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Der Fahrer

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
400 Seiten
Deutsch
Rowohlt Verlag GmbHerschienen am16.06.20201. Auflage
Du hattest einen höllischen Tag und einen Gin Tonic zu viel. Das Auto kannst du nicht mehr nehmen. Zum Glück gibt es MyDriver, die App, mit der man jederzeit ein Auto samt Fahrer bestellen kann. Aber du kommst nie zu Hause an... Überall in der Stadt verschwinden junge Frauen. Kommissar Jens Kerner und seine Kollegin Rebecca Oswald ermitteln fieberhaft - obwohl beide mit privaten Herausforderungen kämpfen. Jens wird mit seiner Vergangenheit konfrontiert, und Rebecca versucht erfolglos, ihn in die Gegenwart - und zu sich - zu ziehen. Dann verschwindet eine Fahrerin von MyDriver - auf dem Wagen steht in Leuchtschrift: #findemich ...

In seiner Kindheit und Jugend verschlang Andreas Winkelmann die unheimlichen Geschichten von John Sinclair und Stephen King. Dabei erwachte in ihm der unbändige Wunsch, selbst zu schreiben und andere Menschen in Angst zu versetzen. Heute zählen seine Thriller zu den härtesten und meistgelesenen im deutschsprachigen Raum. In seinen Büchern gelingt es ihm, seine Leserinnen und Leser von der ersten Zeile an in die Handlung hineinzuziehen, um sie dann, gemeinsam mit seinen Figuren in ein düsteres Labyrinth zu stürzen, aus dem es scheinbar kein Entrinnen gibt. Die Geschichten sind stets nah an den Lebenswelten seines Publikums angesiedelt und werden in einer klaren, schnörkellosen Sprache erschreckend realistisch erzählt. Der Ort, an dem sie entstehen, könnte ein Schauplatz aus einem seiner Romane sein: der Dachboden eines vierhundert Jahre alten Hauses am Waldesrand in der Nähe von Bremen.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR12,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextDu hattest einen höllischen Tag und einen Gin Tonic zu viel. Das Auto kannst du nicht mehr nehmen. Zum Glück gibt es MyDriver, die App, mit der man jederzeit ein Auto samt Fahrer bestellen kann. Aber du kommst nie zu Hause an... Überall in der Stadt verschwinden junge Frauen. Kommissar Jens Kerner und seine Kollegin Rebecca Oswald ermitteln fieberhaft - obwohl beide mit privaten Herausforderungen kämpfen. Jens wird mit seiner Vergangenheit konfrontiert, und Rebecca versucht erfolglos, ihn in die Gegenwart - und zu sich - zu ziehen. Dann verschwindet eine Fahrerin von MyDriver - auf dem Wagen steht in Leuchtschrift: #findemich ...

In seiner Kindheit und Jugend verschlang Andreas Winkelmann die unheimlichen Geschichten von John Sinclair und Stephen King. Dabei erwachte in ihm der unbändige Wunsch, selbst zu schreiben und andere Menschen in Angst zu versetzen. Heute zählen seine Thriller zu den härtesten und meistgelesenen im deutschsprachigen Raum. In seinen Büchern gelingt es ihm, seine Leserinnen und Leser von der ersten Zeile an in die Handlung hineinzuziehen, um sie dann, gemeinsam mit seinen Figuren in ein düsteres Labyrinth zu stürzen, aus dem es scheinbar kein Entrinnen gibt. Die Geschichten sind stets nah an den Lebenswelten seines Publikums angesiedelt und werden in einer klaren, schnörkellosen Sprache erschreckend realistisch erzählt. Der Ort, an dem sie entstehen, könnte ein Schauplatz aus einem seiner Romane sein: der Dachboden eines vierhundert Jahre alten Hauses am Waldesrand in der Nähe von Bremen.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783644003088
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2020
Erscheinungsdatum16.06.2020
Auflage1. Auflage
Reihen-Nr.3
Seiten400 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse3230 Kbytes
Artikel-Nr.4968164
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

2

«Zehn ... neun ... acht ... sieben ... sechs ... fünf ... vier ... drei ... zwei ... eins ...

