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Der Prinz von Sadoshima

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
477 Seiten
Deutsch
Aufbau Verlage GmbHerschienen am01.04.20201. Auflage
Akitada ermittelt im Auftrag des Tenno.

Japan im 11. Jahrhunder. Sugawara Akitada, schon seit zwei Jahren Gouverneur in einer entlegenen Nordprovinz, erhält vom Kaiser höchstselbst den Auftrag die Ursache des Todes von Prinz Okisada festzustellen. Von seinem Vater auf die Sträflingsinsel Sadoshima verbannt, starb der einstige Kronprinz nach einem üppigen Festmahl. Wurde er vergiftet? Getarnt als Gefangener, begibt sich Akitada auf die Insel und verrichtet dort niedrigste Arbeiten. Unter Gefahr für Leib und Leben macht er dabei Entdeckungen von größter politischer Tragweite ...

Der zweite Fall für Akitada, der gegen verschwörerische Machenschaften in höchsten adligen Kreisen antritt. Ingrid J. Parker führt Geschichte, Religion, Kultur und Aberglauben im alten Japan geschickt in einem historischen Krimi zusammen.



 Ingrid J. Parker hat viele Jahre an verschiedenen Universitäten Literatur unterrichtet, u. a. an der Norfolk State University in Virginia. Für eine ihrer Short Stories um Akitada, den Helden der vorliegenden Serie, erhielt sie 2000 den Shamus Award. Bei Aufbau Digital verfügbar sind die drei Romane 'Tod am Rashomon Tor', 'Der Prinz von Sadoshima' und 'Der Schatzmeister des Tenno' um den im Japan des 11. Jahrhunderts ermittelnden Justizbeamten Sugawara Akitada vor.
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Produkt

KlappentextAkitada ermittelt im Auftrag des Tenno.

Japan im 11. Jahrhunder. Sugawara Akitada, schon seit zwei Jahren Gouverneur in einer entlegenen Nordprovinz, erhält vom Kaiser höchstselbst den Auftrag die Ursache des Todes von Prinz Okisada festzustellen. Von seinem Vater auf die Sträflingsinsel Sadoshima verbannt, starb der einstige Kronprinz nach einem üppigen Festmahl. Wurde er vergiftet? Getarnt als Gefangener, begibt sich Akitada auf die Insel und verrichtet dort niedrigste Arbeiten. Unter Gefahr für Leib und Leben macht er dabei Entdeckungen von größter politischer Tragweite ...

Der zweite Fall für Akitada, der gegen verschwörerische Machenschaften in höchsten adligen Kreisen antritt. Ingrid J. Parker führt Geschichte, Religion, Kultur und Aberglauben im alten Japan geschickt in einem historischen Krimi zusammen.



 Ingrid J. Parker hat viele Jahre an verschiedenen Universitäten Literatur unterrichtet, u. a. an der Norfolk State University in Virginia. Für eine ihrer Short Stories um Akitada, den Helden der vorliegenden Serie, erhielt sie 2000 den Shamus Award. Bei Aufbau Digital verfügbar sind die drei Romane 'Tod am Rashomon Tor', 'Der Prinz von Sadoshima' und 'Der Schatzmeister des Tenno' um den im Japan des 11. Jahrhunderts ermittelnden Justizbeamten Sugawara Akitada vor.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783841224576
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2020
Erscheinungsdatum01.04.2020
Auflage1. Auflage
Reihen-Nr.2072
Seiten477 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse2397 Kbytes
Artikel-Nr.5130396
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe
Kapitel 2
Der Strafgefangene

Zwei Tage lang war das Schiff auf See gewesen. Ein plötzlich aufkommender, heftiger Sommersturm hatte es vom Kurs abgebracht, so daß es bereits kurz, nachdem es die Küste von Echigo verlassen hatte, verloren im offenen Meer trieb.

