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Krähenzauber (Die zwölf Kasten von Sabor 2)

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
416 Seiten
Deutsch
Carlsen Verlag GmbHerschienen am21.12.2020Auflage
Ein Königreich in Flammen, eine Liebe in Gefahr Die Krähen-Hexe Stur ist jetzt offiziell Anführerin ihrer schutzbedürftigen Rotte. Darum hofft sie, dass Prinz Jasimir Wort hält und endlich für die Sicherheit der Krähen-Kaste sorgt. Denn erst dann kann Stur eigene Wege gehen, vielleicht zusammen mit Habicht-Krieger Tavin. Aber als Jasimirs machtgierige Stiefmutter den König tötet und den Krähen die Schuld gibt, scheint jede Chance auf eine gute Zukunft verloren. Stur sieht nur einen Weg: Sie braucht Jasimir und Tav an ihrer Seite - und genügend Phönix-Zähne, um ein Feuer zu entfachen, das das Königreich in seinen Grundfesten erschüttert.   Abschlussband der düster-magischen Fantasy-Serie - eindringlich erzählt, leidenschaftlich erlebt!

Margaret Owen wuchs in Oregon City auf. Sie hat in vielen Bereichen gearbeitet, vom Secondhandladen bis zur Wahlkampagne, und immer etwas dazugelernt. Inzwischen konzentriert sie sich aufs Schreiben und darauf, ihre zwei Monsterkatzen im Zaum zu halten. Sie liebt Reiseziele, vor denen alle warnen, und sammelt mit eigenen Illustrationen Gelder für gemeinnützige soziale Einrichtungen. Margaret Owen lebt zurzeit in Seattle.
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Produkt

KlappentextEin Königreich in Flammen, eine Liebe in Gefahr Die Krähen-Hexe Stur ist jetzt offiziell Anführerin ihrer schutzbedürftigen Rotte. Darum hofft sie, dass Prinz Jasimir Wort hält und endlich für die Sicherheit der Krähen-Kaste sorgt. Denn erst dann kann Stur eigene Wege gehen, vielleicht zusammen mit Habicht-Krieger Tavin. Aber als Jasimirs machtgierige Stiefmutter den König tötet und den Krähen die Schuld gibt, scheint jede Chance auf eine gute Zukunft verloren. Stur sieht nur einen Weg: Sie braucht Jasimir und Tav an ihrer Seite - und genügend Phönix-Zähne, um ein Feuer zu entfachen, das das Königreich in seinen Grundfesten erschüttert.   Abschlussband der düster-magischen Fantasy-Serie - eindringlich erzählt, leidenschaftlich erlebt!

Margaret Owen wuchs in Oregon City auf. Sie hat in vielen Bereichen gearbeitet, vom Secondhandladen bis zur Wahlkampagne, und immer etwas dazugelernt. Inzwischen konzentriert sie sich aufs Schreiben und darauf, ihre zwei Monsterkatzen im Zaum zu halten. Sie liebt Reiseziele, vor denen alle warnen, und sammelt mit eigenen Illustrationen Gelder für gemeinnützige soziale Einrichtungen. Margaret Owen lebt zurzeit in Seattle.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783646900262
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2020
Erscheinungsdatum21.12.2020
AuflageAuflage
Reihen-Nr.2
Seiten416 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse5380 Kbytes
Artikel-Nr.5154766
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe


EINS

Die tausend Eroberungen

Stur brauchte viel zu lange, um dem Mädchen die Kehle durchzuschneiden.

Es war nicht der Akt, der ihr Schwierigkeiten bereitete - in den drei Wochen, seit sie Flügelherrin ihrer Rotte war, hatte sie über ein halbes Dutzend Mal Barmherzigkeit walten lassen. Vergangenen Mond hatte Tavin ihr erklärt, dass das Töten mit der Zeit leichter werden würde, obwohl es das nicht sollte. Seitdem hatte Stur genug Leben mit ihrer Klinge beendet, um zu wissen, dass daran etwas Wahres war.

Der Grund, weshalb sie jetzt damit haderte, war die Sünderin.

Sie hatte auf der Pritsche gesessen, als Stur die Quarantänehütte betrat, ihre dunklen Augen gebieterisch, der Mund ein unnachgiebiger Balken, gleich dem draußen vor der Tür. Ihr kurzärmeliges Leinenhemd war von feinster Qualität, wenn auch ungewöhnlich schlicht für die einzige Tochter einer Pfauen-Oberherrin. Das schwarze Haar war zu einem ordentlichen, glänzenden Zopf geflochten und noch nicht brüchig und stumpf vom Fieberschweiß. In ihrem Schoß lag eine halb geöffnete Schriftrolle und durch das mit Segeltuch verhangene Fenster drang gerade so viel Mittagssonne herein, dass das Licht zum Lesen reichte.

Stur schätzte, dass die Sünderin etwa in ihrem Alter war, aber näher an siebzehn als an sechzehn. An ihren Schläfen hatten sich feine, dunkel geäderte Kreise gebildet - noch schwach und erst wenige Stunden alt, dennoch ein untrügliches Zeichen dafür, dass das Pfauenmädchen nicht mehr lange zu leben hatte. Kürzer noch seit Sturs Ankunft.

