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Verwirrung der Gefühle

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
256 Seiten
Deutsch
marixverlagerschienen am25.10.20191. Auflage
Die Verwirrung der Gefühlswelten ist ein wiederkehrendes Thema in Stefan Zweigs Werk und der Kern der vorliegenden Sammlung. Zweig legt den Fokus absichtlich auf 'die Kellergewölbe, die Wurzelhöhlen und Kloaken des Herzens'. Aufrichtig und doch taktvoll vermag er wie kaum ein anderer, von den allerintimsten Gedanken und seelischen Qualen der Protagonisten zu erzählen. Stefan Zweig macht immer wieder deutlich, wie schutzlos das menschliche Herz ist und zu welchen Handlungen Leidenschaften verführen. Enthalten sind die Erzählungen: Der Stern über dem Walde, Die Liebe der Erika Ewald, Vergessene Träume, Untergang eines Herzens und Verwirrung der Gefühle.

Stefan Zweig wurde 1881 in Wien geboren und studierte dort Philosophie. In dieser Zeit begann er mit ersten literarischen Arbeiten. Es folgten zahlreiche Reisen um die Welt. Er unterhielt Freundschaften und Briefkorrespondenzen zu Thomas Mann, Maxim Gorki, Hermann Hesse, Joseph Roth, Arthur Schnitzler und vielen anderen. Während er nach dem Ersten Weltkrieg im Kriegsarchiv tätig war, wurde er Pazifist. 1933 wurden seine Schriften verbrannt, 1934 emigrierte er nach London, um 1941 mit seiner zweiten Ehefrau Lotte Altmann über New York nach Südamerika auszuwandern. 1942 beging er in Petrópolis, Brasilien gemeinsam mit seiner Ehefrau Selbstmord.
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Produkt

KlappentextDie Verwirrung der Gefühlswelten ist ein wiederkehrendes Thema in Stefan Zweigs Werk und der Kern der vorliegenden Sammlung. Zweig legt den Fokus absichtlich auf 'die Kellergewölbe, die Wurzelhöhlen und Kloaken des Herzens'. Aufrichtig und doch taktvoll vermag er wie kaum ein anderer, von den allerintimsten Gedanken und seelischen Qualen der Protagonisten zu erzählen. Stefan Zweig macht immer wieder deutlich, wie schutzlos das menschliche Herz ist und zu welchen Handlungen Leidenschaften verführen. Enthalten sind die Erzählungen: Der Stern über dem Walde, Die Liebe der Erika Ewald, Vergessene Träume, Untergang eines Herzens und Verwirrung der Gefühle.

Stefan Zweig wurde 1881 in Wien geboren und studierte dort Philosophie. In dieser Zeit begann er mit ersten literarischen Arbeiten. Es folgten zahlreiche Reisen um die Welt. Er unterhielt Freundschaften und Briefkorrespondenzen zu Thomas Mann, Maxim Gorki, Hermann Hesse, Joseph Roth, Arthur Schnitzler und vielen anderen. Während er nach dem Ersten Weltkrieg im Kriegsarchiv tätig war, wurde er Pazifist. 1933 wurden seine Schriften verbrannt, 1934 emigrierte er nach London, um 1941 mit seiner zweiten Ehefrau Lotte Altmann über New York nach Südamerika auszuwandern. 1942 beging er in Petrópolis, Brasilien gemeinsam mit seiner Ehefrau Selbstmord.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783843806091
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2019
Erscheinungsdatum25.10.2019
Auflage1. Auflage
Seiten256 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse984 Kbytes
Artikel-Nr.4936113
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Inhaltsverzeichnis
Die Liebe der Erika Ewald //
Vergessene Träume //
Untergang eines Herzens //
Verwirrung der Gefühle //
Der Stern über dem Walde
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Leseprobe
VERGESSENE TRÄUME

Die Villa lag hart am Meer.

In den stillen, dämmerreichen Piniengängen atmete die satte Kraft der salzhaltigen Seeluft und eine leichte beständige Brise spielte um die Orangenbäume und streifte hie und da, wie mit vorsichtigen Fingern, eine farbenbunte Blüte herab. Die sonnenumglänzten Fernen, Hügel, aus denen zierliche Häuser wie weiße Perlen hervorblitzten, ein meilenweiter Leuchtturm, der einer Kerze gleich steil emporschoß, alles schimmerte in scharfen, abgegrenzten Konturen und war, ein leuchtendes Mosaik, in den tiefblauen Azur des Äthers eingesenkt. Das Meer, in das nur selten weit, weit in der Ferne, weiße Funken fielen, die schimmernden Segel von einsamen Schiffen, schmiegte sich mit der beweglichen Weise seiner Wogen an die Stufenterrasse an, von der sich die Villa erhob, um immer tiefer in das Grün eines weiten, schattendunklen Gartens zu steigen und sich dort in dem müden, märchenstillen Park zu verlieren.

