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Im Wald der Wölfe

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
400 Seiten
Deutsch
Ullstein Taschenbuchvlg.erschienen am26.07.2019Auflage
Eine Hütte im Wald. Eine Mordserie, die sich über sechs Jahrzehnte zieht. Ein eingebranntes Wolfsmal auf der Stirn der Opfer.   Und das Töten ist noch nicht vorbei. Mitten in der Nacht steht eine blutüberströmte Frau vor der Tür von Jan Römers Waldhütte, und schlagartig ist es mit seinem Erholungsurlaub vorbei. Die Frau, Hannah Wozniak, wirkt verängstigt, behauptet aber, nur beim Joggen gestolpert zu sein. Jan Römer lässt sich von ihr überzeugen, horcht aber auf, als sie ihm vom 'Wald der Wölfe' erzählt, ein nahe gelegenes Waldstück, in dem schon früher Morde geschehen sind. Alle Opfer trugen Brandzeichen, einen Wolfskopf. Am nächsten Morgen ist Hannah verschwunden, und Jan Römer beginnt zu recherchieren. Schnell zeigt sich, dass die Morde in einem Zusammenhang stehen, der bis tief in die deutsche Vergangenheit hineinreicht. Und als Jan Römer selbst in die Schusslinie gerät, wird ihm klar, dass die Geschichte noch nicht zu Ende ist.

Der 1970 geborene Linus Geschke arbeitet als freier Journalist für führende deutsche Magazine und Tageszeitungen, darunter Spiegel Online und die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung. Für das Special-Interest-Magazin 'unterwasser' verfasst er Tauch- und Reisereportagen, für die der gebürtige Kölner bereits mit mehreren Journalistenpreisen ausgezeichnet wurde.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR13,99
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR10,99

Produkt

KlappentextEine Hütte im Wald. Eine Mordserie, die sich über sechs Jahrzehnte zieht. Ein eingebranntes Wolfsmal auf der Stirn der Opfer.   Und das Töten ist noch nicht vorbei. Mitten in der Nacht steht eine blutüberströmte Frau vor der Tür von Jan Römers Waldhütte, und schlagartig ist es mit seinem Erholungsurlaub vorbei. Die Frau, Hannah Wozniak, wirkt verängstigt, behauptet aber, nur beim Joggen gestolpert zu sein. Jan Römer lässt sich von ihr überzeugen, horcht aber auf, als sie ihm vom 'Wald der Wölfe' erzählt, ein nahe gelegenes Waldstück, in dem schon früher Morde geschehen sind. Alle Opfer trugen Brandzeichen, einen Wolfskopf. Am nächsten Morgen ist Hannah verschwunden, und Jan Römer beginnt zu recherchieren. Schnell zeigt sich, dass die Morde in einem Zusammenhang stehen, der bis tief in die deutsche Vergangenheit hineinreicht. Und als Jan Römer selbst in die Schusslinie gerät, wird ihm klar, dass die Geschichte noch nicht zu Ende ist.

Der 1970 geborene Linus Geschke arbeitet als freier Journalist für führende deutsche Magazine und Tageszeitungen, darunter Spiegel Online und die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung. Für das Special-Interest-Magazin 'unterwasser' verfasst er Tauch- und Reisereportagen, für die der gebürtige Kölner bereits mit mehreren Journalistenpreisen ausgezeichnet wurde.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783843721394
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2019
Erscheinungsdatum26.07.2019
AuflageAuflage
Reihen-Nr.4
Seiten400 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse3028 Kbytes
Artikel-Nr.4313702
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe
Frauenwald

Jan packte die aus einer Kopfwunde blutende Frau unter dem Arm und führte sie zum Sofa. Eine Haarsträhne fiel ihr ins Gesicht, die Pupillen waren geweitet.

»Mein Gott ... was ist denn mit Ihnen passiert?«

»Nur ein Unfall«, stammelte sie, nachdem sie sich hingesetzt hatte. »Ich ... ich wollte nach Feierabend noch eine Runde joggen gehen, und plötzlich sind Wildschweine aufgetaucht. Beim Wegrennen muss ich dann an einer Wurzel hängen geblieben sein ... zumindest bin ich hingefallen und mit dem Kopf auf etwas Hartem aufgeschlagen. Machen Sie sich bitte keine Sorgen: Es sieht sicherlich schlimmer aus, als es ist.«

»Sie müssen ins Krankenhaus!«

Die Unbekannte schüttelte den Kopf. »Das ist nur eine Platzwunde, nichts Ernstes.«

»Und wenn Sie eine Gehirnerschütterung haben?«

Sie lächelte schief. »Ich bin Ärztin. Wenn es eine Gehirnerschütterung wäre, wäre mir schlecht, aber mir geht´s gut, wenn man von dem Brummschädel absieht. Haben Sie hier vielleicht einen Verbandskasten? Da dürfte alles drin sein, was ich brauche.«

