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Keiner von uns

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
368 Seiten
Deutsch
Diogeneserschienen am26.02.20201. Auflage
Der Matrose des vor Massachusetts kreuzenden Fischkutters sieht einen weißen Fleck auf dem Meer. Eine Möwe, ein Wasserball, eine Badekappe? Die blasse Fracht, die die Crew schließlich an Bord hievt, hat »volle Brüste, eine schmale Taille und Hüften wie eine Meerjungfrau, aber eine Meerjungfrau ist das nicht«.
Elf Stories über Menschen, deren Existenz von einem Lidschlag zum nächsten einen Riß bekommt, als ginge ratsch endlich der Vorhang auf zum wirklichen, gefahrvollen Leben, das sie über sich hinaus ins Weite trägt. Es sind schüchterne Mädchen, Feiglinge, Betrüger, Senioren, Jugendliche all diejenigen, die im Kampf gegen die Gemeinheiten des Alltags auf der Strecke bleiben.'

Patricia Highsmith, geboren 1921 in Fort Worth/Texas, wuchs in Texas und New York auf und studierte Literatur und Zoologie. Erste Kurzgeschichten schrieb sie an der Highschool, den ersten Lebensunterhalt verdiente sie als Comictexterin, und den ersten Welterfolg erlangte sie 1950 mit ihrem Romanerstling ?Zwei Fremde im Zug?, dessen Verfilmung von Alfred Hitchcock sie über Nacht weltberühmt machte. Patricia Highsmith starb 1995 in Locarno.
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Verfügbare Formate
BuchGebunden
EUR19,90
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR9,90
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR7,99

Produkt

KlappentextDer Matrose des vor Massachusetts kreuzenden Fischkutters sieht einen weißen Fleck auf dem Meer. Eine Möwe, ein Wasserball, eine Badekappe? Die blasse Fracht, die die Crew schließlich an Bord hievt, hat »volle Brüste, eine schmale Taille und Hüften wie eine Meerjungfrau, aber eine Meerjungfrau ist das nicht«.
Elf Stories über Menschen, deren Existenz von einem Lidschlag zum nächsten einen Riß bekommt, als ginge ratsch endlich der Vorhang auf zum wirklichen, gefahrvollen Leben, das sie über sich hinaus ins Weite trägt. Es sind schüchterne Mädchen, Feiglinge, Betrüger, Senioren, Jugendliche all diejenigen, die im Kampf gegen die Gemeinheiten des Alltags auf der Strecke bleiben.'

Patricia Highsmith, geboren 1921 in Fort Worth/Texas, wuchs in Texas und New York auf und studierte Literatur und Zoologie. Erste Kurzgeschichten schrieb sie an der Highschool, den ersten Lebensunterhalt verdiente sie als Comictexterin, und den ersten Welterfolg erlangte sie 1950 mit ihrem Romanerstling ?Zwei Fremde im Zug?, dessen Verfilmung von Alfred Hitchcock sie über Nacht weltberühmt machte. Patricia Highsmith starb 1995 in Locarno.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783257606829
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Verlag
Erscheinungsjahr2020
Erscheinungsdatum26.02.2020
Auflage1. Auflage
Seiten368 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse950 Kbytes
Artikel-Nr.5081967
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe
Keiner von uns

Was Edmund Quasthoff anders machte, ein bißchen brav und daher irgendwie unsympathisch, war nicht nur, daß er mit dem Rauchen ganz und mit dem Trinken fast aufgehört hatte. Es war etwas anderes. Aber was?

Darum kreiste das Gespräch eines Abends in Lucienne Gauss´ Wohnung in den East Eighties, zur Cocktailstunde, sieben Uhr. Julian Markus war gekommen, ein Rechtsanwalt, mit seiner Frau Frieda, auch Peter Tomlin, ein Journalist und mit achtundzwanzig der Jüngste dieses Kreises von sieben oder acht Leuten, die Edmund gut kannten, meistens seit etwa acht Jahren. Ansonsten waren noch Tom Strathmore da, ein Soziologe, Charles Forbes mit seiner Frau (er war Verlagslektor) und Anita Ketchum, eine Bibliothekarin in einem New Yorker Kunstmuseum. Sie trafen sich öfter in Luciennes Wohnung als bei einem der andern, weil Lucienne gern Gäste hatte und als selbständige Malerin frei über ihre Zeit verfügen konnte.

Lucienne war dreiunddreißig, ledig und ziemlich hübsch, mit weichem rötlichen Haar, glatter, blasser Haut und einem feingeschwungenen, intelligenten Mund. Sie mochte teure Kleider, ging in einen guten Schönheitssalon, und sie hatte Stil. Die anderen der Gruppe nannten sie hinter ihrem Rücken eine Lady, verwendeten jedoch das Wort (Tom, der Soziologe, hatte es benutzt) selbst untereinander nur zögernd, vielleicht weil es altmodisch war oder snobistisch.

