Hugendubel.info - Die B2B Online-Buchhandlung 

Merkliste
Die Merkliste ist leer.
Bitte warten - die Druckansicht der Seite wird vorbereitet.
Der Druckdialog öffnet sich, sobald die Seite vollständig geladen wurde.
Sollte die Druckvorschau unvollständig sein, bitte schliessen und "Erneut drucken" wählen.

Ein Herz für Schimpansen

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
384 Seiten
Deutsch
Rowohlt Verlag GmbHerschienen am16.06.20201. Auflage
Jane Goodall blickt zurück auf 30 Jahre Forschung mit wilden Schimpansen und erzählt die aufsehenerregende Geschichte der kleinen Menschenaffen-Gemeinschaft des Gombe-Nationalparks. Sie wird Zeuge von Geburt und Tod, von unbarmherzigen Jagdszenen ebenso wie von zärtlichen Momenten der Zuneigung. Goodall zeichnet ein lebendiges Porträt der Machtkämpfe, Freundschaften und Beziehungen innerhalb der Gruppe. Halb Memoir, halb wissenschaftliche Studie ist das Buch auch ein Aufruf, die Lebensweise der Schimpansen - von uns Menschen zunehmend bedroht - zu schützen und zu bewahren.

Jane Goodall wurde am 3. April 1934 in England geboren. 1957 reiste sie zum ersten Mal nach Afrika und begann ab 1960, das Verhalten wildlebender Schimpansen im Gombe-Nationalpark in Tansania zu untersuchen. 1965 promovierte sie an der Universität in Cambridge zum Thema Verhaltensbiologie. Für ihre bahnbrechenden Erkenntnisse über das Leben der Schimpansen erhielt sie viele Preise und Orden, wurde 2004 von der Queen geadelt und ist UN-Friedensbotschafterin. Sie ist Gründerin des Jane Goodall Institute, einer internationalen Tier- und Umweltschutzorganisation, und begeistert mit dem 'Roots & Shoots'-Programm auch Kinder und Jugendliche für ein ökologisches Engagement. Ihre Bücher über Verhaltensforschung und und ihre Kinderbücher wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt. Wenn sie nicht auf Vortragsreisen ist, lebt Jane Goodall heute im englischen Bournemouth.
mehr
Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR14,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextJane Goodall blickt zurück auf 30 Jahre Forschung mit wilden Schimpansen und erzählt die aufsehenerregende Geschichte der kleinen Menschenaffen-Gemeinschaft des Gombe-Nationalparks. Sie wird Zeuge von Geburt und Tod, von unbarmherzigen Jagdszenen ebenso wie von zärtlichen Momenten der Zuneigung. Goodall zeichnet ein lebendiges Porträt der Machtkämpfe, Freundschaften und Beziehungen innerhalb der Gruppe. Halb Memoir, halb wissenschaftliche Studie ist das Buch auch ein Aufruf, die Lebensweise der Schimpansen - von uns Menschen zunehmend bedroht - zu schützen und zu bewahren.

Jane Goodall wurde am 3. April 1934 in England geboren. 1957 reiste sie zum ersten Mal nach Afrika und begann ab 1960, das Verhalten wildlebender Schimpansen im Gombe-Nationalpark in Tansania zu untersuchen. 1965 promovierte sie an der Universität in Cambridge zum Thema Verhaltensbiologie. Für ihre bahnbrechenden Erkenntnisse über das Leben der Schimpansen erhielt sie viele Preise und Orden, wurde 2004 von der Queen geadelt und ist UN-Friedensbotschafterin. Sie ist Gründerin des Jane Goodall Institute, einer internationalen Tier- und Umweltschutzorganisation, und begeistert mit dem 'Roots & Shoots'-Programm auch Kinder und Jugendliche für ein ökologisches Engagement. Ihre Bücher über Verhaltensforschung und und ihre Kinderbücher wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt. Wenn sie nicht auf Vortragsreisen ist, lebt Jane Goodall heute im englischen Bournemouth.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783644006522
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2020
Erscheinungsdatum16.06.2020
Auflage1. Auflage
Reihen-Nr.9964
Seiten384 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse9708 Kbytes
Artikel-Nr.4969535
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

