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Die Sterne über Falkensee

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
399 Seiten
Deutsch
Bastei Entertainmenterschienen am26.02.20211. Aufl. 2021
Westpreußen 1925: Nach einer stürmischen Romanze geben sich Isabella von Bargelow und Kaufmann Julius Kirchner auf Gut Falkensee das Jawort. Wenige Jahre später fällt auf ihr Glück ein Schatten. Julius schließt sich der NSDAP an, und Isabella versteht ihren Mann nicht mehr. Dann entdeckt sie versteckt im Gutshaus eine Fremde. Ist es Julius` Geliebte? Als Isabella die Wahrheit erfährt, muss sie um ihre Familie bangen. Ist sie bereit, ihre Liebe und ihr Gewissen zu opfern, um Kinder und Heimat zu schützen?


Luisa von Kamecke wuchs mit den Erzählungen ihrer Mutter vom westpreußischen Drei-Werder-Land auf. Mit den Romanen um Gut Falkensee setzt sie der Heimat ihrer Vorfahren ein literarisches Denkmal. Nach Die Frauen von Gut Falkensee ist Die Sterne über Falkensee der zweite in sich abgeschlossene Roman der Westpreußen-Saga.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR11,00
E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextWestpreußen 1925: Nach einer stürmischen Romanze geben sich Isabella von Bargelow und Kaufmann Julius Kirchner auf Gut Falkensee das Jawort. Wenige Jahre später fällt auf ihr Glück ein Schatten. Julius schließt sich der NSDAP an, und Isabella versteht ihren Mann nicht mehr. Dann entdeckt sie versteckt im Gutshaus eine Fremde. Ist es Julius` Geliebte? Als Isabella die Wahrheit erfährt, muss sie um ihre Familie bangen. Ist sie bereit, ihre Liebe und ihr Gewissen zu opfern, um Kinder und Heimat zu schützen?


Luisa von Kamecke wuchs mit den Erzählungen ihrer Mutter vom westpreußischen Drei-Werder-Land auf. Mit den Romanen um Gut Falkensee setzt sie der Heimat ihrer Vorfahren ein literarisches Denkmal. Nach Die Frauen von Gut Falkensee ist Die Sterne über Falkensee der zweite in sich abgeschlossene Roman der Westpreußen-Saga.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783732594948
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatFormat mit automatischem Seitenumbruch (reflowable)
Erscheinungsjahr2021
Erscheinungsdatum26.02.2021
Auflage1. Aufl. 2021
Reihen-Nr.2
Seiten399 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.5161623
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


1. Kapitel

Isabella

Gut Falkensee, Westpreußen, Juni 1924

Isabella war ein wenig außer Atem, als sie die breite Freitreppe vor dem Eingang des Herrenhauses hinunterlief. Sie war in Eile, denn sie hatte in ihrem Zimmer eine Weile nach dem neuen Seidenschal suchen müssen. Die hellen Steinstufen reflektierten die Morgensonne, sodass Isabella die Augen mit der Hand abschirmen musste. Am Fuß der Treppe hob sich ihr Stiefvater wie ein Scherenschnitt vor den leuchtend bunten Sommerblumen des Rondells in der Einfahrt ab. Er hatte seinen Opel 10/30 bereits vorgefahren und stand wartend daneben.

»Tut mir leid, Papa.« Sie hauchte ihm einen Kuss auf die Wange, bevor sie sich eilig auf den Beifahrersitz setzte.

Konrad von Sandtberg murmelte etwas vor sich hin, lächelte jedoch, während er den Platz hinter dem Steuer einnahm. Er war Isabella so gut wie nie böse, und wenn er sich doch einmal über sie ärgerte, genügten ein unschuldiger Augenaufschlag und ein zerknirschtes Lächeln, um ihn zu besänftigen. Das hatte Isabella schon als kleines Mädchen von ihrer Mutter gelernt.

»Haben wir in Bischofswerder viel zu besorgen?«, erkundigte sie sich munter, während Konrad den Wagen die breite kiesbestreute Auffahrt entlangsteuerte.

»Dünger«, sagte ihr Stiefvater. »Vor allem brauchen wir einen guten Dünger.«

Obwohl sie gefragt hatte, hörte sie seiner Antwort nur mit halbem Ohr zu. Sie warf einen Blick zurück zum Herrenhaus, das in der Sonne schneeweiß leuchtete. Die langen Reihen blitzblanker Fenster des zweistöckigen Gebäudes schienen ihr zuzuzwinkern. Soeben trat Sabine, eines der Stubenmädchen, auf den kleinen Balkon über dem Eingang und schüttelte ein Kissen aus.