Schon bei seiner Ankunft war Jan der Erste-Hilfe-Kasten im Badezimmer aufgefallen. Er ging los, um ihn zu holen, und brachte auch ein nasses Handtuch mit, mit dem er ihr das Gesicht säubern wollte. Während er den Bereich um die Wunde abtupfte, betrachtete er sie eingehender. Die Frau war irgendwo Mitte dreißig, weder hübsch noch hässlich. Dunkelbraune Haare, schmale Lippen, die Wangenknochen hoch angesetzt. Ihr blauer Jogginganzug und die Laufschuhe trugen das Label eines bekannten Herstellers.

Außerdem war sie hart im Nehmen. Sie ließ das Prozedere widerspruchslos über sich ergehen und zuckte auch nicht, als er die Wunde mit Jod desinfizierte. Jetzt, wo das Blut entfernt war, sah er auch, dass der Riss auf ihrer Stirn wirklich nicht besonders groß war - wahrscheinlich hatte sie mit ihrer Selbstdiagnose richtig­gelegen.

»Danke«, sagte sie anschließend. »Mein Name ist übrigens Hannah Wozniak, aber sagen Sie Hannah zu mir. Und wie heißt mein Retter?«

»Jan. Jan Römer.«

»Angenehm!« Sie streckte ihm die Hand entgegen. »Ich ersetze Ihnen direkt morgen das Verbandsmaterial. Ich wohne ganz in der Nähe, in Frauenwald, und bringe Ihnen einfach nach Feierabend neues vorbei.«

»Momentan mache ich mir mehr Sorgen um Sie als um das Verbandsmaterial.«

»Das ist nett, aber das brauchen Sie nicht. Wenn ich langsam gehe, bin ich in einer halben Stunde wieder zu Hause.«

»Auf keinen Fall«, widersprach er. »Sie sollten sich zuerst ein wenig ausruhen. Anschließend fahre ich Sie nach Hause. Wenn Sie mich fragen, sind Sie ...«

Trotz seiner Worte versuchte Hannah, sich zu erheben. Dann schwankte sie und ließ sich zurück aufs Sofa fallen. »Wahrscheinlich haben Sie recht«, gab sie nach kurzem Zögern zu. »Scheinbar ist mein Kreislauf doch noch nicht so stabil, wie ich dachte.«

Jan wusste nicht, was er darauf antworten sollte. Stattdessen versuchte er, die Stille mit einem besonders freundlichen Gesichtsausdruck zu überbrücken. Er fand Hannah sympathisch und machte sich Sorgen um sie, gleichzeitig wollte er aber nicht aufdringlich sein. Er wusste nicht, ob es an dem Schock lag oder dem sicherlich seltsamen Gefühl, mit einem fremden Mann allein in einer abgeschiedenen Hütte zu sein, aber sie wirkte noch immer angespannt. Nervös, vielleicht auch ein wenig ängstlich.

»Kann ich Ihnen etwas zu trinken anbieten?«, fragte er, bevor das Schweigen peinlich wurde. »Einen Kaffee oder eine Cola vielleicht?«

»Das wäre nett«, erwiderte sie, ohne sich festzulegen.

Er holte ihr beides. Anschließend setzte er sich in den Sessel und sah zu, wie sie Milch in den Kaffee rührte und genüsslich trank. So langsam bekamen auch ihre Wangen wieder Farbe.

»Ich will ja nicht neugierig sein, aber war es nicht ein wenig spät, um noch Joggen zu gehen?«

Sie lächelte unsicher. »Ich musste bis neun Uhr arbeiten und brauche danach immer noch ein wenig Bewegung, um schlafen zu können. Der Wald oder die Dunkelheit machen mir keine Angst, wenn Sie das meinen. Ich bin hier aufgewachsen und kenne jeden Weg und jede Biegung. Na ja«, wieder lächelte sie, »normalerweise zumindest. Wahrscheinlich wird mich mein Brummschädel eine Zeit lang daran erinnern, zukünftig vorsichtiger zu sein.«

»Tut´s sehr weh?«

»Nicht wirklich. Ich fühle mich noch ein wenig wackelig, aber ansonsten geht´s. Vielen Dank nochmals für alles - wenn Sie nicht da gewesen wären, hätte ich ein echtes Problem gehabt.«

»Vielleicht möchten Sie es sich ja bequem machen und die Beine hochlegen?«, bot er an. »Ich bin zwar kein Arzt, aber ich habe gelesen, dass das gut für den Kreislauf sein soll.«

»Nein, ich ...«

Er legte den Kopf schief.

