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Tod hinter der Maske

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
300 Seiten
Deutsch
Dryas Verlagerschienen am01.02.20201. Auflage
Charlotte von Winterberg flieht aus ihrem Berliner Elternhaus nach London, um einer arrangierten Ehe zu entgehen. Dort übernimmt sie eine Stelle als Hauslehrerin in einer Einrichtung für gefallene Frauen. Auf einer Spenden-Soiree wird einer der Unterstützer des Instituts, Sir William May, vergiftet. Der junge und unkonventionelle Inspector Basil Stockworth übernimmt den Fall. Um mehr über Sir Williams Familie herauszufinden, vermittelt er Charlotte eine Stelle als Gouvernante im Haus des Verstorbenen. Dort erkennt sie rasch, dass jeder der Mays etwas zu verbergen hat.

Jessica Müller wurde 1976 in München geboren. Den Bachelor of Arts in den Fächern Germanistik und Geschichte erwarb sie 2016 an der Universität zu Köln. Sie ist die Autorin der Krimi-Reihe um Hauptkommissar Hirschberg und wohnt in Bonn.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR13,50
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR7,99

Produkt

KlappentextCharlotte von Winterberg flieht aus ihrem Berliner Elternhaus nach London, um einer arrangierten Ehe zu entgehen. Dort übernimmt sie eine Stelle als Hauslehrerin in einer Einrichtung für gefallene Frauen. Auf einer Spenden-Soiree wird einer der Unterstützer des Instituts, Sir William May, vergiftet. Der junge und unkonventionelle Inspector Basil Stockworth übernimmt den Fall. Um mehr über Sir Williams Familie herauszufinden, vermittelt er Charlotte eine Stelle als Gouvernante im Haus des Verstorbenen. Dort erkennt sie rasch, dass jeder der Mays etwas zu verbergen hat.

Jessica Müller wurde 1976 in München geboren. Den Bachelor of Arts in den Fächern Germanistik und Geschichte erwarb sie 2016 an der Universität zu Köln. Sie ist die Autorin der Krimi-Reihe um Hauptkommissar Hirschberg und wohnt in Bonn.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783948483050
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2020
Erscheinungsdatum01.02.2020
Auflage1. Auflage
Seiten300 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1707 Kbytes
Artikel-Nr.5249511
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe
1. Kapitel
London, März 1865

Das Wetter in der britischen Hauptstadt wurde seinem zweifelhaften Ruf gerecht. Der Himmel war grau und wolkenverhangen, und noch immer erschwerten frühmorgens dichte Nebelschwaden die Sicht. Charlotte von Winterberg hatte schnell gelernt, das Haus niemals ohne Schirm zu verlassen. Zu groß war die Gefahr, in einen heftigen Regenguss zu geraten. Durchnässte Röcke, die an ihrem Bein haften blieben und das Gehen erschwerten, waren der jungen Frau ein Gräuel.

Doch trotz der launischen Witterung zog es sie jeden Nachmittag in den Hyde Park. Diese Momente der Stille brauchte sie, um den herben Verlust zu verarbeiten.

Charlotte seufzte und blickte nach unten in das Wasser des Serpentine. Sie liebte den künstlich angelegten See, der doch so natürlich wirkte, und an dessen Ufer vor mehr als zehn Jahren die erste Weltausstellung stattgefunden hatte. Noch vor Kurzem hatte sie gemeinsam mit ihrer ehemaligen Hauslehrerin Florence Clarke auf der Brücke gestanden, um frische Luft zu schnappen und die Schönheit des Parks auf sich wirken zu lassen. Eine Ewigkeit schien seither vergangen zu sein, und sie erinnerte sich traurig an die Nacht, in der sie bis zum Schluss an Florence Bett gesessen hatte.

Schon wenige Wochen nach Charlottes Ankunft in London war ihre geliebte Hauslehrerin erkrankt. Noch immer konnte sie sie husten hören. Was als scheinbar harmlose Erkältung begonnen hatte, war letztlich zu einer Lungenentzündung geworden, gegen die Florence vor wenigen Tagen den Kampf verloren hatte.

Charlotte atmete tief ein und aus und riss sich vom Anblick des Sees und des Parks los. Es war längst an der Zeit, sich auf den Heimweg zu machen. Sie musste sich trotz ihrer Trauer auf den vor ihr liegenden Abend vorbereiten. Auch wenn sie der Verlust noch so sehr schmerzte, das Leben ging weiter, und sie musste unbeirrt dem Weg folgen, den sie in der Silvesternacht eingeschlagen hatte.