Herzlichen Glückwunsch!»

Ein angetrunkener Chor aus über fünfzig Stimmen setzte zu einer Jubelarie an, einige applaudierten, Gläser stießen klirrend gegeneinander. Der Discjockey stimmte «For he´s a jolly good fellow» an, und ein Sturm der Gratulationen brach über Jens Kerner herein.

Keine Chance, sich zu wehren.

Sie umringten ihn, umarmten ihn, schüttelten ihm die Hand, klopften ihm auf die Schulter, küssten seine Wangen, machten Selfies mit ihm. Und er ließ all das über sich ergehen.

Jens Kerner hasste Partys. Die, bei denen er im Mittelpunkt stand, erst recht. Er hasste den Lärm und das Gerede, die Pflicht zu tanzen und überhaupt die Erwartung, eine ganze Nacht lang gute Laune zu haben. For he´s a jolly good fellow passte auf ihn ungefähr genauso gut wie auf den Papst. Jens wollte kein lustiger Kerl sein - aber was spielte das für eine Rolle, wenn er seine Kollegin Rebecca Oswald damit glücklich machen konnte.

Und das konnte er!

Sie hatte diese Party hinter seinem Rücken geplant und organisiert. Und er, der große Ermittler, hatte nichts davon mitbekommen, obwohl sie doch so ziemlich mit jedem aus dem 33. Kommissariat gesprochen haben musste. Heute Abend um neun Uhr hatte sie ihn dann angerufen und gebeten, sie aus der Lobby eines Hotels abzuholen, wo sie angeblich gefeiert und zu viel getrunken hatte, um selbst noch fahren zu können. Also hatte er sich von Clint Eastwoods «Gran Torino» gelöst, seine ausgebeulte Lieblings-Jogginghose gegen eine Jeans ersetzt, sich ein bisschen hübsch gemacht - zum Glück - und war aufgebrochen.

Vorgefunden hatte er eine leere Hotellobby, aber keine Becca. Dafür einen betont harmlos dreinschauenden Rezeptionisten, der ihn bat mitzukommen.

Und dann das große Hallo im extra für diese Zwecke angemieteten Saal des Hotels. Kolleginnen und Kollegen, Bekannte, Freunde, mittendrin Becca, freudestrahlend und mit geröteten Wangen. Sie hatte es sogar geschafft, dass seine Chefin, die unterkühlte Baumgärtner, gekommen war. Und als wäre das nicht schon genug, schickte genau diese sich nun an, eine Rede zu halten.

Mareike Baumgärtner, Kriminalrätin und Chefin des 33. Kommissariats am Wiesendamm in Hamburg, war auf die Bühne an der Stirnseite des Saals gestiegen und schlug mit einem Dessertlöffel gegen ihr Sektglas. Zuerst nur leise, aber dann vehementer, bis alle Blicke sich ihr zuwendeten.

Noch bevor sie zu sprechen begann, wünschte Jens sich in seine Red Lady zurück. Auf die nächtlichen Straßen, wo er mitten in der Millionenstadt Hamburg noch Ruhe und Einsamkeit spürte. Aber keine Chance - er hatte den Schlüssel dem Rezeptionisten geben müssen, damit der den Wagen einparken ließ, weil die Meute ihn nicht wieder hatte gehen lassen wollen.

«Vierundfünfzig», begann die Baumgärtner, und Jens verzog das Gesicht. Musste denn wirklich jeder sein Alter kennen?

«Und kein bisschen weise», fügte sie hinzu und erntete einige Lacher.

