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Das Lächeln der Libellen

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
528 Seiten
Deutsch
FISCHER E-Bookserschienen am28.10.20201. Auflage
Juna kämpft sich nach dem Tod ihres Mannes zurück ins Leben. Linnea muss sich nach einer Trennung und Turbulenzen im Job neu orientieren. Als die beiden Frauen sich begegnen und Freundschaft schließen, merken sie, wie sie sich gegenseitig Mut geben und inspirieren können. Eine gemeinsame Reise führt die beiden auf die Insel Hiddensee, wo sie das Geheimnis des goldenen Libellenanhängers lüften wollen, den Juna einst geerbt hat. Die Faszination für Libellen teilen beide ebenso wie den Wunsch, den Blick auf die kleinen, zauberhaften Dinge im Leben zu lenken. Schon bald gestalten sie auf Hiddensee einen Geschichtengarten, der nicht nur die Erinnerung an vergangene Zeiten bewahren soll, sondern auch für die Libellen und viele andere selten gewordene Lebewesen ein neues Zuhause schafft. Können die beiden Frauen durch dieses Projekt auch ihren eigenen Platz im Leben wiederfinden und ihr Herz öffnen - vielleicht sogar für die Liebe? Der zweite Band der ?Inselgärten-Reihe? von Bestseller-Autorin Patricia Koelle - über das Glück der kleinen, zauberhaften Momente im Leben Dieses Buch ist ein in sich geschlossener Roman, den man eigenständig lesen kann.

Patricia Koelle ist eine Autorin, die in ihren Büchern ihr immerwährendes Staunen über das Leben, die Menschen und unseren sagenhaften Planeten zum Ausdruck bringt. Bei FISCHER Taschenbuch erschienen, neben Romanen und Geschichten-Sammlungen, die Ostsee- und Nordsee-Trilogie, die Inselgärten-Reihe sowie die Sehnsuchtswald-Reihe. Neu erscheint gerade ihre Glückshafen-Reihe.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR10,99
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR4,99

Produkt

KlappentextJuna kämpft sich nach dem Tod ihres Mannes zurück ins Leben. Linnea muss sich nach einer Trennung und Turbulenzen im Job neu orientieren. Als die beiden Frauen sich begegnen und Freundschaft schließen, merken sie, wie sie sich gegenseitig Mut geben und inspirieren können. Eine gemeinsame Reise führt die beiden auf die Insel Hiddensee, wo sie das Geheimnis des goldenen Libellenanhängers lüften wollen, den Juna einst geerbt hat. Die Faszination für Libellen teilen beide ebenso wie den Wunsch, den Blick auf die kleinen, zauberhaften Dinge im Leben zu lenken. Schon bald gestalten sie auf Hiddensee einen Geschichtengarten, der nicht nur die Erinnerung an vergangene Zeiten bewahren soll, sondern auch für die Libellen und viele andere selten gewordene Lebewesen ein neues Zuhause schafft. Können die beiden Frauen durch dieses Projekt auch ihren eigenen Platz im Leben wiederfinden und ihr Herz öffnen - vielleicht sogar für die Liebe? Der zweite Band der ?Inselgärten-Reihe? von Bestseller-Autorin Patricia Koelle - über das Glück der kleinen, zauberhaften Momente im Leben Dieses Buch ist ein in sich geschlossener Roman, den man eigenständig lesen kann.

Patricia Koelle ist eine Autorin, die in ihren Büchern ihr immerwährendes Staunen über das Leben, die Menschen und unseren sagenhaften Planeten zum Ausdruck bringt. Bei FISCHER Taschenbuch erschienen, neben Romanen und Geschichten-Sammlungen, die Ostsee- und Nordsee-Trilogie, die Inselgärten-Reihe sowie die Sehnsuchtswald-Reihe. Neu erscheint gerade ihre Glückshafen-Reihe.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783104911496
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2020
Erscheinungsdatum28.10.2020
Auflage1. Auflage
Reihen-Nr.2
Seiten528 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse2052 Kbytes
Artikel-Nr.5156273
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe


1 Zuflucht


Sie hatte Wilhelm etwas versprochen.

