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Wings. Das Herz der Harpyie

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
377 Seiten
Deutsch
Carlsen Verlag GmbHerschienen am05.09.2019Auflage
»Fantasy der Extraklasse!« »Klare Leseempfehlung.« (Leserstimmen) **Gejagt von göttlichem Zorn...** Für Milena ist das Praktikum in der Vogelstation die perfekte Ablenkung von ihren Albträumen, in denen sie graue, glänzende Schwingen durch die Lüfte tragen und der Tod sie wie ein Magnet anzieht. Bis sie einen folgenschweren Fehler begeht und erkennen muss, dass ihre nächtlichen Verwandlungen real sind. Als Milena John begegnet, der ihr auf seltsame Weise vertraut vorkommt, beschließt sie seine Seele zu retten anstatt sie ihm zu entreißen. Ein Vergehen, das bestraft werden muss. Denn Milena ist eine Harpyie, eine Kreatur der Götter. Und nur deren Wünschen darf sie folgen...   //Textauszug: Für den Bruchteil einer Sekunde begegnete Milena Johns Blick mit ihren Raubvogelaugen, dann stürzte sie mit ihrer Beute durch die Erde, hinab in die Unterwelt, fort zum weißen Tor.// //»Wings. Das Herz der Harpyie« ist ein in sich abgeschlossener Einzelband.//

Rebekka Pax, geboren 1978, studierte Skandinavistik, Archäologie und Runenkunde. Sie war mehrere Jahre in Amerika und Deutschland beim Film tätig und lebt heute wieder in ihrer Geburtsstadt Mülheim. Unter ihrem Namen und den Pseudonymen Rebecca Maly und Erin Hamilton sind bereits zahlreiche Romane von ihr erschienen. 'Das Herz der Harpyie' ist ihr erster Jugendroman.
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Produkt

Klappentext»Fantasy der Extraklasse!« »Klare Leseempfehlung.« (Leserstimmen) **Gejagt von göttlichem Zorn...** Für Milena ist das Praktikum in der Vogelstation die perfekte Ablenkung von ihren Albträumen, in denen sie graue, glänzende Schwingen durch die Lüfte tragen und der Tod sie wie ein Magnet anzieht. Bis sie einen folgenschweren Fehler begeht und erkennen muss, dass ihre nächtlichen Verwandlungen real sind. Als Milena John begegnet, der ihr auf seltsame Weise vertraut vorkommt, beschließt sie seine Seele zu retten anstatt sie ihm zu entreißen. Ein Vergehen, das bestraft werden muss. Denn Milena ist eine Harpyie, eine Kreatur der Götter. Und nur deren Wünschen darf sie folgen...   //Textauszug: Für den Bruchteil einer Sekunde begegnete Milena Johns Blick mit ihren Raubvogelaugen, dann stürzte sie mit ihrer Beute durch die Erde, hinab in die Unterwelt, fort zum weißen Tor.// //»Wings. Das Herz der Harpyie« ist ein in sich abgeschlossener Einzelband.//

Rebekka Pax, geboren 1978, studierte Skandinavistik, Archäologie und Runenkunde. Sie war mehrere Jahre in Amerika und Deutschland beim Film tätig und lebt heute wieder in ihrer Geburtsstadt Mülheim. Unter ihrem Namen und den Pseudonymen Rebecca Maly und Erin Hamilton sind bereits zahlreiche Romane von ihr erschienen. 'Das Herz der Harpyie' ist ihr erster Jugendroman.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783646605532
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2019
Erscheinungsdatum05.09.2019
AuflageAuflage
Seiten377 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse3574 Kbytes
Artikel-Nr.4754425
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe
Flügel


Dir ist, als ob dich große Flügel decken,

Als ob du stiegst und fühltest nicht das Steigen,

Als ob du schwiegst und redetest im Schweigen,

Als ob dich, nachtbeklemmt, Gesichte schrecken,

Als ob dich, früh am Morgen, Lerchen wecken -

Doch was du siehst ist nicht die Erde mehr.

