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Die Bischöfe von Innsbruck

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
152 Seiten
Deutsch
Eine Reise in die Vergangenheit Innsbrucks - lebendig in persönlichen Erinnerungen! Verglichen mit anderen Bistümern ist die Diözese Innsbruck noch relativ jung: Ihre tatsächliche Eigenständigkeit erhielt sie erst 1968. Seither standen ihr fünf Bischöfe vor, deren pastorale und administrative Leistungen hier vorgestellt und gewürdigt werden: Paulus Rusch, Reinhold Stecher, Alois Kothgasser, Manfred Scheuer und Hermann Glettler. Jeder von ihnen hatte seine eigene Vision und sein eigenes Amtsverständnis und wurde auf unterschiedliche Weise in der Öffentlichkeit wahrgenommen. In seiner Hommage an die Bischöfe von Innsbruck gibt Martin Kolozs einen umfassenden Einblick in ihr Leben und Wirken für die 'Kirche im Gebirge'.

Mag. Martin Kolozs, geboren 1978, hat Christliche Philosophie an der Theologischen Fakultät in Innsbruck studiert. Neben seinen literarischen Publikationen veröffentlichte er u. a.: 'Karl Rahner SJ - Innsbrucker Jahre' (2014), 'Bischof Reinhold Stecher - Leben und Werk' (2015), 'Zur höheren Ehre - Die Tiroler Priesterdichter Reimmichl, Bruder Willram, Josef Weingartner und Reinhold Stecher' (2017), 'Hans Brenner - Vielleicht bin ich wirklich so' (2018).
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Produkt

KlappentextEine Reise in die Vergangenheit Innsbrucks - lebendig in persönlichen Erinnerungen! Verglichen mit anderen Bistümern ist die Diözese Innsbruck noch relativ jung: Ihre tatsächliche Eigenständigkeit erhielt sie erst 1968. Seither standen ihr fünf Bischöfe vor, deren pastorale und administrative Leistungen hier vorgestellt und gewürdigt werden: Paulus Rusch, Reinhold Stecher, Alois Kothgasser, Manfred Scheuer und Hermann Glettler. Jeder von ihnen hatte seine eigene Vision und sein eigenes Amtsverständnis und wurde auf unterschiedliche Weise in der Öffentlichkeit wahrgenommen. In seiner Hommage an die Bischöfe von Innsbruck gibt Martin Kolozs einen umfassenden Einblick in ihr Leben und Wirken für die 'Kirche im Gebirge'.

Mag. Martin Kolozs, geboren 1978, hat Christliche Philosophie an der Theologischen Fakultät in Innsbruck studiert. Neben seinen literarischen Publikationen veröffentlichte er u. a.: 'Karl Rahner SJ - Innsbrucker Jahre' (2014), 'Bischof Reinhold Stecher - Leben und Werk' (2015), 'Zur höheren Ehre - Die Tiroler Priesterdichter Reimmichl, Bruder Willram, Josef Weingartner und Reinhold Stecher' (2017), 'Hans Brenner - Vielleicht bin ich wirklich so' (2018).
Details
Weitere ISBN/GTIN9783703065101
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2020
Erscheinungsdatum18.02.2020
Auflage1. Auflage
Reihen-Nr.7
Seiten152 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse24110 Kbytes
Artikel-Nr.5391427
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe
REINHOLD STECHER (1921-2013)
DIENEN UND VERTRAUEN
(1981-1997)
Einleitung

Es war kein Zufall, dass Reinhold Stecher zum zweiten Bischof von Innsbruck ernannt wurde. Zum einen war er haushoher Favorit seines Vorgängers Altbischof Paulus Rusch, der in ihm einen guten Mann 1 sah und schon als jungen Theologen gefördert hatte; zum anderen war er u. a. durch seine jahrzehntelange seelsorgerische wie lehrende Tätigkeit im Klerus geschätzt und durch Bücher wie Begegnungen auf Mittelwelle (1965), in denen er schon zu seinem unnachahmlichen Schreibstil gefunden hatte, bei den Gläubigen äußerst beliebt.2

Nichtsdestotrotz war seine Wahl durch Papst Johannes Paul II. (eigentlich: Karol Wojtyla, 1920 bis 2005) eine Überraschung für den bald 60-Jährigen, und zu Anfang mit einem Zaudern vor der großen Verantwortung verbunden, wie sich Reinhold Stecher später erinnerte: Durch einen Brief mit einer Einladung zu Gespräch mit dem Nuntius Mario Cagna [1911 bis 1986] in Wien habe ich von meiner Ernennung zum Bischof von Innsbruck erfahren. Ich habe dann im Gespräch meine Einwände vorgetragen, etwa, dass ich nie in einer führenden Tätigkeit der Diözese tätig gewesen bin, sondern immer nur in der Jugendseelsorge und in der Lehrerbildung. In diesen Aufgabenbereichen habe ich mich zu Hause gefühlt. Zwei Stunden hat der Nuntius versucht, mich zu überzeugen. Als er dann sagte, dass ich gemäß einer Befragung größtes Vertrauen besitze, habe ich schließlich doch Ja gesagt. 3

