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Der Wilde Wald

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
Deutsch
Julius Beltz GmbHerschienen am20.05.20201. Auflage
Seltsame Dinge werden über den Wilden Wald erzählt. Tiuri macht sich auf, diese Rätsel zu lösen. Nachdem der junge Ritter Tiuri den Brief an König Unauwen überbracht hat, zieht es ihn in den unheimlichen Wilden Wald, um den sich dunkle Gerüchte ranken: Wegelagerer und Ritter mit roten Schildern, Waldgeister und gefährliche grüne Wesen sollen dort hausen. Mutig macht Tiuri sich auf, diese Geheimnisse zu lüften. Nach dem »Der Brief für den König« das zweite spannende Abenteuer um den mutigen Ritter Tiuri!mehr
Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR12,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextSeltsame Dinge werden über den Wilden Wald erzählt. Tiuri macht sich auf, diese Rätsel zu lösen. Nachdem der junge Ritter Tiuri den Brief an König Unauwen überbracht hat, zieht es ihn in den unheimlichen Wilden Wald, um den sich dunkle Gerüchte ranken: Wegelagerer und Ritter mit roten Schildern, Waldgeister und gefährliche grüne Wesen sollen dort hausen. Mutig macht Tiuri sich auf, diese Geheimnisse zu lüften. Nach dem »Der Brief für den König« das zweite spannende Abenteuer um den mutigen Ritter Tiuri!
Details
Weitere ISBN/GTIN9783407755933
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2020
Erscheinungsdatum20.05.2020
Auflage1. Auflage
Reihen-Nr.56
SpracheDeutsch
Dateigrösse3764 Kbytes
Artikel-Nr.5172275
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Ritter Idian

Reisepläne


Ritter Tiuri ritt auf seinem schwarzen Pferd Ardanwen über den morastigen Pfad, der den Blauen Fluss entlangführte. Es war noch gar nicht lange her, dass Eisschollen den Fluss bedeckten; nun konnte das Wasser wieder frei strömen. Es stand hoch und war reißend und wild, denn hoch oben in den Bergen schmolz nun der Schnee. Tiuri hob den Kopf und atmete tief ein. Die Luft war kalt, aber anders als während der vorangegangenen Tage. Die Felder und der Wald zu seiner Rechten waren noch kahl, doch darüber flogen Vögel, die es auch wussten: Der Winter war vorbei!

Nun würden wieder Reisende über die Straßen ziehen. Er selbst würde gern auf Reisen gehen, weg von Tehuri, dem Landsitz seines Vaters, wo er die letzten Monate gewohnt hatte.

Er blickte vor sich hin, nach Süden. Dort, viele Tagesreisen weiter, lag um die Flussmündung herum ein sumpfiges Land, das Deltaland genannt wurde. Weiter westlich lag Evillan, das Reich, in dem ein böser Fürst regierte. Dorthin wollte er keineswegs. Am Grauen Fluss aber, der die Grenze mit Evillan bildete, stand ein Schloss, an das er oft gedacht hatte, obwohl er nie dort gewesen war - Ristridin, das altväterliche Schloss des fahrenden Ritters gleichen Namens: Ristridin vom Süden. Ritter Ristridin war im Herbst des vergangenen Jahres zum Wilden Wald aufgebrochen, sollte aber im Frühjahr zu seinem Schloss zurückkehren. Dort würde er seine Freunde wieder sehen und er hatte auch Tiuri aufgefordert zu kommen.

Tiuri brachte sein Pferd zum Stehen und sagte laut: »Ich gehe natürlich hin. So schnell wie möglich. Morgen!«

Ardanwen bewegte seine feinen Ohren, als begreife er, was sein junger Herr sagte. Tiuri tätschelte den Hals des Tieres. »Sehnst du dich auch danach, wieder zu reisen, so wie früher?«, sagte er flüsternd. »Genau wie Ritter Edwinem?« Und er dachte: Ich möchte auch ein fahrender Ritter sein. Später, wenn Vater alt sein wird, kann ich immer noch auf Tehuri wohnen. Ich werde immer wieder dorthin zurückkehren, denn es ist mein Zuhause. Aber erst will ich mehr von der Welt sehen. Und wer weiß, vielleicht braucht König Dagonaut meine Dienste, damit ich beweisen kann, dass ich würdig bin, sein Ritter zu sein.