(Gustav Schüler)


Die Träume kündigten sich immer gleich an: Herzrasen, das plötzliche Bewusstsein davon, dass sie träumte, gekoppelt mit der Unmöglichkeit aufzuwachen. Ihr Herz schlug so schnell, dass sie glaubte, es müsse ihr im nächsten Moment aus der Brust springen. Dann kam der Fall, ein Sturz wie durch einen engen Brunnen, so unendlich lang wie der Märchensturz zu Frau Holle. Doch an Stelle des Aufpralls leuchtete ein greller Blitz auf und entfachte ein neues Körpergefühl.

Wind, schwarze Nacht, die Leichtigkeit des Fliegens.

Ihre Hände waren zu Schwingen geworden. Graue, glänzende Federn ersetzten die Finger. Jeder Lufthauch war wie ein Streicheln. Jede Bö die starken Hände eines Freundes, die sie emporhoben, drehten, führten.

Sie segelte und genoss. Das war Freiheit.

Milena liebte diesen Teil des Traums, den vom Fliegen. Doch es würde nicht dabei bleiben. Nach dem Flug kam der Tod, manchmal blutig, selten sanft, immer unaufhaltsam.

Die Stadt, in die der Wind sie diesmal führte, war erhellt von Laternen und dem Licht, das aus Fenstern fiel. Autos fuhren auf einem Netzwerk aus Straßen und schienen von den Lichtkegeln ihrer Scheinwerfer auf vorbestimmten Bahnen entlanggezogen zu werden.

Milena sank tiefer, folgte ihrem Gefühl. Sie wäre lieber ewig so weitergeflogen, doch ihre Träume verliefen immer nach demselben Muster.

Schon begannen Gebäude den zuvor gleichmäßigen Luftstrom so zu beeinflussen, wie Felsblöcke Wasserläufe ändern. An einer Fassade wurde sie emporgerissen, so plötzlich, dass ihr ein überraschter Schrei entfuhr. Schrill. Ein Raubvogelruf, doch einer, den sie keinem Tier der realen Welt würde zuordnen können.

Milena zog die Flügel dichter an ihren Körper und tauchte hinab. Backsteinwände rasten vorbei, zahllose Satellitenschüsseln sprossen wie Pilze aus den Häusern, deutsche, türkische und arabische Fernsehprogramme hallten aus Wohnungen, vermischten sich zu einer exotischen Kakofonie.

Trotz des Lichts zahlreicher Straßenlaternen warf ihr Körper keinen Schatten. Unsichtbar, wie immer.

Ihre klauenbewehrten Füße fanden Halt auf dem knorrigen Ast einer Platane. Borkensplitter lösten sich und taumelten gleich schwarzen Schneeflocken zu Boden. Milena neigte ihren Kopf und starrte den Punkten hinterher, bis sie den von Schlaglöchern zersiebten Beton unter ihr erreichten. Stimmen ließen sie aufhorchen. Eine davon klang sehr angenehm.

Milena balancierte den Ast hinauf, näher an ein Fenster heran, hinter dem eine heftige Diskussion geführt wurde, und spähte in die Wohnung hinein.

Ein Mann von vielleicht sechzig Jahren saß an einem Schreibtisch und redete auf jemanden ein, der offenbar im Zimmer auf und ab ging. Wahrscheinlich war einer von den beiden der Mörder. Denn darum ging es in diesen Träumen. Ein Mensch würde sterben: durch Krankheit oder einen Unfall oder eben von menschlicher Hand. Milena wurde flau. Was würde es diesmal sein? Ihrem Gefühl nach würde dies ein gewaltsames Ende nehmen.

War es ein Streit unter Freunden? Oder gar innerhalb der Familie?

In ihren Traumreisen hatte Milena schon fast jede Spielart des Todes beobachtet. Und der Tod war kreativ.

