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254 Tage mit Jane Doe

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
Deutsch
Carlsen Verlag GmbHerschienen am01.04.2020Auflage
Ein ergreifender Coming-of-Age-Roman über die erste Liebe und den ersten Verlust - herzerwärmend, herzzerreißend und mit einer ordentlichen Portion Humor.  Hobby-Historiker Ray weiß alles über sein Heimatstädtchen Burgerville und kann selbst die legendäre Erscheinung grüner Kühe bis ins Detail erklären. Doch dann kommt ein neues Mädchen in die Klasse und macht die Gegenwart für ihn schlagartig spannender als die Vergangenheit. Mit ihren bunten Fingernägeln und ihren fortgeschrittenen Sarkasmus-Kenntnissen ist Jane mit Abstand das coolste Mädchen, dem Ray jemals begegnet ist. Er beschließt, jedes Kapitel ihrer Geschichte zu ergründen. Je näher sich die beiden kommen, desto besser glaubt er ihre schmerzhaften Geheimnisse zu kennen. Als das Undenkbare geschieht, muss er sich jedoch eingestehen, dass es auf die Frage nach dem Warum nicht immer eine Antwort gibt. Und seine zerbrochene Welt Stück für Stück wieder zusammensetzen.  »Dieses beeindruckende Debüt voller schrägem Humor ist gleichermaßen lebensbejahend wie herzzerreißend. Fans von John Green werden es verschlingen!« Kirkus Trigger-Warnung: Selbstmord

Michael Belanger unterrichtet Geschichte und ist Fachstudienberater für das Greenwitch, ein mehr als hundert Jahre altes Literaturmagazin, in dem Texte junger Talente veröffentlicht werden - einst auch von Truman Capote. Michael Belanger lebt in Connecticut. 254 Tage mit Jane Doe ist sein Debütroman.
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Produkt

KlappentextEin ergreifender Coming-of-Age-Roman über die erste Liebe und den ersten Verlust - herzerwärmend, herzzerreißend und mit einer ordentlichen Portion Humor.  Hobby-Historiker Ray weiß alles über sein Heimatstädtchen Burgerville und kann selbst die legendäre Erscheinung grüner Kühe bis ins Detail erklären. Doch dann kommt ein neues Mädchen in die Klasse und macht die Gegenwart für ihn schlagartig spannender als die Vergangenheit. Mit ihren bunten Fingernägeln und ihren fortgeschrittenen Sarkasmus-Kenntnissen ist Jane mit Abstand das coolste Mädchen, dem Ray jemals begegnet ist. Er beschließt, jedes Kapitel ihrer Geschichte zu ergründen. Je näher sich die beiden kommen, desto besser glaubt er ihre schmerzhaften Geheimnisse zu kennen. Als das Undenkbare geschieht, muss er sich jedoch eingestehen, dass es auf die Frage nach dem Warum nicht immer eine Antwort gibt. Und seine zerbrochene Welt Stück für Stück wieder zusammensetzen.  »Dieses beeindruckende Debüt voller schrägem Humor ist gleichermaßen lebensbejahend wie herzzerreißend. Fans von John Green werden es verschlingen!« Kirkus Trigger-Warnung: Selbstmord

Michael Belanger unterrichtet Geschichte und ist Fachstudienberater für das Greenwitch, ein mehr als hundert Jahre altes Literaturmagazin, in dem Texte junger Talente veröffentlicht werden - einst auch von Truman Capote. Michael Belanger lebt in Connecticut. 254 Tage mit Jane Doe ist sein Debütroman.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783646900309
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2020
Erscheinungsdatum01.04.2020
AuflageAuflage
SpracheDeutsch
Dateigrösse2822 Kbytes
Artikel-Nr.5075134
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

252 TAGE DAVOR
DAS GRÜNKUH-GELÄNDE

Mitten in dem Chaos, das wieder ausbrach, nachdem Coots an jenem schicksalhaften Tag zum zweiten Mal im Vertretungsunterricht eingeschlafen war - noch mehr herumfliegende Spuckekügelchen und Sandwich-Beläge und Leute, die hinter Pulten Deckung suchten -, verabredeten Jane und ich unser erstes Date . Um sechs wollten wir uns vor der Statue von Earl Beddington treffen, dem Mann im Zentrum der Verschwörung. Ich würde ihr die Geschichte von Beddington und seinen grünen Kühen erzählen und ihr dann den Schauplatz all dieser Ereignisse zeigen: das verwilderte Grundstück, das heute nur noch Grünkuh-Gelände heißt.

Ende der 1940er-Jahre, als das übrige Amerika noch vollauf mit der Roswell-Hysterie beschäftigt war, erlebte Burgerville seine ganz eigene unheimliche Begegnung der dritten Art. Während der Weltwirtschaftskrise war einer der ansässigen Farmer pleitegegangen und seine Farm hatte seitdem leer gestanden. Bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges waren Haus, Wiesen und Felder schon völlig überwuchert, und alles Vieh, das damals nicht verkauft werden konnte, streunte herrenlos herum. Man munkelte, die verwilderten Kühe hätten eine grünliche Färbung angenommen, um sich zu tarnen. Und nicht nur das: Angeblich waren diese Kühe auch noch zu Fleischfressern mutiert und ernährten sich jetzt von ihren genetischen Verwandten. Seltsame Geräusche wollte man gehört haben, eine Mischung aus dem Muhen einer Kuh und dem Heulen eines Wolfs.

