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E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
250 Seiten
Deutsch
Gmeiner Verlagerschienen am11.09.20192023
Zwölf gruselige Geschichten von zwölf Autoren über zwölf reale Orte in Köln, angelehnt an Ereignisse und Legenden von der Antike bis in die Gegenwart: Wie eine der Jungfrauen von St. Ursula Angst und Schrecken verbreitete. Welchen grausamen Ursprung die Rivalität zwischen den beiden großen Rheinstädten hat. Wie eine alte Dame die grausame Geschichte erzählt, die hinter einem Wandbild voller Blüten steckt. Wie die Deutzer Brücke zum Zentrum einer tragischen Liebe wurde, und viele mehr.

Dr. Lutz Kreutzer ist Autor von Thrillern und Kriminalromanen, coacht Autoren auf den großen Buchmessen und Kongressen und richtet den deutschsprachigen Self-Publishing-Day aus. Mehr unter www.lutzkreutzer.de Uwe Gardein ist Autor von Krimis sowie historischen Romanen und erhielt das Förderstipendium für Literatur der Stadt München.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
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Produkt

KlappentextZwölf gruselige Geschichten von zwölf Autoren über zwölf reale Orte in Köln, angelehnt an Ereignisse und Legenden von der Antike bis in die Gegenwart: Wie eine der Jungfrauen von St. Ursula Angst und Schrecken verbreitete. Welchen grausamen Ursprung die Rivalität zwischen den beiden großen Rheinstädten hat. Wie eine alte Dame die grausame Geschichte erzählt, die hinter einem Wandbild voller Blüten steckt. Wie die Deutzer Brücke zum Zentrum einer tragischen Liebe wurde, und viele mehr.

Dr. Lutz Kreutzer ist Autor von Thrillern und Kriminalromanen, coacht Autoren auf den großen Buchmessen und Kongressen und richtet den deutschsprachigen Self-Publishing-Day aus. Mehr unter www.lutzkreutzer.de Uwe Gardein ist Autor von Krimis sowie historischen Romanen und erhielt das Förderstipendium für Literatur der Stadt München.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783839260562
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2019
Erscheinungsdatum11.09.2019
Auflage2023
Reihen-Nr.2
Seiten250 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.4312783
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

1   Spinne und Kreuz
von Isabella Archan

Wenige Gehminuten vom Kölner Dom entfernt, befindet sich Sankt Ursula. Das Bauwerk zählt zu den großen romanischen Kirchen Kölns und beherbergt tatsächlich einen Schatz: Die goldene Kammer, in der sich Reliquienbüsten und Schädelreliquiare verbergen.

In diesem auch Schreckenskammer genannten Raum ist in der Anordnung der Knochen zu lesen: S. Ursula pro nobis ora. Ursprünglich wurden die Gebeine für die sterblichen Überreste der berühmten Kölner Jungfrau gehalten, die, der Legende nach, im 4. Jahrhundert nach Christus durch den Pfeil des Hunnenfürsten als Märtyrerin starb.

Sie und ihre elf jungfräulichen Gefährtinnen waren bei der Landung ihrer Schiffe, von einer Wallfahrt kommend, in Köln auf die Hunnen gestoßen, die damals die Stadt besetzt hielten.

*

Hallo, Bernd!

Bernd hatte die E-Mail geöffnet.

Das weiße schmale Haus im Kölner Veedel Deutz, das Bernd mit seiner Mutter bewohnte, war bereits vorweihnachtlich geschmückt an diesem 1. Dezember. Auf den Klebebildern am Fenster in seinem Zimmer flogen kleine nackte Engelchen über weißen Wolken.

Das andere Bild, das die schöne fremde Frau mit ihrer E-Mail gesendet hatte, zog Bernd mehr an. Nun ja, sie zog ihn mit ihren schwarzen Haaren, dem wohlgeformten Mund und dem weißen Stern im Haar nicht nur an, sie verzückte ihn.

Er fragte sich, ob es möglich wäre, dass er tatsächlich diese mysteriöse und zugleich wundervolle E-Mail-Verfasserin kennenlernen könnte. Wie er in den Zeilen aufgefordert worden war. Ein Treffen. Es klang nach Fake, aber Bernd konnte sich nicht überwinden, die Nachricht in den Spamordner zu verschieben.

Sag zu, wenn du mich sehen möchtest. Heute. Um sieben Uhr abends an der Kirche Sankt Ursula. Wir werden uns erkennen - auch nach Ewigkeiten. Cordula.

Wir kennen uns? Ewigkeiten? Bernd war die E-Mail-Adresse der Absenderin völlig neu. Auch der Name sagte ihm nichts. Cordula. Er sah sich erneut das Foto an, blickte in diese umwerfenden Augen, die ihn zu fixieren schienen. Nein, an eine derartige Begegnung hätte er sich erinnert.