Leises Bedauern schlich sich in ihre Gedanken, als sich der zweite Sprecher endlich in ihrem Blickfeld befand. Er war jung, kaum älter als sie, und sah sympathisch aus. »Ich habe selber kein Geld«, sagte er gerade, und seine angenehme Stimme wurde energisch, fast scharf. »Das ist doch sicher nur ein Trick. Sobald sie den Umschlag haben, saugen sie sich irgendwas aus den Fingern, womit sie dich abspeisen können.«

Der junge Typ trat an das Fenster und sah hinaus, direkt zu Milena und doch einfach durch sie hindurch. Sie schüttelte ihr Gefieder, krächzte ihn an, blieb unbemerkt.

Seine blaugrauen Augen waren klar wie Bergseen und genauso kühl. Dunkle Strähnen fielen ihm in die Stirn, Reste eines längst herausgewachsenen Haarschnitts. Er mochte vielleicht knapp achtzehn Jahre alt sein.

»Ich gehe jetzt, Onkel, tut mir leid.« Ruckartig drehte er sich um und ließ seinen Worten Taten folgen.

Sosehr Milena ihren Hals auch reckte, sie konnte ihn nicht mehr sehen. Sein Onkel schien ihn zur Tür zu bringen. Sie sprachen leise, wollten wohl den Zwist nicht mit den Nachbarn teilen.

Der Tod kam immer noch nicht. Normalerweise konnte sie sein Herannahen spüren. Ein Gefühl ähnlich dem Summen, das ein tiefer Basston im Körper auslöst, nur kalt, aber auf eine angenehme Art. Aber da war nichts.

Die Wohnungstür wurde geschlossen. Sekunden später verließ der Junge das Gebäude. Er lief eilig die Straße hinunter. Die Hände hatte er tief in den Taschen vergraben zum Schutz vor der Kühle der Frühlingsnacht, die scheinbar noch dem Winter nachtrauerte. Der Stoff seiner Jacke schmiegte sich eng an seinen Rücken, verriet breite, kräftige Schultern. Das war der bestaussehende Junge, den Milena seit langem gesehen hatte. Warum sollte ausgerechnet er sterben? Das war doch nicht fair!

Sie schüttelte das Gefieder, bereit, ihm zu folgen. Doch der erwartete Sog kam nicht. Sie wurde nicht weitergetrieben, das Schicksal meinte es gut mit ihm. Und das konnte nur eines bedeuten: Der ältere Mann würde sterben.

Milena rutschte unruhig auf dem Ast hin und her und lugte wieder durch das Fenster. Der ahnungslose Fremde hatte sich an seinen Schreibtisch gesetzt und schob Notizzettel und Bücher von einer Seite zur anderen. Das Gespräch mit seinem Besuch schien nicht von Erfolg gekrönt gewesen zu sein, denn er wirkte ratlos. Als sei die Arbeit, die seinen Schreibtisch mehr als nur füllte, nun umsonst gewesen.

Milena krächzte laut, ihre messerscharfen Krallen malträtierten ungeduldig den Ast, auf dem sie hockte, und schickten einen erneuten Regen aus Borkenstückchen zu Boden. Dann war es so weit. Der Tod kam, und mit ihm das Basstongefühl, das sie in höchste Alarmbereitschaft versetzte.

Der Tod saß in einem dunkelblauen Volvo, der langsam die Straße hinunterfuhr, durch die Schlaglöcher rumpelte und schließlich in einer freien Parkbucht hielt.

Der Mann, der ausstieg, trug Jeans und einen schwarzen Kapuzenpulli, dessen Tasche von einem schweren, eckigen Gegenstand ausgebeult wurde.

Hoffentlich geht es schnell, dachte Milena und fragte sich, was wohl geschehen würde, wenn sie versuchte einzugreifen und etwas zu verändern.