Edmund Quasthoff, Steuerberater in einer Rechtsanwaltskanzlei, war seit einem Jahr geschieden, weil seine Frau mit einem andern durchgebrannt war und die Scheidung eingereicht hatte. Er war vierzig, ziemlich groß, braunhaarig, hatte eine ruhige Art und war weder anziehend noch unattraktiv, aber ihm fehlte jener Funken, der selbst einen eher häßlichen Menschen anziehend machen kann. Lucienne und ihr Kreis hatten nach der Scheidung gesagt: »Kein Wunder. Edmund ist ja wirklich ein Langweiler.«

An diesem Abend bei Lucienne sagte jemand aus heiterem Himmel: »Edmund war doch früher nicht so ein Langweiler, oder?«

»Leider doch. Ja, sicher!« rief Lucienne aus der Küche, denn sie hatte gerade das Wasser in der Spüle angestellt, um Eiswürfel aus einem Zinkbehälter zu drücken. Sie hörte jemanden lachen. Lucienne ging mit dem Eiskübel ins Wohnzimmer zurück. Sie rechneten jeden Moment mit Edmund. Lucienne war auf einmal klargeworden, daß sie Edmund nicht mehr in ihrem Kreis haben wollte, daß sie ihn nicht leiden konnte.

»Tja, was ist das bloß mit Edmund?« Charles Forbes warf ihr ein verschlagenes Lächeln zu. Charles war pummelig, die Knöpfe seines Hemdes spannten sich über dem Bauch, und wenn er saß, zeigte er zwischen Strumpf und Hosenaufschlag oft ein Stück Bein. Aber er war beliebt in der Gruppe, weil er gutmütig und ein heller Kopf war und trinken konnte wie ein Fisch, ohne sich etwas anmerken zu lassen. »Kann doch sein, daß wir alle nur neidisch sind, weil er mit dem Rauchen aufgehört hat.« Charles drückte seine Zigarette aus und griff nach der nächsten.

»Daß ich neidisch bin, das gebe ich zu«, sagte Peter Tomlin breit grinsend. »Ich weiß, ich sollte aufhören, und schaffe es nicht, verdammt noch mal. Hab´s zweimal versucht - letztes Jahr.«

Die Einzelheiten über Peters gescheiterte Anstrengungen interessierten niemanden. Edmund wurde erwartet, mit seiner neuen Frau, also redeten die anderen, solange sie noch konnten.

»Vielleicht ist es seine Frau!« flüsterte Anita Ketchum aufgeregt. Sie wußte, das würde die andern zum Lachen bringen und sie zu weiteren Kommentaren ermuntern. So war es.

»Die ist bei weitem schlimmer als die erste!« versicherte Charles.

»Ja, Lillian war gar nicht mal schlecht, zugegeben.« Lucienne, die noch stand, gab Peter die Flasche VAT 69, damit der sich beliebig nachschenken konnte. »Stimmt, Magda ist kein Juwel. Diese -« Lucienne verbiß sich eine ziemlich unfreundliche Bemerkung über den ängstlichen und dennoch kühlen Ausdruck, den Magdas Gesicht oft zeigte.

»Jaja, Heirat als Heilmittel«, bemerkte Tom Strathmore nachdenklich.

»Das war´s, stimmt«, sagte Frieda Markus. »Müssen wir ihm vielleicht nachsehen. Man sagt ja, Männer leiden mehr als Frauen, wenn sie verlassen werden, nicht? Ihr Ego leidet - sagt man - mehr.«

»Meins würde mit Magda leiden, ehrlich gesagt!« meinte Tom.

Anita lachte auf: »Und Magda - was für ein Name! Da muß ich an eine Glühbirne denken oder so was.«

Es klingelte an der Haustür.

»Das muß Edmund sein.« Lucienne ging hinüber und drückte den Türöffner. Sie hatte ihn und Magda gebeten, zum Essen zu bleiben, doch die beiden wollten noch ins Theater. Zum Dinner blieben nur drei, die beiden Markus´ und Peter Tomlin.

»Aber nicht vergessen, er hat eine neue Arbeit gefunden«, sagte Peter gerade, als Lucienne ins Zimmer zurückkam. »Ist nicht so, daß er so verklemmt sein muß - so verschlossen, meine ich. Nein, das ist es nicht.« Wie die andern, suchte auch Peter nach dem Wort oder Ausdruck, der Edmund Quasthoffs unangenehme Art treffen könnte.

»Er ist spießig«, Anita Ketchum verzog angewidert den Mund.

Alle schwiegen ein paar Sekunden. Gleich würde es an der Wohnungstür klingeln.

»Ob er wohl glücklich ist?« fragte Charles flüsternd.

Das reichte: Alle lachten laut los. Die Vorstellung von einem glückstrahlenden Edmund, selbst nach gerade mal zwei Monaten Ehe, war lachhaft.

»Aber er ist wohl nie glücklich gewesen«, sagte Lucienne, gerade als es klingelte, und sie wandte sich zur Tür.

»Hoffentlich nicht zu spät, Lucienne, meine Liebe.« Edmund kam herein, beugte sich hinab zu einem Kuß, der ihre Wange aber nicht berührte.