Ein Scherz? Eine Verwechslung?

Die wichtigste Frage allerdings lautete: Sollte er zusagen und hingehen?

Bernd musste über den Treffpunkt schmunzeln. Eine Kirche. Sankt Ursula.

Einmal in all den Jahren, seit er mit seiner Mutter in Köln lebte, hatte er sich in die eindrucksvolle Basilika verirrt. Heiß war es gewesen. Die verlockende Kühle im Inneren des Gebäudes hatte ihn angezogen, denn von Gotteshäusern im Allgemeinen hielt er nicht viel. Er war bei dieser Gelegenheit durch die Schreckenskammer gelaufen, die als Touristenattraktion galt. Es war überwältigend, wie auch irritierend gewesen. Sich Totenschädel und Reliquiengebeine anzusehen, war nicht seins. Angeblich von im 4. Jahrhundert nach Christus von Hunnen ermordeten Jungfrauen. Einfach gruselig. Nach wenigen Minuten war er wieder draußen und hatte sich lieber auf eine der Kirchenbänke gesetzt, um durchzuatmen. Die Gänsehaut auf seinen Armen war nicht von den Innentemperaturen gekommen.

Er könnte die Kammer noch einmal besuchen. Mit Cordula.

Bernd schüttelte seinen Kopf. Es musste ein Irrtum sein. Doch schon während des Schüttelns dachte er darüber nach, ob er seiner Mutter den Vorschlag machen sollte, am frühen Abend den Weihnachtsmarkt am Dom zu besuchen. Mit der Nachbarin Elke. Die beiden Tratschtanten würden sich anschließend ins Café »Ludwig« setzen, und er hätte mindestens eine Stunde freien Spielraum, indem er behauptete, er würde sich nach Weihnachtsgeschenken umsehen.

Wenn diese Cordula nicht kam, dann würde er früher zu Mutti und Nachbarin stoßen und sich nicht völlig lächerlich vorkommen.

Ein Hauch von Verbotenem wehte Bernd an und ließ ihn schlucken. Das Bild war aber auch anziehend. Er zoomte es größer und bemerkte erst jetzt, dass das Schmuckstück in Cordulas Haar ein Seestern zu sein schien. Nein, genau betrachtet, war es eine Spinne.

Spinne und Kreuz lautete der Betreff der E-Mail.

Ah ja, dachte Bernd und konnte absolut nichts damit anfangen.

Seine Finger kreisten über der Tastatur. Landeten. Tippten. Er klickte auf Senden. Eine Zusage ging ins Netz, ein passender Vergleich zum Spinnenhaarschmuck. Seine Hände zitterten nach der Aktion.

Bernd hatte noch nie auf eine derartige Nachricht geantwortet.

Von Zeit zu Zeit kamen schon mal gewisse Angebote herein. Junge Frauen mit freizügigen Fotos schickten Kontaktanfragen und sehnten sich angeblich nach einem wie ihm. Denn manchmal surfte Bernd auf Seiten, die seiner Mutter sicher nicht gefallen hätten. Aber er war eben auch nur ein Mann, und wenigstens hin und wieder brauchte er ein bisschen Wagemut in seinem braven Leben in dem weißen schmalen Haus in der Thusnelda­straße. Hoffentlich kostete ihn seine Kühnheit durch seine Antwort nicht eine Stange Geld. Im World Wide Web war man immer einer potenziellen Abzocke ausgeliefert.

Ein leiser Ton holte ihn aus seinen Überlegungen.

Das Bild der geheimnisvollen Cordula tauchte erneut in einer Rückmail auf seine Zusage auf. Der neue Text lautete: Wundervoll - im Namen von Ursula - ich freue mich auf dich, Bernd!

Bernd fühlte sich berührt, und zugleich stieg seine Aufregung. Ein Schauer lief über seinen Rücken. Es war, als würde sein Name nicht nur auf dem Bildschirm erscheinen, sondern wie ein gehauchtes Versprechen durch sein Arbeitszimmer schweben. Aber wer zum Teufel war denn dazu auch noch Ursula?

Bernd legte seine linke Hand auf seine Brust und tippte mit dem Zeigefinger der Rechten ein Wer bist du? ein.

Diesmal kam keine weitere Antwort. Eine halbe Stunde später gab Bernd das Warten auf. Doch nicht das Fünkchen Hoffnung, das ihn daran glauben ließ, hinter der Frau mit den schwarzen Haaren könnte ein realer Mensch verborgen sein. Eine Frau, die ihn in den Tiefen des virtuellen Kosmos auserkoren hatte.