Meist waren die Sünder, zu denen sie gerufen wurde, fiebrig, benommen und mitunter sogar schon tot. Wen die Sündenseuche einmal in den Fängen hatte, den ließ sie nicht mehr los, sie raubte ihren Opfern jede Würde. Noch nie hatte ein Sünder Stur so angesehen wie dieses Mädchen - als wäre die Flügelherrin ein Wolf, der einer Weide zu nahe kommt.

Eigentlich hätte sie die Maske aufbehalten müssen, aber sie nahm sie ab.

Eigentlich hätte sie das geborstene Schwert ziehen müssen, aber sie ließ es stecken.

Eigentlich hätte sie dem Pfauenmädchen befehlen müssen, die Augen zu schließen, aber sie deutete mit dem Kinn auf die Schriftrolle und fragte: »Was liest du da?«

Das Mädchen lehnte sich zurück und betrachtete sie hochmütig aus zusammengekniffenen Augen. »Das geht dich nichts an - du kannst ohnehin nicht lesen.« Mit diesen Worten warf sie Stur einen kleinen Beutel hin, in dem etwas klackerte. »Da. Mach schnell und sauber.«

Der Beutel war voller Milchzähne. Als Stur einen davon herausnahm, sang er laut und harsch in ihren Knochen. Niemi Navali szo Sakar, erklärte er, Tochter von ...

Stur riss die Hand zurück. Der Zahn stammte von Niem... - von der Sünderin und würde erst nach ihrem Tod leiser werden. Manche der Zähne in dem Beutel gaben keinerlei Ton von sich, doch irgendwo dazwischen konnte Stur das Lied mehrerer Pfauenhexen ausmachen. Die dem Tod geweihte Tochter der Oberherrin wollte sie bestechen.

Stur befestigte den Beutel an ihrem Gürtel. »So funktioniert das nicht«, sagte sie. »Aber ich betrachte das mal als Trinkgeld.«

»Tu endlich, wofür du gekommen bist.«

Stur zuckte mit den Schultern und schlüpfte dabei aus ihrem Mantel, dann zog sie die Schwerter, die sie um die Hüfte trug. Eines stammte von Tavin, dem jungen Habicht, den sie zurückgelassen hatte: ein elegantes Kurzschwert aus feinstem Stahl, das in dem trüben Sonnenlicht schwach glänzte. Das andere Schwert hatte den Namen eigentlich nicht verdient: Es war alt, ramponiert und seine geborstene Klinge endete in ungleichmäßigen Zacken. Das Schwert einer Flügelherrin, einzig dazu geeignet, Barmherzigkeit walten zu lassen. Stur hatte es von Pah bekommen, den sie schon bald ebenfalls würde zurücklassen müssen.

Doch daran wollte sie jetzt lieber nicht denken. Stattdessen hielt sie beide Klingen vor die Sünderin und sagte: »Such dir eines aus.« Das Gesicht der Sünderin wurde aschfahl. Stur trat näher, damit das Mädchen besser sehen konnte ... und sie selbst ebenfalls. Die Buchstaben auf der Schriftrolle ordneten sich vor ihren Augen zu Wörtern, dank regelmäßigen Übens ging das jetzt viel schneller als früher. »Ah. Die tausend Eroberungen. Das ist doch bloß ein Haufen Mist.«

Das Pfauenmädchen drückte die Rolle an sich und knurrte: »Kein Wunder, dass du das denkst. Krähen haben bekanntlich keinen Geschmack.«

»Ich bin ungefähr bei Eroberung ... zweihundert«, sagte Stur gedehnt. »Von tausend? Bis jetzt sind alle Krähen dreckige, diebische Einfaltspinsel. Oder Ungeheuer. Die Pfauen dagegen scheinen Ambrosia zu pissen, zumindest wenn es nach dem Gelehrten Sharivi geht, ich kann also nachvollziehen, was dir daran gefällt.«

»Es ist die Wahrheit«, zischte die Sünderin. »Die Pfauen sind zum Herrschen geboren. Euch hat die Korona zur Strafe erschaffen.«

Das hörte Stur nicht zum ersten Mal, vermutlich dachten die meisten Saborer so. Jede Kaste kam mit einem Geburtsrecht zur Welt, einem Geschenk der toten Götter. So vermochten die Kraniche Lügen zu erkennen und die Spatzen konnten Blicke von sich abwenden. Manche Menschen galten sogar als die Wiedergeburt toter Götter, die in die Kasten zurückkehrten, die sie begründet hatten. Dies traf beispielsweise auf Kranichhexer zu, die Lügnern die Wahrheit entlocken konnten, oder auf Spatzenhexen, die die Gabe hatten, sich unsichtbar zu machen.

