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Der Weg der Rebellin

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
Deutsch
Alea Libriserschienen am15.05.20201. Auflage
Nur ein halber Tag bleibt den Rebellen, um den Weltuntergang aufzuhalten. Doch ein unüberlegter Angriff bringt die Rebellion an den Rand der Niederlage. Hai Mei hat einen waghalsigen Plan, wie die Rebellen dennoch gewinnen können. Kann sie ihre Kämpfer einen und in die alles entscheidende Schlacht führen?mehr
Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR6,99
E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
EUR2,99

Produkt

KlappentextNur ein halber Tag bleibt den Rebellen, um den Weltuntergang aufzuhalten. Doch ein unüberlegter Angriff bringt die Rebellion an den Rand der Niederlage. Hai Mei hat einen waghalsigen Plan, wie die Rebellen dennoch gewinnen können. Kann sie ihre Kämpfer einen und in die alles entscheidende Schlacht führen?
Details
Weitere ISBN/GTIN9783945814420
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
Erscheinungsjahr2020
Erscheinungsdatum15.05.2020
Auflage1. Auflage
Reihen-Nr.2
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.5159038
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Kapitel 1

 

 

 

Hai Mei zog die Haustüre kräftiger zu, als sie eigentlich gewollt hatte. Der Knall hatte etwas Endgültiges. Wie gern hätte sie die letzten Stunden vor dem Weltuntergang mit Gatuan verbracht. Hätte ihm noch so unendlich viel gesagt. Wäre bei ihm am Tisch geblieben und hätte noch mehr Tee mit ihm getrunken, mit der Gewissheit, dass er die Nacht überstanden hatte. Aber sie konnte und durfte nicht. Denn vielleicht konnte sie eine kleine Rolle dabei spielen, den Weltuntergang zu verhindern. Noch lebte sie, und noch war die Rebellion nicht am Boden. Und noch war auch ihr Verlobter nicht zu den Ahnen gegangen. Nein. Wenn das Orakel recht behielt, dann würde die Welt zur zweiten Mittagsstunde untergehen - wenn sie den Jadekaiser bis dahin nicht besiegt hatten. Sie musste wieder zurück zu ihrer Kompanie und versuchen zu retten, was zu retten war. Kurz zögerte sie, warf einen letzten Blick auf die Tür, hinter der ihr Meister ihren Verlobten in die Rebellion einführte. War das die richtige Entscheidung gewesen, ihn dem Drahtzieher des Widerstandes vorzustellen? Nach all den Jahren, in denen sie ihn, einen kaiserlichen Beamten, aus der Rebellion ferngehalten hatte? Ja, denn er war schon lange auf unserer Seite, nur wollte er es nicht wahrhaben. Und sollte es wirklich so schlecht um die Rebellion stehen, wie es den Anschein hat, dann brauchen wir Leute wie ihn!

Entschlossen ging sie die Straße entlang. Mei wohnte in einem eher ruhigen Viertel der Hauptstadt Tai Ju, doch auch hier waren die Folgen des fehlgeschlagenen Rebellenangriffs der vergangenen Nacht bemerkbar. Gleich zwei Patrouillen von Soldaten kamen ihr entgegen. Die schwer bewaffneten Männer und Frauen warfen ihr kritische Blicke zu, als sie vorbeimarschierten. Mei senkte den Kopf und lief teilnahmslos an den Kaiserlichen vorbei. Nur nichts anmerken lassen ... warum hatten die Blauen Schärpen so früh und unüberlegt losschlagen müssen? Und dabei fast Gatuan getötet? Noch immer spürte sie den Nachhall der Angst um ihn in sich. Sie machte sich keine Illusionen, was die Blauen Schärpen, diese fanatischen und radikalen Rebellen, mit ihm gemacht hätten, wenn seine Flucht nicht gelungen wäre. Hätte ich Gatuan erzählen sollen, was sie seinen Kollegen angetan haben?

»Halt!«

Der Wunsch zu rennen war fast überwältigend. Sie blieb stehen, drehte sich langsam um. Die Soldaten einer der Patrouillen kamen auf sie zu. Eine weitere hatte ebenfalls angehalten und beobachtete das Geschehen.

»Woher stammt das Blut?« Der vorderste Soldat musterte sie kritisch.