Tiuri wendete sein Pferd und ritt nach Schloss Tehuri zurück, das er in der Ferne bereits erkennen konnte.

Kurz darauf ritt er über die Zugbrücke, die in Friedenszeiten immer unten war. Die Torwächter begrüßten ihn herzlich. Die beiden Tiuris, Vater und Sohn, waren sehr beliebt. Der Ältere trug den Beinamen »der Tapfere«, einen verdienten Namen, den er einst in Kriegszeiten bekommen hatte. Sein Sohn war der jüngste von Dagonauts Rittern und der einzige, der einen weißen Schild tragen durfte, weil er Unauwen, dem König des Reiches im Westen, einen großen Dienst erwiesen hatte.

Als Tiuri im Innenhof von seinem Pferd gesprungen war, kam ein Junge von etwa fünfzehn Jahren auf ihn zu. Es war Piak, sein bester Freund, der zugleich sein Schildknappe war.

»He, Tiuri«, rief er, »wo warst du denn? Ich spielte mit deinem Vater Schach, und als ich mich umsah, warst du verschwunden!«

»Ich musste einfach mal hinaus«, gab Tiuri zur Antwort, »und Ardanwen auch. Das Wetter hat sich geändert.«

Er brachte sein Pferd in den Stall, das tat er immer selbst. Niemand durfte Ardanwen anfassen, außer ihm und Piak.

»Ich habe das auch gerochen«, sagte Piak, der neben ihm herlief. »Ich bin nämlich vorhin auf den höchsten Turm geklettert und da habe ich es gerochen.«

Tiuri lächelte. Piak hatte noch immer eine Vorliebe für hoch gelegene Plätze, nur waren es jetzt gewöhnliche Türme statt der Berge, aus denen er stammte.

»Jetzt können wir auf die Reise gehen«, sagte er.

»Was für ein Unsinn«, brummte der alte Stallmeister, der neben dem Stalleingang stand. »Der März ist zu kalt zum Reisen, der April zu unbeständig, und es ist noch lange kein April. Wartet lieber bis zum Monat Mai!«

»Der Mai ist vielleicht zu mild«, sagte Tiuri lachend.

»Und der Juni zu sonnig«, fügte Piak hinzu.

Der Stallmeister schüttelte seinen grauen Kopf. »Ihr jungen Leute habt es immer eilig«, meinte er; »eilig, unüberlegt und nie zufrieden mit dem Ort, an dem ihr gerade seid.« Er blickte sie streng an, den Sohn seines Herrn und dessen Freund. Er benahm sich nicht so, wie es sich einem Ritter und dessen Schildknappen gegenüber gehörte, aber für ihn, der Tiuris Vater noch als kleinen Jungen gekannt hatte, würden sie wohl nie den Kinderschuhen entwachsen. »Wartet auf jeden Fall bis zum ersten Frühlingstag«, fuhr er fort. »Ihr seid doch eben erst nach Hause gekommen! Warum wollt ihr unbedingt Gefahr laufen, euch zu verirren, den Hals zu brechen, von Räubern ermordet zu werden, euch beim Schlafen am Wegrand zu erkälten und Rheumatismus zu bekommen?«

»Ach, Waldo«, entgegnete Tiuri vergnügt, »du würdest noch viel mehr schimpfen, wenn wir zu Hause bleiben und nie hinausziehen würden!«

Waldo brummte etwas vor sich hin, aber seine Augen blickten freundlich. »Kann sein«, sagte er, »aber du solltest doch wissen, Tiuri, Sohn des Tiuri, dass du das Abenteuer wirklich nicht irgendwo zu suchen brauchst. Es wird vielmehr dich aufsuchen, wenn du dazu bestimmt bist. Bevor du dich versiehst, steckst du vielleicht schon mitten in Schwierigkeiten, ohne dass du darum gebeten hast.«