Und jetzt gab es kein Zurück mehr, denn gestern hatten sie ihn beerdigt. Nun lag ihr das Versprechen auf der Seele wie der Nebel dieses Oktobermorgens auf der kühlen Erde.

Juna atmete tief durch. Die Luft schmeckte nach Herbst und späten Äpfeln, Erinnerungen an den Sommer und Vergänglichkeit.

Wilhelm hatte nicht von ihr verlangt, sich gleich darum zu kümmern. Gerade er hatte ihr als Einziger immer für alles so viel Zeit gelassen, wie sie brauchte.

Jetzt war sie erst einmal wieder dort, wo sie sich schon immer am sichersten gefühlt hatte. Hier im dichten Spreewald zwischen den unzähligen Wasserläufen, die ihn wie ein Labyrinth durchzogen, würde nicht einmal ihr eigenes Gewissen sie so schnell finden.

 

Juna wusste nicht, was sie so früh geweckt hatte. Vielleicht waren es die Rufe der Kraniche gewesen, die irgendwo hoch über den Baumwipfeln auf der Suche nach Wärme südwärts zogen. Sie fröstelte. Unschlüssig blickte sie vom Haus zum Wasser, dann wieder auf die Fußabdrücke, die ihre Schritte in dem taufeuchten Gras hinterlassen hatten. Gerade das Neblige, Stille dieses Morgens lockte sie. Außerdem musste sie die Geschehnisse von gestern erst einmal verarbeiten. Entschlossen lief sie ins Haus zurück, griff sich eine dicke Strickjacke und füllte eine Thermoskanne mit Tee.

Das Boot lag unter den Hortensienbüschen auf dem Gras, die Öffnung nach unten gekehrt. Regen hatten die verblichenen Blüten schwer gemacht, so dass sie über den Rumpf hingen. Blütenblätter klebten darauf wie blassblaues Konfetti. Rundherum stand das Gras hoch. Daran sah man, wie viele Wochen sie fort gewesen war. Juna zog das Kajak hervor und drehte es herum. Ein überraschter Grasfrosch sprang aus der Öffnung und machte sich eilig davon.

Juna schob das Kajak ins Wasser, prüfte, ob es noch dicht war, und legte das Paddel hinein, das unter Spinnweben an der Hauswand lehnte. Dann schlang sie die Schnur um einen Pfahl und holte noch den Topf mit dem Rhododendron, den sie aus einer dafür bekannten Gärtnerei in Bad Zwischenahn mitgebracht hatte. Zu dieser Jahreszeit blühte er natürlich nicht mehr, aber er war voller Knospen, ein Versprechen für das kommende Jahr. Dem Schild mit dem Foto, das an ihm hing, konnte man seine ungewöhnliche dunkelrote Farbe mit einer weißen Zeichnung in der Mitte entnehmen. Juna stellte den Topf ins Boot, setzte sich dahinter und fädelte ihre Beine rechts und links an der Pflanze vorbei.

 

Der Nebel hatte begonnen, sich ein wenig zu heben. Aber er war immer noch so dicht, dass er den Wald in Geheimnisse hüllte. Juna hörte einen großen Fisch springen, konnte ihn aber nicht sehen. Das Kajak glitt zwischen den treibenden Schwaden auf der schmalen Wasserfläche lautlos dahin wie über Wolken. Selbst das leise Plätschern des Paddels beim Eintauchen klang gedämpft.

Wie gut der stetige Rhythmus des Paddelns ihr tat, nach allem, was sie in den letzten Wochen und Tagen erlebt hatte! Eigentlich war sie es gewöhnt, den ganzen Tag an der frischen Luft zu sein. Neben Wilhelms Bett im Zimmer zu sitzen, seine Hand zu halten, auf seinen Atem zu hören, der manchmal auszusetzen schien und dann wiederkam, ihm konzentriert zuzuhören, wenn er aufwachte und ihm das Sprechen schwerfiel, all das hatte sie gern getan. Doch das Stillsitzen in der stickigen Luft war ihr immer schwerer gefallen.

