkeit zeigen und jemanden von seinen Qualen erlösen musste.

Aber zehn Minuten, das war zu lange. Zehn Minuten, das hieß, dass etwas faul war. Und das Getuschel, das über die blitzblanken Fliesen des Innenhofes fegte, verriet ihr, dass auch die Schaulustigen langsam misstrauisch wurden.

Stur knirschte mit den Zähnen, bis das Kneifen in ihrem Bauch nachließ. Pah war ein alter Fuchs. Er wusste, was er tat, bei allen zwölf Höllen. Erst gestern hatte er ihre Rotte zu einem Seuchensignal geführt, Leichen und Lohn einkassiert und sie vor dem Mittag wieder auf den Weg gebracht.

Und in der Stadt, in der sie gewesen waren, hatte kein Mangel an Gaffern geherrscht. Ein Mann, der durch die Fäden auf seinem Webstuhl lugte, eine Frau, die ihre Ziegenherde direkt an der Sündenhütte vorbeiführte, um sie von Nahem betrachten zu können, Kinder, die sich dem Griff ihrer Eltern entwanden, um die Krähen zu begaffen und zu fragen, ob sich unter den Schnabelmasken und schwarzen Mänteln Ungeheuer verbargen.

Die Antwort, dachte Stur, hing wohl davon ab, ob eine Krähe mithörte oder nicht.

Aber Stur war vertraut mit den Gaffern und mit Schlimmerem. Sie kannte das schon fast ihr ganzes Leben lang. Als Angehörige der einzigen Kaste, die immun gegen die Sündenseuche war, hatten die Krähen die Pflicht, auf jedes Signal hin zu erscheinen.

Und als Pahs Lehrling und zukünftige Flügelherrin konnte sie sich kein weiches Herz leisten. Nicht einmal hier. Nicht einmal jetzt.

Die zwei Jungs, die sie heute Abend wegschaffen mussten, unterschieden sich in keiner Weise von all den anderen Leichen, bei deren Verbrennung Stur im Laufe ihrer sechzehn Lebensjahre geholfen hatte. Da zählte es auch nicht, dass unter den Hunderten von Toten kaum jemand von so hohem Stand gewesen war wie diese beiden. Da zählte es nicht, dass man die Krähen zuletzt vor fünfhundert Jahren in den Königspalast von Sabor befohlen hatte.

Die brennenden Blicke der Krieger und Adeligen verrieten Stur aber, dass für die Hehren Kasten an diesem Abend die Sündenseuche zählte.

Pah wusste, was er tat. Sie wiederholte die Worte noch einmal im Stillen.

Und Pah brauchte viel zu lange.

Stur riss ihren Blick von der Tür los und ließ ihn forschend über die Menschen gleiten, die sich auf den Galerien entlang des königlichen Quarantänehofes drängten. Die Suche nach möglichen Unruhestiftern war ihr zur Gewohnheit geworden, seit sie einmal von dem wutschnaubenden Angehörigen eines Seuchentoten verfolgt worden waren. Wie es schien, standen ausschließlich Pfauen-Höflinge - alle mit üppiger Trauerbemalung und Jammermiene - an den Holzgeländern und gafften aus sicherer Entfernung.

Stur zog unter der Maske eine Grimasse, als sie das übliche Getuschel hörte: »... so eine Schande ...«, »... sein Vater?« und die allzu vertrauten Wörter »Knochenschröpfer« und »Knochendiebe.« Uralte, fast langweilige Beleidigungen, nichts, das für Ärger sorgen würde. Die skandalsüchtigen Pfauen waren einfach nur wie gebannt vom Anblick der dreizehn Krähen, sie rechneten mit einem Spektakel.

Ärger mit den Habichten war da um einiges wahrscheinlicher. König Surimir bevorzugte Kriegshexer als Palastwachen, jene Habicht-Krieger, die ebenso problemlos Wunden heilten, wie sie ihre Gegner von innen zerfetzten. Hochgefährlich und, da sie sich ihrer Macht bewusst waren, sehr leicht zu provozieren.