»Wahrscheinlich hast du Recht«, sagte Tiuri. »Aber wir gehen ja auch nicht einfach drauflos. Ritter Ristridin vom Süden hat mich eingeladen, im Frühjahr auf sein Schloss zu kommen.«

»Hat denn Ritter Ristridin überhaupt ein Schloss?«, meinte Waldo. »Ich dachte, er sei ein fahrender Ritter ohne Landsitz und Güter.«

»Das stimmt«, gab Tiuri zur Antwort. »Das Schloss gehört eigentlich Ritter Arturin, Ristridins Bruder, aber es ist auch sein Zuhause, wenn er sich von seinen Reisen ausruht.«

»Manche Leute sind wirklich töricht, ihre Schlösser anderen zu überlassen, damit sie selbst umherirren können«, sagte der alte Mann in seiner gewohnten, brummigen Art. »Also schön, Ritter Arturins Schloss. Und dorthin gehst du. Mit deinem Freund.«

»Meine erste Reise als Schildknappe«, sagte Piak. Seine braunen Augen leuchteten bei dem Gedanken, was er alles erleben konnte. »Und es ist nicht weit von den Großen Bergen«, fügte er sehnsüchtig hinzu.

»Noch näher aber beim Wilden Wald«, sagte Waldo. »Na ja, ihr müsst selber wissen, was ihr tut. Ganz in unserer Nähe ist auch ein Wald und das ist ein sehr viel schönerer und sicher viel besserer Wald als der gefährliche Wald im Südwesten. Wir können nur hoffen, dass Ritter Ristridin mit heiler Haut zurückgekehrt ist.«

Als Tiuri nach seiner Reise ins Land von Unauwen zum Ritter geschlagen worden war, hatte König Dagonaut ihm gesagt, dass er in absehbarer Zeit keinen Gebrauch von seinen Diensten machen werde. Erst müsse er mit seinen Eltern auf Schloss Tehuri gehen, um sich dort von seinen Abenteuern zu erholen. Letzteres hielt Tiuri für völlig überflüssig, aber er ging gern in sein Elternhaus, zumal er lange nicht dort gewesen war. Piak nahm er natürlich mit. Der lernte auf Tehuri von Tiuri und dessen Vater vieles von dem, was ein Schildknappe wissen muss. Tiuris Eltern gewannen ihn lieb und behandelten ihn, als sei er ihr eigener Sohn.

Auch Tiuri hatte vieles gelernt. Sein Vater nahm ihn mit, wenn er durch seine Besitzungen reiste, und bereitete ihn auf die Aufgaben vor, die er später als Verwalter der Güter zu übernehmen hatte.

So war der Herbst wie im Fluge vergangen. Während des Winters hielt die Kälte mit Schnee und Frost die Bewohner von Tehuri öfter im Schloss. Es war eine stille Zeit. Kaum ein Reisender ritt über die Zugbrücke, um Gastfreundschaft zu erbitten, kaum drang etwas von der Außenwelt herein. Gleichwohl hatten sich die jungen Leute nicht gelangweilt. Trotz der Kälte gingen sie bisweilen hinaus und auch im Haus gab es immer etwas zu tun. Mitunter spielten Tiuri und sein Vater Schach, auch Piak hatte es inzwischen gelernt. Gegen seinen Freund konnte er allerdings nie gewinnen; Tiuri war ein guter Schachspieler, der sogar seinen Vater besiegte.

Doch während der Wintermonate beschlich Tiuri mitunter ein Gefühl der Unruhe. Er war nun Ritter Tiuri, aber in dem friedlichen Tehuri passierte nichts, das ihn auf die Probe stellen konnte.

Dann dachte er an seine Reise ins Reich von Unauwen, westlich der Großen Berge. Was er damals erlebt und gelernt hatte, war nur schwer mit dem Alltagsleben in Einklang zu bringen. Im fernen Westen kämpften viele Ritter von Unauwen...
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