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Die Kubakrise 1962

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
159 Seiten
Deutsch
Reclam Verlagerschienen am13.05.2022Originalausgabe
Am 14. Oktober 1962 überfliegt ein amerikanischer U-2-Aufklärer in großer Höhe die karibische Insel Kuba. Die Auswertung der dabei erstellten Bilder zeigt den Bau von Abschussbasen für sowjetische nukleare Mittelstreckenraketen. Die Regierung der USA unter Präsident John F. Kennedy sucht nach Mitteln, einer nuklearen Bedrohung unmittelbar vor der eigenen Haustür wirksam zu begegnen. Während der folgenden 13 Tage balancieren die Sowjetunion, die USA und die Welt am Rand eines zerstörerischen Atomkrieges. Reiner Pommerin zeichnet die Vorgeschichte sowie den risikoreichen Verlauf der gefährlichsten Krise des Kalten Krieges nach. Er erläutert deren Entschärfung in letzter Minute und die folgende - allerdings nur kurze - Phase der Entspannung. Die Reihe Kriege der Moderne, herausgegeben vom Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr, stellt die wichtigsten militärischen Konflikte des 19. und 20. Jahrhunderts nach modernsten wissenschaftlichen Erkenntnissen vor und erläutert ihre geschichtlichen Ursachen und politischen Folgen. E-Book mit Seitenzählung der gedruckten Ausgabe: Buch und E-Book können parallel benutzt werden.

Reiner Pommerin , geb. 1943, ist Historiker und emeritierter Professor für Neuere und Neueste Geschichte. Seine Forschungsinteressen gelten der Geschichte der Internationalen Beziehungen sowie der Militärgeschichte.
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Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR18,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR15,99

Produkt

KlappentextAm 14. Oktober 1962 überfliegt ein amerikanischer U-2-Aufklärer in großer Höhe die karibische Insel Kuba. Die Auswertung der dabei erstellten Bilder zeigt den Bau von Abschussbasen für sowjetische nukleare Mittelstreckenraketen. Die Regierung der USA unter Präsident John F. Kennedy sucht nach Mitteln, einer nuklearen Bedrohung unmittelbar vor der eigenen Haustür wirksam zu begegnen. Während der folgenden 13 Tage balancieren die Sowjetunion, die USA und die Welt am Rand eines zerstörerischen Atomkrieges. Reiner Pommerin zeichnet die Vorgeschichte sowie den risikoreichen Verlauf der gefährlichsten Krise des Kalten Krieges nach. Er erläutert deren Entschärfung in letzter Minute und die folgende - allerdings nur kurze - Phase der Entspannung. Die Reihe Kriege der Moderne, herausgegeben vom Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr, stellt die wichtigsten militärischen Konflikte des 19. und 20. Jahrhunderts nach modernsten wissenschaftlichen Erkenntnissen vor und erläutert ihre geschichtlichen Ursachen und politischen Folgen. E-Book mit Seitenzählung der gedruckten Ausgabe: Buch und E-Book können parallel benutzt werden.

Reiner Pommerin , geb. 1943, ist Historiker und emeritierter Professor für Neuere und Neueste Geschichte. Seine Forschungsinteressen gelten der Geschichte der Internationalen Beziehungen sowie der Militärgeschichte.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783159620268
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2022
Erscheinungsdatum13.05.2022
AuflageOriginalausgabe
Seiten159 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse11955 Kbytes
Illustrationen64 farbige Abbildungen und 5 Karten/Tabellen
Artikel-Nr.9335611
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Inhaltsverzeichnis
1 Abschuss

2 Nuklearstrategie und Politik
Nuklearstrategie im Kalten Krieg
Politische Erwartungen und Enttäuschungen

3 Kubanische Revolution und amerikanische Reaktion
Castros Revolution
Eisenhowers Reaktion

4 Kennedy und Kuba 53
Das Desaster in der »Schweinebucht«
Kennedy trifft Chruschtschow
Stacheldraht in Berlin
Operation »Mongoose«

5 Operation »Anadyr«
Waffen, Ausbildung und Nuklearraketen
»Maskirowka«
Weil nicht sein kann, was nicht sein darf
Der Verdacht bestätigt sich

6 Balancieren am Abgrund
Lösungsvorschlag Luftangriff
Lösungsvorschlag Blockade
Lösungsvorschlag Quarantäne
Geheime Briefwechsel
Aufatmen

7 Nachlese

8 Kubakrise und Kalter Krieg
Anhang
Zeittafel
Abkürzungen
Literaturhinweise
Abbildungsnachweis
Personenregister
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Leseprobe

Nuklearstrategie im Kalten Krieg

Mit den Abwürfen der Atombomben über Hiroshima und Nagasaki im August 1945 änderte sich das Verständnis von Kriegen fundamental. Eine scheinbar nicht enden wollende Eskalation des Konflikts wie in den beiden Weltkriegen war fortan nicht mehr möglich. Denn nachdem auch die Sowjetunion 1949 ihre erste Atombombe erfolgreich gezündet hatte und Großbritannien 1952 gefolgt war, hätte ein Masseneinsatz dieser neuen Waffe zu Verwüstungen gigantischen Ausmaßes, ja sogar zur Vernichtung der Menschheit führen können.

