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Reussstrudel

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
281 Seiten
Deutsch
Gmeiner Verlagerschienen am09.02.2022
Bremgartens Marktchef stirbt plötzlich - und auf äußerst ungewöhnliche Weise. Kantonspolizist Stephan Bernauer und sein Team nehmen die Ermittlungen auf und stoßen auf zahlreiche verdächtige Marktfahrer und eine Mauer des Schweigens. Alle haben mindestens ein Motiv, sich des unliebsamen Zeitgenossen zu entledigen. Bald finden sich die Ermittler in einem Netz aus dunklen Machenschaften, Intrigen, Günstlingswirtschaft und persönlichen Fehden wieder. Die Wahrheit hat viel größere Ausmaße, als Bernauer es sich vorstellen kann ...

Martin Rüfenacht ist in Zufikon bei Bremgarten im Freiamt aufgewachsen. Er hat Rechtswissenschaften studiert, besitzt zwei Master-Titel und arbeitet als Bereichsleiter bei einer großen Versicherungsgesellschaft. Nach Abstechern nach Kalifornien und Zürich zog es ihn wieder zurück in seine Heimat, wo er mit seiner Frau und drei Kindern lebt. Er kennt die Schauplätze und Geschichten der Region seit seiner Kindheit, was seinen Krimis Lokalkolorit und Spannung verleiht. 'Reussstrudel' ist nach 'Reussschlinge' sein zweiter Kriminalroman um den Kantonspolizisten Stephan Bernauer und sein Team.
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Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR15,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR11,99
E-BookPDF1 - PDF WatermarkE-Book
EUR11,99

Produkt

KlappentextBremgartens Marktchef stirbt plötzlich - und auf äußerst ungewöhnliche Weise. Kantonspolizist Stephan Bernauer und sein Team nehmen die Ermittlungen auf und stoßen auf zahlreiche verdächtige Marktfahrer und eine Mauer des Schweigens. Alle haben mindestens ein Motiv, sich des unliebsamen Zeitgenossen zu entledigen. Bald finden sich die Ermittler in einem Netz aus dunklen Machenschaften, Intrigen, Günstlingswirtschaft und persönlichen Fehden wieder. Die Wahrheit hat viel größere Ausmaße, als Bernauer es sich vorstellen kann ...

Martin Rüfenacht ist in Zufikon bei Bremgarten im Freiamt aufgewachsen. Er hat Rechtswissenschaften studiert, besitzt zwei Master-Titel und arbeitet als Bereichsleiter bei einer großen Versicherungsgesellschaft. Nach Abstechern nach Kalifornien und Zürich zog es ihn wieder zurück in seine Heimat, wo er mit seiner Frau und drei Kindern lebt. Er kennt die Schauplätze und Geschichten der Region seit seiner Kindheit, was seinen Krimis Lokalkolorit und Spannung verleiht. 'Reussstrudel' ist nach 'Reussschlinge' sein zweiter Kriminalroman um den Kantonspolizisten Stephan Bernauer und sein Team.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783839271582
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2022
Erscheinungsdatum09.02.2022
Reihen-Nr.2
Seiten281 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.8446220
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe


Kapitel 13

Wieso mussten alle Wecker der Welt den gleichen nervigen Piepston von sich geben? Irgendwo in einem fernen Land hauste wohl ein sadistischer Elektrotechniker, dessen Ziel es war, piepsendes Unheil über die Menschheit zu bringen. Bernauer hätte das Ding am liebsten quer durchs Schlafzimmer an die Wand geknallt. Allerdings hätte er dann einen Neuen besorgen müssen, was nur dazu geführt hätte, dass der teuflische Techniker näher an die Erfüllung seiner Mission herankam und obendrein einen Haufen Geld damit verdiente.

Der Polizist schleppte sich aus dem wohlig warmen Bett ins Badezimmer und knipste das viel zu grelle Neonlicht an. Seine Füße wollten sich nicht an die kalten Plättli gewöhnen und er musste einen Fuß auf den anderen stellen. So stand er für einen Moment wie ein Flamingo vor dem Spiegel und betrachtete sein stoppelbärtiges, müdes Gesicht. Plötzlich sah er im Spiegelbild, wie sich eine Hand auf seine Schulter legte. Kathrin blickte ihn mitleidig an. Im Gegensatz zu ihrem Mann wirkte sie entspannt und wach. »Du weißt aber schon, dass heute ein freier Tag ist? Wir haben Pfingstmontag, wenn ich dich erinnern darf. Warum hast du den Wecker gestellt?«

Ohne ein weiteres Wort verzog sich der Flamingo wieder in sein kuscheliges Nest, wo er die nächsten zwei Stunden durchschlief.