»Und ich muss mit dem Getreidehändler über den Verkauf der Ernte verhandeln«, fuhr ihr Vater fort. »Im Großen und Ganzen ist schon alles geklärt. Es sind nur noch einige Kleinigkeiten zu regeln.«

»Hmhm.« Mittlerweile waren sie durch das hohe schmiedeeiserne Tor gefahren und in die schmale Straße eingebogen. Durchs Wagenfenster betrachtete Isabella die weite Landschaft, die sich in sanften Wellen bis zum Horizont erstreckte. Einige hundert Meter entfernt funkelte der kleine See, in dem sie seit ihrer Kindheit an heißen Tagen badete, wie ein hellblaues Auge im Sonnenlicht. Die Zweige der Erlen und Buchen schienen ihr im sanften Wind fröhlich zuzuwinken.

Isabella spürte ein warmes Gefühl in der Brust. Wie immer, wenn sie sich im Automobil oder zu Pferd zwischen den Feldern und Wäldern des elterlichen Besitzes bewegte. Gut Falkensee war ihre Heimat - für sie der schönste Ort der Welt. Obwohl sie natürlich wusste, dass sie noch nicht allzu viel von der Welt gesehen hatte. Dennoch wollte sie nicht fort von hier.

Deshalb war sie froh, dass der Besitz von Arthurs Eltern nicht weit von Gut Falkensee entfernt lag. Wenn er sie tatsächlich heiratete, würde sie Falkensee oft besuchen können.

Ach, sie wünschte sich so sehr, dass Arthur ihr einen Antrag machte. Wie oft sie schon miteinander gelacht und gescherzt hatten, wenn sie sich bei Abendeinladungen und Festen ihrer gemeinsamen Bekannten begegnet waren â¦ Erst neulich hatte er ihr Kleid bewundert und ihr gesagt, wie hübsch ihre Hände seien. Genau wie sie musste er doch einfach spüren, dass sie füreinander bestimmt waren. Mama sagte das auch immer wieder und vergaß nie zu erwähnen, dass es eine bessere Partie im ganzen Drei-Werder-Land nicht gab.

»Welche Besorgungen möchtest du denn machen, mein Kind?«, erkundigte sich ihr Vater. Konrad war erstaunt gewesen, als sie beim Frühstück verkündet hatte, dass sie ihn nach Bischofswerder begleiten wollte. Bisher hatte sie sich nie für seine wöchentlichen Ausflüge in die Stadt interessiert. Isabella wusste jedoch, dass donnerstags fast sämtliche Großgrundbesitzer aus der Umgebung ihre Geschäfte und Besorgungen in Bischofswerder zu machen pflegten. Und nachdem das erledigt war, trafen sich die Herren regelmäßig zu einem Umtrunk, tauschten Neuigkeiten aus und redeten über Aussaat und Ernte und was Männer sonst noch zu besprechen pflegten.

Deshalb hoffte sie, Arthur zu begegnen, wenn sie heute gemeinsam mit ihrem Vater in Bischofswerder unterwegs war. Als erstgeborener Sohn, der schon bald die Leitung des Besitzes übernehmen sollte, war Arthur schon jetzt in die Leitung von Gut Willinghausen eingebunden. Und da Isabella stets die Ohren weit aufsperrte, wenn von Arthur die Rede war, hatte sie gehört, dass meistens er die notwendigen Besorgungen in der Stadt erledigte.

Deshalb war ihr heute Morgen beim Aufwachen spontan der Gedanke gekommen, dass es sich um eine wunderbare Gelegenheit handelte, Arthur noch einmal mit ihrem Aussehen, ihrem Charme und ein paar geistreichen Bemerkungen zu beeindrucken. Ein prunkvolles Fest, wie Tante Charlotte es anlässlich ihres Hochzeitstags auf Gut Falkensee plante, wäre eine wunderbare Gelegenheit für Arthur, ihr im Laufe des Abends den ersehnten Antrag zu machen. Natürlich würde er ihr Tischherr sein, sie würden miteinander tanzen und irgendwann einen Spaziergang im Park machen, weil Isabella frische Luft brauchte.

Bei der Vorstellung, dass Arthur ihr im jasminduftenden Park unter dem Sternenhimmel seine Liebe gestehen und erklären würde, dass er sie gern als seine Frau nach Gut Willinghausen heimführen wollte, kribbelte es in Isabellas Bauch. Sie konnte es kaum erwarten, dass endlich ihr Leben als Ehefrau begann. Schließlich war es das, worauf sie sich all die Jahre vorbereitet hatte. Das erklärte Ziel der sorgfältigen Unterweisungen durch ihre Mutter: die Ehe mit einem wohlhabenden Mann.

Mama hatte besorgt die Stirn gerunzelt, als sie von Dora von Bernsdorffs Verlobung mit Siegfried von Sahlheim gehört hatte. Wieder ein Sohn aus reichem Hause, der nicht mehr als Heiratskandidat zur Verfügung stand. Dummerweise gab es in den Familien der westpreußischen Landjunker nur wenige Söhne, noch dazu wohlhabende, erstgeborene Söhne, die als Ehemänner für Isabella infrage kamen.