«Immer geradeheraus, immer mit dem Kopf durch die Wand, so kennen wir unseren geschätzten Kollegen Jens Kerner. Ich gebe zu, anfangs hatte ich meine Probleme mit seinem Charakter und seiner Unfähigkeit, sich einzuordnen, Vorgaben und Anweisungen zu beachten, ein Teamplayer zu sein. Ach was, anfangs ... nach drei Jahren im 33. Kommissariat habe ich immer noch Probleme damit. Andererseits ...», fuhr die Baumgärtner fort, «weiß man bei Jens Kerner immer, woran man ist. Man wird nicht betrogen, er spielt keine Spielchen, und wenn er einen für einen auf Hochglanz polierten Kühlschrank hält, dann sagt er das auch.»

Jens spürte die Hitze der Schuld in seinen Kopf steigen. Woher wusste die Baumgärtner, dass er sie so bezeichnet hatte? Ihr selbst hatte er das nie gesagt. Irgendeine Kollegin oder irgendein Kollege musste gequatscht haben.

Herrje, war das peinlich! Wäre er doch bloß zu Hause geblieben, bei seinem alten Kumpel Clint, dem es scheißegal war, was die anderen über ihn dachten.

«Jens Kerner ist kein Mann vieler Worte, sondern ein Mann der Tat. Und wie heißt es doch so treffend: An ihren Taten sollt ihr sie erkennen. Das habe ich. Ich habe Jens Kerner an seinen Taten erkannt, und ich denke, alle anderen hier im Saal ebenso. Ich habe also einen Mann und Kollegen erkannt, auf den ich mich verlassen kann, der immer da ist, wenn er wirklich gebraucht wird, der ein sehr starkes Gerechtigkeitsempfinden hat, der Menschen respektiert, wenn sie es sich verdient haben, nicht wegen ihres Ranges - zu meinem Leidwesen. Kurzum, ich habe einen Mann alten Schlages erkannt, wie er heutzutage selten geworden ist. Einen Mann wie meinen Vater, den ich jeden Tag vermisse.»

Nach einer kurzen Pause hob sie das Glas.

«Auf Ihr Wohl, Herr Kerner. Bleiben Sie, wie Sie sind. Darauf zählen wir alle hier!»

Ein Saal voller Blicke wandte sich Jens zu, und schon wollte Applaus aufbranden, doch da schob die Baumgärtner noch einen Satz nach.

«Bevor ich es vergesse: Für die Zukunft würde ich doch eine Ihrem Alter angemessene Weisheit begrüßen. Vielleicht können Sie sich darum ja etwas bemühen!»

Doch ihre Worte gingen in dem ansteigenden Lärmpegel unter, niemand wollte ihr noch zuhören. Vielleicht war Jens sogar der Einzige, der diese Aufforderung mitbekam. Jemand drückte ihm ein Glas Sekt in die Hand, er musste anstoßen, bis er den Arm kaum noch heben konnte, und die ganze Zeit fragte er sich, wo eigentlich Becca abgeblieben war. Es war fünf vor zwölf gewesen, als er sie zuletzt gesehen hatte. Da berührte ihn etwas an der Wade, und er fuhr herum.

Da saß sie in ihrem Rollstuhl, den sie nach einem billigen Ikea-Holzstuhl Ivar nannte, und sah ihn an. Sie hatte sich in Schale geworfen für dieses Ereignis, trug ein langes schwarzes Kleid mit freien Schultern - ein Outfit, in dem Jens sie nie zuvor gesehen hatte. Ihre Oberarme waren kräftig und durchtrainiert vom Rollifahren und vom Rudern, um ihren Hals trug sie eine Silberkette mit einem Amulett in Form einer Sonne. Das passt, dachte Jens. Für ihn war Becca mit ihrem nahezu unzerstörbaren fröhlichen Gemüt ein richtiger Sonnenschein.

«Alles klar?», fragte sie.

Jens nickte.

«Dann komm her.»