Nur den Krähen hatten die toten Götter kein Geburtsrecht zugestanden. Ihre Hexen und Hexer vermochten lediglich die Geburtsrechte anderer Kasten aus deren Knochen zu ziehen, solange diese noch einen Lebensfunken enthielten. Und weil die Krähen als einzige Kaste gegen die Sündenseuche immun waren, fiel ihnen die Aufgabe zu, Kehlen durchzuschneiden und Leichen zu entsorgen.

Gemessen an alldem zweifelte Stur nicht im Geringsten daran, dass ihr Leben einer Pfauen-Adligen wie eine Strafe erscheinen musste. Die meisten Saborer hielten die Krähen für wiedergeborene Sünder, die zur Buße für ebenjene Verbrechen verurteilt waren, die ihnen die Seuche überhaupt erst eingetragen hatten.

Und dennoch ...

Stur hockte sich hin und legte die Schwerter zwischen sich und dem Mädchen auf den schmutzigen Boden. »Schon komisch, denn wenn ich mir überlege, wer von uns beiden gerade in der Gunst der Korona steht ...« Sie tippte sich gegen die Wange. »Da gehen die Meinungen von mir und dem Gelehrten Sharivi wohl auseinander.«

Stur erwartete, dass das Pfauenmädchen widersprechen und sie verspotten würde.

Doch Niemi schloss die Augen und strich sich über das von Sündenbrand versehrte Gesicht. Ihre Stimme klang brüchig. »Da ... da hast du wohl recht.«

Stur fühlte Schuld in sich aufkeimen und ihr Magen zog sich zusammen. Ja, sie verachtete dieses zarte, saubere Mädchen, und nicht nur, weil Niemi sie verachtete. Aber so oder so würde nur eine von ihnen dieses Zimmer lebend verlassen.

Pah hätte sie ermahnt, es nicht noch länger hinauszuzögern.

Scheusal hätte sie ermahnt, nicht mit dem Essen zu spielen.

Doch Stur fragte: »Weißt du, warum die Korona dich ausgewählt hat?«

Das Mädchen presste die Lippen zusammen, dann zeigte sie mit zitterndem Finger auf das Habicht-Schwert. »Ich will das da.«

»Die Reichen wählen immer das prachtvolle. Du hast mir noch nicht geantwortet.«

»Mach einfach.«

Stur nahm Die tausend Eroberungen und rollte das Schriftstück langsam zusammen. »Wie lange ist es her, dass Krähen das Land der Oberherrin Sakar betreten haben? Fünf Jahre?« Das Pergament knisterte fast wütend. »Angeblich hat diese letzte Krähen-Rotte es nicht mehr verlassen. Die meisten von ihnen zumindest nicht.«

Das Pfauenmädchen schwieg.

»Ein Junge konnte fliehen. Eine Flügelherrin hat ihn aufgelesen und zu meinem Pah gebracht. Der Junge hieß Galgenstrick.«

Hieß. Vor zwei Monden hatte er sein Dasein als Krähe aufgeben wollen. Vor zwei Monden war er auf den Stufen einer Pfauen-Feste gestorben.

Als Stur alt genug war, hatte Pah ihr erzählt, was Galgenstricks erster Rotte widerfahren war. Galgenstrick selbst hatte ihr gegenüber nur ein einziges Mal davon gesprochen.

»Er hat mir erzählt, dass ein reiches Mädchen in ihr Lager gekommen ist. Sie haben ihr den Scheiterhaufen gezeigt, haben sie eine Maske aufsetzen lassen und ihr das Schwert des Flügelherrn vorgeführt, denn Pfauen schlägt man nichts aus, nicht mal ihren Kindern ... Und dann, in derselben Nacht, hat das Mädchen die Oleander-Junker in das Lager geführt.«

Die Sünderin ballte die Fäuste um den Stoff ihres makellosen Leinenhemds. Auf ihrem Unterarm ließ der Sündenbrand eine neue Knospe erblühen.

Die meisten Saborer vertraten die Meinung, dass die Korona die Krähen durch die Oleander-Junker bestrafen wollte. Doch wie Stur es sah, hatte die Korona nichts damit zu tun. Die Junker hatten sich selbst zu ihren Henkern erklärt.

Niemi Navali szo Sakar funkelte Stur wütend an. »Und ich würde es wieder tun.«

Stur bedachte sie mit einem bitteren Lächeln und steckte Die tausend Eroberungen in ihren Gürtel. »Darum ruft die Korona dich also zu sich. Leg dich hin.« Das Mädchen rührte sich nicht. Demonstrativ hob Stur das Habicht-Schwert. »Ich kann nicht dich und die Klinge festhalten.«

Das Mädchen tat wie geheißen.

Auf ihrem Gesicht bildeten sich...


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Margaret Owen wuchs in Oregon City auf. Sie hat in vielen Bereichen gearbeitet, vom Secondhandladen bis zur Wahlkampagne, und immer etwas dazugelernt. Inzwischen konzentriert sie sich aufs Schreiben und darauf, ihre zwei Monsterkatzen im Zaum zu halten. Sie liebt Reiseziele, vor denen alle warnen, und sammelt mit eigenen Illustrationen Gelder für gemeinnützige soziale Einrichtungen. Margaret Owen lebt zurzeit in Seattle.