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Kindheit in Pradl

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
136 Seiten
Deutsch
Eine Reise in die Vergangenheit Innsbrucks - lebendig in persönlichen Erinnerungen! Josef Wallinger nimmt die Leserinnen und Leser mit auf einen Streifzug durch das Pradl der sechziger und siebziger Jahre. Er teilt seine Erinnerungen an die Greißlerläden der Umgebung, in denen er mit seiner Mutter die täglichen Einkäufe erledigte, an das Schwimmbad, in dem er mit Freunden heiße Sommertage verbrachte, oder an das Tivoli-Stadion, Kultstätte legendärer Fußballspiele des FC Wacker Innsbruck. 'Kindheit in Pradl' ist der erste Band der Reihe 'Erinnerungen an Innsbruck', die sich mit der Vergangenheit Innsbrucks und seiner Viertel befasst. Andenken aus der Kindheit und Jugend gebürtiger Innsbruckerinnen und Innsbrucker sollen erzählt und historische Themen aufgearbeitet werden.

Josef Wallinger, geboren 1957 als Josef Dampf in Innsbruck, ist Lehrer an der Bundeshandelsakademie und - handelsschule Hall in Tirol, wo er nun seit mehr als 30 Jahren Deutsch, Englisch und Ethik unterrichtet. Seine Kindheit und Jugend verbrachte er im Stadtteil Pradl, dem er sich noch heute sehr verbunden fühlt. In seinem neuen Buch 'Kindheit in Pradl' möchte er die Leserinnen und Leser an seinen Erinnerungen teilhaben lassen und nimmt sie mit auf eine Reise in das historische Pradl. Im Jahr 2004 erschien sein erstes Buch 'Von Osttirol nach Paraguay - auf den Spuren des Großvaters', in dem er verschiedene Quellen über dessen Auswanderung zusammenträgt.
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Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR14,95
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR6,99

Produkt

KlappentextEine Reise in die Vergangenheit Innsbrucks - lebendig in persönlichen Erinnerungen! Josef Wallinger nimmt die Leserinnen und Leser mit auf einen Streifzug durch das Pradl der sechziger und siebziger Jahre. Er teilt seine Erinnerungen an die Greißlerläden der Umgebung, in denen er mit seiner Mutter die täglichen Einkäufe erledigte, an das Schwimmbad, in dem er mit Freunden heiße Sommertage verbrachte, oder an das Tivoli-Stadion, Kultstätte legendärer Fußballspiele des FC Wacker Innsbruck. 'Kindheit in Pradl' ist der erste Band der Reihe 'Erinnerungen an Innsbruck', die sich mit der Vergangenheit Innsbrucks und seiner Viertel befasst. Andenken aus der Kindheit und Jugend gebürtiger Innsbruckerinnen und Innsbrucker sollen erzählt und historische Themen aufgearbeitet werden.

Josef Wallinger, geboren 1957 als Josef Dampf in Innsbruck, ist Lehrer an der Bundeshandelsakademie und - handelsschule Hall in Tirol, wo er nun seit mehr als 30 Jahren Deutsch, Englisch und Ethik unterrichtet. Seine Kindheit und Jugend verbrachte er im Stadtteil Pradl, dem er sich noch heute sehr verbunden fühlt. In seinem neuen Buch 'Kindheit in Pradl' möchte er die Leserinnen und Leser an seinen Erinnerungen teilhaben lassen und nimmt sie mit auf eine Reise in das historische Pradl. Im Jahr 2004 erschien sein erstes Buch 'Von Osttirol nach Paraguay - auf den Spuren des Großvaters', in dem er verschiedene Quellen über dessen Auswanderung zusammenträgt.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783703065040
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2020
Erscheinungsdatum31.01.2020
Auflage1. Auflage
Reihen-Nr.1
Seiten136 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse22737 Kbytes
Artikel-Nr.5068189
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe
VOM SCHARFEN ECK BIS ZUM NÖRDLICHEN ENDE DER PRADLER STRASSE
DIE PRADLER-EINKAUFSSTRASSE NÖRDLICH DER DEFREGGER STRASSE