Wilhelm fror so leicht und mochte das Fenster nicht offen haben. Durch die Scheibe konnte er auf das Hotel sehen, das er jahrzehntelang geführt hatte. Der Arzt kam regelmäßig und gab Juna genaue Anweisungen, so dass sie sich nicht allein gelassen fühlte.

Auch Anselm, Wilhelms jüngerer Bruder, der sich um alles Organisatorische und den Papierkram kümmerte, sah jeden Tag herein. Gelegentlich löste er Juna auch ab, damit sie draußen eine Runde drehen konnte. Aber es fiel ihr schwer, denn sie wollte bei Wilhelm sein. Er war schließlich auch immer für sie da gewesen, selbst in ihrer allerschwersten Zeit.

Seit Junas Großvater vor zwei Jahren gestorben war, waren Wilhelm und sie sich noch nähergekommen. Stillschweigend hatte er dessen Stelle in Junas Leben übernommen, so gut es ihm möglich war. Die beiden alten Herren waren die besten Freunde gewesen, auch wenn sie sich erst spät im Leben kennengelernt hatten.

 

Juna war froh, dass sie ihm bis zum Ende beistehen konnte. Besonders, da er noch diese ungeahnte, ihm so wichtige Bitte an sie geäußert hatte. Aber nun wusste sie nicht, wie sie mit der Leere umgehen sollte, die entstanden war. Seit auch Wilhelm nicht mehr da war, schien es ihr, als wäre ihr der Großvater wieder näher. So, als müsste von irgendwoher gleich seine Stimme durch den Nebel dringen.

»Hallo, Juna! Schön, dich zu sehen!«, ertönte stattdessen die Stimme Bens. Er stand auf dem Steg, den Juna angesteuert hatte. Auch wenn es sein Steg und sein Lokal war, das hinter ihm als verschwommene Silhouette aufragte, hatte sie nicht erwartet, ihn so früh hier zu sehen. Er war damit beschäftigt, etwas in einen Kahn zu laden. Es war einer der Kähne, die noch Junas Großvater gebaut hatte. Jetzt nahm Ben das Seil, das Juna ihm zuwarf, vertäute ihr Kajak und reichte ihr eine Hand, um ihr beim Aussteigen zu helfen.

»Warte, ich hab etwas für dich«, sagte sie und reichte ihm den Topf hinauf. »Als Dankeschön fürs Blumengießen und Postreinholen.«

»Ach was. Wozu hat man gute Freunde? Das ist doch selbstverständlich.«

»Ist es nicht. Es war ja eine ganz schön lange Zeit.« Juna kletterte auf den Steg und beobachtete erfreut, wie begeistert er das Etikett betrachtete und die glänzenden Blätter befühlte. Sie wusste, wie stolz er auf seinen Garten war, in dem die Gäste besonders gern frühstückten. Schließlich kannten sie sich seit über vierzig Jahren. Kaum zu glauben, dass sie nun beide dreiundfünfzig waren. Wenn sie ihn sah, war ihr immer noch manchmal, als würde hinter der nächsten Biegung ein Abenteuer auf sie beide warten.

»Jedenfalls vielen Dank für das schöne Geschenk.« Ben stellte den Topf sorgsam in eine geschützte Ecke. Dann sah er sie forschend an. »War es sehr schwer?«

Juna blickte zu Boden. »Eigentlich war es sehr friedlich. Nur die Beerdigung gestern, die muss ich noch verdauen.«

Er umarmte sie kurz. »Wilhelm war ein sehr feiner Kerl. Genau wie dein Großvater. Ich vermisse die beiden auch.«

Er ließ Juna los und legte ihr dann einen Arm um die Schultern. »Komm. Du hast bestimmt noch nichts gegessen. Ich lade dich zum Frühstück ein.«

»Ich habe Tee an Bord, und du wolltest doch gerade weg«, widersprach sie.

