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Zweierlei Dreiheiligen

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
200 Seiten
Deutsch
Eine Reise in die Vergangenheit Innsbrucks - lebendig in persönlichen Erinnerungen! Zwei AutorInnen plus ein Stadtteil ergibt Dreiheiligen: Monika Fabjan und ihr Sohn Georg Fabjan werfen einen ganz persönlichen Blick auf diesen schönen Teil Innsbrucks. Ihre Betrachtung aus zwei unterschiedlichen Perspektiven verspricht abwechslungsreiche Geschichten mit Geschichte: von der Kohlstatt über das Dreiheiligen der Nachkriegszeit bis hin zum jungen, urbanen Viertel der 2000er Jahre. Die Erinnerungen aus unterschiedlichen Epochen spannen einen weiten Bogen. Sie umfassen insgesamt drei Generationen Familiengeschichte und fast hundert Jahre Dreiheiligen.

Monika Fabjan wurde 1946 geboren und wuchs in Dreiheiligen auf. Als Erwachsenenbildnerin arbeitete sie auf der ganzen Welt, vornehmlich aber in Europa mit den Schwerpunkten Aufbau von zivilgesellschaftlichen Strukturen, Teamtraining und Management. Die Arbeit führte sie mit Frauengruppen zum Thema 'Empowerment' zusammen. Eine Zeit lang arbeitete sie als Lektorin in der Kommission für Kinderbücher beim Unterrichtsministerium. Nach dem Erscheinen von Sohn Georgs Buch über seine Kindheit in Amras wagte sie sich an die Erinnerungen ihrer Kindheit und Jugend, wissend, dass alles sehr weit zurückliegt. Georg Fabjan, geboren 1973, war jahrelang regelmäßig in Dreiheiligen. Nach seinem Studium der Rechtswissenschaften und der Romanistik an der Universität Innsbruck begann er für den ORF als Nachrichtenredakteur zu arbeiten, anfänglich bei Ö3 in Wien, ab 2002 für den Aktuellen Dienst im ORF-Landesstudio Vorarlberg. 2006/2007 war Georg Fabjan ORF-Auslandskorrespondent in Paris. Er lebt in Dornbirn, ist verheiratet und hat eine Tochter. 2019 erschien in dieser Reihe sein Buch 'AmRaser - Schnelle Geschichten vom langsamen Erwachsenwerden'.
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Produkt

KlappentextEine Reise in die Vergangenheit Innsbrucks - lebendig in persönlichen Erinnerungen! Zwei AutorInnen plus ein Stadtteil ergibt Dreiheiligen: Monika Fabjan und ihr Sohn Georg Fabjan werfen einen ganz persönlichen Blick auf diesen schönen Teil Innsbrucks. Ihre Betrachtung aus zwei unterschiedlichen Perspektiven verspricht abwechslungsreiche Geschichten mit Geschichte: von der Kohlstatt über das Dreiheiligen der Nachkriegszeit bis hin zum jungen, urbanen Viertel der 2000er Jahre. Die Erinnerungen aus unterschiedlichen Epochen spannen einen weiten Bogen. Sie umfassen insgesamt drei Generationen Familiengeschichte und fast hundert Jahre Dreiheiligen.

Monika Fabjan wurde 1946 geboren und wuchs in Dreiheiligen auf. Als Erwachsenenbildnerin arbeitete sie auf der ganzen Welt, vornehmlich aber in Europa mit den Schwerpunkten Aufbau von zivilgesellschaftlichen Strukturen, Teamtraining und Management. Die Arbeit führte sie mit Frauengruppen zum Thema 'Empowerment' zusammen. Eine Zeit lang arbeitete sie als Lektorin in der Kommission für Kinderbücher beim Unterrichtsministerium. Nach dem Erscheinen von Sohn Georgs Buch über seine Kindheit in Amras wagte sie sich an die Erinnerungen ihrer Kindheit und Jugend, wissend, dass alles sehr weit zurückliegt. Georg Fabjan, geboren 1973, war jahrelang regelmäßig in Dreiheiligen. Nach seinem Studium der Rechtswissenschaften und der Romanistik an der Universität Innsbruck begann er für den ORF als Nachrichtenredakteur zu arbeiten, anfänglich bei Ö3 in Wien, ab 2002 für den Aktuellen Dienst im ORF-Landesstudio Vorarlberg. 2006/2007 war Georg Fabjan ORF-Auslandskorrespondent in Paris. Er lebt in Dornbirn, ist verheiratet und hat eine Tochter. 2019 erschien in dieser Reihe sein Buch 'AmRaser - Schnelle Geschichten vom langsamen Erwachsenwerden'.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783703065736
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2021
Erscheinungsdatum09.11.2021
Auflage1. Auflage
Reihen-Nr.18
Seiten200 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse19378 Kbytes
Artikel-Nr.8446928
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Bei den Großeltern

