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Die Entdeckerin der Welt

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
400 Seiten
Deutsch
Aufbau Verlage GmbHerschienen am19.07.20221. Auflage
Der Mut einer unbeirrbaren Forscherin 

1691: Nach der Scheidung von ihrem Mann zieht die talentierte Künstlerin Maria Sibylla Merian nach Amsterdam. Schon früh lernte sie die Fertigkeit des Kupferstechens, und in der neuen Stadt will sie sich ein selbstbestimmtes Leben aufbauen - und sich ihren Traum erfüllen: eine Reise nach Südamerika, um im tropischen Regenwald die faszinierende Vielfalt der Raupen und Schmetterlinge zu erforschen. Fieberhaft knüpft sie Kontakte und sucht Financiers. Eine Überseereise ist für eine alleinstehende Frau ein großes Wagnis, doch Maria ist es gewohnt, sich unter Männern zu behaupten und Grenzen zu überschreiten. Und so bricht sie auf ins ferne Suriname - und in das Abenteuer ihres Lebens. 

Die Geschichte einer wagemutigen Frau, die nach Unabhängigkeit strebte und alle Fesseln abstreifte


Alexander Schwarz, geboren 1964 in Stuttgart, studierte Neuere Deutsche Literaturwissenschaft, Mediävistik, Linguistik und Politikwissenschaften in Freiburg im Breisgau und Utrecht, wohin es ihn noch während seines Studiums in die Niederlande zog. Seit 1990 wohnt er in den Niederlanden, nur unterbrochen von einem sechsjährigen Aufenthalt in Island. Er arbeitete zwanzig Jahre lang als Verleger. Heute ist er selbstständiger Literaturagent, er schreibt und fotografiert seit mehr als fünfundzwanzig Jahren. Mehr Informationen unter www.mariasibyllamerian.de
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR14,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR10,99

Produkt

KlappentextDer Mut einer unbeirrbaren Forscherin 

1691: Nach der Scheidung von ihrem Mann zieht die talentierte Künstlerin Maria Sibylla Merian nach Amsterdam. Schon früh lernte sie die Fertigkeit des Kupferstechens, und in der neuen Stadt will sie sich ein selbstbestimmtes Leben aufbauen - und sich ihren Traum erfüllen: eine Reise nach Südamerika, um im tropischen Regenwald die faszinierende Vielfalt der Raupen und Schmetterlinge zu erforschen. Fieberhaft knüpft sie Kontakte und sucht Financiers. Eine Überseereise ist für eine alleinstehende Frau ein großes Wagnis, doch Maria ist es gewohnt, sich unter Männern zu behaupten und Grenzen zu überschreiten. Und so bricht sie auf ins ferne Suriname - und in das Abenteuer ihres Lebens. 

Die Geschichte einer wagemutigen Frau, die nach Unabhängigkeit strebte und alle Fesseln abstreifte


Alexander Schwarz, geboren 1964 in Stuttgart, studierte Neuere Deutsche Literaturwissenschaft, Mediävistik, Linguistik und Politikwissenschaften in Freiburg im Breisgau und Utrecht, wohin es ihn noch während seines Studiums in die Niederlande zog. Seit 1990 wohnt er in den Niederlanden, nur unterbrochen von einem sechsjährigen Aufenthalt in Island. Er arbeitete zwanzig Jahre lang als Verleger. Heute ist er selbstständiger Literaturagent, er schreibt und fotografiert seit mehr als fünfundzwanzig Jahren. Mehr Informationen unter www.mariasibyllamerian.de
Details
Weitere ISBN/GTIN9783841229328
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2022
Erscheinungsdatum19.07.2022
Auflage1. Auflage
Reihen-Nr.9
Seiten400 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse894 Kbytes
Artikel-Nr.8456311
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe




Kapitel 1


»Vorsichtig, passen Sie doch auf!« Maria Sibylla Merian stand an der Kade im friesischen Harlingen neben dem Pferdekarren, der sie und ihre beiden Töchter seit dem frühen Morgen von Wieuwert hierhergebracht hatte.

»Sie sollen die Kisten abladen, nicht einfach herunterpurzeln lassen.«

Der Kutscher brummte verärgert etwas Unverständliches.

»Wenn Sie den vereinbarten Betrag in Gänze wollen, dann sorgen Sie besser dafür, dass nichts kaputt geht.«

Schon am frühen Morgen waren Maria Sibylla und dieser griesgrämige Kutscher aneinandergeraten.

»So viel Gepäck nehme ich nicht mit«, hatte der lapidar gesagt, als sie von Schloss Waltha in Wieuwert aufbrechen wollten.

