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Reussschlinge

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
246 Seiten
Deutsch
Gmeiner Verlagerschienen am09.09.20202023
Am Ufer der Reuss wird eine menschliche Hand angeschwemmt. Kantonspolizist Stephan Bernauer und sein Team nehmen die Ermittlungen auf und stoßen auf eine grausam zugerichtete Frauenleiche. Warum verschwand das Opfer von einem Tag auf den anderen? Und weshalb verstricken sich die Personen im Umfeld des Opfers in Ungereimtheiten? Als man auch noch den Leichnam einer ermordeten Stadtführerin findet, deckt Bernauer Verbindungen zu einem der dunkelsten Kapitel der Freiämter Geschichte auf ...

Martin Rüfenacht ist in Zufikon bei Bremgarten im Freiamt aufgewachsen. Er hat Rechtswissenschaften studiert, besitzt zwei Master-Titel und arbeitet als Bereichsleiter bei einer großen Versicherungsgesellschaft. Nach Abstechern nach Kalifornien und Zürich zog es ihn wieder zurück in seine Heimat, wo er mit seiner Frau und drei Kindern lebt. Er kennt die Schauplätze und Geschichten der Region seit seiner Kindheit, was seinem Erstling Lokalkolorit und Spannung verleiht. Als Jurist schreibt Martin Rüfenacht täglich, was er muss. Mit 'Reussschlinge' konnte er endlich schreiben, was er wollte.
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Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR15,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR11,99
E-BookPDF1 - PDF WatermarkE-Book
EUR11,99

Produkt

KlappentextAm Ufer der Reuss wird eine menschliche Hand angeschwemmt. Kantonspolizist Stephan Bernauer und sein Team nehmen die Ermittlungen auf und stoßen auf eine grausam zugerichtete Frauenleiche. Warum verschwand das Opfer von einem Tag auf den anderen? Und weshalb verstricken sich die Personen im Umfeld des Opfers in Ungereimtheiten? Als man auch noch den Leichnam einer ermordeten Stadtführerin findet, deckt Bernauer Verbindungen zu einem der dunkelsten Kapitel der Freiämter Geschichte auf ...

Martin Rüfenacht ist in Zufikon bei Bremgarten im Freiamt aufgewachsen. Er hat Rechtswissenschaften studiert, besitzt zwei Master-Titel und arbeitet als Bereichsleiter bei einer großen Versicherungsgesellschaft. Nach Abstechern nach Kalifornien und Zürich zog es ihn wieder zurück in seine Heimat, wo er mit seiner Frau und drei Kindern lebt. Er kennt die Schauplätze und Geschichten der Region seit seiner Kindheit, was seinem Erstling Lokalkolorit und Spannung verleiht. Als Jurist schreibt Martin Rüfenacht täglich, was er muss. Mit 'Reussschlinge' konnte er endlich schreiben, was er wollte.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783839266267
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2020
Erscheinungsdatum09.09.2020
Auflage2023
Reihen-Nr.1
Seiten246 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.5168246
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Kapitel 4

Er ließ sich vom Lift nach unten bringen. Im Institut nahm er nie die Treppe. Schon ein paarmal war ihm beim Anblick einer Leiche schlecht geworden und die Knie hatten nachgegeben. Dieses Gefühl stellte sich mittlerweile schon beim Betreten des Instituts ein, auch wenn er noch keine Leiche zu Gesicht bekommen hatte, und einen Treppensturz wollte er auf jeden Fall vermeiden. Er wollte auf eigenen Beinen wieder nach oben gehen und nicht unten aufschlagen und dann zum nächsten Übungsobjekt von Assistenzärzten werden. Zudem hing im Lift ein Spiegel, und sich selbst tief in die Augen zu schauen, half Bernauer in der Regel, aufkommende Übelkeit zu bekämpfen; nicht nur in der Gerichtsmedizin, sondern auch nach einem Ausgang, bei dem er über die Stränge geschlagen hatte.

Die Lifttür öffnete sich und Bernauer betrat den mit Neonröhren beleuchteten Flur. Wie immer, wenn er hier unten war, kamen ihm zwei Fragen in den Sinn, die ihm bisher niemand schlüssig beantworten konnte. Erstens: Warum befinden sich die Sezierräume der Gerichtsmedizin immer im Untergeschoss? Und zweitens: Warum sind die Räume und Flure weiß gekachelt wie in einem Schlachthof? In Schlachthöfen fließt sehr viel Blut, da leuchtet es ein, wenn man die Wände mit Wasser abspritzen kann, aber in der Gerichtsmedizin? Tote bluten in der Regel nicht extrem. Zumindest spritzt das Blut nicht fontänenartig an die Wände. Warum also die Kacheln? Bernauer beantwortete für sich beide Fragen mit der von ihm vermuteten Abscheu der Gerichtsmediziner vor direktem Sonnenlicht und ihrer Vorliebe für Hochdruckreiniger.