Sie zögerte, dann zog sie die Schuhe aus und bettete die Füße auf die eine Lehne des Sofas, während ihr Kopf auf der anderen ruhte. Woher auch immer ihre Anspannung kam - an seiner Gegenwart schien es nicht zu liegen.

Um das Gespräch in Gang zu halten, fragte er sie, in welchem Bereich genau sie tätig war. Sie strich sich die halb langen Haare zur Seite und sagte: »Ich arbeite als Psychologin mit Kindern. Sie wissen schon, das komplette Programm ... von Verlustängsten nach einer Scheidung bis hin zu Misshandlungen oder sexuellem Missbrauch.«

»Das muss hart sein.«

»Ist es auch. Es gibt Tage, da könnte ich an der Welt verzweifeln, aber dann kommen auch wieder andere, an denen ich merke, dass das, was ich tue, einen Sinn ergibt. Haben Sie Kinder, Jan?«

»Einen Sohn.«

»Wie alt?«

»Mittlerweile fast vierzehn. Er lebt bei meiner Ex-­Frau.«

»Ich werde jetzt nicht sagen, dass mir das leidtut. Ich weiß nicht, ob Ihr Sohn unter der Trennung gelitten hat, aber ich weiß, dass Kinder erstaunliche Wesen sind. Viel widerstandsfähiger, als man glauben mag. Manchmal bin ich selbst verblüfft, was sie alles wegstecken können, wenn man ihnen hilft.« Sie legte eine kurze Pause ein. »Aber jetzt zu Ihnen, Jan: Was machen Sie beruflich?«

»Ich bin Journalist. Genauer gesagt, Redakteur bei einem überregionalen Nachrichtenmagazin.«

Sie rutschte ein wenig höher. »Und was genau ist Ihr Aufgabenbereich?«

»Meistens Gesellschaft und Panorama. Wirtschaft und Politik interessieren mich nicht, aus dem Sport bin ich raus. Momentan betreue ich in erster Linie eine Rubrik, in der es um ungeklärte Kriminalfälle geht. Sie wissen schon ... so ähnlich wie diese True-Crime-Serien, die ab und zu im Fernsehen laufen.«

»Das klingt spannend. Wie darf ich mir das genau vorstellen?«

Eigentlich war Jan nach Thüringen gekommen, um von der Arbeit abzuschalten, aber Hannah machte es ihm schwer. »Ganz am Anfang steht das Verbrechen«, sagte er. »Immer unaufgeklärt, häufig ein Mord. Wir recherchieren dann die Fakten nach und arbeiten die Geschehnisse auf. Schauen uns die Schauplätze an, sprechen mit Zeugen und versuchen, uns ein realistisches Bild von dem zu verschaffen, was passiert ist.«

»Dann sind Sie also ein Mann, der den Dingen gerne auf den Grund geht?« Sie schaute ihn interessiert an. »Jemand, der nachforscht und nicht so schnell aufgibt?«

Oha, dachte er - jetzt kam die Psychologin zum Vorschein.

»Wenn Sie so wollen, ja«, antwortete er. »Ich mag es nicht, wenn Dinge ungelöst sind. Offene Fragen lassen mir keine Ruhe. Außerdem finde ich, dass kein Verbrechen ungesühnt bleiben sollte.«

»Dann geht es Ihnen also um Gerechtigkeit? Darum, dass die Täter nicht ungestraft davonkommen?«

Er dachte über ihre Frage nach. »Auch, aber nicht nur«, sagte er dann. »Unser Job besteht in erster Linie darin, lange zurückliegende Ereignisse so darzustellen, dass sie für den Leser nachvollziehbar werden. Wenn wir dabei auf neue Fakten stoßen, ist das natürlich prima, aber für die eigentliche Ermittlungsarbeit ist nach wie vor die Polizei zuständig. Wir sind Journalisten - keine Privatdetektive mit Presseausweis.«

»Ich verstehe«, sagte sie leise und legte eine kurze Pause ein. »Und welcher ungelöste Mordfall hat Sie nach Frauenwald geführt?«

Jetzt lachte er. »Keiner! Ich hatte nur das Gefühl, ausspannen zu müssen, und die Gegend erschien mir ideal, um mal den Kopf freizubekommen.«

»Von der Arbeit?«

»Das auch. Vor allem aber von meiner Scheidung - sie liegt noch nicht allzu lange zurück.«

Hannah senkte den Blick. »Das tut mir leid - ich wollte nicht indiskret sein.«

»Sind Sie nicht«, versicherte er. »Dieses Kapitel gehört mittlerweile der Vergangenheit an, und es schreit auch nicht gerade nach einer Wiederholung. Vielleicht habe ich nur ein wenig gebraucht, um das zu...
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