Von dem schlafenden Hause, auf dem die Vormittagshitze lastete, lief ein schmaler, kiesbedeckter Weg wie eine weiße Linie zu dem kühlen Aussichtspunkte, unter dem die Wogen in wilden, unaufhörlichen Anstürmen grollten und hie und da schimmernde Wasseratome heraufstäubten, die beim grellen Sonnenlichte im regenbogenfunkelnden Glanz von Diamanten prahlten. Dort brachen sich die leuchtenden Sonnenpfeile teils an den Pinienwichseln, die dicht beisammen wie im vertrauten Gespräche standen, teils hielt sie ein weitausgespannter japanischer Schirm ab, auf dem lustige Gestalten mit scharfen, unangenehmen Farben festgehalten waren.

Innerhalb des Schattenbereiches dieses Schirmes lehnte in einem weichen Strohfauteuil eine Frauengestalt, die ihre schönen Formen wohlig in das nachgiebige Geflecht schmiegte. Die eine schmale, unberingte Hand hing wie vergessen herab und spielte mit leisem, behaglichem Schmeicheln in dem glitzernden Seidenfelle eines Hundes, während die andere ein Buch hielt, auf das die dunkeln, schwarzbewimperten Augen, in denen es wie ein verhaltenes Lächeln lag, ihre ununterbrochene Aufmerksamkeit konzentrierten. Es waren große, unruhige Augen, deren Schönheit noch ein matter verschleierter Glanz erhöhte. Überhaupt war die starke, anziehende Wirkung, die das ovale, scharfgeschnittene Gesicht ausübte, keine natürliche, einheitliche, sondern ein raffiniertes Hervorstechen einzelner Detailschönheiten, die mit besorgter, feinfühliger Koketterie gepflegt waren. Das anscheinend regellose Wirrnis der duftenden, schimmernden Locken war die mühevolle Konstruktion einer Künstlerin, und auch das leise Lächeln, das während des Lesens die Lippen umzitterte und dabei den weißen, blanken Schmelz der Zähne entblößte, war das Resultat einer mehrjährigen Spiegelprobe, aber jetzt schon zur festen, unablegbaren Gewohnheitskunst geworden.

Ein leises Knistern im Sande.

Sie sieht hin, ohne ihre Stellung zu ändern, wie eine Katze, die im blendenden warmflutenden Sonnenlichte gebadet liegt und nur träge mit den phosphorisierenden Augen dem Kommenden entgegenblinzelt.

Die Schritte kommen rasch näher und ein livrierter Diener steht vor ihr, um ihr eine schmale Visitkarte zu überreichen und dann ein wenig wartend zurückzutreten.

Sie liest den Namen mit dem Ausdrucke der Überraschung in den Zügen, den man hat, wenn man auf der Straße von einem Unbekannten in familiärster Weise begrüßt wird. Einen Augenblick graben sich kleine Falten oberhalb der scharfen, schwarzen Augenbrauen ein, die das angestrengte Nachdenken markieren, und dann plötzlich spielt ein fröhlicher Schimmer um das ganze Gesicht, die Augen blitzen in übermütiger Helligkeit, wie sie an längst verflogene, ganz und gar vergessene Jugendtage denkt, deren lichte Bilder der Name in ihr neu erweckt hat. Gestalten und Träume gewinnen wieder feste Formen und werden klar wie die Wirklichkeit.

»Ach so«, erinnerte sie sich plötzlich zum Diener gewandt, »der Herr möchte natürlich vorsprechen.«

Der Diener ging mit leisen devoten Schritten. Eine Minute war diese Stille, nur der nimmermüde Wind sang leise in den Gipfeln, die voll schweren Mittagsgoldes hingen.

Und dann plötzlich elastische Schritte, die energisch auf dem Kieswege hallten, ein langer Schatten, der bis zu ihren Füßen lief, und eine hohe Männergestalt stand vor ihr, die sich lebhaft von ihrem schwellenden Sitze erhoben hatte.

Zuerst begegneten sich ihre Augen. Er überflog mit einem raschen Blicke die Eleganz der Gestalt, während ihr leises ironisches Lächeln auch in den Augen aufleuchtete.

»Es ist wirklich lieb von Ihnen, daß Sie noch an mich gedacht haben«, begann sie, indem sie ihm die schmalschimmernde, feingepflegte Hand hinstreckte, die er ehrfürchtig mit den Lippen berührte.