Die Kriegshexer hatten ihre Schwertgriffe fester gepackt, als die Krähen mit ihrem Karren durch das Tor gekommen waren. Und sie hatten sich seither nicht gerührt.

Stur konnte in ihren starren Blicken keine Trauer erkennen. Die Habichte lauerten auch nicht auf ein Spektakel. Sondern darauf, dass die Krähen patzten.

Sie ertappte sich dabei, noch einen Faden zwischen den Fingern zu zwirbeln. Das schmerzhafte Kneifen im Bauch machte sich wieder bemerkbar; sie heftete den Blick auf die Tür. Diese war noch unheilvoll zu.

Links von ihr eine huschende Bewegung. Galgenstrick, Pahs zweiter Lehrling, hatte sich neben dem Karren anders postiert. Fackelschein flackerte über seine Silhouette, säumte den zerschlissenen Mantel und den langen, krummen Schnabel der Maske mit leuchtendem Orange. Die Neigung seines Kopfes verriet, dass er die Patschuli-Brenner beäugte, die die Hütte umgaben.

Stur rümpfte die Nase. Sie hatte eine Handvoll wilder Minze in den Schnabel ihrer Maske gestopft, um sich vor dem Gestank der Sündenseuche zu schützen. Verständlich, dass man ihn auch in diesem piekfeinen Palast übertünchen wollte. Aber sich dazu für Patschuli zu entscheiden war schlichtweg unverzeihlich.

Galgenstrick schob seine Sandale langsam und unverfänglich in Richtung eines Brenners.

Überall sonst hätte Stur das Patschuli selbst aus Versehen umgestoßen. Galgenstrick konnte sich bestimmt kaum zurückhalten, angesichts der vielen Angehörigen aus den Hehren Kasten. Denn die lauernden Adeligen auf den Galerien verdienten eine böse Überraschung.

Aber nicht hier, nicht jetzt. Stur zupfte an der Kapuze ihres Mantels, ein Zeichen, das nur andere Krähen deuten konnten. Baut keinen Mist.

Galgenstricks Fuß näherte sich dem Brenner um eine weitere Zehenlänge. Stur konnte das Grinsen unter seiner Maske förmlich riechen.

Sie war als Hexe, er als Hexer geboren worden, was bei den Krähen auch bedeutete, dass man zum Flügelherrn oder zur Flügelherrin bestimmt war. Immer, wenn Stur daran dachte, drehte sich ihr der Magen um ... Galgenstrick hingegen verschwendete bestimmt keinen Gedanken daran, was diese Anführer-Rolle bedeutete. Pah nannte ihn ein »kurzsichtiges Schlitzohr« - er war so darauf aus, andere übers Ohr zu hauen, dass er nicht merkte, wenn er selbst reingelegt wurde.

Stur betrachtete die Soldaten, danach Galgenstrick und beschloss, ihn zu skalpieren, falls ihr die Habichte nicht zuvorkamen.

Die selten benutzten Türscharniere knarrten, als Pah endlich aus der Hütte trat.

Stur beruhigte sich wieder und ließ den Faden los. Pahs Mantel war voller Blutspritzer. Er hatte Barmherzigkeit walten lassen.

Quälend langsame Barmherzigkeit, dachte Stur.

Ihre Erleichterung währte nur einen halben Herzschlag, dann war an der Wand hinter ihnen ein metallisches Schaben zu hören.

Jede Krähe kannte das Sirren, mit dem erstklassiger Stahl gezogen wurde. Aber Pah war der Einzige, der sich umdrehte, und die Augenschlitze seiner Maske, durch Glasschwarz geschützt, glitzerten im Fackelschein. Dann wartete er ab.