1 Gombe

Ich wälzte mich herum und sah auf die Uhr - es war 5.44 Uhr. Lange Jahre des Frühaufstehens haben mich gelehrt, eben vor dem unangenehmen Schrillen des Weckers aufzuwachen. Wenig später saß ich auf den Stufen meines Hauses mit Blick über den Tanganjikasee. Der abnehmende Mond - im letzten Viertel - hing über dem Horizont, wo die gebirgige Küstenlinie von Zaire den Tanganjikasee säumt. Es war noch Nacht, und die Lichtbahn des Mondes tanzte und glitzerte über dem schwach bewegten Wasser auf mich zu. Ich hatte mein Frühstück - eine Banane und eine Tasse Kaffee aus der Thermoskanne - rasch verzehrt, zehn Minuten später kletterte ich den steilen Hang hinter dem Haus hinauf, in den Taschen Minifernglas, Kamera, Notizbuch und Bleistiftstummel sowie eine Handvoll Rosinen zum Lunch und Plastiktüten, damit ich im Falle eines Regens alles verstauen konnte. Das schwache Licht des Mondes erhellte das betaute Gras, sodass ich meinen Weg ohne Schwierigkeiten finden konnte. Bald erreichte ich die Stelle, wo ich am Abend vorher achtzehn Schimpansen hatte zur Ruhe gehen sehen. Ich setzte mich und wartete darauf, dass sie aufwachten.

Die Bäume um mich herum waren noch verhüllt von den geheimnisvollen Schleiern der träumenden Nacht. Es war sehr still und unglaublich friedlich. Die einzigen Geräusche waren das gelegentliche Zirpen eines Heimchens und das sanfte Murmeln der Wellen tief unten, wo der See die Kiesel am Ufer streichelte. Während ich so saß, fühlte ich die erwartungsvolle Erregung, die bei mir einem Tag mit den Schimpansen immer vorangeht, einem Tag, an dem ich durch die Wälder und Berge von Gombe streife, einem Tag für neue Entdeckungen und neue Einsichten.

Ganz plötzlich brach Gesang aus, das Duett eines Rötelpärchens, betörend schön. Ich wurde mir bewusst, dass sich die Lichtintensität geändert hatte: Unvermerkt war die Dämmerung angebrochen. Das nahende Leuchten der Sonne hatte die unbestimmt silbrige Beleuchtung ihres vom Mond reflektierten Lichts so gut wie ausgelöscht. Die Schimpansen schliefen noch.

Fünf Minuten später kam von oben Blätterrascheln. Ich schaute hinauf und sah vor dem heller werdenden Himmel Zweige sich bewegen. Es war die Stelle, an der Goblin, ranghöchstes Männchen der Gesellschaft, sein Schlafnest errichtet hatte. Dann wieder Stille. Goblin musste sich umgedreht und zu einem letzten Schläfchen zusammengerollt haben. Bald darauf bewegte sich etwas in einem anderen Schlafnest rechts von mir, dann in einem hinter mir, weiter hangaufwärts. Rascheln von Blättern, das Knacken eines Ästchens. Die Gruppe begann zu erwachen. Ich spähte durch mein Glas in den Baum, in dem Fifi für sich und ihre kleine Flossi ein Nest gemacht hatte, und sah die Umrisse eines Fußes. Einen Augenblick später kletterte Fanni, Fifis achtjährige Tochter, aus ihrem Nest in der Nähe und ließ sich etwas oberhalb ihrer Mutter nieder, nur ein kleiner dunkler Schatten gegen den Himmel. Fifis zwei andere Nachkommen, der erwachsene Freud und der heranwachsende Frodo, hatten ihre Schlafnester weiter oben am Hang gebaut.