»Gnädige Frau, ich will ehrlich mit Ihnen sein, weil dies ein Wiedersehen ist seit Jahren und auch, wie ich fürchte, - für lange Jahre. Es ist mehr ein Zufall, daß ich hierher gekommen bin, der Name des Besitzers dieses Schlosses, nach dem ich mich wegen seiner herrlichen Lage erkundigte, rief mir Ihre Anstalt wieder in den Sinn. Und so bin ich denn eigentlich als ein Schuldbewußter da.«

»Darum aber nicht minder willkommen, denn auch ich konnte mich nicht im ersten Moment an Ihre Existenz erinnern, obwohl sie einmal für mich ziemlich bedeutsam war.«

Jetzt lächelten beide. Der süße leichte Duft der ersten halbverschwiegenen Jugendliebe war mit seiner ganzen berauschenden Süßigkeit in ihnen erwacht wie ein Traum, über den man beim Erwachen verächtlich die Lippen verzieht, obwohl man wünscht, ihn noch einmal nur zu träumen, zu leben. Der schöne Traum der Halbheit, die nur wünscht und nicht zu fordern wagt, die nur verspricht und nicht gibt. -

Sie sprachen weiter. Aber es lag schon eine Herzlichkeit in den Stimmen, eine zärtliche Vertraulichkeit, wie sie nur ein so rosiges, schon halbverblaßtes Geheimnis gewähren kann. Mit leisen Worten, in die hie und da ein fröhliches Lachen seine rollenden Perlen warf, sprachen sie von vergangenen Dingen, von vergessenen Gedichten, verwelkten Blumen, verlorenen und vernichteten Schleifen, kleinen Liebeszeichen, die sie sich in der kleinen Stadt, in der sie damals ihre Jugend verbrachten, gegenseitig gegeben. Die alten Geschichten, die wie verschollene Sagen in ihren Herzen langverstummte, stauberstickte Glocken rührten, wurden langsam, ganz langsam von einer wehen, müden Feierlichkeit erfüllt, der Ausklang ihrer toten Jugendliebe legte in ihr Gespräch einen tiefen, fast traurigen Ernst. -

Und seine dunkelmelodisch klingende Stimme vibrierte leise, wie er erzählte: »In Amerika drüben bekam ich die Nachricht, daß Sie sich verlobt hätten, zu einer Zeit, wo die Heirat wohl schon vollzogen war.«

Sie antwortete nichts darauf. Ihre Gedanken waren zehn Jahre weiter zurück.

Einige lange Minuten lastete ein schwüles Schweigen auf beiden.

Und dann fragte sie leise, fast lautlos:

»Was haben Sie damals von mir gedacht?«

Er blickte überrascht auf.

»Ich kann es Ihnen ja offen sagen, denn morgen fahre ich wieder meiner neuen Heimat zu. - Ich habe Ihnen nicht gezürnt, nicht Augenblicke voll wirrer, feindlicher Entschlüsse gehabt, denn das Leben hatte schon damals die farbige Lohe der Liebe zu einer glimmenden Flamme der Sympathie erkaltet. Ich habe Sie nicht verstanden, nur - bedauert.«

Eine leichte dunkelrote Stelle flog über ihre Wangen und der Glanz ihrer Augen wurde intensiv, wie sie erregt ausrief:

»Mich bedauert! Ich wüßte nicht warum.«

»Weil ich an Ihren zukünftigen Gemahl dachte, den indolenten, immer erwerben wollenden Geldmenschen - widersprechen Sie mir nicht, ich will Ihren Mann, den ich immer geachtet habe, durchaus nicht beleidigen - und weil ich an Sie dachte, das Mädchen, wie ich es verlassen habe. Weil ich mir nicht das Bild denken konnte, wie Sie, die Einsame, Ideale, die für das Alltagsleben nur eine verächtliche Ironie gehabt, die ehrsame Frau eines gewöhnlichen Menschen werden konnten.«

»Und warum hätte ich ihn denn doch geheiratet, wenn dies alles sich so verhielte?«

»Ich wußte es nicht so genau. Vielleicht besaß er verborgene Vorzüge, die dem oberflächlichen Blicke entgehen und erst im intimen Verkehr zu leuchten beginnen. Und dies war mir dann des Rätsels leichte Lösung, denn eines konnte und wollte ich nicht glauben.«

»Das ist?«

»Daß Sie ihn um seiner Grafenkrone und seiner Millionen genommen hätten. Das war mir die einzige Unmöglichkeit.«

Es war, als hätte sie das letzte überhört, denn sie blickte mit vorgehaltenen Fingern, die im Sonnenlichte in blutdunklem Rosa wie eine Purpurmuschel erstrahlten, weit...
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Stefan Zweig wurde 1881 in Wien geboren und studierte dort Philosophie. In dieser Zeit begann er mit ersten literarischen Arbeiten. Es folgten zahlreiche Reisen um die Welt. Er unterhielt Freundschaften und Briefkorrespondenzen zu Thomas Mann, Maxim Gorki, Hermann Hesse, Joseph Roth, Arthur Schnitzler und vielen anderen. Während er nach dem Ersten Weltkrieg im Kriegsarchiv tätig war, wurde er Pazifist. 1933 wurden seine Schriften verbrannt, 1934 emigrierte er nach London, um 1941 mit seiner zweiten Ehefrau Lotte Altmann über New York nach Südamerika auszuwandern. 1942 beging er in Petrópolis, Brasilien gemeinsam mit seiner Ehefrau Selbstmord.