Genau gegenüber der Apotheke befand sich das Schreibwarenfachgeschäft Ghedina , das Volks- und später Hauptschülern am Schuljahresanfang die Möglichkeit bot, sich mit den wichtigsten Schulsachen einzudecken. Während meiner ersten Volksschuljahre brauchte man ja noch Schreibtinte im Tintenglas für die Füllfeder, bevor die viel praktischeren Patronen der Firma Pelikan eingeführt wurden. Auch an die bunten Plastikeinbände für die diversen Hefte kann ich mich noch gut erinnern. Insgesamt war der Einkauf beim Ghedina immer mit einer gewissen Aufbruchsstimmung verbunden; man freute sich, neue Unterrichtsmaterialien für ein neues Schuljahr anzuschaffen, auch wenn es mit Kosten für die Eltern verbunden war. Bedient wurde man übrigens durchwegs von Damen. An die Pächterin, Frau Ghedina, kann ich mich noch besonders gut erinnern. Diese hat den Ansturm vor allem der Taferlklassler mit ihren eifrigen Müttern mit großer Geduld, kompetenter Beratung und einem milden Lächeln auf den Lippen souverän bewältigt. Und dabei faszinierte mich stets die kleine Warze neben ihrer Unterlippe.

Einige Häuser weiter nördlich befand und befindet sich noch immer die zweite Metzgerei in der Pradler Straße, und zwar der Von Stadel , ausgesprochen wurde das VONstadl , was den Namen dem proletarischen Umfeld entsprechend republikanisierte und wohl jeglichen Adelsverdacht beseitigte. Der Inhaber war ein imposanter Mann, sowohl was die Statur als auch sein Auftreten betraf. Wie ich später erfuhr, versteckte Herr von Stadel während des Krieges eine Jüdin unter hohem persönlichen Risiko, wofür ihm bis heute noch großer Respekt gebührt. Auch er trat, wie Konkurrent Strickner, im weißen Mantel auf, hatte das Haar am Kopf nach hinten gekämmt und diskutierte gerne, auch vor seinem Geschäft, lautstark mit seinen Kunden - zu denen meine Familie übrigens nicht zählte, was damit zu tun hatte, dass er nicht nur weiter weg, sondern auch teurer war als der Strickner. Seinen Sohn konnte man auch schon manchmal im Geschäft sehen, er war, als Metzgersohn, gut genährt, groß gewachsen, hatte extrem rote Wangen und wirkte wie ein Ausbund an Gesundheit.

Gegenüber dem Von Stadel befand sich das für mich - als Einkäufer vom Dienst - wichtigste Lebensmittelgeschäft, das damals noch langweilig einfach wie die Inhaberin Therese Mölk, Mölk hieß. Es fasziniert mich in diesem Zusammenhang heute immer wieder, welch gelungener Name M-Preis ist, mehr aber noch, wie erfolgreich und marktbeherrschend diese traditionelle Tiroler Geschäftskette in unserem Bundesland geworden ist. Das Geschäftslokal war - für die damalige Zeit noch typisch - mit einem Verkaufspudel ausgestattet, hinter dem bis zu drei Mitarbeiter die Kunden bedienten. Der Filialleiter hieß Eisendle und war ein ebenso flinker wie wortkarger Mann mit einer sonoren Bassstimme, mit der er die Bestellung der Kunden wiederholend vor sich hin brummelte. In diesem Zusammenhang muss ich etwas ausholen, was meine Rolle als Einkäufer der Familie betrifft. Meine Mutter erzog mich schon früh, das heißt im Volksschulalter, dazu, einkaufen zu gehen und ihr so eine Aufgabe abzunehmen. Einkaufen gehen hieß zu dieser Zeit nicht, jeden Tag den täglichen Bedarf und das, was zusätzlich noch alles in den Einkaufskorb wandert, zu decken. Der Lebensmitteleinkauf war genau durchgeplant, und zwar für die ganze Woche. Das heißt, meine Mutter schrieb mir eine Einkaufsliste, die sich meist aus etwa 15 Posten zusammensetzte, drückte mir eine größenmäßig darauf abgestimmte alte Einkaufstasche aus Leder - Plastik war damals noch kein Thema - und einen Hunderter in die Hand, und nachdem sie die Posten vorgerechnet hatte, hieß es: Das kostet zirka 95 Schilling - für die fünf Schilling, die übrig bleiben, nimmst du etwas, das günstig ist, dazu. Sicher hatte meine Mutter mit dieser Maßnahme nicht bewusst ein pädagogisches Ziel vor Augen, trotzdem war das schon ein geschickter Schachzug, mir, dem kleinen Buben, die Verfügungsgewalt über ca. 5% des Wochenbudgets zu übertragen. Das bedeutete, eine vernünftige Wahl für die Familie treffen zu müssen, für welche ich die Verantwortung trug, wobei ich auch kalkulieren musste, welches Produkt sich noch ausging. Wenn das nicht der erste Schritt in Richtung meiner späteren Ausbildung an der Handelsakademie war, was dann?