Das hatte sie noch nie gewagt. Sie hatte ein wenig über Träume gelesen. Nur eine geringe Zahl von Menschen konnte sich während des Schlafens darüber bewusst werden, dass sie träumten. Angeblich waren solche Klarträume etwas Besonderes und ließen sich sogar steuern, und Milena hätte so gerne eingegriffen und die Menschen vor ihrem nahenden Ende gewarnt. Doch wie sollte sie sich überhaupt bemerkbar machen, solange sie unsichtbar war?

Der Mörder klingelte, und sein ahnungsloses Opfer stand auf, um ihm die Tür zu öffnen. Der ältere Mann glaubte wohl, dass sein Neffe noch einmal zurückkehrte. Kurze Zeit später erklangen von der Eingangstür her Stimmen und schließlich Kampfgeräusche. Der Todgeweihte wurde zurück- und damit wieder in Milenas Blickfeld gestoßen. Als sein Oberkörper unter den Einschlägen der Kugeln zu zucken begann, kannte Milena kein Halten mehr.

Der Tod zog sie an wie ein Magnet. Sie konnte die Seele fühlen, die all die Jahre in diesem Körper ausgeharrt hatte und nun verloren darin umherirrte.

Milena streckte die Flügel und schoss pfeilschnell durch das Fensterglas. Es gab keine Scherben. Das Glas ging nicht zu Bruch. Sie war wie ein Geist, ein Geist, der in der Lage war, Seelen zu fangen. Noch ehe der Sterbende zu Boden fiel, gruben sich ihre langen, schwarz glänzenden Klauen in seine Brust und zerrten das Licht heraus.

Mit einem Seufzer entwich dem Mann sein letzter Atemzug, während die schallgedämpfte Waffe des Mörders weitere Geschosse ausspie, die die Lungen des Toten in Fetzen rissen.

Milena legte die Flügel an und ließ sich fallen. Hinab durch den Fußboden, durch weitere Etagen, den Keller, schwarze Erde, dann absolute Dunkelheit.

Das Seelenlicht in ihren Klauen leuchtete im endlosen Raum, pulsierte warm und ahnungslos.

Unter Milena schälte sich eine weite Landschaft aus dem Nichts. Berge, Ebenen und unruhige Wasserflächen einer anderen Welt. Es musste eine andere Welt sein, solch einen Ort gab es sicher nicht auf der Erde, so grau und leer und leblos. Dessen war sich Milena vollkommen gewiss. Unter ihr schnitt ein Fluss die Ebene entzwei und grub sich tief in weiches Gestein. Es gab eine kleine Furt, in einer Bucht gelegen. Ein Fährmann, die dürre Gestalt in einen langen Mantel gehüllt, legte den Kopf in den Nacken und reckte Milena zornig die Faust entgegen.

Sie schrie ihm ihre Verachtung zu, fasste das Seelenlicht fester und überquerte den Fluss, gerade so hoch, dass der missmutige Alte sie nicht mit seinem Ruder erreichen konnte. Er schlug jedes Mal nach ihr.

Auf der anderen Seite angelangt, landete sie behutsam. Vor ihr wuchs ein Tor in den grau verhangenen Himmel. Antike Säulen flankierten zwei blendend weiße Türflügel. Woher der makellose Marmor das Licht nahm, das in den Steinstrukturen funkelte, würde wohl auf immer sein Geheimnis bleiben. In diesem Land gab es weder Mond noch Sterne.

Milena erinnerte sich noch genau,...
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Autor

Rebekka Pax, geboren 1978, studierte Skandinavistik, Archäologie und Runenkunde. Sie war mehrere Jahre in Amerika und Deutschland beim Film tätig und lebt heute wieder in ihrer Geburtsstadt Mülheim. Unter ihrem Namen und den Pseudonymen Rebecca Maly und Erin Hamilton sind bereits zahlreiche Romane von ihr erschienen. "Das Herz der Harpyie" ist ihr erster Jugendroman.