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Die Pianistin

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
320 Seiten
Deutsch
Aufbau Verlage GmbHerschienen am18.08.20201. Auflage
'Musik ist die Luft, die ich atme.' Clara Schumann.

Leipzig, 1835: Die sechzehnjährige Pianistin Clara spielt vor ausverkauften Häusern. Fünf Monate lang ist sie mit ihrem Vater auf Tournee. Was wie ein harmonisches Miteinander wirkt, ist in Wirklichkeit die reinste Hölle. Die beiden sind heillos zerstritten. Der Grund: Clara ist verliebt. Ihr Vater ist dagegen, dass sie sich jetzt schon bindet. Und schon gar nicht an diesen zwar hochbegabten, aber absolut lebensuntüchtigen Robert Schumann. Doch Clara, die nicht nur die musikalische Begabung, sondern auch den Eigensinn ihres Vaters geerbt hat, wehrt sich und kämpft für ihre Liebe ...

Die Geschichte einer der bedeutendsten Virtuosinnen unserer Zeit - kenntnisreich und hochemotional erzählt.


Beate Rygiert wurde in Tübingen geboren und wuchs im Nordschwarzwald auf. Mit zwölf schrieb sie in ihr Tagebuch: 'Eigentlich möchte ich Schriftstellerin werden!' Diesen Traum verwirklichte sie nach dem Studium der Musik- und Theaterwissenschaft und der italienischen Literatur in München und Florenz sowie einigen Jahren als Operndramaturgin an verschiedenen deutschen Bühnen. Heute lebt sie mit ihrem Mann im Schwarzwald, in Andalusien und immer wieder in Frankreich. Im Aufbau Taschenbuch erschien bereits ihr Roman 'George Sand und die Sprache der Liebe'.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR15,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

Klappentext'Musik ist die Luft, die ich atme.' Clara Schumann.

Leipzig, 1835: Die sechzehnjährige Pianistin Clara spielt vor ausverkauften Häusern. Fünf Monate lang ist sie mit ihrem Vater auf Tournee. Was wie ein harmonisches Miteinander wirkt, ist in Wirklichkeit die reinste Hölle. Die beiden sind heillos zerstritten. Der Grund: Clara ist verliebt. Ihr Vater ist dagegen, dass sie sich jetzt schon bindet. Und schon gar nicht an diesen zwar hochbegabten, aber absolut lebensuntüchtigen Robert Schumann. Doch Clara, die nicht nur die musikalische Begabung, sondern auch den Eigensinn ihres Vaters geerbt hat, wehrt sich und kämpft für ihre Liebe ...

Die Geschichte einer der bedeutendsten Virtuosinnen unserer Zeit - kenntnisreich und hochemotional erzählt.


Beate Rygiert wurde in Tübingen geboren und wuchs im Nordschwarzwald auf. Mit zwölf schrieb sie in ihr Tagebuch: 'Eigentlich möchte ich Schriftstellerin werden!' Diesen Traum verwirklichte sie nach dem Studium der Musik- und Theaterwissenschaft und der italienischen Literatur in München und Florenz sowie einigen Jahren als Operndramaturgin an verschiedenen deutschen Bühnen. Heute lebt sie mit ihrem Mann im Schwarzwald, in Andalusien und immer wieder in Frankreich. Im Aufbau Taschenbuch erschien bereits ihr Roman 'George Sand und die Sprache der Liebe'.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783841219657
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2020
Erscheinungsdatum18.08.2020
Auflage1. Auflage
Reihen-Nr.2
Seiten320 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.4968706
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe
2. Kapitel

Berlin und Leipzig: April bis Juli 1835

Nie zuvor waren Clara die Reisetage länger und mühseliger erschienen. Sie hielt es kaum aus in der rumpelnden Kiste, und wann immer die Pferde ihr Tempo wegen eines Hindernisses oder eines schlechten Wegabschnitts drosseln mussten, stieg sie aus und ging neben der Kutsche her. Ihr war es egal, wenn sie im Matsch versank und dicke Erdklumpen zurück in die Kutsche schleppte. Es war April und um sie herum erwachte die Natur, in ihr war jedoch alles düster.