Aber nun zurück zu Herrn Eisendle, dem trockenen, humorlosen und leider auch knausrigen Filialleiter, der mich ja als regelmäßigen Kunden jeden Samstag bediente. Manchmal, und man sah, welche Überwindung ihn das kostete, schenkte er mir zwei, drei schon etwas hart gewordene Manner-Stollwerke ( Stollies ) - aber immerhin, so sprang auch für mich persönlich etwas heraus. Ein Wort noch zu unserem wöchentlichen Warenkorb: Zum Pflichtprogramm gehörten der schwarze Wecken (aus Sauerteig) aus der betriebseigenen Bäckerei, ein Stück Stangenkäse (die billigste Käsesorte) und ein Stück Braunschweiger (die billigste - grässlich schmeckende - Wurstsorte, manchmal trug es aber auch Extrawurst), ein Liter Milch in der Flasche, eine Thea (Margarine) und ein Bier für den Vater - was allerdings nicht heißt, dass er in der Woche nur eines getrunken hat - da wurde sozusagen schon extra zugekauft.

Neben dem Mölk-Geschäft gab es etwas später an der Ecke der Pradler Straße zur Amthorstraße noch ein Lebensmittelgeschäft namens Thöni . Auch in diesem Fall kann ich mich an den Inhaber des Geschäfts, Herrn Thöni, einen schwarzhaarigen Mann mit Brille und einer eher ausgeprägten Nase, noch gut erinnern. Sonst fällt mir zu diesem Geschäft wenig ein, außer dass der Thöni das erste Geschäft war, das sich in Richtung Supermarkt öffnete. Laut Auskunft eines ehemaligen Mitarbeiters mussten durch die Existenz des supermarktähnlichen Geschäfts von Herrn Thöni zwölf andere Kleinanbieter schließen. Gegenüber dem Thöni auf der Westseite befand sich schließlich die dritte Metzgerei, und zwar der Müller-Metzger, äußerlich ein Max-Schmeling-Typ, den mein Vater, so glaube ich mich zu erinnern, vom Scharfen Eck her kannte. Der Müller war der billigste Metzger mit dem kleinsten Sortiment, aber er hatte wohl auch seinen Kundenstock, der seine Existenz sicherte.

Damit wäre die Geschäftsstraße Pradler Straße hinreichend beschrieben. Wir bleiben in der Straße, wechseln aber das Thema und landen bei der jenseits der Gaswerkstraße gelegenen neugotischen Pradler Pfarrkirche, die mit einem Platz vor der Kirche und den beiden Grünstreifen auf der Seite eine Art Insel - ob der Seligen muss dahingestellt bleiben - bildete, die durch jeweils eine Nebenstraße vom Rest der Pradler Straße und von der Volksschule Leitgeb auf der nördlichen Seite abgegrenzt war und immer noch ist.