Der Gefangene befand sich im Heck des Schiffes. Als sie das Land hinter sich gelassen hatten und keine Fluchtgefahr mehr bestand, hatte man ihm die Ketten gelöst. Die ganze Zeit und auch jetzt lag er an der Seitenwand des Schiffes. Die aufgewühlte See spielte ihm übel mit, und er war jämmerlich seekrank.

Als man ihn an Bord brachte, hatten sie ihn in ein dunkles Loch unter Deck bugsiert. Später auf offener See hatte ein Wärter, der ihm die Fesseln abnahm, eine Öllampe angezündet, die von der niedrigen Decke baumelte; das Licht, das sie spendete, war nicht der Rede wert, dafür verbreitete sie einen fürchterlichen Gestank. Der winzige Raum war so heiß und rauchig geworden, daß man nur mit Mühe atmen konnte.

Mit dem Sturm wurde es dann richtig schlimm. Ohrenbetäubender Lärm des schlingernden und stampfenden Schiffes hatte ihn aus einem ohnehin unruhigen Schlaf gerissen. Draußen peitschten Sturm und Wasser mit dumpfem Tosen gegen das kleine Schiff. Laut knatterte das Segel im Wind, und die Seeleute riefen sich knappe Befehle zu. Voller Unruhe hatte der Gefangene auf das Ächzen der Planken gehorcht, die der geballten Kraft von Wind und Wasser wohl kaum würden standhalten können, und angsterfüllt an seine Familie gedacht.

Durch den stechenden Geruch der Ölfunzel, ihr heftiges Hin- und Herschwingen, das Zittern und Knarren der altersschwachen Planken unter ihm war ihm übel geworden. Und schließlich hatte er den rebellierenden Magen nicht mehr unter Kontrolle. Von Natur aus auf Sauberkeit bedacht, war er aus seiner Ecke gekrochen und hatte sich über eine kurze Bambusleiter aufs schwankende Deck hochgequält. Niemand hatte von ihm Notiz genommen. Im ersten Augenblick hatte er die eisigen Wasserfontänen und heftigen Windstöße als Wohltat empfunden, dann aber gab ihm das gräßliche Schlingern des Schiffes den Rest, er war zur Seite getaumelt, hatte sich an die Reling geklammert und hilflos ins brodelnde schwarze Wasser gekotzt.

Seitdem hatte er sich unablässig übergeben müssen, konnte bei jeder Bö darauf warten, daß es wieder losging, hatte ein Weile Ruhe, wenn der Wind nachließ, litt um so heftiger, wenn der Sturm das Schiff erneut packte. So viel wurde er gewahr, einen Unterschied zwischen Tag und Nacht gab es kaum. Der pechschwarzen ersten Nacht war ein undurchsichtiges dunkles Grau gefolgt, in dem Wasser und Himmel verschwammen. Erst dann hatte ihm geschwant, daß sie verloren waren. Das Gefühl für Zeit kam ihm abhanden, und es erschien ihm eine Ewigkeit, daß er weder einen Schluck Wasser noch feste Nahrung zu sich genommen hatte. Verlangen danach verspürte er ohnehin nicht, und mit der Zeit wurde er so schlapp und apathisch, daß er sich gar nicht mehr aufrichtete, um Galle und Magensaft herauszuwürgen. So lag er in seinem Erbrochenen und naß bis auf die Haut in einem Dämmerzustand.

Das Schiff rollte und hob und senkte sich immer noch, der Wind heulte ohne Unterlaß, Gischt schoß über das Deck, und dennoch schien sich eine leichte Wetterberuhigung anzubahnen. Das ungestüme Tosen ebbte ab, der Wind legte sich. Irgendwo betete jemand zu Amida, doch es waren Dankesworte, daß er verschont geblieben war.

Der Gefangene hatte weder Kraft noch Lust, Dankessprüche von sich zu geben. Seine Reise zur Insel der Verbannten hatte bereits jetzt seine schlimmsten Befürchtungen übertroffen, und er konnte sich nicht vorstellen, daß das, was ihn erwartete, harmloserer Natur sein würde.