Die Kinder hielten es nicht mehr für angebracht, ihre Eltern auf den Markt zu begleiten. Die Ältere blieb lieber zu Hause und verzog sich nach dem Frühstück in ihr Zimmer. Sophie hatte sich mit einer Freundin verabredet und verließ die Wohnung noch vor ihren Eltern. Trotz des wahrscheinlichen Marktgedränges freute sich Bernauer auf den Ausflug allein mit seiner Frau. Irgendwie schien die Welt durch den nachgeholten Schlaf in Ordnung zu sein und er fühlte sich leicht und voller Tatendrang. Natürlich stimmte es nicht ganz, dass Bernauer frei hatte. Er konnte den Marktbesuch nutzen, um weitere Erkenntnisse zu Steiners Todesfall zu gewinnen. Aber er wollte heute eine angenehme Mischung aus Beruflichem und Privatem finden.

Er konnte die herrlichen Düfte der auf dem Markt angebotenen Speisen und Süßigkeiten bereits förmlich riechen. Er gab es ungern zu, aber auch er mochte es ab und an, einkaufen zu gehen. Er hätte sich zwar nicht als Shoppingqueen bezeichnet - diesen Titel hielt seine Frau im Hause Bernauer. Aber auch er hatte Spaß daran, manchmal durch Geschäfte oder an Marktständen vorbeizuschlendern und durch die Auslagen zu stöbern. Beim Kleiderkauf hörte das Vergnügen allerdings auf. Er verabscheute überfüllte Klamottenläden. Besonders grauenvoll fand er die Umkleidekabinen. Erst musste man sich mit einem Haufen Kleider überm Arm anstellen, nur um feststellen zu müssen, dass der oder die Angestellte beim Kabineneingang wortlos auf eine Tafel zeigte, auf der - können Sie denn nicht lesen? - geschrieben stand, dass pro Person maximal drei Stücke erlaubt sind. In der Hektik legte man dann sicher ausgerechnet die Hose zurück, die einem gepasst hätte. Aber das fiel einem zunächst nicht auf, weil man zur Sicherheit vier Größen desselben Modells mitgenommen hatte, da man die Bezeichnungen an den Regalen nicht einordnen konnte. Bernauer wollte nicht einleuchten, was »skinny fit modern« oder »easy straight tight« bedeuten sollte. Immerhin konnte man heutzutage nach Nummern einkaufen. Wer sich einmal seinen Taillenumfang und seine Beinlänge gemerkt hatte, konnte »Hosenkaufen nach Zahlen« machen. Das gefiel Bernauer, obwohl er kein Zahlenmensch war. Aber es beschleunigte die Sache ungemein. Dumm nur, dass die Größen von Kleidermarke zu Kleidermarke leicht variierten. In der Umkleidezone herrschten meist unerträglich hohe Temperaturen und beklemmende Platzverhältnisse, sodass es zunächst eine Wohltat war, die zugewiesene Kabine zu erreichen. Ein kurzer Kontrollblick durch einen Spalt des Vorhangs verhinderte ein peinliches Zusammentreffen mit einem halb entkleideten Kunden. Die Kabinen selbst waren entweder zu grell oder zu düster ausgeleuchtet, was dazu führte, dass der meist mannshohe Spiegel ein unvorteilhaftes Bild zurückwarf. Bei Bernauer führte das wiederum dazu, dass er beim Betrachten seines Körpers das eine oder andere Verbesserungspotenzial erspähte, was ihm definitiv die Lust am Einkaufen vergällte. Hinzu kam der üble Geruch nach menschenausbeutender Textilfabrik vermischt mit Schweißfüßen. Meist verließ er schließlich verstimmt das Geschäft, ohne etwas gekauft zu haben, und mit der Erkenntnis, dass er nicht die ideale Figur für die Schnitte von heute besaß. Allerdings fragte er sich, wer überhaupt in diese Kleider passte und an wem oder was die Designer Maß genommen hatten.

Bernauer flanierte mit seiner Frau Kathrin bei herrlichem Frühlingswetter dem Casinoplatz entgegen. Er konnte seine leichte Jacke ganz öffnen und spürte die warmen Sonnenstrahlen auf seinem Bauch unter dem T-Shirt. Er war glücklich, seine Gefährtin an der Seite zu wissen. Und so tauchten sie in die Menschenmenge vor der Holzbrücke ein. Beobachtet von den Brückenheiligen Nepomuk und Agatha, bahnte sich das Paar den Weg durch das Gedränge, das auf der schmalen Brücke an Markttagen immer ganz besonders dicht war. Bernauer war froh, dass die Fahrbahn vor etwa 70 Jahren verbreitert worden war, um dem zunehmenden Verkehr Rechnung tragen zu können. Mit einem eleganten Hüpfer sprang er auf den hölzernen Gehweg auf der linken Brückenseite und half seiner Frau ebenfalls hinauf. Früher hatten sogar hier oben Markstände ihren Platz gefunden, was aber aus Sicherheitsgründen verboten worden war. So gelang es ihnen, die Brücke relativ rasch zu überqueren, und Bernauer freute sich, dass sie bald links in den etwas ruhigeren Marktteil in der Unterstadt abbiegen konnten. Sie gingen die Schenkgasse entlang, um die Kirchenstiege Richtung Hotel »Sonne« zu nehmen, was ihnen ermöglichte, dem Treiben auf dem steilen Anstieg am Bogen zu entfliehen. Bernauer ging voran und musste ganz am Rand gehen, um die hinabströmenden Marktbesucher passieren zu lassen. An ein Nebeneinandergehen war nicht zu denken und Kathrin reihte sich hinter ihrem Mann ein. Mühsam kämpfte sich Bernauer nach oben, bis er plötzlich einem Mann mittleren Alters gegenüberstand, der keine Anstalten machte auszuweichen. Ehe Bernauer realisieren konnte, wen er da vor sich hatte, legte der Mann beide Hände auf seine Schultern und begann jovial zu sprechen: »Herr Bernauer, Sie auch hier? Das freut mich aber ganz ehrlich ungemein, dass ich Sie treffe.«

