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Einband grossDer Deutsch-Französische Krieg 1870/1871
ISBN/GTIN

Der Deutsch-Französische Krieg 1870/1871

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
160 Seiten
Deutsch
Reclam Verlagerschienen am15.05.2020Originalausgabe
Überall in Deutschland erinnern Denkmäler an die Gefallenen des Deutsch-Französischen Krieges. Dieser Konflikt war die Geburtsstunde des Deutschen Reiches, das 1871 symbolträchtig im Spiegelsaal von Versailles proklamiert wurde. Mit der Reichsgründung erfüllte sich für viele der alte Traum eines einheitlichen Nationalstaates; sie veränderte die Machtverhältnisse auf dem europäischen Kontinent nachhaltig. Michael Epkenhans zeichnet Vorgeschichte, Verlauf und Folgen dieses Krieges aus deutscher und französischer Perspektive nach. Zudem veranschaulicht er, wie nachhaltig der Konflikt das Verhältnis zwischen den beiden Nachbarländern beeinträchtigte - und wie es nach dem Zweiten Weltkrieg zur Versöhnung kam. Die Reihe 'Kriege der Moderne', herausgegeben vom Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr, stellt die wichtigsten militärischen Konflikte des 19. und 20. Jahrhunderts nach modernsten wissenschaftlichen Erkenntnissen vor und erläutert ihre geschichtlichen Ursachen und politischen Folgen. E-Book mit Seitenzählung der gedruckten AUsgabe: Buch und E-Book können parallel benutzt werden.

Michael Epkenhans, geboren 1955 in Rheda-Wiedenbrück, ist Historiker und Leitender Wissenschaftler am Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr in Potsdam.
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Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR18,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR15,99

Produkt

KlappentextÜberall in Deutschland erinnern Denkmäler an die Gefallenen des Deutsch-Französischen Krieges. Dieser Konflikt war die Geburtsstunde des Deutschen Reiches, das 1871 symbolträchtig im Spiegelsaal von Versailles proklamiert wurde. Mit der Reichsgründung erfüllte sich für viele der alte Traum eines einheitlichen Nationalstaates; sie veränderte die Machtverhältnisse auf dem europäischen Kontinent nachhaltig. Michael Epkenhans zeichnet Vorgeschichte, Verlauf und Folgen dieses Krieges aus deutscher und französischer Perspektive nach. Zudem veranschaulicht er, wie nachhaltig der Konflikt das Verhältnis zwischen den beiden Nachbarländern beeinträchtigte - und wie es nach dem Zweiten Weltkrieg zur Versöhnung kam. Die Reihe 'Kriege der Moderne', herausgegeben vom Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr, stellt die wichtigsten militärischen Konflikte des 19. und 20. Jahrhunderts nach modernsten wissenschaftlichen Erkenntnissen vor und erläutert ihre geschichtlichen Ursachen und politischen Folgen. E-Book mit Seitenzählung der gedruckten AUsgabe: Buch und E-Book können parallel benutzt werden.

Michael Epkenhans, geboren 1955 in Rheda-Wiedenbrück, ist Historiker und Leitender Wissenschaftler am Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr in Potsdam.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783159617305
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2020
Erscheinungsdatum15.05.2020
AuflageOriginalausgabe
Seiten160 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse18695 Kbytes
Artikel-Nr.5327170
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Inhaltsverzeichnis
1 Ein Kaiser übergibt seinen Degen

2 Der Weg in den Krieg
Frankreich und Preußen 1859-1870
Frankreich unter Napoleon III.: Hegemonie statt Gleichgewicht
Ein Hohenzollernprinz auf dem spanischen Thron?
Der Deutsch-Französische Krieg und Europa

3 Kriegsbeginn
Armeen
Ausrüstung und Bewaffnung
Aufmarsch
Operationsplanungen

4 Grenzschlachten: Von Saarbrücken nach Sedan

5 Sieg - aber kein Ende des Krieges
Auf nach Paris: Belagerungen und Gefechte
Die Belagerung von Paris und der Volkskrieg
Der Kampf um den Primat der Politik

6 Kriegsende
Die Reichsgründung im Krieg
Der Weg aus dem Krieg: Sieg - und Frieden
Triumph
Tragödie

7 Kriegsfolgen
Nach außen stark, im Innern zerrissen
Isoliert und auf der Suche nach innerer Stabilität
Mythos 1870/71: Gespaltene Erinnerung

8 Fazit

Anhang
Zeittafel
Literaturhinweise
Abbildungsnachweis
Personenregister
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Leseprobe
[7]1 Ein Kaiser übergibt seinen Degen



Der französische Kaiser Napoleon III. (1808-1873) übergibt am 2. September 1870 dem preußischen König Wilhelm I. (1797-1888) seinen Degen. Diese historisch nicht verbürgte Szene bei Sedan wurde zum Symbol der militärischen Niederlage Frankreichs.