Stille legte sich wie eine Eisschicht über den Innenhof, als sogar die Pfauen verstummten.

Auf den Straßen der Städte, auf den Hirsefeldern, überall zwischen den Buchten im Westen, wo sich die Handelszentren Sabors befanden, bis zum unwirtlichen Gebirge im Osten durften die Hehren Kasten die Krähen erschlagen, und dazu brauchten sie nicht mal einen triftigen Grund. Brüder, Tanten, Geliebte, Freunde - jede Krähe war von den Narben solcher Verluste gezeichnet. Sturs eigene Mutter war vor Jahren auf einem finsteren Weg verschwunden.

Aber noch zügelten sich die Habichte. Die Sündenseuche griff rasant um sich, sobald eines ihrer Opfer gestorben war. Ein einziger Toter, und so manche Stadt bestand ein Jahr später nur noch aus verwaisten Gebäuden. Hier auf dem Quarantänehof, angesichts zweier toter Jungen, die den Palast ganz sicher in weniger als einem halben Mond leer fegen würden ... hier auf dem Quarantänehof waren die Krähen unantastbar.

Noch ein metallisches Sirren, als die Klingen zurück in ihre Scheiden glitten. Stur wagte es nicht, sich umzudrehen. Sie konzentrierte sich stattdessen auf Pahs heisere Brummstimme: »Ladet sie auf.«

»Ich übernehme die toten Hosenscheißer«, sagte Galgenstrick und setzte sich in Bewegung.

»Aber nicht allein.« Pah schüttelte den Kopf und winkte Stur. »Sie sind eine Nummer zu schwer für dich.«

Stur blinzelte. Der Truchsess hatte die Sünder als »Jungen« bezeichnet, als er die Krähen hierher geführt hatte. Sie hatte Rotznasen erwartet, keine fast erwachsenen Lordlinge.

Sie wollte die Tür öffnen, als Pah nach ihrer Schulter griff. Sie drehte sich zu ihm um. »Was ist, Pah?«

Die Maske verbarg sein Gesicht, aber sie merkte, dass er hektisch atmete, sah auch, dass er den Schnabel ein klein wenig zur Seite bewegte, um deutlicher auf die Habichte zu weisen.

»Schafft sie ... einfach raus«, sagte Pah.

Stur erstarrte. Irgendetwas war faul, das hätte sie auf das Grab eines Gottes geschworen. Aber Pah war ihr Flügelherr, und er hatte sie schon aus brenzligeren Situationen gerettet.

Meist jedenfalls.

Sie nickte. »Gut, Pah.«

Die Tür war kaum zu, da verpasste sie Galgenstrick einen Klaps auf den Kopf.

»Was, bei allen zwölf Höllen, hast du dir bloß gedacht?«, zischte sie. »Die Habichte hätten Pah fast den Bauch aufgeschlitzt, nur weil er aus der Tür getreten ist, und du stellst ihre Geduld mit deinen Faxen auf die Probe?«

»Mein Gedanke war,...


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Autor

Margaret Owen wuchs in Oregon City auf. Sie hat in vielen Bereichen gearbeitet, vom Secondhandladen bis zur Wahlkampagne, und immer etwas dazugelernt. Inzwischen konzentriert sie sich aufs Schreiben und darauf, ihre zwei Monsterkatzen im Zaum zu halten. Sie liebt Reiseziele, vor denen alle warnen, und sammelt mit eigenen Illustrationen Gelder für gemeinnützige soziale Einrichtungen. Margaret Owen lebt zurzeit in Seattle.Henning Ahrens, geb. 1964 in Peine, studierte Anglistik, Geschichte und Kunstgeschichte in Göttingen, London und Kiel. Neben seiner Übersetzertätigkeit hat er eigene Romane und diverse Gedichtbände veröffentlicht und wurde bereits mit verschiedenen Preisen ausgezeichnet. Henning Ahrens lebt in Frankfurt.