Mei sah an sich herab und bemerkte ein paar Blutspritzer auf ihrer Weste. Verdammt, hat der gute Augen! Sie schluckte weiteres Blut hinunter, das sich in ihrem Mund sammelte. »Bei der Zerrung gerade habe ich mir auf die Zunge gebissen.«

»So viel Blut von einem Zungenbiss? Zeigen Sie mal her!« Der Soldat trat näher.

»Wenn Sie wollen ...« Sie öffnete den Mund.

Der Soldat warf einen Blick hinein und zuckte gleich darauf mit dem Kopf zurück. »Sie können weiter!« Damit drehte er sich um und reihte sich wieder in die Formation ein. Ein Befehl wurde geraunt, und die Patrouille setzte sich wieder in Bewegung. Die zweite blieb einen Augenblick länger stehen, schaute sich die wenigen Passanten an und schien ihren Kameraden den Rücken freihalten zu wollen. Erst als die erste Patrouille in eine andere Straße eingebogen war, marschierten auch sie weiter.

Bei der Reaktion des Soldaten hatte Mei ihre Wut vergessen. Sieht die Wunde so schlimm aus? In den letzten Augenblicken, in denen sie sich von Gatuan und dem Meister verabschiedet hatte, hatte sie den Zungenbiss komplett vergessen. Aber scheinbar war es doch ernster, als sie gedacht hatte. Wenn sie ihre Einheit erreicht hatte, würde sie zum Wundarzt gehen. Standhaft ignorierte sie die Blicke der Passanten und ging weiter. Sie bog in eine Seitenstraße ab, die sie zu den Randbereichen Tai Jus führte, dorthin, wo die Lagerhallen des Händlerviertels lagen. Erneut marschierte eine Patrouille an ihr vorbei, doch diesmal schenkten ihr die Soldaten keine Beachtung.

»Sofort stehen bleiben, verdammt!«

Mei verdrehte die Augen und wandte sich um. Dann sprang sie erschrocken zur Seite, als ein Mann an ihr vorbeistürmte. Kurz begegneten sich ihre Blicke, der Mann schüttelte den Kopf. Dann war er vorbei. Eine Gruppe Soldaten stürmte hinter ihm her. Einer der Kaiserlichen kam schlitternd im Schneematsch zum Stehen, legte eine Armbrust an und schoss. Brüllend brach der Fliehende zusammen, riss sich den Bolzen aus dem Oberschenkel und zückte ein langes Messer. Er kam auf die Knie und hielt den Soldaten die Klinge entgegen. Der erste Kaiserliche schlug die Waffe beiseite, doch noch während er sein Schwert hob, brachte der Mann seine Klinge zurück nach vorn und rammte sie dem Soldaten in den Bauch. Dieser schrie auf, begann aber gleich darauf zu lachen und klopfte sich auf den Schuppenpanzer. Dann trat er dem Mann ins Gesicht. Einen Augenblick später waren auch die anderen Kaiserlichen da und zerrten ihn auf die Beine, wobei er gleich wieder einknickte.

»Ich werd dafür sorgen, dass dich die kränksten Folterknechte bekommen, du verdammter Rebell!« Ein Soldat zog ihn erneut hoch und stieß ihn vorwärts, doch er fiel erneut auf die Straße. Fluchend packten ihn zwei weitere unter den Armen und schleiften ihn mit sich. Als der Mann an Mei vorbeigezerrt wurde, schaute er auf. Diesmal sah sie nackte Panik in seinem Blick. Doch jetzt konnte sie noch weniger für ihn tun als zuvor. Ein Soldat warf ihr einen herausfordernden Blick zu. Sie konnte nichts anderes machen, als die Gruppe mit ehrlichem Schrecken anzuschauen. Es musste einer der Rebellen gewesen sein, die in der Nacht gemeinsam mit den Blauen Schärpen die Verwaltungsgebäude in der Stadt angegriffen hatten. Aber anstatt im Versteck zu bleiben oder erneut mit uns anzugreifen, wird er die letzten Stunden seines Lebens auf einer Folterbank verbringen. Mei schüttelte niedergeschlagen den Kopf. So wollte sie ihren Weg nicht zu Ende gehen. Hätte sich der Idiot einfach in seine Klinge gestürzt, das wäre besser gewesen. Für eine Weile schaute sie der Gruppe nach, bis sie in der nächsten Straße verschwunden waren. Erst dann ging sie mit einem beklommenen Gefühl weiter.