Am Abend des 1. September 1870 hissten französische Soldaten auf einem Turm der Festung von Sedan eine weiße Fahne. Sie wollten den Kampf beenden. Alle anderen Versuche, dem mörderischen Feuer der preußischen Artillerie von den umliegenden Höhen durch einen Ausbruch aus dem Kessel zu entkommen, waren gescheitert. Zur gleichen Zeit übergab ein französischer General auf einer Anhöhe oberhalb der Stadt dem preußischen König Wilhelm I. einen Brief von Kaiser Napoleon III.: »Nachdem es mir nicht vergönnt war, in der Mitte meiner Truppen zu sterben, bleibt mir nichts übrig, als meinen Degen in die Hände Eurer Majestät zu legen.«

Wilhelm I. reagierte darauf so höflich wie alle »Heerkönige« in den Jahrhunderten zuvor: »Indem ich die Umstände, unter denen wir uns begegnen, bedauere, nehme ich den Degen Ew. [Eurer] Majestät an, und bitte Sie, einen Offizier zu bevollmächtigen, um über die Kapitula[8]tion der Armee zu verhandeln, welche sich so brav unter Ihrem Befehle geschlagen hat.«

Noch am selben Abend trafen sich der preußische Generalstabschef, General Helmuth von Moltke, und der französische General Freiherr Emanuel Félix de Wimpffen. Nach der Verwundung des französischen Oberbefehlshabers Marschall Patrice de Mac-Mahon hatte Wimpffen das Kommando über die in Sedan eingeschlossenen Truppen übernommen. Angesichts des Sieges verlangte Moltke die Abgabe aller Waffen. Anschließend sollten alle Soldaten in Gefangenschaft gehen. Wimpffen lehnte diese Forderungen jedoch ab, da sie die Ehre des französischen Volkes verletzen würden. Mehr als das Versprechen, dass die geschlagenen Soldaten nach Hause gehen und in diesem Kriege nicht mehr gegen Preußen kämpfen würden, wollte er nicht geben.

Dieses Angebot entsprach durchaus den Regeln früherer Kriege. Moltke, der sich zuvor mit Otto von Bismarck, dem preußischen Ministerpräsidenten und Kanzler des Norddeutschen Bundes, beraten hatte, lehnte es jedoch ab. So sehr Moltke und Bismarck bemüht waren, »den nach tapferem Widerstande überwundenen Gegner zu schonen« und »ohne Schädigung der deutschen Interessen dem militärischen Ehrgefühl einer Armee, die sich gut geschlagen hatte«, Rechnung zu tragen, so wenig waren sie im heraufziehenden Zeitalter der Nationalkriege geneigt, irgendwelche Risiken einzugehen. Noch war der Krieg ja nicht zu Ende: In der Festung Metz, in Paris und in anderen Teilen des Landes standen noch Tausende Soldaten, die bereit waren, gegen Preußen zu kämpfen.

Neben nüchternen militärischen Überlegungen spielte aber auch das Misstrauen gegenüber dem Gegner eine große Rolle bei der Ablehnung von Wimpffens Forderung: Bismarck und Moltke waren überzeugt, dass die französische Seite, »welche sogar von Anderen gegen Andre errungene Erfolge zum Gegenstand einer Anklage gemacht hatte, eine selbst erlittene Niederlage nicht verschmerzen [würde], noch weniger eine gegen sie geübte Großmut«.

Die Verhandlungen zwischen Moltke und Wimpffen blieben daher ohne Ergebnis, obwohl preußische Offiziere dem französischen Oberbefehlshaber sogar die eigenen Artilleriestellungen oberhalb der Stadt zeigten, um ihm die Aussichtslosigkeit weiteren Widerstandes vor Augen zu führen.



Aushandlung der Kapitulationsbedingungen in einer Villa in Donchery am Abend des 1. September 1870. Das Gemälde von Anton von Werner aus dem Jahr 1885 zeigt u.a. den siegreichen preußischen General Helmuth Graf von Moltke (1800-1891), stehend rechts neben dem preußischen Ministerpräsidenten Otto von Bismarck (1815-1898), und den französischen General Emmanuel Félix de Wimpffen (1811-1884), der auf der linken Tischseite sitzt. 