Charlotte erschrak, als ein Junge sie beim Verlassen des Parks so heftig anrempelte, dass ihr Regenschirm zu Boden fiel. Wie der Blitz hastete er an ihr vorbei, und sie konnte nicht einmal einen Blick auf sein Gesicht erhaschen. Prüfend griff Charlotte in ihre Manteltasche. Die wenigen Münzen, die sie beim Verlassen des Hauses mitgenommen hatte, waren noch da. Florence hatte sie gleich bei ihrer Ankunft vor Taschendieben gewarnt. Mit ihren raffinierten Fingern erleichterten auch Kinder die Unachtsamen um ihr Geld, wenn ihnen der Magen knurrte, hatte sie traurig hinzugefügt. Flink wie Wiesel entglitten sie meist den Fingern der Gesetzeshüter.

Eine kühle Windböe schnitt Charlotte ins Gesicht, und Tränen schossen in ihre Augen. Sie blieb einen Augenblick stehen, um in ihrer Manteltasche nach einem Taschentuch zu kramen. Sie horchte auf, als erzürnte Stimmen an ihr Ohr drangen. Wenige Schritte von ihr entfernt standen sich zwei vornehm gekleidete Gentlemen mit geballten Fäusten gegenüber. Charlottes Herzschlag beschleunigte sich, als sie in die wutverzerrten Züge eines der Kontrahenten blickte. Ein zorniges Feuer loderte in seinen Augen, und er stieß seinen Gegner so unwirsch von sich, dass diesem der Hut vom Kopf rutschte. Fluchend bückte er sich, um ihn aufzuheben.

»Ich weiß sehr gut, was hinter meinem Rücken getrieben wird! Und das wird jetzt aufhören! Sonst ⦫. Er hob drohend die Faust, während der andere sich mit seinem Hut in der Hand wieder aufrichtete. Charlotte senkte rasch den Kopf und huschte eilends an den Streithähnen vorbei.

Die beiden Männer waren vergessen, als die eleganten Stadthäuser Mayfairs in Sichtweite kamen, und die ersten Regentropfen auf den Asphalt prasselten.

Gerade noch geschafft, dachte sie mit einem Blick nach oben, als die Tür ihres neuen Zuhauses auf ihr Klopfen hin geöffnet wurde.

»Ich fürchte, ich habe mich ein wenig in der Zeit verschätzt, Ian«, begrüßte sie Ian Boyle, der ihr Schirm, Hut und Mantel abnahm. Der dunkelhaarige Hüne, vor dem die Menschen instinktiv zurückwichen, wenn er eine grimmige Miene aufsetzte, war nicht nur die rechte Hand ihrer neuen Arbeitgeberin, sondern auch deren Vertrauter. Charlotte fühlte sich sicher in seiner Gegenwart. Boyle könnte gewiss auch Heinrich von Burgfeld in die Flucht schlagen, wenn nötig.

»Die paar Minuten sind kaum der Rede wert«, entgegnete er lächelnd und blickte dann mit einer angewiderten Grimasse zum Himmel. Sein schwarzes Haar war wie immer perfekt gekämmt, und seine Wangen glatt rasiert. Der schwarze Anzug saß wie angegossen, und die dazu passenden Schuhe glänzten. Fleur Fatale, die Hausherrin, legte großen Wert auf ein gepflegtes Erscheinungsbild ihrer Angestellten. Erst recht auf ihren Soireen oder Bällen, dachte Charlotte ein wenig nervös. »Aber es ist gut, dass du zurück bist. Der Regen wird wieder heftiger, und Fleur möchte unbedingt wegen der Soiree heute Abend mit dir sprechen, Violet.«

»Ich weiß.« Sie ließ ihre Mundwinkel zuversichtlich nach oben wandern.

Violet. Mittlerweile hatte sich Charlotte an ihren neuen Namen gewöhnt. Sie erinnerte sich, wie sie in der vergangenen Silvesternacht das roséfarbene Kleid eilends von ihren Schultern gestreift hatte. Sie hatte beinahe fühlen können, wie ihr altes Leben an dem glänzenden Stoff haften geblieben war.

Sie blickte rasch an sich hinunter. In dem einfachen schwarzen Kleid erkannte sich Charlotte selbst kaum wieder. Und das war gut so. Nie wieder würde sie in eines der edlen Kleider schlüpfen, die ihre Mutter für sie auswählte. Roben, deren zarter Stoff ihrer Haut schmeichelte, und die ihr doch die Luft zum Atmen nahmen.