In den folgenden knapp siebzehn Jahren seines Episkopats hat Reinhold Stecher durch verschiedene Entscheidungen und Anstöße (auch weit über die Landesgrenzen hinaus) von sich reden gemacht und ein neues, nachwirkendes Verständnis vom Amt des Bischofs geprägt, das er selbst mit integrativem Führungsstil beschrieb: [Dieser] versucht, die Kirche in einem Geist des Miteinander zu leiten, eine Vertrauensbasis mit möglichst vielen als selbstverständliche Voraussetzung anzustreben und die Gläubigen über die verschiedenen Gremien auch wirklich und nicht nur scheinbar mitreden zu lassen, wo das möglich ist. Dieser integrative Führungsstil ist keineswegs eine Auflösung des Lehramtes. Papst und Bischöfe werden immer wieder, wenn es wirklich nötig ist, eine Entscheidung für die geoffenbarte Wahrheit treffen müssen. Aber in dieser Wahrheitsfindung weiß der Bischof, der den integrativen Führungsstil verwirklichen möchte, dass er auf tausend andere angewiesen ist [â¦] Und er weiß, dass er durch die Weihe nicht einfach gescheiter geworden ist und dass die Wahrheit nicht einfach bei ihm aufgehoben ist, sondern durch die ganze Kirche strömt, auch wenn er bei Anwendung allen guten Willens auf den Beistand des Heiligen Geistes hoffen darf. Der integrative Führungsstil wird von manchen als gefährliche Demokratisierung der Kirche abgetan. Das ist er nicht, und er bedeutet keineswegs die Auflösung des Amtes. Dieser Stil entspricht der Heiligen Schrift, wie jeder aufmerksame Leser feststellen kann; er wird durch die besten pastoralen Traditionen bestätigt; er ist der Stil, den die großen Heiligen für ihre Orden geschaffen haben; er entspricht dem Kirchenbild des Zweiten Vatikanums; und er folgt den Regeln des schlichten Hausverstandes. 4

Im Konkreten hieß das für die Ausübung seines Bischofsdienstes: Das eine, was ein Bischof wohl leisten soll, ist eine Art Wachdienst vor der Schatzkammer des Glaubens. Er muss dafür Sorge tragen, dass von dieser Substanz der Botschaft nichts verloren geht, gestohlen oder unterschlagen wird. Und dass man immer auf die Wurzeln unserer christlichen Existenz zurückkommt, weil diese Tiefen von den Auseinandersetzungen des Alltags leicht überdeckt und überspielt werden.5 Eine andere Aufgabe des Bischofs im Bereich der Verkündigung ist sicher im Wort Bischof angedeutet: Episkopos heißt griechisch doch der, der darüber hinausschaut , und ich lege das in besonderer Weise dafür aus, dass die kirchengeschichtliche Stunde immer dort schlägt, wo die ewige Botschaft und die Ströme der Zeit ineinanderfließen. Und da braucht es vielleicht doch so etwas wie einen Dienst der Übersicht , ein weitgespanntes Hineinhorchen in eben diese Ströme der Zeit, in ihre trüben Defizite und ihre klaren Chancen und Hoffnungen, und auch in die Veränderungen, die heute in den Menschen und Gesellschaften schneller vor sich gehen als in vergangenen Jahrhunderten. Natürlich müssen wir diese Wachheit der Zeit gegenüber allen üben. Und vielleicht darf und soll der Bischof aus dem Überblick heraus diesen Dienst versuchen, den ihm nun einmal sein Amt heute präsentiert. 6

In diesem Sinne war Reinhold Stecher zuallererst ein Seelsorger7 mit Überzeugungen, denen er ebenso treu blieb wie dem Evangelium, nach dem er lebte und welches er sowohl als Bischof und Theologe als auch als Schriftsteller und Maler in eigene Predigten, Appelle, Hirtenbriefe, Buchtexte und Bilder übersetzte und an Gläubige und Kirchenferne gleichermaßen weitersagte, wie ein Geheimnis, das allen gehört und von allen gehört werden soll. Zugleich war er selbst ein aufmerksamer Zuhörer, einer, der dem Gespräch auf Augenhöhe, dem Dialog mit Andersdenkenden und auch dem Streit um das Wichtige im Leben, dem Glauben und der Kirche nicht auswich, sondern ihnen geradezu lernbegierig begegnete, weil er davon überzeugt war, dass nur im richtigen Zuhören ein jeweils guter Anfang gemacht werden kann: Ich hoffe immer auf eine schlichte, dienende Kirche, wie sie sich in unzähligen bewundernswürdigen Initiativen auch heute immer wieder zeigt, und ich hoffe auf eine Evolution jener Spiritualitäten, die Bleibendes und Veränderliches, Göttliches und Menschliches zu unterscheiden wissen. Darum wünsche ich meiner hohen Kirche ein hörendes Herz. 8