[9]Auch der für Bismarck überraschende Besuch Napoleons III. am Folgetag und die Gespräche in einer ärmlichen Weberhütte in dem kleinen Ort Donchery am Rande Sedans änderten an der Haltung der Preußen wenig. Bismarck verwies den geschlagenen Kaiser vielmehr an die verantwortlichen Generale. Wimpffen und Moltke nahmen ihre Verhandlungen daraufhin wieder auf. Erst als Moltke mit der erneuten Beschießung der französischen Stellungen drohte, unterzeichnete Wimpffen die Kapitulationsurkunde. Mehr als die Entlassung der Offiziere auf Ehrenwort, nicht mehr gegen Preußen zu kämpfen, hatte er nicht aushandeln können; alle anderen französischen Soldaten sollten in Gefangenschaft gehen. Erst jetzt war Wilhelm I. bereit, den geschlagenen französischen Kaiser zu empfangen. Ob Napoleon III. ihm dabei tatsächlich seinen Degen symbolisch übergab, wie manche zeitgenössischen Bilder glauben machen wollen, ist unklar. Wie dem auch sei: Allein die Tatsache, dass Napoleon III. den Sieger persönlich aufsuchte, um sich ihm zu ergeben, war ein unübersehbares Zeichen dafür, dass er die Niederlage eingestand.



Vor dem Weberhäuschen. Druck um 1900, nach einem Gemälde von Wilhelm Camphausen, 1878. An den preußischen Kapitulationsbedingungen änderte auch ein Besuch Napoleons III. bei Bismarck nichts. Seine Gefangennahme zuvor hatte eine Staatskrise ausgelöst, die zum Sturz der Monarchie führte. Nach Ausrufung der Dritten Republik am 4. September 1870 ging der Krieg weiter.



[10]Zur gleichen Zeit trat die französische Armee nach einem festgelegten Plan den Weg in die Gefangenschaft an - insgesamt 104 000 Mann, darunter 4000 bis 5000 Offiziere. Nur 500, darunter der zeitweilige französische Oberbefehlshaber während der Schlacht, General Auguste-Alexandre Ducrot, gaben ihr Ehrenwort, nicht mehr zu kämpfen. Diese Offiziere galten nicht als Kriegsgefangene, sondern durften ihre Waffen und ihr Privateigentum behalten, um sich an einen Ort ihrer Wahl im eigenen Land zu begeben. Nicht alle, darunter auch Ducrot, sollten sich später an ihr Ehrenwort halten.

Der Auszug der Besiegten aus der Festung Sedan und das Strecken der Waffen machten noch einmal deutlich, wie wichtig den Geschlagenen im Zeichen der Niederlage ihre »Ehre« war:


[11]Die Gemeinen schleudern dieselben [die Waffen] überall in den Straßen zur Erde, ziehen also unbewaffnet zum Tor hinaus, nur die Offiziere tragen noch ihren Degen. Auf der Brücke ziehen einige dieser Herren plötzlich blank, zerbrechen, die Augen gen Himmel rollend, genau wie im letzten Akte einer tragischen Oper, ihre Waffen und schleudern sie über das Brückengeländer ins Wasser. Und bravo! Bravo! Schallt es von den Wällen am Thor - hier spielen auch die Zuschauer Komödie!,


schrieb der preußische Schlachtenmaler Georg Bleibtreu in sein Tagebuch. Und der französische Kaiser? Während seine Truppen in Gefangenschaft gingen, war er, begleitet von preußischen Reitern, bereits auf dem Weg nach Wilhelmshöhe bei Kassel. Dort sollte er den Friedensschluss abwarten. Seinen eigenen Soldaten hatte er nicht mehr gegenübertreten wollen. Zu groß waren die Schmach der Niederlage und die Angst.

Eigentlich hätte der Krieg, der am 19. Juli 1870 mit der französischen Kriegserklärung an Preußen begonnen hatte, damit bereits nach sechs Wochen zu Ende sein können. Schneller als erwartet stellte sich aber heraus, dass noch nicht alles vorbei war. In Paris stürzten die Massen, angeführt von radikalen Republikanern, die Monarchie. Zugleich riefen sie wie ihre Vorväter 1792 angesichts der Bedrohung des Landes zur Levée en masse auf, zur allgemeinen Volksbewaffnung. Aus dem Kabinettskrieg wurde somit innerhalb weniger Tage ein Volkskrieg, der sich noch Monate hinziehen und viele Opfer auf beiden Seiten fordern sollte.

Die Schlacht von Sedan hatte nicht allein für Frankreich erhebliche Folgen. In Deutschland war...
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