Schon bald versammelte sich ein wütender Mob von Farmleuten, mit allem, was so dazugehört: Heugabeln, Strohhüte und Sprechgesänge über das Töten von Kuh-Mutanten. Angeführt von Earl Beddington, dem angesehensten Farmer der Stadt, marschierte diese Horde bei Einbruch der Dämmerung auf den verwahrlosten Feldern ein. Das Gelände war jedoch so riesig und zugewuchert, dass die Leute sich zwischen all dem Grünzeug schließlich rettungslos verirrten. Gegen Mitternacht schlugen sie auf einer kleinen Lichtung irgendwo in diesem Dschungel ihr Nachtlager auf. Beddington hielt Wache, während alle anderen schliefen, die Heugabel fest umklammert.

Kurz vorm Morgengrauen hörte Beddington auf einmal ein Rascheln im Gras. Er wollte sich schon unbemerkt zurückziehen und Alarm schlagen, als er sich plötzlich Auge in Auge mit einer - ihr ahnt es sicher - grünen Kuh wiederfand.

Das war aber nicht einfach eine ganz normale Kuh mit einem Grünstich. Beddington zufolge hatte sie auch noch lange Reißzähne, spitze Ohren und knallrote Augen. Sie hatte an ihm rumgeschnüffelt wie ein Hund, und Beddington hatte sich, nach eigener Aussage, wie ein Stück Fleisch gefühlt.

Daraufhin war er ganz langsam nach hinten zurückgewichen, aber das Untier leckte sich nur die Lefzen und stürmte dann bösartig muhend auf ihn los. Beddington stieß einen gellenden Schrei aus und sprintete mit einem Affenzahn zum Lager zurück.

»Kühe!«, brüllte er. »Kühe!«

Der Rest der Truppe schreckte hoch, griff nach den Heugabeln und nahm ebenfalls die Beine in die Hand. Bis zum Sonnenaufgang hatten sich schon drei der Männer gegenseitig aufgespießt und einem vierten ein Auge ausgestochen, und Beddington war danach nicht mehr der Alte. Kurze Zeit später wurden die verletzten und völlig verstörten Farmer, deren Schreie bis in die Stadt zu hören gewesen waren, dann von einem Suchtrupp eingesammelt.

Für den Rest seines Lebens hegte Beddington einen glühenden Hass auf Kühe aller Art. Er wurde ein erklärter Gegner des Vegetarismus und - zur großen Verlegenheit seiner Familie - zum glühenden Verfechter einer Theorie, die er als spontane Evolution bezeichnete.

Einige Jahre später wurde das Grünkuh-Gelände dann gerodet und die Farm dem Erdboden gleichgemacht. Bis dahin hatte die Stadt einen neuen Bürgermeister und auch einen neuen Namen, Williamsburg, und versuchte sich von ihrem Image als verschlafenes Nest zu lösen und ein lebendiges Zentrum für Gewerbe und Tourismus zu werden. Dazu gehörte natürlich auch die Klarstellung, dass es keine grünen Kühe gab und Beddington ein Spinner war.

Und jetzt kommt der Verschwörungsteil: Während der Räumarbeiten machte nämlich das Gerücht die Runde, auf dem Gelände sei ein Kuhschädel mit Reißzähnen, so groß wie Steakmesser, gefunden worden. Angeblich hatte der Bürgermeister den Schädel heimlich beiseiteschaffen und vernichten lassen, aber einer der Baggerfahrer verkaufte die Story an die Presse, und so lebt die Legende von den grünen Kühen bis heute fort. Am Ende wurde Beddington sogar noch ein Denkmal errichtet, als Auszeichnung für seine Verdienste in der Stadtentwicklung, aber für die meisten Leute war und ist er einfach nur der Typ, der grüne Kühe gesehen hat.

Pünktlich um Viertel vor sechs traf ich am Beddington-Denkmal ein, das direkt vorm Rathaus steht und wahrscheinlich das bekannteste Wahrzeichen von Burgerville ist. Dort wartete ich also, an diesem ungewöhnlich kalten Herbsttag, frierend und zwischen Furcht und Hoffnung hin- und hergerissen. Beddington starrte zum Horizont, in Richtung Grünkuh-Gelände, einen leicht panischen Ausdruck auf den marmornen Zügen. Mit ausgebreiteten Armen und nach oben gerichteten Handflächen stand er da, als wollte er seine Mitbürger immer noch vor den grünen Kühen warnen.