Es sind Aussagen wie diese, deretwegen Bischof Reinhold Stecher damals wie heute als ein glaubhafter Vertreter einer offenen Kirche angesehen wird, einer Kirche, die zwar Position bezieht und diese verteidigt, sich aber nicht auf unhaltbare Stellungen zurückzieht, um sich dort einzuzementieren, und welche manchmal auch im Zeitgeist den Heiligen Geist wirken sieht.
Ein wirklicher Konzilsbischof

Obwohl Reinhold Stecher nicht persönlich am Zweiten Vatikanischen Konzil (1962 bis 1965) teilgenommen hat, war er dennoch von dessen Geist erfüllt und hat als Diözesanbischof nach dessen Beschlüssen entschieden und gehandelt; für ihn war dieses so genannte Pastoralkonzil nämlich der wichtigste Zeuge einer Kirche, die ihre Stimme erhebt und hinter deren Worten ein reales Tun und Dienen steht, so wie es sich Papst Johannes XXIII. wohl vorgestellt hat, als er von einem neuen Pfingsten sprach, welches in der katholischen Kirche durch ein von ihm verordnetes Aggiornamento herbeigeführt werden sollte, also durch eine Anpassung an heutige Verhältnisse , indem die Fenster weit geöffnet wurden und frische Luft in den Raum der Kirche hereinströmen sollte. 9

Reinhold Stecher fand für diese historische Herausforderung einen ganz eigenen Ausdruck, wenn er in seinem Buch Die Botschaft der Berge etwa über den Föhn schreibt, der aufreißt und wegräumt : Wir brauchen von Zeit zu Zeit den reinigenden Sturm, nicht nur im Bergland und im Talbecken der Großstadt. Wir brauchen ihn in der Geistesgeschichte, der Gesellschaft, in der Kunst und in der Kirche, im Leben jeder Gemeinschaft und in der Landschaft des eigenen Herzens. Wir brauchen Epochen, die aufreißen und klären, auch wenn sie einige Belastungen bringen. Nach ihnen wird dann wieder der fruchtbare Regen strömen - wie beim Föhn. 10

Für Reinhold Stecher war das Zweite Vatikanum dieser reinigende Sturm 11 und die nachkonziliare Epoche, welche die schwierige Aufgabe hatte, die Konzilsbeschlüsse in realiter umzusetzen, stellte die Zeit seines eigenen Episkopats dar:

Es ist die Kirche, in die ich als Bischof hineingeraten bin. Eine nicht ganz einfache Kirche. Das manchmal schlecht verdaute Konzil hat auch Polarisierungen gebracht, solche progressiver Art und dann traditionalistischer Art. Es gab Ängste und Entfremdung, Spannungen, Machtverschiebungen bis zu fast fundamentalistischen Erscheinungen. Und zwischendrin eine breite Mitte engagierter Christen, die Gemeinden, Aktivitäten, Bewegungen aufbauten. Eine interessante aber auch belastende Zeit, auch für das Bischofsamt. Ging man gegen Auswüchse im Progressiven vor, war man ein altmodisch Autoritärer12. Trat man den Resten des Antisemitismus und seinen Greuelmärchen entgegen, war man ein Freimaurer. Eine z. T. belastende Epoche, in der man sich fragt: Wohin soll das führen?

Ich sehe trotz der Schwierigkeiten bis in die Gegenwart diese Epoche nicht als negativ an. Solche Abschnitte der Kirchengeschichte, die manchmal auch Züge der Krise und des Chaotischen trugen, hat es schon gegeben. Aber diese Epochen waren immer auch die Zeiten, in denen das genuin Christliche neu hinterfragt wurde, in denen neue Visionen aufkamen und neue Einsichten, in denen die Sache Jesu da und dort auch deutlicher wurde für die Zukunft, in denen man zurückgefragt hat: Was hat Er gewollt? 13

Bischof Reinhold Stecher war sich (wie sein Amtsvorgänger Bischof Paulus Rusch) also durchaus der Schwierigkeiten in der Verwirklichung des Zweiten Vatikanischen Konzils und seiner Beschlüsse bewusst, ließ sich dadurch allerdings nicht entmutigen, sondern suchte einen Weg der Vermittlung zwischen Kirche und Gesellschaft , Konservatismus und...
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Autor

Mag. Martin Kolozs, geboren 1978, hat Christliche Philosophie an der Theologischen Fakultät in Innsbruck studiert. Neben seinen literarischen Publikationen veröffentlichte er u. a.: "Karl Rahner SJ - Innsbrucker Jahre" (2014), "Bischof Reinhold Stecher - Leben und Werk" (2015), "Zur höheren Ehre - Die Tiroler Priesterdichter Reimmichl, Bruder Willram, Josef Weingartner und Reinhold Stecher" (2017), "Hans Brenner - Vielleicht bin ich wirklich so" (2018).