»Was soll das denn heißen?«, fragte Maria Sibylla. »Das sind unsere Sachen, und die gehen mit.«

»Aber nicht für den vereinbarten Preis.«

Maria Sibylla sah ein, dass sie mehr Gepäck bei sich hatten, als es normalerweise üblich war, und um die Sache abzukürzen, bot sie ihm gleich einen Betrag, den er wohl akzeptieren würde.

»Also gut, ich gebe Ihnen einen ganzen Gulden, aber damit hat es sich.«

Der Kutscher lächelte linkisch und murmelte etwas.

Maria Sibylla war froh, dass dieser Kerl noch nicht bemerkt hatte, wie schwer vor allem einige der Holztruhen waren, die sie hütete wie ihre Augäpfel. Sein leises Fluchen beim Anheben der Truhen ignorierte Maria Sibylla denn auch geflissentlich. Sie hielt es schlicht für unnötig, diesen ungehobelten Kutscher darüber aufzuklären, dass sich darin praktisch ihr ganzes Kapital befand, das ihr den Neuanfang in der großen Stadt ermöglichen sollte: einhundertdreißig Kupferplatten, die sie für ihre beiden ersten Bücher gestochen hatte, die Drucke auf Papier, die Malereien auf Pergament, ihre Malutensilien, ihre kleine Bibliothek und schließlich die Laden mit den lebenden Raupen, aufgespießten Schmetterlingen und allem weiteren Untersuchungsmaterial an getrockneten Pflanzen und präparierten Tieren.

Maria Sibylla schaute über das flache Weideland und atmete tief durch. Die sechs Jahre, in der sie abgeschottet in einem Schloss der pietistischen Labadistensekte ihr Leben gefristet hatte, waren endgültig vorbei. Sie sehnte sich regelrecht danach, endlich wieder in einer Stadt leben, sich wieder mit gebildeten und kunstinteressierten Leuten austauschen zu können. Amsterdam war nach London und Paris in den letzten Jahrzehnten in rasantem Tempo zur drittgrößten Stadt in ganz Europa herangewachsen. Vor allem dank der Schifffahrtshandelsrouten und der Vereenigde Ostindische und West-Indische Compagnien zog die Stadt Händler aus aller Herren Länder, aber auch Gelehrte und Künstler von Rang an. Hier, so dachte sich Maria Sibylla, würde ihre Arbeit auf Resonanz stoßen, hier würde sie für sich und ihre Töchter ein Auskommen erwirtschaften können, hier würde sie für das, was ihr so am Herzen lag, ein Publikum finden. In ihre Heimatstadt Frankfurt oder gar zu ihrem Mann nach Nürnberg wollte sie nicht zurück. Jetzt war es Zeit für ein neues Kapitel in ihrem Leben. Ihrem Plan, in Amsterdam erfolgreich arbeiten zu können und vielleicht gar zu etwas Ruhm und Ehre und einem bescheidenden Wohlstand zu kommen, schien nichts mehr im Wege zu stehen.

Den umständlichsten Teil ihrer Reise hatten sie hinter sich. Zwar hatten sie keine Möbel bei sich und waren ihre Habseligkeiten sowieso eher bescheiden, ihre Arbeitsutensilien dagegen waren nicht wenige. Das Aufladen ihres Gepäcks auf den Pferdekarren, das Abladen und das Beladen des Schiffs, das sie auf die andere Seite der Zuiderzee nach Nord-Holland brachte, hatte darum auch Zeit gekostet und ein breit gefächertes Sammelsurium an Flüchen und Verwünschungen des Kutschers hervorgebracht. Der Wind war lau, und so entschied sie sich, nur die kurze Überfahrt nach Hoorn zu machen und den Rest des Weges mit der Treckschute, einem dieser modernen geschlossenen Boote, die erstmals zum regelmäßigen Transport von Personen oder Gütern gedacht waren, zurückzulegen.

Gern hätte sie, endlich auf der holländischen Seite in Hoorn angekommen, in der kleinen Schänke Het Onvolmaeckte Schip gleich neben der Anlegestelle zur Erfrischung noch ein Glas Limonade mit ihren Töchtern getrunken, aber dafür blieb keine Zeit mehr. Der Treiber mahnte schon zur Eile. Er habe schließlich einen Fahrplan einzuhalten, sonst könne er seine Lizenz und damit seinen Broterwerb verlieren. Der Kutscher fluchte, aber es half nichts, an eine Pause war nicht zu denken. Die Holztruhen mussten so schnell wie möglich an Bord. Er werde jedenfalls seinem Pferd rechtzeitig die Zügel geben, meinte der Treiber.