Ausgerechnet ihre Freundin Ernestine, Tine, wie sie alle nannten. Drei Jahre älter und bildhübsch, erst vor einem Jahr war sie nach Leipzig gekommen, hatte Roberts frei gewordene Zimmer bezogen, nachdem er eine eigene Wohnung gefunden hatte. Sie spielte vorzüglich Klavier und sollte bei ihrem Vater zur Pianistin ausgebildet werden. Ach, wie dumm Clara gewesen war. Vollkommen arglos hatte sie Tine von Robert Schumann vorgeschwärmt, hatte sie überhaupt erst auf ihn aufmerksam und die beiden miteinander bekannt gemacht. Und jetzt das.

»Zieh die an«, kommandierte ihr Vater und streckte ihr die Glacéhandschuhe aus der Kutsche heraus.

»Mir ist nicht kalt.«

»Es ist mir egal, ob dir kalt ist oder nicht. Deine Hände müssen geschont werden.«

Sie stöhnte und griff nach den Handschuhen, streifte sie über, dann machte sie, dass sie außer Hörweite ihres Vaters kam. Denn sie konnte ihn einfach nicht ertragen.

So fühlte sich also Liebeskummer an? Als würde ein Tier einem an den Eingeweiden nagen? Als würde das Herz in kleine Stücke geschnitten? Als müsste man immerzu schreien und mit einem Stock auf irgendetwas einschlagen?

Die Straße lag frisch gepflastert vor ihnen, der Kutscher lenkte das schwere Gefährt umsichtig um die letzten Schlaglöcher herum.

»Komm gefälligst wieder rein, es geht weiter.« Ihr Vater musste den Kopf weit zum Kutschenfenster herausstrecken. Er hatte sich ein großes Taschentuch um die Stirn gebunden, denn er litt an neuralgischen Kopfschmerzen, während sie vor Gesundheit nur so strotzte. Nur diese tiefsitzende Wut, dieser Schmerz brachte sie beinahe um. Aber nein. So schnell gab Clara nicht auf.

Mühsam schluckte sie den Kloß in ihrem Hals hinunter, der sie zu ersticken drohte. Das Ganze musste ein Irrtum sein, Robert hatte sich nicht mit Ernestine verlobt, das war einfach unmöglich. Sie dachte an die Briefe, die er ihr vor ihrer Abreise aus seiner neuen Wohnung im Leipziger Stadtteil Connewitz geschrieben hatte. Als er sie darum gebeten hatte, zu einer bestimmten Stunde zeitgleich mit ihm dasselbe Stück von Chopin zu spielen, so dass sich ihre Seelen in der Mitte, also ungefähr über dem Thomaspförtchen treffen könnten. Hatte das denn gar nichts zu bedeuten gehabt? Sie hatte ihm ihre Romanze op. 3 gewidmet, wie konnte er das vergessen? Auf einmal fielen ihr Begebenheiten ein, Blicke zwischen ihm und Ernestine, ein scherzhaftes Wort, das vielleicht ernst gemeint gewesen war, Gesten, Hände, die sich einen Augenblick zu lange festgehalten hatten. Sie hatte das alles für Freundschaft gehalten, war sich ihrer Sonderstellung sicher gewesen. Clara. Mein Clärchen â¦ Hatte ihr Vater womöglich recht, war Robert Schumann ein schwankendes Rohr im Wind?

Ihre Gedanken jedenfalls drehten sich wie die Windmühlen in dieser endlosen, flachen Landschaft, sie drehten und drehten und kamen zu keinem Schluss.