Für einige ist der Sonntag der Tag des Herren, für mich war er immer der Tag der Oma. Während meiner gesamten Kindheit, aber später auch während der Jugendzeit, eigentlich überhaupt, bis meine Oma verstorben war, galt für mich: Sonntag ist Omatag. Genauso, wie es für andere einst Mittwoch ist Substraltag oder gar Wahltag ist Zahltag lautete - mit dem großen Unterschied, dass es für uns kein unglaubwürdiger Werbeslogan war. Wir hielten uns konsequent an dieses lieb gewonnene Ritual. Wobei mit wir meine Schwestern und ich ebenso gemeint sind wie alle meine Cousins und Cousinen und wobei Omatag natürlich zu kurz gegriffen ist, denn die ganze Familie besuchte nicht nur Oma, sondern auch den dazugehörigen Opa in Dreiheiligen. So war es, seitdem ich denken und mich erinnern kann. Jeden Sonntag kamen wir in das Haus in der Jahnstraße 25, in die geräumige Altbauwohnung im ersten Stock. Nicht, weil es über all die Jahre zur nicht mehr wegzudenkenden Gewohnheit geworden war, und schon gar nicht, weil wir mussten, sondern weil wir schlichtweg gerne kamen. Wir mochten unsere Oma und unseren Opa sehr, wir schätzten und achteten sie und umgekehrt war es genauso. Die Großeltern ließen die gesamte Großfamilie spüren, dass sie uns mochten, so, wie wir eben waren, jede Einzelne und jeden Einzelnen. Wir dankten es ihnen gewissermaßen, indem wir ihre Wohnung, die uns am Sonntagnachmittag immer offenstand, belebten. Sie wurde zum turbulenten Treffpunkt von Cousins und Cousinen, Onkeln und Tanten - 14 Personen stets unter der Schirmherrschaft von Oma und Opa. Die beiden saßen auf ihren seit gefühlt hundert Jahren angestammten Plätzen und beobachteten das Geschehen und das Treiben ihrer Enkelkinder oft aus dem Hintergrund. Der große thronartige Barockstuhl von Opa, der in der Ecke des Wohnzimmers neben dem alten Meller-Ofen und unter einem wuchtigen Ölgemälde aufgestellt war, verlieh dem Stammplatz die entsprechende Würde und Opa zusätzliches Ansehen. Von den Stammplätzen erhoben sich die beiden nur, um bei der Jause für Nachschub zu sorgen, um Tee oder Kaffee zu holen oder wenn es an der Wohnungstüre klingelte und sich dadurch weitere Sonntagsgäste ankündigten. Dann machten sich Oma oder Opa auf den Weg durch den schier endlos scheinenden Gang, um die Gäste in Empfang zu nehmen. Ich erinnere mich gut an dieses Ankommen bei Oma und Opa. An das Parken des Autos vor dem großen Haus, auf dessen Mauer ein mächtiges Wappen aufgemalt war, an den metallenen Stiefelknecht links am Absatz vor der schweren Eingangstüre, an den aus massivem, glattem Holz geschnitzten Handlauf und an die Türe hinter der Türe - wenn man einige Treppen hinaufgestiegen war, musste man nämlich durch eine Doppelschwingtüre, an der eindrucksvolle goldfarbene Griffe aufblitzten. Wenn man durch diese Schwingtüre hindurch war, hörte man meist schon das lebhafte Geschehen, das aus der offenen Wohnungstüre der Großeltern einen Stock höher drang, oder man hörte gleich Oma oder Opa, die einem vom ersten Stock aus eine Begrüßung zuriefen. Ich erinnere mich dunkel an ein altes Foto, das beinahe so alt sein muss wie ich. Auf diesem ist zu sehen, wie meine Großmutter vor ihrer Türe in die Knie geht und geduldig wartet, bis ich, der ich gerade das Gehen halbwegs erlernt hatte, mich langsam Stufe für Stufe die alten Steintreppen wankend nach oben gekämpft habe, um mich dort freudestrahlend in die Arme zu nehmen. Aber nicht nur das Haus in der Jahnstraße an sich und dessen Eingangsbereich wirkten auf mich als Kind viel städtischer und älter als alles, was ich von unserem Zuhause in Amras kannte, sondern ganz besonders die Wohnung meiner Großeltern. Alles war hier neu für mich - eben nicht im Sinn von neu , sondern im Sinn von anders . Bereits an der Wohnungstüre fiel einem im unteren Drittel - genau auf Kinderaugenhöhe - ein etwa 20 Zentimeter breiter Schlitz auf, der von einer Messingklappe verdeckt war. Obwohl ich bald wusste, dass diese Vorrichtung eigentlich dazu da war, dass der Postbote hier Briefe hindurchwerfen konnte, klapperte ich lieber aus purer Lust am verspielten Lärmen damit herum und klemmte mir dabei nicht selten den einen oder anderen Finger ein. Wenn ich dann die Wohnung betrat, war alles anders als bei uns zu Hause. Durch die rund dreieinhalb Meter hohen Räume wirkte die verwinkelte Vier-Zimmer-Wohnung vergleichsweise riesig. Für jeden, der hereinkam, ergab der erste Eindruck wohl eine bunte Mischung aus sehr alten Möbeln, vielen Perserteppichen, Keramiktellern an allen möglichen Wänden und noch viel mehr Büchern in riesigen Regalen in allen Ecken, Winkeln und Räumen.