Mit seinen großen Handflächen streichelte er über die Nüstern des Pferds, zog kräftig an seiner Pfeife und sah zu, dass alle Passagiere sicher an Bord gingen.

In der Zwischenzeit standen auch die Umzugstruhen der drei Frauen um den hohen Mast auf dem Vordeck. Um diesen war das Tau gewickelt war, dessen anderes Ende am Zaumzeug des Pferdes befestigt war.

Sobald alle Passagiere unter Deck an den beiden langgezogenen, sich an den Längsseiten gegenüberliegenden Holzbänken Platz genommen hatten, spornte der Treiber sein Zugpferd an und begann, das Ross am Wasserweg entlang zu treideln. Der Schiffer sorgte am Ruder stehend dafür, dass die Treckschute nicht gegen das Ufer stieß, und der Treiber dafür, dass das Pferd auf dem parallel zum Kanal laufenden Leinpfad ruhig und stetig seinen Dienst verrichtete.

Sobald die Treckschute in Bewegung kam, wurde Maria Sibylla etwas ruhiger und setzte sich zu ihren Töchtern auf eine der Holzbänke unter Deck. Sie schaute sich um. Die Treckschute konnte bis zu dreißig Leute aufnehmen, sie war aber nur zur Hälfte gefüllt, was Maria Sibylla ganz recht war. Denn kaum saßen sie, begannen die männlichen Passagiere ihre Langpfeifen mit Tabak zu stopfen und sie ordentlich zu paffen. Die Luft war schnell geschwängert vom übelriechenden Tabakrauch. Die Frauen auf den Bänken begannen zu hüsteln. Doch das half nichts. Die ein oder andere Flasche machte die Runde, was zur Folge hatte, dass die Lautstärke, in der man sich unterhielt, zunahm.

Na, das kann ja was werden, dachte sich Maria Sibylla.

Die Fahrt von Hoorn in Noord-Holland bis zum Anlegeplatz Buiksloot im Norden Amsterdams dauerte gut fünf Stunden. Zum Glück war es ein schöner Sommertag. So konnten Maria Sibylla und ihre Töchter immer mal nach draußen an Deck gehen, um frische Luft zu schnappen.

Tatsächlich hielt es ihre dreizehnjährige Tochter Dorothea nicht lange in dem stickigen Innenraum aus.

»Ja, geh nur nach draußen und genieße die Sonne, meine Liebe«, sagte Maria Sibylla und wandte sich an ihre Älteste.

»Und Jacob holt uns an der Anlegestelle in Buiksloot auch sicher ab?«

In Maria Sibyllas Stimme klang noch immer Anspannung und Unsicherheit. Sie mochte es nicht, von anderen abhängig zu sein. Und auch wenn sie Jacob, den Verlobten ihrer ältesten Tochter, als zuverlässig kennengelernt hatte, ganz wohl war ihr bei dieser ganzen Unternehmung nicht. Außerdem wusste sie noch nicht, wo sie eine Wohnung finden würde. Zunächst würde sie mit Dorothea bei Johanna und ihrem Jacob einziehen. Eine hoffentlich vorläufige und vor allem kurzfristige Lösung. Sie wollte so schnell wie möglich ihr Atelier einrichten, so dass sie ihre Arbeit aufnehmen konnte. Außerdem wollte sie dem jungen Paar nicht auf die Füße treten.

Jacob war den Frauen vorangereist und hatte sich um eine Wohnung gekümmert. Er hatte auch für den Umzug der wenigen Möbel, die sie besaßen, gesorgt. Als Überseekaufmann hatte er, mit den richtigen Papieren und Empfehlungsschreiben ausgestattet, bei der West-Indische Compagnie schnell eine Anstellung in deren Amsterdamer Kontor erhalten.

Maria Sibylla versank in Gedanken. Nach all der Abgeschiedenheit in den letzten sechs Jahren würde eine solch große Stadt wie Amsterdam sicherlich nicht einfach werden, auch für Johanna und Dorothea nicht. Sie...


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Autor

Alexander Schwarz, geboren 1964 in Stuttgart, studierte Neuere Deutsche Literaturwissenschaft, Mediävistik, Linguistik und Politikwissenschaften in Freiburg im Breisgau und Utrecht, wohin es ihn noch während seines Studiums in die Niederlande zog. Seit 1990 wohnt er in den Niederlanden, nur unterbrochen von einem sechsjährigen Aufenthalt in Island. Er arbeitete zwanzig Jahre lang als Verleger. Heute ist er selbstständiger Literaturagent, er schreibt und fotografiert seit mehr als fünfundzwanzig Jahren.
Mehr Informationen unter www.mariasibyllamerian.de