Immerhin schien Cordula Bernd ja zu kennen.

Wenn jemand Bernd heute Morgen erzählt hätte, dass ihn mittags noch ein anonymer E-Mail-Verkehr mit einer Unbekannten so aus der Bahn werfen würde, hätte er dem einen Vogel gezeigt und seinen Bierbauch mit einem hämischen Gelächter zum Wogen gebracht.

Er googelte nach »Spinne und Kreuz«. Außer Kirchen, Kreuzformen und Bildern von Spinnentieren fand er nichts.

Egal, er würde es wagen. Heute. In sagenhaften - er sah auf die Uhr - sechs Stunden, würde er mit weichen Knien vor dem Eingang der Kirche Sankt Ursula stehen und nach einer Frau namens Cordula Ausschau halten.

»Bernd, ming Jung. Essen ist fertig!«

Mutters Stimme von unten aus dem Wohnzimmer war wie ein Faustschlag, der Bernd in die Realität zurückboxte.

»Was?«

»Dat heißt Bitte , Bernd. Essen! Trödel nicht, ich habe extra für dich decke Bunne met Speck gekocht. Dat soll net kalt werden.«

»Isch kumm, Mutti. Wollen wir später zum Weihnachtsmarkt am Dom? Mit der Frau Elke?«

*

Cordula verlässt ihr Versteck hinter der Mauer. Sie hätte bleiben können, zusammengekrümmt, erstarrt, den Atem anhaltend. Doch die Männer hätten sie ohnehin unausweichlich aufgespürt.

Sie kann Aukta und Odilia erkennen, die über den Abhang getrieben werden. Bleich, mit angstvoll geweiteten Augen. Den Jungfrauen und Reisegefährtinnen ist die Fassungslosigkeit über das Grauen anzusehen. Odilia schluchzt und wird von Aukta gestützt.

Wir werden alle sterben, denkt Cordula. Ein Schrei der Verzweiflung entkommt ihrer Brust. Im Gehen rauft sie sich die schwarzen Haare, zerreißt die feine Spitze an ihrem Oberkleid.

Dann entdeckt sie Ursula. Dort, am Ufer des Flusses, vor einem der Schiffe, auf denen sie alle nach Köln gesegelt wurden. Auf Pilgerfahrt aus Rom.

Ursula lächelt. Sie sieht ihrem Schicksal mit Gelassenheit entgegen. Hat sie nicht davon geträumt und im Traum dem Engel gedankt, als er ihr das Martyrium prophezeite?

Lieber Tod als Entehrung.

Ich bin nicht mutig, denkt Cordula, ich fürchte mich schrecklich.

Einer der Hunnen, die sie nun eingekreist haben, fasst Cordula schmerzhaft am Oberarm. Es sind wilde Gesellen mit ihren Bärten, ledernen Mänteln und spitzen Helmen. Sie will sich wehren, aber wieder geht ihr Blick zu Ursula.

Ein Schimmer scheint die junge Königstochter jetzt zu umgeben, der sie noch schöner und liebreizender aussehen lässt. Mit erhobenem Haupt steht sie dem Hunnenfürsten auf seinem Pferd gegenüber.

Seitlich, mit Säbeln in Schach gehalten, sieht Cordula all die anderen Jungfrauen sich aneinanderklammern. Eine verlorene Schar, dem Tode geweiht wie sie selbst.

Der Krieger stößt sie vorwärts, ihre Knie knicken ein und sie geht zu Boden. Hart ist der Untergrund, und ihre zarte Haut platzt auf. Der Schmerz ist grell, aber Cordula weiß, dass sie und die anderen erst am Anfang ihres Leidens stehen. Wie kann sie es schaffen, so stark zu sein wie Ursula und mit erhobenem Haupt ihr Schicksal anzunehmen?

Cordula stützt sich am Boden ab, lässt den Kopf gesenkt, holt Atem und sucht in ihrem Herzen nach Gottvertrauen. Unter ihren Handflächen ist Erde, ein Grasbüschel, ein paar Steine. Dazwischen bewegt sich etwas. Klein, flink, behände.

Es ist eine Spinne.

Das Tier ist weiß. Vollkommen weiß. Als würde es die Reinheit, die im jungfräulichen, gottgeweihten Herzen...

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Dr. Lutz Kreutzer ist Autor von Thrillern und Kriminalromanen, coacht Autoren auf den großen Buchmessen und Kongressen und richtet den deutschsprachigen Self-Publishing-Day aus. Mehr unter www.lutzkreutzer.de

Uwe Gardein ist Autor von Krimis sowie historischen Romanen und erhielt das Förderstipendium für Literatur der Stadt München.