Charlotte verdrängte die Erinnerung an ihr früheres Leben, als ihr Blick auf einen Strauß dunkelroter Rosen fiel. Es waren ihre Lieblingsblumen. Als kleines Mädchen hatte sie oft von ihrem Traumprinzen geträumt, der ihr einen Strauß roter Rosen überreichen und ihr die Welt zu Füßen legen würde. Heute aber wollte sie die Welt aus eigener Kraft erobern.

»Die Blumen der Liebe.« Die Stimme ihrer Arbeitgeberin holte sie aus ihren Gedanken. Fleur Fatale kam lächelnd die Treppen hinunter. Ihr Anblick war wie immer atemberaubend. Sie trug ein weinrotes Kleid, das ihre schlanke Silhouette perfekt zur Geltung brachte. Rubinohrringe zierten ihre Ohrläppchen. Ihr langes schwarzes Haar war nach oben gesteckt, und nur ein paar gelockte Strähnen umrahmten sanft ihr Gesicht. Leuchtend blaue Augen musterten Charlotte wohlwollend. Charlotte fragte sich, warum sie sich selbst den rätselhaften Namen »verhängnisvolle Blume« gegeben hatte. Fleur verkörperte Stärke, Intellekt und Schönheit. Schon bei ihrer ersten Begegnung vor ein paar Tagen hatte Charlotte die Kämpferin in ihr erkannt. Und unter ihrem Dach fühlte sie sich geborgener, als sie es jemals für möglich gehalten hätte.

»Die Rosen sind wunderschön.«

»So wie du.« Die Hausherrin lächelte. »Volles brünettes Haar, blaue Augen, rosiger Teint. Ich fürchte, ich werde dich schon sehr bald an einen glücklichen Ehemann verlieren, Violet.«

»Wenn du meinst.« Charlotte räusperte sich verlegen und fühlte, wie sie errötete. Sie war es nicht gewöhnt, Komplimente zu bekommen.

»Ich meine es nicht, ich weiß es. Allerdings hoffe ich, dass du mir trotzdem als Hauslehrerin erhalten bleibst. Die Mädchen mögen dich.« Sie drückte rasch ihren Arm. »Aber du wirkst ein wenig verstört. Ist dir auf dem Weg irgendetwas zugestoßen?«

»Nein, es ist nichts. Ich habe auf dem Rückweg nur eine heftige Auseinandersetzung zwischen zwei Gentlemen beobachtet«, beeilte sich Charlotte zu erklären. Sie wollte nicht zugeben, dass sie wegen des Maskenballs an diesem Abend angespannt war. »Sie standen kurz davor, sich zu prügeln. Ich habe mich beeilt, dort schnellstmöglich fortzukommen.«

»In den Straßen kann es rau zugehen. Es herrschen andere Gesetze.« Ein abgeklärter Ausdruck erschien in Fleurs Augen. »Die Kunst ist es, diese Gesetze für sich zu nutzen. Aber jetzt komm. Wir haben einiges wegen des Balls heute Abend zu besprechen. Du weißt, wie wichtig diese Soireen sind. Ohne großzügige Spenden könnte ich den Mädchen nicht helfen. Florence war übrigens sehr geschickt darin, Spenden zu sammeln«, fügte sie augenzwinkernd hinzu.

Fleur Fatale leitete eine Zufluchtsstätte für gefallene Frauen, in der Florence als Hauslehrerin tätig gewesen war. Florence plötzlicher Tod brachte für Charlotte nicht nur Trauer, sondern auch die Sorge um ihre Zukunft mit sich, denn trotz der erstklassigen Referenzen ihrer Tante war es ihr nicht gelungen, selbst eine Stelle zu finden. Charlotte hatte schnell begriffen, dass sie es sich nicht leisten konnte zu trauern, wenn sie in der britischen Hauptstadt überleben wollte. Fleurs Angebot, in Florence Fußstapfen zu treten und die jungen Damen in...
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Autor

Jessica Müller wurde 1976 in München geboren. Den Bachelor of Arts in den Fächern Germanistik und Geschichte erwarb sie 2016 an der Universität zu Köln. Sie ist die Autorin der Krimi-Reihe um Hauptkommissar Hirschberg und wohnt in Bonn.

Bei diesen Artikeln hat der Autor auch mitgewirkt