Bernauer wusste nicht, was ihn mehr irritierte, dass er urplötzlich zwei Männerhände auf seinen Schultern spürte und sein Kopf zwischen zwei Armen gefangen war, oder dass er Tourismusdirektor Patrick Honegger ins Gesicht blickte. Der grinste sein süßestes Lächeln, und Bernauer verzog peinlich berührt seinen Mund zu einer Andeutung einer Gemütsregung. Honegger war wie immer tadellos gekleidet. Bernauer tippte auf Maßanzug. Am Revers steckte ein Pin mit dem Stadtwappen. Sein zurückgekämmtes, mittellanges Haar hatte ein paar graue Strähnen bekommen. Dennoch wirkte er jünger, als er eigentlich war. Er stand eine Stufe höher als der Polizist, was die Situation für Bernauer noch unangenehmer machte. Er kam sich von oben herab behandelt vor und musste zum Tourismusdirektor hochschauen. Kathrin war durch den abrupten Stillstand ihres Mannes von hinten auf Bernauer aufgelaufen und lugte um ihn herum, um zu erfahren, warum es nicht weiterging. Als sie den Grund dafür sah, wandte sie sich ab und schaute gelangweilt zur Kirche hinunter.

Die Sonne stand bereits so hoch, dass sie Bernauer blendete und er die Augen zukneifen musste. Offenbar deutete Honegger dies als Zuzwinkern: »Na, na, na, Bernauer. So nah sind wir uns nun auch wieder nicht. Auch wenn wir die Sache mit Martha Birchmeier gemeinsam überstanden haben.«

Bernauer war der Fall mit der ermordeten Stadtführerin noch in bester Erinnerung. Die tragischen Todesumstände der bemitleidenswerten Frau Birchmeier legten einen düsteren Schleier über die Gedanken an diese Zeit. Umso unpassender fand Bernauer die Worte Honeggers. Dieser beugte sich zu ihm herunter und sprach in verschwörerischem Flüsterton: »So wie gestern Morgen in der Marktgasse. Keine schöne Sache, würde ich sagen. Und auch ganz schlecht fürs Image unserer Stadt.«

Bernauer blickte noch immer ungläubig zu Honegger empor, unfähig, etwas zu erwidern. Der Tourismusdirektor fuhr unbeirrt fort: »Natürlich hat die Presse auch schon Wind davon bekommen. Aber ich konnte zumindest erwirken, dass der Artikel erst heute Abend oder morgen früh erscheint.«

Bernauer runzelte die Stirn. Er bezweifelte, dass Honeggers Beziehungen so weit reichten. Außerdem wusste er, dass Staatsanwalt Huber sich um die Sache mit der Presse kümmern würde.

Honegger missdeutete Bernauers Stirnrunzeln als Unverständnis: »Ja, stellen Sie sich vor, Bernauer, die Schlagzeilen.« Er zeichnete mit beiden Händen Textfelder in die Luft. Immerhin lagen die Pranken nun nicht mehr auf Bernauers Schultern. » Mord am Markt , ,Marktchef frittiert oder noch besser: Einmal knusprigen Steiner mit alles und scharf, bitte .« Dem schrecklichen Vorfall völlig unangemessen warf Honegger den Kopf in den Nacken und lachte lauthals los. Die vorbeidrängenden Marktbesucher drehten sich irritiert zu ihm um. Er merkte, dass er wohl etwas zu weit gegangen war, und sprach wieder leiser zu Bernauer: »Ja, wie dem auch sei. Zum Glück konnte der Tatort rechtzeitig geräumt werden. Nicht auszudenken, wenn der Steiner erst heute Morgen in der Fritteuse gehangen hätte.«

Bernauer fragte sich, woher Honegger die Details kannte und warum auch er so sicher war, dass es sich beim Opfer...

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