Die Minuten vergingen und meine Hoffnung schwand. Nachdem ich ungefähr eine halbe Stunde unruhig auf und ab gegangen war, blieb ich vor Beddington stehen und suchte Trost in seinen steinernen Augen. Nickte ihm zu und dachte, wie naiv es von mir gewesen war, zu glauben, dass Jane sich ernsthaft für mich interessierte. Aber Beddington starrte nur unverwandt auf einen Punkt irgendwo hinter meiner Schulter, als hielte er nach seinen grünen Kühen Ausschau.

Irgendwann bekam ich allerdings das Gefühl, dass er jemand Bestimmtes ansah. Ich drehte mich um und da stand Jane und sah zu ihm hoch, den Kopf in den Nacken gelegt. Vor Überraschung hätte ich fast einen Hüpfer gemacht. Jane hatte ihre schwarze Kapuzenjacke bis oben zugezogen und die Hände in den Taschen vergraben. Die letzten Sonnenstrahlen spiegelten sich in ihren Augen, zwei glühende Kreise im Dämmerlicht. Sie schob die Kapuze zurück, sodass ihr langes schwarzes Haar zum Vorschein kam, schlenderte langsam auf mich zu, und mein Herz fing wieder an zu rasen.

»Was sucht er denn bloß?«, fragte Jane und warf einen Blick über die Schulter.

»Du bist gekommen«, sagte ich.

Jane sah sich um und nahm das einzigartige Panorama von Burgervilles Hauptattraktion in sich auf. Hinter Beddington ragte die heruntergekommene Fassade des Rathauses auf, ein lang gestrecktes Gebäude, das eher an ein Gefängnis erinnert. Eine einzelne Ampel blinkte gelb. Sie war im Zuge der Modernisierungsbestrebungen des Stadtrats vor Kurzem angeschafft worden.

»Das ist es also?«, fragte sie.

Ich wusste nicht, ob sie die Statue oder die Stadt meinte.

»Mehr oder weniger«, presste ich mühsam hervor. Ich hatte die Fähigkeit zu sprechen erneut verloren.

Jane ging auf Beddington zu, beugte sich vor und las die Inschrift auf dem Sockel.

»Earl Beddington. Visionäre sehen nicht mit den Augen, sondern mit dem Herzen.« Sie schien einen Moment lang über seine Worte nachzudenken. »Und was ist der jetzt, dein Großvater oder so was in der Art?«

Ich schüttelte den Kopf. »Schön wärs. Seine Familie ist stinkreich.« Ich erzählte ihr die Geschichte von den grünen Kühen, von Beddingtons verhängnisvoller Suchaktion und den späteren Verschleierungsversuchen. Als ich fertig war, schüttelte Jane ungläubig den Kopf.

»Du meinst, dieser Typ da« - sie deutete auf Beddington - »hat wirklich geglaubt, die Kühe auf diesem - wie hieß es noch? - Grünkuh-Gelände wären mutiert und zu Fleischfressern geworden?«

»Genau.«

»Und dafür habt ihr ihm auch noch ein Denkmal errichtet?«

»Nicht wegen der Kühe. Wegen seiner anderen Leistungen.«

»Und über die grünen Kühe redet keiner mehr?«

»Die Leute reden über nichts anderes.«

»Ein kurzer Moment der geistigen Umnachtung und schon lässt dich keiner mehr in Frieden.«

»Wer weiß«, sagte ich. »Vielleicht sind ja wir die geistig Umnachteten.«

Jane stemmte sich hoch auf den Sockel und schmiegte sich an Beddington. Neben seiner stattlichen Erscheinung wirkte ihre schmale Gestalt fast schon zwergenhaft.

»Mach mal ein Foto.« Sie reichte mir ihr Smartphone.

Ich drückte auf den Auslöser, während Jane das Daumen-hoch-Zeichen in die Kamera machte, wie beim Posieren mit irgendeinem B-Promi.

»Da kriegen sich meine Freunde bestimmt nicht mehr ein«, sagte sie und balancierte mit ausgestreckten Armen über den Rand des Sockels.

»Warum seid ihr denn nun eigentlich nach Burgerville gezogen?«, fragte ich.

Sie sprang vom Standbild herunter, nahm ihr Handy wieder an sich und setzte sich, mit dem Rücken zu Beddington, auf den Boden. »Das habe ich selber noch nicht ganz kapiert«, sagte sie. Sie lehnte den Kopf nach hinten, nur wenige Zentimeter von Beddingtons Stiefeln entfernt. »Hast du schon immer hier gelebt?«

Ich nickte.

»Das tut mir leid«, sagte sie, als hätte ich ihr erzählt, ich sei unheilbar krank.

Jane klopfte einladend neben sich auf den Boden. Vorsichtig ließ ich mich neben ihr nieder und kreuzte die Beine zum Schneidersitz.

»Meine Eltern schwärmen ständig von der ach so sauberen Luft«, sagte sie. »Von der herrlichen Ruhe. Und der...

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Michael Belanger unterrichtet Geschichte und ist Fachstudienberater für das Greenwitch, ein mehr als hundert Jahre altes Literaturmagazin, in dem Texte junger Talente veröffentlicht werden - einst auch von Truman Capote. Michael Belanger lebt in Connecticut. 254 Tage mit Jane Doe ist sein Debütroman.