»Geht es dir denn gut?«

Mariane Bargiel musterte ihre Tochter von der Seite. Endlich hatten sie Gelegenheit, ein paar Stunden allein miteinander zu verbringen. Seit sie in Berlin angekommen waren, hatte sich Friedrich Wieck misstrauisch zwischen sie gedrängt. An diesem Vormittag hatte er jedoch beschlossen, einen Arzt aufzusuchen, vielleicht konnte der ihn ja von seinen Gesichtsschmerzen befreien.

Mariane war mit ihrer ältesten Tochter in den Tiergarten gegangen, der gerade von dem Gartenbaumeister Peter Joseph Lenné umgestaltet wurde. Einige Bereiche fanden sie deswegen abgesperrt vor, aber die Anlage war noch immer groß genug, um sich darin müde laufen zu können. Clara merkte, dass es ihrer hochschwangeren Mutter schwerfiel, mit ihr Schritt zu halten, und verlangsamte ihr Tempo auf eine normale Spaziergeschwindigkeit.

»Ja«, antwortete sie zögerlich. »Es geht mir gut, Frau Mutter.«

»Ach, lass doch die Förmlichkeiten«, bat Mariane. »Musst du ihn etwa mit Herrn Vater ansprechen?« Sie schnaubte, als sie Clara nicken sah. »Zu mir darfst du Mama sagen«, fügte sie liebevoll hinzu. Dann wurde sie wieder ernst. »Du wirkst bedrückt«, fuhr sie fort. »Hast du Kummer?«

Clara zögerte. Ihre Mutter machte den Eindruck, als hätte sie selbst genügend Probleme. Die Klavierschule, die sie gemeinsam mit Adolph Bargiel aufgebaut hatte, war wegen der Choleraepidemie vor einigen Jahren in finanzielle Nöte geraten und schließlich aufgelöst worden. In wenigen Wochen würde Mariane ihr viertes Kind aus dieser zweiten Ehe zur Welt bringen, insgesamt ihre neunte Geburt. Unter den Linden 27, wo die Bargiels lebten, war zwar eine gute Adresse, gleich um die Ecke befand sich die Komische Oper, die Wohnung selbst war aber schrecklich beengt. Dass ihre Mutter eine vorzügliche Pianistin und Sängerin war, davon hatte sich Clara am Vortag überzeugen können, als Mariane bei der Aufführung einer Kantate das Sopransolo gesungen hatte, für ein Taschengeld, wie sie herausgehört hatte. Unermüdlich gaben Mariane und ihr Mann Stunden, und dennoch schien das Geld immer knapp.

»Hast du dich denn schon einmal verliebt? Sicherlich hast du eine Menge Verehrer. Oder hält dein Vater dich auch davon fern?« Clara wandte sich ab. Und doch, war dies nicht die Gelegenheit, ihr Herz auszuschütten? »Du hast hin und wieder von diesem Robert Schumann geschrieben«, fuhr Mariane fort, als könnte sie in ihr lesen wie in einem Buch. »Seine Kompositionen sind übrigens grandios, ich habe neulich sein Opus 5 studiert, hat er darin nicht eines deiner Themen aufgegriffen? Aus deiner Romanze, nicht wahr?« Sie warf ihrer Tochter einen forschenden Blick zu. »Ihr scheint also gut befreundet zu sein. Wie ist er denn so als Mensch?«

»Ich möchte nicht über ihn sprechen.« Clara hörte selbst, wie brüchig ihre Stimme geworden war. So, als müsste sie gleich ersticken.

Mariane war stehen geblieben.

»Du hast Liebeskummer.« Mitfühlend griff sie nach Claras Hand. »Das tut mir leid.«

»Er â¦ er hat sich verlobt. Mit einer anderen.« Jetzt war es raus.