»Ich wollte nur eine kleine Auslieferung machen. Das eilt nicht. Ich muss dir noch etwas sagen.«

 

Kurze Zeit später saßen sie sich im Schutz der Hauswand an einem Gartentisch gegenüber. Ben schmierte ihr ein Brötchen und belegte es mit Käse, bevor er es ihr zuschob. Er wusste genau, was sie mochte. »Iss. Du bist ganz dünn geworden.«

Juna biss in das Brötchen, zu müde, um zu widersprechen. Es tat gut, mal selbst bedient zu werden. Sie hatte tatsächlich Appetit, stellte sie fest. »Wie läuft das Geschäft?«, fragte sie. Ben leitete den Spreefrosch, eines jener beliebten Lokale, wo die Spreewaldkähne mit den Gästen aus der Stadt anlegen konnten, wenn die Leute essen wollten oder einfach nur eine Pause brauchten.

»Ganz gut für Ende Oktober. Das Wetter war in den letzten Tagen wesentlich besser als heute.«

»Ich mag dieses Wetter.« Juna war dankbar für den Nebel, in dem sie sich so schön allein und geborgen fühlen und sogar davon ausgehen konnte, dass es niemand sah, wenn ihr eine Träne entwischte. Es passte zu ihrer Stimmung, und außerdem hatte sie den Nebel schon als Kind geliebt, wenn jede Wurzel am Ufer zu einem Märchenwesen wurde. »Was wolltest du mir sagen?«

Ben schob ein Marmeladenglas hin und her. Es war von der Feuchtigkeit in der Luft beschlagen und hinterließ ein Muster auf dem Holztisch. Sieht aus wie die Olympischen Ringe, dachte Juna. Dabei fiel ihr ein, was sie nachher machen konnte, um ihre wirren Gedanken zu sortieren, die seit Tagen hin und her sprangen wie ein Kaninchen im Käfig. Wie lange hatte sie ihren Bogen nicht mehr in der Hand gehalten? Jetzt konnte sie es kaum erwarten. Die Sehne spannen, das Ziel anvisieren, an nichts anderes mehr denken als nur an den Pfeil und seine saubere Flugbahn auf einen bestimmten Punkt hin.

Mit Mühe konzentrierte sie sich wieder auf Ben.

»Weißt du noch, als Wilhelm im Frühling noch mal hier war?«, fragte er. »Ich war erstaunt, als er einmal ohne dich auftauchte. Er hatte sich von irgendeinem vorbeifahrenden Kahn mitnehmen lassen. Er wollte mich unbedingt allein sprechen.«

»Dich? Warum das denn?«

»Er hatte sich wohl überlegt, dass ich der Einzige bin, der auf dich aufpassen wird, wenn er nicht mehr da ist.« Ben grinste unwillkürlich. »Du weißt ja, für die Großväter wird man nie erwachsen. Bevor du auf mich losgehst, ich weiß sehr wohl, dass du schon seit Jahrzehnten auf dich selbst aufpassen kannst.«

»Ich hab doch gar nichts gesagt.«

»Ja, aber ich kenne dich. Jedenfalls habe ich ihm schleunigst erst mal was zu trinken gebracht. Er sah ziemlich erschöpft aus.« Jetzt lächelte Ben zärtlich. »Er wollte unbedingt eine Spreewälder Himbeerfassbrause. Ich weiß, dass das nicht gut für seine Zuckerwerte war, aber er hat sie doch so geliebt. Und er klopfte mir auf die Schulter. Ist vielleicht meine Letzte, Junge , sagte er. Setz dich zu mir und stoße mit mir auf das Leben an. Es ist großartig. Ich...
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Autor

Patricia Koelle ist eine Autorin, die in ihren Büchern ihr immerwährendes Staunen über das Leben, die Menschen und unseren sagenhaften Planeten zum Ausdruck bringt. Bei FISCHER Taschenbuch erschienen, neben Romanen und Geschichten-Sammlungen, die Ostsee- und Nordsee-Trilogie, die Inselgärten-Reihe sowie die Sehnsuchtswald-Reihe. Neu erscheint gerade ihre Glückshafen-Reihe.