Blumen für die Oma. Zwischen Keramiktellern und alter Pendeluhr.
(© Foto: Monika Fabjan)

Diese Mischung machte sprachlos und mich faszinierte sie seit jeher. Bei genauerem Hinsehen wirkte vieles sogar wie in einem Museum. Gleich wenn man durch die Wohnungstür eintrat, stand rechts eine massive jahrhundertealte, schwere Truhe, deren Füße geschnitzten Bärentatzen glichen, und an der Wand hingen eine alte Reitgerte und - obwohl meine Großeltern die friedvollsten und friedfertigsten Menschen waren, die ich kannte - eine lange Pistole vermutlich aus dem 17. Jahrhundert, so wie ich sie zuvor nur am dicken Gürtel von Räuber Hotzenplotz gesehen hatte. Darüber das erste große Bücherregal, gefüllt mit Büchern über Kunst und Architektur, etwa über die Kirchenbauten in Frankreich. Die museale Anmutung der Wohnung kam nicht von ungefähr: Zum einen war die Wohnung wirklich alt und von Anbeginn im Besitz meiner Vorfahren, so hatte bereits mein Urgroßvater hier gelebt. Insofern war die Wohnung tatsächlich mit mittlerweile sehr alten Möbeln ausgestattet. Zum anderen sammelte meine Oma mit Leidenschaft. Nicht nur die üblichen Briefmarken - die auch -, sondern vor allem sehr persönliche Erinnerungsstücke: die vor Jahrzehnten abgeschnittenen, einst langen Haare, Reisesouvenirs in diversen Ordnern - von der Rechnung der Brasserie Lipp über das Zugticket nach Wien bis hin zum Metro-Ticket aus Moskau. Oma sammelte aber eben auch Dinge, die die Wohnung verzierten, schmückten, ihr einen ganz eigenen Charakter verliehen. Da waren die erwähnten Perserteppiche, aber auch Keramikteller aus aller Welt, aus all den vielen Ländern, die meine Großeltern bereist hatten, die in allen Größen vor allem die Küchenwände dekorierten. Im Wohnzimmer hingen gerahmte uralte Landkarten an den Wänden, in einem Regal waren Zinnteller und Bierkrüge aus dem 16. Jahrhundert auf- und ausgestellt, im langen Gang im Eingangsbereich hing eine Vitrine, in der meine Oma Miniaturpuppen aus aller Herren Länder versammelt hatte, im sogenannten Oma-Zimmer wiederum stand auf einem Regal eine ganze Sippe an Babuschkas in Reih und Glied. Die Ansammlungen diverser Gegenstände waren so unterschiedlich, so vielfältig, dass es für ein kleines Kind - auch dank vieler geheimnisvoller Einzelstücke - in jedem Eck der Wohnung etwas zu bestaunen gab: orientalische Mörser, ein russischer Samowar, eine goldähnliche Tisch-Kehrschaufel aus dem Osmanischen Reich, ein persischer Krug und asiatische Vasen. Und dann war da ein Gerät, dessen ureigenen Klang ich nie vergessen werde. Eine riesige antike Standuhr im Wohnzimmer schlug regelmäßig, ihr Pendel schwang unaufhörlich rhythmisch und sie ließ uns Kinder aufgrund ihres überaus imposanten Formats überhaupt erst märchenhaft erahnen, wie sich eines der sieben Geißlein vor dem bösen Wolf verstecken hatte können. Neben dem Wohnzimmer befand sich ein fast gleich großer Raum, den die Großeltern Salon nannten und der mit Biedermeier-Möbeln eingerichtet war. In diesem Raum versammelten wir uns alle Jahre wieder am 26. Dezember und nirgendwo kam mir ein Christbaum in einer Wohnung größer vor als hier. Weil die volle Raumhöhe genutzt wurde, musste Opa zum Anzünden, aber auch Auslöschen der Kerzen wie ein Mesner in der Kirche zu einem Stock greifen, auf dem mit einem Draht eine Anzünderkerze sowie ein metallenes Hütchen zum Abtöten der Flamme montiert waren. Auch im Salon stand eine Vitrine, in der meine Oma diverse Sammel-Exponate ausstellte. Anders als etwa im Puppenschrank war hier kein durchgängiges Thema zu erkennen. Die Gegenstände schienen zwar mustergültig angeordnet und auch abgestaubt, aber dennoch ein wilder Mix aus Kraut und Rüben zu sein, wobei man hier natürlich keine Flora zu sehen bekam, sehr wohl aber Vertreter aus dem Fauna-Bereich: Zwischen italienischen Gläsern und Perlenketten entdeckte ich bereits als Kind nicht nur einen Seestern und ein kleines Seepferdchen, sondern sogar ein Mini-Krokodil, das mich jahrelang in seinen Bann zog. Das sicher jahrzehntealte Baby-Reptil war sichtlich ausgestopft - der Bauch war zugenäht -, es hatte dunkle Glasaugen, stand aufrecht wie ein Mensch und auch sonst hatte man versucht, diesem Tier den Anstrich des Homo sapiens zu verleihen: Das Krokodil trug einen Hut, einen Regenschirm - wie man den im Regenwald offenbar so braucht - und ganz businesslike einen Aktenkoffer. Unter uns Enkelkindern wuchsen mit der Zeit zwar kritische Geister heran, die sich mitunter auch für Tierschutz einsetzten. Das kleine Krokodil, von dem nicht klar wurde, woher es eigentlich stammte, ob es etwa schon durch die Urgroßeltern Einzug in die großelterliche Wohnung gefunden hatte, blieb aber unangefochten auf seinem Platz stehen und wurde insgeheim immer noch bewundert.