Wogen und Wetter kamen tatsächlich zur Ruhe, der Kapitän ging erneut auf Kurs, und eine frische Brise brachte sie endlich ans Ziel. Es war früh am nächsten Morgen. Der Gefangene trank gerade in gierigen Zügen aus einer Wasserflasche, die ihm ein Wärter gereicht hatte, als der Mann vom Ausguck die frohe Botschaft verkündete. Im Nu wurde ihm die Flasche entrissen, just in einem Moment, da Wasser ihm noch nie so köstlich gemundet hatte. Westlich vor ihnen war Land in Sicht, und die ganze Besatzung, Seeleute und Wächter, stürzte nach backbord, so daß sich das Schiff bedenklich zur Seite neigte und der Kapitän nicht mit Flüchen sparte. Der Gefangene reckte sich hoch, blinzelte in eine verschwommene Morgendämmerung, konnte aber nichts erkennen. Doch unter ihm nahm er grünschimmerndes Wasser wahr, und er beugte sich hinab, tauchte Hand und Ärmel in das klare Naß und wusch sich Gesicht und Bart.

Noch vor Mittag fuhren sie in die Sawata-Bucht ein, glitten unter strahlendem Sommerhimmel über ruhiges Wasser dahin und strebten einem grünen Ufer entgegen, an dem man, um einen Tempel gedrängt, Tupfen kleiner brauner Dächer ausmachen konnte. Etwas oberhalb der tiefer liegenden Küste beherrschte eine Ansammlung ausladender Dächer die Stadt. Sie liefen Mano an, die Provinzhauptstadt von Sadoshima.

Man hatte dem Gefangenen etwas Hirsesuppe eingeflößt, so daß er sich leidlich auf den Beinen halten konnte, aber beim Hinüberklettern ins Ruderboot, beim Aussteigen und bei den ersten Schritten auf festem Boden war es ihm elend ergangen; er hatte mehrfach den Halt verloren und war wie ein Betrunkener vorwärts gestolpert.

An Land erwartete sie ein Empfangskomitee besonderer Art. Hinter einem rotberockten Hafenbeamten mit der üblichen schwarzen Mütze standen sechs brutal aussehende Wachsoldaten. Um ihre Hüften hatten sie Ketten geschlungen, und in den Händen hielten sie Peitschen. Ein kleiner vierschrötiger Mann um die Vierzig mit scharfkantigen Gesichtszügen, dünnem Schnurrbart und steifbeinigem Gang nahm die Papiere entgegen, die ihm der Kapitän reichte, und überflog sie. Mit prüfendem Blick musterte er eindringlich den taumelnden Gefangenen und schnauzte dann los: »Der sieht ja grauenvoll aus. Ist er krank?«

Den Kapitän beeindruckten weder das Auftreten des Beamten noch seine hohe, näselnde Stimme. Er spuckte nur lässig aus, zeigte mit gekrümmtem Finger nach hinten auf die zerfetzten Segel und sagte: »Sind in ein Unwetter geraten und vom Kurs abgekommen. Hat sich die Seele aus dem Leib gekotzt. Dürfte in ein, zwei Tagen wieder auf Deck sein.«

Solcher Art vergewissert, daß die menschliche Fracht vor ihm an nichts Ernsthaftem litt, sprach der Beamte den Häftling an: »Du bist Yoshimine Taketsuna?«

»Ja«, krächzte der Gefangene.

Sofort sprang einer der Wärter hinzu und schlug ihm mit dem Handrücken ins Gesicht. Taketsuna schrie entrüstet auf, stolperte und fiel zu Boden.

»Auf die Knie!« herrschte ihn der Büttel an und trat ihm in die Rippen.

Langsam kam er auf die Knie; er blutete aus der Nase.