Sie beugte sich vor und streckte die Arme aus. An der Innenseite ihres linken Oberarms entdeckte er ein kleines Tattoo, das er nie zuvor gesehen hatte. Drei Worte, die er auf die Schnelle nicht entziffern konnte.

Jens stellte das Sektglas auf einem Tisch ab und ließ sich von Becca umarmen. Sie fühlte sich warm an und duftete dezent nach einem teuren Parfum.

«Aus tiefstem Herzen alles Gute», flüsterte sie in sein Ohr, und in seinem Nacken stellten sich die Härchen auf.

«Danke.»

«Entschuldige bitte ... ich weiß, du magst dieses Brimborium nicht, aber ich finde, du hast es verdient, dass all diese Menschen dich feiern. Verzeihst du mir?»

«Längst verziehen», sagte er und wollte sich wieder aufrichten, doch Becca ließ ihn nicht los.

«Ich muss dir noch etwas sagen, und ich finde, heute ist der richtige Tag dafür», flüsterte sie mit den Lippen an seinem Ohr. «Weißt du eigentlich, dass ich dich ...»

«Jetzt ist aber Schluss, ihr Turteltäubchen!», rief eine markante männliche Stimme und schnitt Becca damit das Wort ab. Eine kräftige Pranke landete auf Jens´ Schulter, sodass ihm nichts anderes übrig blieb, als sich aufzurichten.

Augenblicklich riss Rolf Hagenah Jens an seine Brust. Hagenah, Hamburger Streifenpolizist und Urgestein, war in bier- und rührseliger Laune.

«Genau ... Weisheit ... da hat die Baumgärtner recht», stammelte er sentimental. «Damit du uns noch ein paar Jahre erhalten bleibst und nicht in eine Kugel läufst. Glückwunsch, mein Freund.»

Jens ließ auch dies über sich ergehen und bereute es, sich nicht schnell einen ordentlichen Alkoholpegel angetrunken zu haben.

Schon verlangten die nächsten Gäste nach Aufmerksamkeit. Schulterklopfen, Küsschen, Glückwünsche, Selfies; es hörte einfach nicht auf. Als die Prozession der Gratulanten endlich versiegte, war es an der Zeit, endlich die Frage zu stellen, die ihm schwer auf der Zunge lag. Also drehte er sich zu Becca um, die hinter ihm gewartet hatte, beugte sich hinunter und fragte:

«Was wolltest du gerade sagen ... bevor Hagenah dich unterbrach?»

«Bring mich weg von hier, und ich sage es dir unter vier Augen», antwortete sie, und der Blick aus ihren großen braunen Augen drehte ihm den Magen um.

«Jetzt? Du meinst ...»

Becca nickte. «Meine ich. Lass uns hier verschwinden.»

Jens trat hinter den Rollstuhl, packte die Griffe und schob Becca aus dem Saal. Niemand hielt sie auf, niemand fragte, wohin sie wollten. In der Hotellobby war es angenehm ruhig, und der Rezeptionist...
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In seiner Kindheit und Jugend verschlang Andreas Winkelmann die unheimlichen Geschichten von John Sinclair und Stephen King. Dabei erwachte in ihm der unbändige Wunsch, selbst zu schreiben und andere Menschen in Angst zu versetzen. Heute zählen seine Thriller zu den härtesten und meistgelesenen im deutschsprachigen Raum. In seinen Büchern gelingt es ihm, seine Leserinnen und Leser von der ersten Zeile an in die Handlung hineinzuziehen, um sie dann, gemeinsam mit seinen Figuren in ein düsteres Labyrinth zu stürzen, aus dem es scheinbar kein Entrinnen gibt. Die Geschichten sind stets nah an den Lebenswelten seines Publikums angesiedelt und werden in einer klaren, schnörkellosen Sprache erschreckend realistisch erzählt. Der Ort, an dem sie entstehen, könnte ein Schauplatz aus einem seiner Romane sein: der Dachboden eines vierhundert Jahre alten Hauses am Waldesrand in der Nähe von Bremen.