»Nein, nein. Ich habe ja Zeit, Sie aber nicht. Und wie geht es Ihnen, Magda?« fragte sie bemüht fürsorglich, als wäre ihr das wirklich wichtig.

»Sehr gut, danke, und selber?« Magda trug wieder Braun, ein hell- und dunkelbraunes Baumwollkleid, dazu einen braunen Satinschal um den Hals.

Beide wirken sie braun und öde, dachte Lucienne, während sie das Paar ins Wohnzimmer führte. Die Begrüßung klang freundlich und warmherzig.

»Nein, nur Tonic, bitte ... Na gut, einen Spritzer Gin«, sagte Edmund zu Charles, der die Honneurs machte. »Ja, danke, mit Limone.« Wie gewöhnlich schien Edmund vorn auf der Kante des Sessels zu hocken.

Anita unterhielt sich pflichtschuldig mit Magda auf dem Sofa.

»Und, Edmund, wie gefällt Ihnen Ihr neuer Job?« fragte Lucienne. Mehrere Jahre lang war Edmund in der Buchhaltungsabteilung der Vereinten Nationen gewesen; seine jetzige Arbeit, vermutete sie, wurde wohl besser bezahlt und war viel weniger einsam: Geschäftsessen fast jeden Mittag.

»Na ja«, begann Edmund. »Die Leute sind halt anders, würd ich sagen.« Bei Edmund wirkte ein Lächeln stets angestrengt. »Immer diese Drinks beim Lunch ...« Er schüttelte den Kopf. »Ich glaube, sogar daß ich nicht rauche, paßt ihnen nicht. Die wollen nämlich, daß man genauso ist wie sie, verstehen Sie?«

»Wer sind die ?« fragte Charles Forbes.

»Klienten der Agentur, oft auch deren Buchhalter. Die reden alle lieber beim Lunch über das Geschäftliche als in meinem Büro. Ist schon komisch.« Edmund rieb sich mit dem Zeigefinger seitlich an seiner gebogenen Nase. »Ich muß einen oder zwei mittrinken - mein Stammrestaurant weiß inzwischen, daß die Drinks nicht stark sein dürfen - sonst denken unsere Klienten, ich wäre der Spürhund der Steuerfahndung, dem Ehrlichkeit über alles ginge oder so.« Wieder verzog Edmund das Gesicht zu einem Lächeln, das schnell wieder erstarb.

Erbärmlich, dachte Lucienne, und fast hätte sie es gesagt. Seltsames Wort, denn sie hatte kein Erbarmen mit Edmund. Lucienne wechselte einen Blick mit Charles, dann mit Tom Strathmore, der leise grinste.

»Außerdem rufen sie nachts an, zu jeder Zeit. In Kalifornien scheint man den Zeitunterschied nicht zu ken-«

»Legen Sie doch abends den Hörer daneben«, warf Charles´ Frau Ellen ein.

»Ach, das kann ich mir nicht leisten«, erwiderte Edmund. »Heilige Kühe, diese besorgten Klienten. Manchmal fragen sie mich Sachen, die ein Taschenrechner beantworten könnte. Doch Babcock and Holt müssen ja höflich bleiben, also kriege ich weiterhin nicht genug Schlaf ... Nein, danke, Peter«, sagte er, als der ihm nachschenken wollte. Auch einen fast vollen Aschenbecher, dessen Geruch ihn wohl störte, schob Edmund sanft beiseite.

Normalerweise hätte Lucienne den Aschenbecher geleert, aber nun tat sie das nicht. Und Magda? Als Lucienne zu ihr hinübersah, warf sie gerade einen Blick auf ihre Uhr, mitten im Gespräch mit Charles, der links von ihr saß. Achtundzwanzig war sie, beneidenswert jung, das sicher - aber was für ein Pflänzchen! Schlechte Haut. Kein Wunder, daß sie nie vorher verheiratet war! Sie arbeitete weiter, hatte Edmund gesagt, irgendwas mit Computern. Konnte gut stricken, die Eltern waren Mormonen, Magda aber nicht. Wirklich nicht? fragte sich Lucienne.

Magda nahm nicht einmal Orangen- oder Tomatensaft, sondern sagte einen Augenblick später sanft zu ihrem Mann: »Liebling ...«, und tippte sachte auf ihre Armbanduhr.

Sofort setzte Edmund sein Glas ab, und seine altmodischen braunen Schuhe hoben sich ein Stück weit vom Boden, bevor er sich aus dem Sessel hievte. Schon schien er müde, dabei war es kaum acht. »Ach ja, das Theater - vielen Dank, Lucienne. War uns ein Vergnügen, wie immer.«

»Aber ein so kurzes!« gab Lucienne...
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Autor

Patricia Highsmith, geboren 1921 in Fort Worth/Texas, wuchs in Texas und New York auf und studierte Literatur und Zoologie. Erste Kurzgeschichten schrieb sie an der Highschool, den ersten Lebensunterhalt verdiente sie als Comictexterin, und den ersten Welterfolg erlangte sie 1950 mit ihrem Romanerstling >Zwei Fremde im Zug