Da tat Mariane etwas, was Clara nur manchmal mit ihren Geschwistern erlebte, wenn eines weinte und sie es trösten wollte. Jetzt war es ihre Mutter, die Clara in die Arme schloss und sanft an sich drückte und sogar ein wenig hin- und herwiegte. Und obwohl sich zunächst alles in Clara gegen diese ungewohnte Nähe sträubte, so ließ sie es geschehen, lehnte sich an den gewölbten Leib der Frau, die sie einmal geboren hatte, und ließ sich den Rücken streicheln. Sie wäre sogar dazu bereit gewesen, ihren Tränen endlich freien Lauf zu lassen, doch ihre Augen blieben trocken.

»Die Liebe ist das Schwierigste im Leben«, flüsterte Mariane ihr ins Ohr. »Man muss stark sein und der Stimme seines Herzens folgen. Und nie den Glauben an sie verlieren. Hörst du? Niemals.«

Der Arzt konnte Friedrich Wieck nicht die Schmerzen nehmen, und die Behörden in Berlin setzten ihm mit ihren Auflagen und Bestimmungen dermaßen zu, dass er etwas tat, was sonst nie für ihn infrage kam: Er sagte alle Konzerte ab.

»Das haben sie nun davon«, schimpfte er, »diese aufgeblasenen Preußen. Dann werden sie meine Tochter eben nicht zu hören bekommen. Wir fahren nach Hause.«

Clara war es mehr als recht. Die Reise zog sich in die Länge. Wenn sie die Augen schloss, sah sie Konzertsäle voller Menschen, private Salons, Theater, Wirtshaussäle, Tanzhallen. Überall hatte sie gespielt, in Halle, Magdeburg, Schönebeck, Halberstadt, Braunschweig, Hannover, Bremen und schließlich in Hamburg - ihr reichte es. Sie wollte ebenfalls auf dem schnellsten Weg nach Hause, wenn auch aus anderen Gründen.

»Man muss stark sein«, hatte ihre Mutter gesagt. Im Starksein kannte Clara sich aus. Sie würde keinem zeigen, wie sehr sie litt. Tine war einen kurzen Frühling lang ihre Freundin gewesen, sie hatte die Achtzehnjährige bewundert und es genossen, von ihr wie eine Gleichaltrige behandelt zu werden. Doch jetzt musste sie einsehen, dass Robert offenbar noch immer das Kind in ihr sah. Tine war attraktiv, während Clara nichts Hübsches an sich finden konnte und im Stillen Julius Gieres Porträt, das ihr Vater verteilte wie der Priester in der Kirche die Heiligenbildchen, für geschmeichelt hielt. Ganz davon abgesehen, dass Tine bereits einen üppigen Busen besaß, was bei Clara natürlich noch nicht der Fall sein konnte.

Ja, Tine war ein bezauberndes Wesen, nicht nur schön, sie hatte auch eine einnehmende Art. Wieso wunderte es sie, dass Robert sich in sie verliebt hatte? Aus einem Brief ihrer Stiefmutter, der sie in Berlin erreichte, ging hervor, dass Ernestine von Fricken ihre Studien abgebrochen hatte und nach Böhmen zu ihren Eltern zurückgekehrt war. Vielleicht bereitete sie schon ihre Hochzeit vor? Vergeblich zwang Clara sich, während der Fahrt nach Leipzig an etwas anderes zu denken.

Nach Hause kommen, endlich wieder im eigenen Bett schlafen. Ihre jüngeren Geschwister wiedersehen und vor allem die kleine Marie herzen. Über den elfjährigen Gustav...
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Beate Rygiert wurde in Tübingen geboren und wuchs im Nordschwarzwald auf. Mit zwölf schrieb sie in ihr Tagebuch: "Eigentlich möchte ich Schriftstellerin werden!" Diesen Traum verwirklichte sie nach dem Studium der Musik- und Theaterwissenschaft und der italienischen Literatur in München und Florenz sowie einigen Jahren als Operndramaturgin an verschiedenen deutschen Bühnen. Heute lebt sie mit ihrem Mann im Schwarzwald, in Andalusien und immer wieder in Frankreich.
Im Aufbau Taschenbuch erschien bereits ihr Roman "George Sand und die Sprache der Liebe".