Neun Minuten nach seinen ersten Bewegungen richtete sich Goblin plötzlich auf, verließ fast sofort sein Schlafnest und begann, wild durch den Baum zu turnen und heftig Zweige zu schütteln. Ein Höllenspektakel brach los. Die Schimpansen, die Goblin am nächsten waren, sprangen aus ihren Schlafnestern und stürzten fort, ihm aus dem Weg. Andere setzten sich auf und beobachteten nur, gespannt und zur Flucht bereit. Der frühmorgendliche Frieden war zerrissen von aufgeregtem Grunzen und Kreischen, als die im Rang unter Goblin Stehenden Respekt oder Angst zum Ausdruck brachten. Einige Augenblicke später war die Imponierveranstaltung im Baum vorüber. Goblin sprang herunter und stürmte an mir vorbei; er schlug und stampfte auf den feuchten Boden, richtete sich auf und schüttelte das Gesträuch, hob einen Felsbrocken auf und schleuderte ihn fort, dann ein altes Stück Holz und noch einen Felsbrocken. Endlich setzte er sich, mit gesträubtem Fell, keine fünf Meter entfernt nieder. Er atmete schwer. Mir selbst schlug das Herz bis zum Hals. Als er herunterkam, war ich aufgestanden und hatte mich an einen Baum geklammert und ein Stoßgebet zum Himmel geschickt, dass er nicht auf mir herumtrommeln würde, wie er es manchmal tat. Zu meiner Erleichterung hatte er mich nicht beachtet, und ich setzte mich wieder.

Mit leisen Panting-grunts - freundlichen Grunzlauten - kletterte Goblins jüngerer Bruder Gimble herab und kam, um das ranghöchste oder Alpha-Männchen zu begrüßen, wobei er sein Gesicht mit den Lippen berührte. Als sich ein anderes erwachsenes Männchen näherte, sprang Gimble eilig aus dem Weg. Es war mein alter Freund Evered. Als er mit lauten, unterwürfigen Grunzern näher kam, hob Goblin langsam einen Arm zum Gruß, und Evered stürzte vor. Die beiden Männchen umarmten einander, sie grinsten breit in der Erregung dieses morgendlichen Wiedersehens, und ihre Zähne blitzten weiß im Dämmerlicht. Sie trieben einen Moment soziale Fellpflege - das bekannte Lausen oder Groomen -, dann zog sich Evered beruhigt zurück und ließ sich still in der Nähe nieder.

Das einzige andere erwachsene Tier, das jetzt herunterkam, war Fifi; Flossi hing an ihren Bauch geklammert. Sie umging Goblin, näherte sich aber Evered; leise grunzend streckte sie die Hand aus und berührte ihn am Arm. Dann begann sie, ihm das Fell zu pflegen. Flossi kletterte Evered auf den Schoß und sah ihm von unten ins Gesicht. Er schaute auf sie hinab, groomte sie einen Augenblick sehr aufmerksam am Kopf und wandte sich dann Fifi zu, um ihre Aufmerksamkeit zu erwidern. Flossi hüpfte halb bis zu Goblin, aber sein Fell war noch gesträubt, deshalb überlegte sie es sich anders und kletterte auf einen Baum in Fifis Nähe. Gleich darauf begann sie, mit ihrer Schwester Fanni zu spielen.

Der Frieden war wieder eingekehrt, wenn auch nicht die Stille der Dämmerung. Oben in den Bäumen bewegten sich die anderen Schimpansen und bereiteten sich auf einen neuen Tag vor. Einige begannen zu fressen, und ich hörte gelegentlich das leise Plumpsen von herabfallenden Feigenschalen oder -kernen. Ich saß da und war sehr zufrieden, dass ich nach einer ungewöhnlich langen Zeit - drei Monate mit Vorlesungen, Tagungen und «Lobbying» in den USA und Europa - endlich wieder in Gombe war. Dies war mein erster Tag mit den Schimpansen, und ich hatte vor, ihn nur zu genießen, einfach indem ich mich wieder mit den alten Freunden bekannt machte, fotografierte, meine Kletterbeine übte.