»In Zukunft redest du mich mit Herr an und verbeugst dich, ehe du sprichst«, verkündete der Polizeibeamte.

Der Gefangene richtete sich mühsam auf, straffte sich und warf einen Blick auf das Rangabzeichen an der Mütze des Beamten. Geringschätzig erklärte er: »Vor bloßen Leutnants habe ich mich noch nie verbeugt.«

Die Strafe folgte unmittelbar. Diesmal bearbeitete ihn der Wächter mit Fäusten. Kaum eine Handbreit konnte der Gefangene ausweichen. Ein Schlag traf ihn heftig am Backenknochen. Er stürzte auf die Erde und war so benommen, daß er liegenblieb. Blut schoß ihm aus der Nase, und auch aus dem Mund sickerte es rot.

Ohne eine Spur von Mitleid beugte sich der Wachleutnant zu ihm herab. »Dein früherer Rang, ganz gleich wie hoch er war, ist ausgelöscht. Laut kaiserlichem Befehl wirst du den Rest deines Lebens auf dieser Insel zubringen. Du bist ein Niemand, man wird dir Arbeit zuteilen, damit du dir Essen und Kleidung verdienst. Untersteh dich, fliehen oder rebellieren zu wollen, darauf steht Todesstrafe.« Nach einer kurzen Pause fuhr er fort: »Mangelnden Respekt, Befehlsverweigerung, ungenügende Mitarbeit sowie Beschwerden betrachten wir als Anzeichen für die Aufsässigkeit eines Sträflings. Diesmal bist du noch glimpflich davongekommen.« Er richtete sich auf und wies nur knapp an: »Schafft ihn fort!«

Zwei Wächter packten ihn an den Armen und zerrten ihn hoch. Halb ging er selbst, halb schleppten sie ihn zu einem nahe gelegenen, mit Palisaden umzäunten Hof, wo sie ihn in eine Gruppe erbarmenswerter Gestalten stießen. Aneinander gedrängt hockten sie im Schatten einer Mauer. Die schweren Tore fielen hinter ihm ins Schloß. Die Mehrzahl der Bewacher verzog sich in ein kleines Wächterhaus, nur vier oder fünf blieben. Sie schoben in der Nähe des Tores Dienst und suchten in einer schattigen Ecke Schutz, wo sie sich lässig unterhielten. Ihre langen Bogen lehnten sie an die Palisadenwand.

Im Hof war es heiß. Die Mittagssonne prasselte auf den Kies, und der hohe Palisadenzaun hielt jede erfrischende Brise vom Meer ab. Die Häftlinge kauerten wie Häufchen Unglück um einen Holzkübel. Eine Zeitlang sagte niemand etwas. Man nahm den Neuankömmling mit gewisser Neugier in Augenschein.

Taketsuna blieb, eine Weile vor sich hin dämmernd, liegen und rührte sich nicht. Dann spuckte er Blut aus. Mit der Zunge tastete er die Mundhöhle ab. Zum Glück waren keine Zähne ausgeschlagen, und er konnte froh sein, daß es bei einer zerbissenen Zunge und geplatzten Lippen geblieben war. Er machte die Augen auf und versuchte, sich in eine sitzende Position zu bringen.

Sorgsam prüfend wanderte sein Blick von einem Leidensgefährten zum anderen: drei große muskulöse Männer und ein schmächtiges Bürschchen, alle...
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Ingrid J. Parker hat viele Jahre an verschiedenen Universitäten Literatur unterrichtet, u. a. an der Norfolk State University in Virginia. Für eine ihrer Short Stories um Akitada, den Helden der vorliegenden Serie, erhielt sie 2000 den Shamus Award. Bei Aufbau Digital verfügbar sind die drei Romane "Tod am Rashomon Tor", "Der Prinz von Sadoshima" und "Der Schatzmeister des Tenno" um den im Japan des 11. Jahrhunderts ermittelnden Justizbeamten Sugawara Akitada vor.