Erleichtert sah sie schließlich das Lagerhaus, in dem sich ihre Kompanie versteckt hielt. Sie täuschte einen Hustenanfall vor und schaute sich dabei gründlich um. Erst dann ging sie gemächlich zu dem großen Holzhaus mit den Toren, die wie bei vielen anderen Lagern zugenagelt waren. Plünderungen war in den letzten Wochen immer mehr zu einem Problem geworden. Mit einem letzten Rundumblick trat sie an die Eingangstür, die sich an der linken, langen Seite des Gebäudes befand, und klopfte einen schnellen Takt. Vier langsame Schläge antworteten ihr, und sie schlug die passende Antwort auf die Losung. Die Tür öffnete sich, und Mei sah in das versteinerte Gesicht Pan Yis. Sie lächelte die Überraschung weg, die sich in ihr auszubreiten begann, und trat ein. Es war nie ein gutes Zeichen, wenn ihr Adjutant sie am Eingang erwartete.

Pan Yi machte eine leichte Verbeugung und schloss die Tür hinter ihr. »Kommandantin, die Nacht ist schlecht gelaufen«, murmelte er leise.

»Ich habe bereits von der Niederlage der Blauen Schärpen gehört, Yi«, erwiderte Mei, während sie den Flur zum vorderen Lagerraum entlangliefen. Schmerz breitete sich in Wellen von ihrer zerbissenen Zunge aus und dröhnte in ihrem Kopf. Sie atmete tief durch, versuchte, das Pochen zu ignorieren. Momentan gab es Wichtigeres. Besonders die Stille, die über dem großen Gebäude lag, steigerte ihr Unbehagen um ein Vielfaches. Was ist heute Nacht wirklich geschehen? Ahnen, die ihr über uns wacht, steht uns bei! Dutzende Männer und Frauen waren in der Lagerhalle mit verschiedenen Arbeiten beschäftigt, die sie schweigend ausführten. Je mehr von ihnen Hai Mei bemerkten, desto mehr hielten in ihrer Arbeit inne, und das Schweigen wurde beklemmender. Die Blicke ihrer Mitstreiter und die Stimmung, die den Raum erfüllte, trafen Mei wie ein Bolzenschwarm. Sie meißelte sich ein Lächeln ins Gesicht und ging durch die Reihen ihrer Kämpfer. Sie war die Kommandantin der Bergdrachen, der ersten Kompanie der Rebellenstreitkräfte. Bis zum Moment des Weltuntergangs musste sie ihren Kämpfern Hoffnung auf den Sieg geben. Das war sie ihnen, der Welt, den Ahnen und den Hohen des Himmels schuldig. Reiß dich zusammen! Schließlich erreichte sie einen der Seitenräume, in dem sie ihre Besprechungen und Planungen abhielten. Erst als Pan Yi die Tür hinter sich geschlossen hatte, gab sie ihre Maske auf. »Was ist heute Nacht wirklich passiert?« Sie konnte das Zittern in ihrer Stimme nicht länger unterdrücken.

»Kommandantin, es waren nicht nur die Blauen Schärpen, die heute Nacht eine schnelle Entscheidung gesucht haben. Als bekannt wurde, dass heute die Welt untergehen wird, sind ihnen nicht nur ihre Verbündeten gefolgt, sondern auch viele Kämpfer aus unseren Reihen ...«

»Wie viele haben wir verloren, Yi?«

»Gut ein Drittel unserer gesamten Kräfte.«

Nein! Sie hatte das Gefühl, als würde ihr Körper zu Eis gefrieren. Selbst die Schmerzen in ihrer Zunge traten zurück, als ihr voll und ganz bewusst wurde, dass sie den Kampf so gut wie verloren hatten. Die Rebellion war am Ende und mit ihr jede Hoffnung, den Weltuntergang aufzuhalten. Sie hatte schon in der Nacht, als sie von der Niederlage der Blauen Schärpen erfahren hatte, geahnt, dass es schlimm werden würde. Aber so schlimm? Derart katastrophal? Sie hatten die Ahnen verraten,...
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