Nuklearwaffen waren also zentral für das Verständnis eines möglichen Krieges zwischen den beiden Supermächten USA und Sowjetunion und bestimmten die Strategie der USA sowie der NATO. Ziel dieser Strategie war die Verhinderung eines Krieges durch Abschreckung. Ihren Kern bildete die Androhung einer massive retaliation, also eines massiven nuklearen Vergeltungsschlages, für den Fall eines sowjetischen Angriffs. Indem für die Sowjetunion als potenziellen Angreifer ein unkalkulierbares Risiko entstand, sollte die Friedfertigkeit der östlichen Supermacht erzwungen werden. Die operativen Vorstellungen [14]von der gemeinsamen Verteidigung des transatlantischen Bündnisgebiets lieferte die sogenannte Schwert-Schild-Strategie.

Als »Schwert« der USA und auch der NATO dienten die amerikanischen Nuklearwaffen. Durch ihr bloßes Vorhandensein sollte die Sowjetunion von einem Krieg abgeschreckt werden. Im Fall eines dennoch erfolgenden sowjetischen konventionellen Angriffs wären die USA dank ihres technischen Vorsprungs auf dem Gebiet der nuklearen Waffen in der Lage, schnelle und wirksame Gegenschläge zur Vergeltung durchzuführen. Zudem könnten ihre mit nuklearen Bomben beladenen Langstreckenbomber auch das sowjetische Angriffspotenzial vernichten. Die letzte Entscheidung über den Einsatz der atomaren Waffen lag beim Präsidenten der USA.

Der Schild des westlichen Bündnisses sollte im Kriegsfall vor allem den Einsatz des nuklearen Schwertes ermöglichen. Ein solcher Schild wurde auf dem europäischen Kontinent vom Nordkap bis zum Kaukasus mit Schwerpunkt in Mitteleuropa errichtet. Den größten Teil des Schildes bildeten die konventionellen Waffen, über welche die westeuropäischen Armeen, ihre Luftstreitkräfte und ihre Seestreitkräfte verfügten. Neben den westeuropäischen Truppen blieben amerikanische Verbände als eine Art Stolperdraht in Westeuropa. Stolperten angreifende sowjetische Truppen über diesen Draht, würde dies automatisch den Einsatz der Nuklearwaffen der USA auslösen.



Der Langstreckenbomber vom Typ Tupolew Tu 95 bildete das Rückgrat der sowjetischen Bomberflotte. Er vermochte US-Gebiet zu erreichen und galt als Pendant zur amerikanischen Boeing B-52-Stratofortress.



Die Sowjetunion hatte im August 1949 eine erste Atombombe gezündet. Die für den Transport solcher Bomben verfügbaren Flugzeuge bedrohten zunächst allenfalls Westeuropa, denn das Territorium der USA konnten sie nicht erreichen. Erst die ab Mitte der 1950er Jahre eingeführten Langstreckenbomber vom Typ Tupolew TU 95/TU-20 (NATO-Bezeichnung: »Bear«) und Mjassischtschew M4 (NATO-Bezeichnung: »Bison«) konnten bis ins US-Gebiet fliegen. Ihre Rückkehr nach erfolgtem Einsatz blieb allerdings ausgeschlossen, da der Treibstoff dafür nicht ausreichen würde. Die USA hingegen verfügten mit der Boeing B-52 Stratofortress über einen Langstreckenbomber mit großer Reichweite, die sich sogar durch eine Luftbetankung vergrößern ließ. Zudem konnten die B-52 das bis an die Grenzen der Sowjetunion ausgedehnte dichte Netz von Flugplätzen der amerikanischen Bündnispartner in Europa und Asien nutzen.

Aus ihren nuklearen Fähigkeiten hatten die USA während des [16]Koreakrieges jedoch auf dem Gefechtsfeld keinen Nutzen ziehen können, denn der lokale Einsatz der damals vorhandenen Bomben mit großer Sprengwirkung hätte auch ihre eigenen Truppen im Kampfgebiet vernichtet. Erst die Entwicklung und die Stationierung von taktischen Atomsprengköpfen mit reduzierter Sprengkraft ermöglichte einen solchen Einsatz selbst auf einem möglichen Gefechtsfeld in Europa. Der in Bezug auf konventionelle Waffen deutlich überlegenen Sowjetunion sollten taktische amerikanische Nuklearwaffen erschweren, den Schild zu durchbrechen. Als Trägerwaffen standen Raketen der Typen »Corporal«, »Honest John«, »Matador« und (für die Luftverteidigung) »Nike« [17]zur Verfügung. Raketen hatten den Vorzug erhalten, da Geschütze als nicht besonders effizient galten und leicht zerstört oder vom Feind in Besitz genommen werden konnten. Raketen hatten - neben der größeren Reichweite - zudem den Vorteil, dass sowohl nukleare als auch nicht-nukleare Sprengköpfe verschossen werden konnten. Die Lagerung und die eventuell notwendig werdende Ausgabe der nuklearen Sprengköpfe übernahmen spezielle amerikanische Bewachungseinheiten, sogenannte custody units.