Kinder-Faszination Krokodil.
(© Foto: David Lederbauer)

So üppig die größeren Zimmer der Wohnung dekoriert waren, so karg waren im Grunde die Küche und das Bad ausgestattet. Das Bad selbst war eigentlich gar kein Zimmer,...
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Autor

Monika Fabjan wurde 1946 geboren und wuchs in Dreiheiligen auf. Als Erwachsenenbildnerin arbeitete sie auf der ganzen Welt, vornehmlich aber in Europa mit den Schwerpunkten Aufbau von zivilgesellschaftlichen Strukturen, Teamtraining und Management. Die Arbeit führte sie mit Frauengruppen zum Thema "Empowerment" zusammen. Eine Zeit lang arbeitete sie als Lektorin in der Kommission für Kinderbücher beim Unterrichtsministerium. Nach dem Erscheinen von Sohn Georgs Buch über seine Kindheit in Amras wagte sie sich an die Erinnerungen ihrer Kindheit und Jugend, wissend, dass alles sehr weit zurückliegt.

Georg Fabjan, geboren 1973, war jahrelang regelmäßig in Dreiheiligen. Nach seinem Studium der Rechtswissenschaften und der Romanistik an der Universität Innsbruck begann er für den ORF als Nachrichtenredakteur zu arbeiten, anfänglich bei Ö3 in Wien, ab 2002 für den Aktuellen Dienst im ORF-Landesstudio Vorarlberg. 2006/2007 war Georg Fabjan ORF-Auslandskorrespondent in Paris. Er lebt in Dornbirn, ist verheiratet und hat eine Tochter. 2019 erschien in dieser Reihe sein Buch "AmRaser - Schnelle Geschichten vom langsamen Erwachsenwerden".
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