»Wenn es mit Arthur von Willinghausen nicht klappt«, hatte Isabellas Mutter mit einem tiefen Seufzer gesagt, »müssen wir uns unter den reichen Geschäftsleuten und den Fabrikerben umsehen. Das ist zwar längst nicht so erstrebenswert wie der Grafentitel der Willinghausens, aber es geht vor allem darum, dass du gut versorgt bist. Sehr gut, meine ich. Also streng dich an, dass es mit Arthur von Willinghausen etwas wird.«

Es wäre nicht nötig gewesen, Isabella extra darauf hinzuweisen, dass eine Ehe mit Arthur äußerst erstrebenswert war. Sie war ja längst verliebt in ihn! Natürlich gefiel es ihr, dass er in einem prächtigen Haus wohnte und seine Frau eine Gräfin sein würde. Doch sie mochte auch seine hochgewachsene, breitschultrige Statur, sein dichtes blondes Haar und sein hübsches Gesicht.

Schon viele Nächte hatte Isabella damit zugebracht, sich vorzustellen, wie es wohl als Arthurs Frau sein mochte. Dann fragte sie sich auch immer wieder, ob er ebenso empfand wie sie. Mittlerweile war sie ziemlich sicher, dass er nur noch einen klitzekleinen Schubs in die richtige Richtung brauchte. Bisher hatte er zwar häufig mit ihr geflirtet, aber niemals deutlich gezeigt, dass sie die einzige junge Frau war, für die er sich interessierte. Bei Festen und Abendeinladungen scherzte und lachte er gern mit ihr, kümmerte sich aber immer auch um andere der anwesenden Heiratskandidatinnen. Dummerweise war deren Zahl deutlich höher als die der passenden jungen Männer.

Eine der Frauen, mit denen er sich gelegentlich unterhielt, war Margarete. Was Isabella ziemlich nett von Arthur fand. Schließlich weckte ihre unscheinbare Freundin mit der schüchternen Art wenig Interesse bei den heiratsfähigen jungen Männern. Umso netter also, dass Arthur sich ihrer annahm. Doch nun wurde es Zeit, dachte Isabella, dass er sich zu seinen Absichten bekannte und ihr einen Antrag machte.

Für den spontanen Ausflug nach Bischofswerder hatte Isabella ihr schönstes Sommerkleid angezogen. Es war aus hellem Chiffon mit kurzen, angeschnittenen Ärmeln und einer tief angesetzten Taille. Der Ausschnitt war mit einem blassblauen Band verziert, durch das zugleich die Weite reguliert wurde. So konnte Isabella sicher sein, dass der hässliche rote Fleck unter ihrem Schlüsselbein auf keinen Fall zu sehen war. Sie hoffte inständig, dass Arthur bei ihrem Anblick nur einen Gedanken hatte: Genau so soll die künftige Herrin von Gut Willinghausen aussehen.

»Oh, ich brauche nichts«, beantwortete sie etwas verspätet die Frage ihres Vaters. »Ich dachte, ich begleite dich bei deinen Erledigungen. Wo werden wir überall hingehen?«

»Wie ich schon sagte: Ich muss Dünger bestellen und in der Getreidehandlung vorbeischauen. Außerdem müssen wir Säcke für die Ernte nähen lassen, doch das ist nicht so dringend.« Konrad stockte und warf seiner Stieftochter einen Seitenblick zu. »Diese Dinge interessieren dich doch gar nicht.«

Er klang so ratlos, dass Isabella hell auflachte. »Ich dachte einfach, es könnte nett sein, dich zu begleiten. Schließlich hast du keinen Sohn, der das tun könnte.«

Sie hatte ein etwas schlechtes Gewissen, weil das nicht der wahre Grund war, aus dem sie neben ihrem Stiefvater im Auto saß. Aber es war auch nicht vollkommen gelogen. Sie war gern mit Konrad zusammen. Er hörte ihr immer aufmerksam zu, und - anders als ihre Mutter - kritisierte er sie nicht ständig oder sagte ihr, was sie tun und lassen sollte.

Eine Weile herrschte Schweigen in dem Opel, der leise brummend die schmale Straße entlangfuhr.

»Du bist...

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Luisa von Kamecke wuchs mit den Erzählungen ihrer Mutter vom westpreußischen Drei-Werder-Land auf. Mit den Romanen um Gut Falkensee setzt sie der Heimat ihrer Vorfahren ein literarisches Denkmal. Nach Die Frauen von Gut Falkensee ist Die Sterne über Falkensee der zweite in sich abgeschlossene Roman der Westpreußen-Saga.
Die Sterne über Falkensee

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