Die ungelenkte nuklearwaffenfähige Kurzstreckenrakete MGR-1 »Honest John« konnte auf dem Gefechtsfeld gegen Ziele in bis zu 25 Kilometer Entfernung eingesetzt werden.



Die Bereitschaft der Vereinigten Staaten zum Einsatz nuklearer Waffen unterstrich das im September 1956 von den Oberbefehlshabern der [18]amerikanischen Teilstreitkräfte, den Joint Chiefs of Staff (JCS), erstellte strategische Konzept für einen allgemeinen Krieg. Darin hieß es unmissverständlich: »Unabhängig von der Art des Kriegsausbruchs werden die nuklearen Waffen von Anfang an eingesetzt.« Im April 1957 nahm der NATO-Rat diese strategischen Richtlinien sowie die Maßnahmen zu ihrer Umsetzung an. Nukleare Waffen sollten demnach bei einem sowjetischen Angriff immer dann zum Einsatz kommen, wenn dieser die Dimension eines militärischen Einfalls, einer Unterwanderung oder einer lokalen feindlichen Aktion überschritt. Als beste Vorsorge gegen einen nuklearen Angriff der Sowjetunion galt die Fähigkeit zu sofortiger massiver Vergeltung . Diese massive retaliation bedeutete letztlich den vernichtenden nuklearen Gegenschlag.

Stabsrahmenübungen und Manöver machten die Luft- und Landstreitkräfte in Westeuropa mit den Notwendigkeiten der nuklearen Kriegführung vertraut. Die Einführung von kleineren Nuklearwaffen mit verringerter Wirkung schien tatsächlich die Nutzung dieser taktischen Nuklearwaffen auch auf dem Gefechtsfeld zu ermöglichen. Allerdings weckten diese Waffen auch das Misstrauen der Öffentlichkeit und verstärkten noch die bereits bestehende Angst vor einem Atomkrieg. In Großbritannien entstand die Campaign for Nuclear Disarmament (CND), die 1958 einen ersten »Ostermarsch« durchführte. In der Bundesrepublik folgte die Gründung der Bewegung »Kampf dem Atomtod«. Natürlich nahm kein NATO-Mitgliedstaat gern das Risiko eines Nuklearkrieges auf seinem Territorium in Kauf, man fühlte sich dem mächtigen Bündnispartner USA jedoch verpflichtet.



Die Angst vor einem Atomkrieg führte weltweit zu Protesten. Das Foto zeigt Atomwaffengegner beim ersten Marsch von London zum britischen Atomwaffenforschungsinstitut in Aldermaston im April 1958. Dieser Marsch wurde viele Jahre lang stets zu Ostern durchgeführt.



Im August 1957 meldete die staatliche sowjetische Nachrichtenagentur TASS den ersten Start einer sowjetischen Intercontinental Ballistic Missile (ICBM). Dabei handelte es sich um eine Rakete vom Typ R-7 (NATO-Bezeichnung: »SS-6 Sapwood«) mit einer Reichweite von 8000 Kilometern. Am 4. Oktober 1957 empfingen Funkamateure in aller Welt das Signal von »Sputnik 1«. Der Sowjetunion war es gelungen, den ersten künstlichen Satelliten mit einer solchen Rakete in den Weltraum zu schießen. In der amerikanischen Öffentlichkeit löste »Sputnik 1« einen Schock aus. Der Ost-West-Konflikt zwischen den beiden Machtblöcken hatte zu einem Rüstungswettlauf geführt, bei dem die Amerikaner stets angenommen hatten, vornzuliegen. Die bisher scheinbar unerschütterliche Vormachtstellung ihres Landes im Kalten Krieg schien [19]verloren. Jetzt verfügte auch die Sowjetunion über weittragende Raketen, deren nukleare Sprengköpfe zumindest theoretisch jeden Ort in den USA erreichen konnten. Das Entsetzen verstärkte sich noch, als nur vier Wochen später ein weiterer sowjetischer Satellit, »Sputnik 2«, die Erde umkreiste. Zu allem Überfluss misslang am 6. Dezember 1957 der Versuch der USA, einen eigenen Satelliten zu starten. Vor den Augen der amerikanischen Fernsehzuschauer explodierte die Rakete vom Typ Vanguard TV-3 bereits auf der Startrampe auf Cape Canaveral. Der technische Vorsprung der USA schien dahin, die Grundlage der Strategie der »massiven Vergeltung« nicht mehr gegeben.



Replik des »Sputnik 1«. Am 4. Oktober 1957 schoss die Sowjetunion den ersten...


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Autor

Reiner Pommerin , geb. 1943, ist Historiker und emeritierter Professor für Neuere und Neueste Geschichte. Seine Forschungsinteressen gelten der Geschichte der Internationalen Beziehungen sowie der Militärgeschichte.