Pradler Kirche mit der Volksschule Leitgeb im Hintergrund.
DIE PRADLER KIRCHE UND DAS HOCHAMT AM STOCKBETT - DIE RELIGIÖSE PHASE

Die Kirche ist natürlich von zentraler Bedeutung für einen Stadtteil. Für mich als Volksschulkind war die Pradler Kirche aus verschiedenen Gründen sehr wichtig. Selbstverständlich mussten wir Volksschulkinder in der Pradler Kirche unsere erste Beichte ablegen, wir wurden dort zur Erstkommunion geführt und auch einige Zeit später dort gefirmt, übrigens von keinem Geringeren als dem damaligen Bischof Paulus Rusch, der als sehr konservativ und streng galt, so dass er auch bei solchen Anlässen kein Lächeln auf den Lippen trug.

Warum war die Kirche aber damals für mich persönlich so wichtig? Nun, das hat einmal damit zu tun, dass wir mit Stephan Lang einen sehr charismatischen Religionslehrer hatten, der gleichzeitig unter Pfarrer Kröss Kooperator an der Pradler Kirche war, was dazu führte, dass ich am Sonntag auch des Öfteren zwei Messen besuchte, um meinem damaligen Vorbild bei der Arbeit zuzusehen. Doch damit nicht genug. In meiner religiösen Phase ging die heilige Messe in meinem kleinen Zimmer in unserer Wohnung weiter, indem ich, am Stockbett (als Kanzel dienend) stehend, lautstark predigte, was auch manchem vorbeigehenden Hausbewohner nicht verborgen blieb. Eine mit Geschenkpapier und Weihnachtsgirlanden verzierte Schuhschachtel diente dabei als Tabernakel, zwei Kelche wurden mir von einer italienischen Bekannten der Familie gespendet, und ein umgewidmetes Leintuch mit aufgemaltem Kreuz als Messkleid vervollständigte meine priesterliche Ausstattung. Sollte es der Zufall wollen, dass mich meine gleichaltrige Cousine Christine besuchte, wurde sie sogleich - als Mädchen damals wohl in der einzigen Kirche in Österreich - als Ministrantin eingeteilt. Der Imitationswahn ging sogar soweit, dass ich versuchte, die Frisur unseres Pfarrers zu kopieren: er hatte sein schwarzes Haar mit viel Haarfett namens Fit gewissermaßen auf das Haupt geklebt , was bei meinem gelockten Haar keine geringe Herausforderung darstellte. Auf jeden Fall hatten es meine Predigten vom Stockbett herunter in sich, wurden sie noch dazu durch ein zu einem Mikrophon umgewidmetes, rosafarbenes Blasrohr (eigentlich für das Abschießen von Gummipfeilen gedacht) vorgetragen.

Zurück zur Pradler Kirche: Meinen größten Auftritt in der Pradler Kirche hatte ich zweifellos als Solist unseres Schulchors, den unsere Musiklehrerin, Frau Wendl, leitete, deren markantes Spitznäschen - passenderweise zu ihrem Job oft als Himmelfahrtsnase bezeichnet - mir noch in bester Erinnerung ist. Bei meinem auf der Empore vorgetragenen Ave Maria -Solo drehten sich...
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Autor

Josef Wallinger, geboren 1957 als Josef Dampf in Innsbruck, ist Lehrer an der Bundeshandelsakademie und - handelsschule Hall in Tirol, wo er nun seit mehr als 30 Jahren Deutsch, Englisch und Ethik unterrichtet. Seine Kindheit und Jugend verbrachte er im Stadtteil Pradl, dem er sich noch heute sehr verbunden fühlt. In seinem neuen Buch "Kindheit in Pradl" möchte er die Leserinnen und Leser an seinen Erinnerungen teilhaben lassen und nimmt sie mit auf eine Reise in das historische Pradl.
Im Jahr 2004 erschien sein erstes Buch "Von Osttirol nach Paraguay - auf den Spuren des Großvaters", in dem er verschiedene Quellen über dessen Auswanderung zusammenträgt.
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Wallinger, Josef