Bernauer war unschlüssig, welche Richtung er einschlagen sollte. Da hörte er aus einer Tür links den Gang runter eine Frauenstimme in reinstem Hochdeutsch rufen: »Herr Bernauer? Hier drüben.«

Er hatte plötzlich noch weniger Lust auf das Gespräch. Auf das Schlimmste gefasst streckte er vorsichtig seinen Kopf durch die Tür, aus der die Stimme gekommen war.

Doktor Bernhard erwartete ihn mit einem gewinnenden Lächeln. Bernauer war sprachlos. Er hatte eine junge Assistenzärztin erwartet. Stattdessen war Siglinde Bernhard Mitte 50. Ihr kurz geschnittenes, grau meliertes Haar und der ein bisschen zu enge Kittel verliehen ihr etwas Strenges.

»Ich bin die Sigi.« Sie streckte Bernauer die Hand entgegen.

Dieser erwiderte den Gruß und stammelte: »Stephan Bernauer â¦ freut mich«, obwohl es das nicht tat. Aber angenehm wäre noch vermessener gewesen.

»Wieso so förmlich?«, fragte die Ärztin. »Na ja, Sie müssen die Form in Ihrem Beruf halt schon ein bisschen bewahren, nicht wahr?«

Bernauer war zu verdutzt, um etwas zu erwidern.

»Immerhin sind unsere Nachnamen fast identisch. Ich würde sagen, das verbindet«, fuhr sie fort.

Bernauer starrte sie fassungslos an.

»Egal, zur Sache.« Doktor Bernhard wies mit der Hand auf eine Tür hinter sich. Bernauer ging zwei Schritte auf die Tür zu, überließ ihr dann aber den Vortritt. Man wusste schließlich nie, was einen hier unten erwartete. Als sie durch die Tür schritten, war er zunächst beruhigt. An der gegenüberliegenden Wand waren die Kühlfächer für die Toten angebracht und alle waren verschlossen.

»Wie sehen Sie denn eigentlich aus?«, wollte sie unvermittelt wissen.

Erst jetzt wurde Bernauer bewusst, dass er sich die gelbe Farbe noch gar nicht vom Kopf gewischt hatte. Die Stelle, an der der Ballon aufgeprallt war, schmerzte zwar noch ein wenig, aber nicht derart, dass es Bernauer gestört hätte. Und so hatte er es versäumt, sich zu waschen.

»Ach das â¦ ein kleiner Betriebsunfall. Nicht der Rede wert.«

»Soll ich das behandeln?«

»Lassen Sie mal.« Das wäre ja noch schöner, dachte Bernauer, wenn er sich von einer Leichenfledderin verarzten ließe. Er stand etwas unschlüssig im Raum herum.

»Mal sehen â¦«, sprach Doktor Bernhard nachdenklich und ging mit dem Zeigfinger der rechten Hand eine Liste durch, die neben der Tür an der Wand befestigt war. »Ah, hier. Fach Nummer 7.« Sie drehte sich um und ging entschlossenen Schrittes auf das Fach mit der entsprechenden Nummer zu. Sie öffnete die Klappe und zog eine Schublade aus der Öffnung. Auf der langen Lade lag nicht etwa eine Leiche, sondern nur die Hand, die der kleine Tobias einen Tag zuvor an der Reuss gefunden hatte. Am kleinen Finger war an einem dünnen Schnürchen eine Etikette befestigt.

»Hier ist Ihr eiskaltes Händchen .« Sigi Bernhard prustete vor Lachen. Bernauer konnte wieder nichts sagen. Was war bloß mit dieser Frau los? Bernhard deutete Bernauers Schweigen allerdings falsch und erklärte: »Wie in der Addams Family , verstehen Sie?«

»Wenn wir nicht bald ernst werden, rufe ich Lurch und der bugsiert Sie unzimperlich aus Ihrem gemütlichen Büro hier unten.« Bernauer musste innerlich schmunzeln ob dieses seiner Meinung nach sehr gelungenen Konters, ließ sich aber äußerlich nichts anmerken.

Etwas verschnupft nahm Doktor Bernhard zwei Vinylhandschuhe aus ihren Manteltaschen, streifte sich diese über und hob das Fundstück sachte hoch. Langsam drehte sie die stark aufgeschwemmte Hand vor ihrem und Bernauers Kopf. Seltsamerweise hatte Bernauer dieses Mal keine Mühe mit der Übelkeit. Die Sache war so abstrakt, dass er die Hand in Gedanken nicht direkt mit einer Leiche in Verbindung brachte. Sie war vielmehr ein Objekt, das ihnen hoffentlich Hinweise auf das Opfer oder gar die Täterschaft gab.

Siglinde Bernhard begann ihren Vortrag: »Wir haben es hier mit der rechten Hand eines Menschen zu tun.«

»Na immerhin, sonst hätte ich nebenan bei den Veterinären klingeln müssen«, unterbrach sie Bernauer. Und sogleich ärgerte er sich über sich selbst, war er doch seinerseits nun nicht ernsthaft bei der Sache.