Evered war es, der dann dreißig Minuten später die Gruppe fortführte, wobei er zweimal anhielt und sich umsah, um sich zu überzeugen, dass Goblin mitkäme. Fifi ging mit, Flossi auf dem Rücken wie einen kleinen Jockey, Fanni gleich dahinter. Nun kletterten die anderen Schimpansen herunter und wanderten hinter uns her. Freud und Frodo, die erwachsenen Männer Atlas und Beethoven, der prachtvolle Jugendliche Wilkie und zwei Weibchen, Patti und Kidevu, mit ihren Kleinkindern. Es waren noch mehr da, aber die wanderten weiter oben am Hang entlang, und ich konnte sie in diesem Augenblick nicht sehen. Wir zogen nordwärts, parallel zum Strand unten, tauchten dann ins Kasakelatal hinab und stiegen schließlich, nach etlichen Fresspausen, auf der gegenüberliegenden Seite wieder hinauf. Der Himmel im Osten wurde strahlend hell, aber erst um 8.30 Uhr schaute die Sonne selbst endlich über die Höhen an der Abbruchkante des Zentralafrikanischen Grabens. Wir waren zu dieser Zeit hoch über dem See. Die Schimpansen hielten an, pflegten sich eine Weile gegenseitig das Fell und genossen die Wärme der Morgensonne.

Etwa zwanzig Minuten später ertönten plötzlich weiter vor uns Schimpansenrufe - ein Gemisch von Panthoots, wie wir die lauten, weit tragenden Rufe nennen, und Kreischen. Ich konnte deutlich die Stimme der großen, unfruchtbaren Gigi mitten in dem Gewirr der Laute von Weibchen und Kindern ausmachen. Goblin und Evered unterbrachen ihre Fellpflegesitzung, und alle Schimpansen spähten in Richtung des Lärms. Dann brach, jetzt unter Goblins Führung, der größte Teil der Gruppe dorthin auf.

Fifi jedoch blieb und fuhr fort, Fanni zu groomen, während Flossi allein spielte und in der Nähe ihrer Mutter und der älteren Schwester an einem herabhängenden Zweig schaukelte. Ich beschloss auch zu bleiben, froh, dass Frodo mit den anderen weitergezogen war, denn er ärgert mich oft. Er möchte, dass ich mit ihm spiele, und wird aggressiv, weil ich nicht will. Mit seinen zwölf Jahren ist er viel stärker als ich, und sein Verhalten ist gefährlich. Einmal trampelte er mir so heftig auf den Kopf, dass er mir fast das Genick gebrochen hätte. Und ein anderes Mal stieß er mich einen steilen Hang hinab. Ich kann nur hoffen, dass er mit der Zeit reifer wird, seine Kindheit hinter sich lässt und diese lästigen Angewohnheiten ablegt.

Ich verbrachte den Rest des Morgens friedlich mit Fifi und ihren Töchtern, die von einem Nahrungsbaum zum nächsten zogen. Sie fraßen mehrere verschiedene Arten von Früchten und einmal junge Triebe. Fünfundvierzig Minuten lang zogen sie an niedrigen Büschen die zu Röhren gerollten und mit klebrigen Fäden zusammengehaltenen Blätter auseinander und fraßen schmatzend die Raupen, die sich darin wanden. Einmal kamen wir an einem anderen Weibchen vorbei - Gremlin mit ihrem Säugling Galahad. Fanni und Flossi liefen hinüber, um sie zu begrüßen, aber Fifi warf kaum einen Blick in ihre Richtung.

Wir stiegen immer höher hinauf. Schließlich...
mehr

Autor

Jane Goodall wurde am 3. April 1934 in England geboren. 1957 reiste sie zum ersten Mal nach Afrika und begann ab 1960, das Verhalten wildlebender Schimpansen im Gombe-Nationalpark in Tansania zu untersuchen. 1965 promovierte sie an der Universität in Cambridge zum Thema Verhaltensbiologie. Für ihre bahnbrechenden Erkenntnisse über das Leben der Schimpansen erhielt sie viele Preise und Orden, wurde 2004 von der Queen geadelt und ist UN-Friedensbotschafterin. Sie ist Gründerin des Jane Goodall Institute, einer internationalen Tier- und Umweltschutzorganisation, und begeistert mit dem "Roots & Shoots"-Programm auch Kinder und Jugendliche für ein ökologisches Engagement. Ihre Bücher über Verhaltensforschung und und ihre Kinderbücher wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt. Wenn sie nicht auf Vortragsreisen ist, lebt Jane Goodall heute im englischen Bournemouth.