Er erntete denn auch einen genervten Blick der Ärztin, die fortfuhr: »Herr Bernauer. Ich bitte Sie! Ich versuche Ihnen hier meine Erkenntnisse zu vermitteln. Ich dachte, wir können das mit gegenseitigem Respekt tun. Falls Sie kein Interesse haben, ich habe noch andere Kunden, die ebenfalls meine Aufmerksamkeit verlangen.« Dabei zeigte sie mit einer saloppen Bewegung auf die Wand mit den Kühlfächern.

»Schon gut«, erwiderte Bernauer. »Fahren Sie bitte fort«.

»Also, wie schon gesagt, Sie sehen hier die rechte Hand eines Menschen. Vom Verwesungszustand her würde ich sagen, sie lag ein bis zwei Jahre im Wasser. Es ist allerdings sehr schwierig, das genau abzuschätzen. Aber mindestens zwölf Monate werden es schon gewesen sein. Wir haben die Hand geröntgt.«

»Können Sie etwas über das Alter der Leiche sagen?« Bernauer hatte einmal gelesen, dass man aufgrund der Handknochen das Lebensalter eines Menschen bestimmen konnte.

»Anhand der Handknochen kann man in der Tat herausfinden, wie alt jemand ist. Die Bestimmung des Alters funktioniert aber nur bei Jugendlichen bis etwa 20 Jahre. Und die Methoden sind mittlerweile recht umstritten. Die gesuchte Person war aber ausgewachsen. Das erkennt man daran, dass die Knochen alle voll ausgebildet sind. Bei Mädchen ist dies etwa mit 14 Jahren der Fall, bei Jungen etwa mit 16 Jahren. Aufgrund der Feingliedrigkeit der Knochen würde ich auf eine Frau tippen. Das kann ich aber nicht mit Sicherheit bestimmen. Dafür müsste ich zuerst einen DNA-Test machen. Zusammenfassend kann ich zum jetzigen Zeitpunkt sagen, dass die Hand vermutlich einer Frau gehört beziehungsweise gehört hat und dass sie älter als 20 Jahre sein muss - oder gewesen sein muss. Da die Knochen und Knorpel noch gut erhalten sind und ich keine Abnützungserscheinungen oder degenerative Krankheiten wie beispielsweise Arthrose feststellen kann, würde ich das Alter auf unter 50 Jahre schätzen.« Sie legte die Leichenhand zurück in die geöffnete Schublade.

»Interessant sind auch die Ränder am Handgelenk«, erklärte sie weiter. »Zum einen sehen wir hier deutliche Spuren von Einschnitten. Das Handgelenk muss also irgendwo straff festgebunden worden sein. Es deutet einiges auf ein dünnes Stahlseil hin. Sehen Sie hier diese quer verlaufenden Rillen?«

Bernauer beugte sich ein wenig vor, konnte aber nicht wirklich etwas erkennen. »Mmhmhh«, machte er trotzdem.

»Das führt mich zu meiner Vermutung, dass der Rest des Körpers ebenfalls im Wasser liegt oder lag. Es sind am Handgelenk Verfärbungen erkennbar, die von Rost herrühren, was wiederum den Schluss nahelegt, dass das Stahlseil auch längere Zeit im Wasser gewesen sein muss. Also entweder war nur die Hand im Wasser mit einem Stahlseil irgendwo festgebunden, was mir doch reichlich unwahrscheinlich erscheint, oder aber die Leiche war an mindestens diesem Handgelenk im Wasser befestigt.« Doktor Bernhard setzte ein triumphierendes Lächeln auf. »Und noch etwas ist interessant: Hier ganz am Rand sind die Reste eines Tattoos erkennbar. Wahrscheinlich ein Runenmuster ums Handgelenk. Offenbar war unsere Leiche tätowiert, zumindest am Handgelenk. Das Tattoo war noch nicht sehr ausgebleicht, kann also nicht sehr alt gewesen sein.«

Jetzt ist es also schon »unsere« Leiche, dachte Bernauer resigniert und fasste zusammen: »Wenn ich Sie recht verstehe, haben wir es hier mit der Hand einer weiblichen Leiche zu tun. Sie lag länger als ein Jahr im Wasser. Die Frau war tätowiert und vermutlich zwischen 20 und 50 Jahre alt. Das eher frische Tattoo lässt auf eine jüngere Person schließen, wenn aber natürlich nicht ausgeschlossen werden kann, dass sich auch eine ältere Frau noch zu einem Tattoo entschließt.«

»Sie haben das richtig erfasst, Herr Bernauer.« Siglinde Bernhard streifte die...

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Autor

Martin Rüfenacht ist in Zufikon bei Bremgarten im Freiamt aufgewachsen. Er hat Rechtswissenschaften studiert, besitzt zwei Master-Titel und arbeitet als Bereichsleiter bei einer großen Versicherungsgesellschaft. Nach Abstechern nach Kalifornien und Zürich zog es ihn wieder zurück in seine Heimat, wo er mit seiner Frau und drei Kindern lebt. Er kennt die Schauplätze und Geschichten der Region seit seiner Kindheit, was seinem Erstling Lokalkolorit und Spannung verleiht. Als Jurist schreibt Martin Rüfenacht täglich, was er muss. Mit ¿Reussschlinge¿ konnte er endlich schreiben, was er wollte.
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Rüfenacht, Martin