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Broken Things - Alles nur (k)ein Spiel

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
400 Seiten
Deutsch
dtv Verlagsgesellschafterschienen am02.02.20211. Auflage
Was damals tatsächlich im Wald geschah ... Vor fünf Jahren, mit gerade einmal 13, ermordeten Mia und Brynn ihre beste Freundin Summer. Zumindest dachten das alle, weil die Mädchen die Tat detailliert in einer Fan-Fiction zu ihrem Lieblingsbuch aufgeschrieben hatten. In Wirklichkeit war jedoch alles ganz anders: Mia und Brynn wurden fälschlicherweise verdächtigt und haben seit damals keinen Kontakt mehr. Doch jetzt zwingt ein erstaunlicher Fund sie dazu, gemeinsam der Wahrheit auf den Grund zu gehen. Denn wie die Mädchen herausfinden, hatte Summer ein dunkles Geheimnis, und der wahre Täter ist weiterhin auf freiem Fuß ...

Lauren Oliver ist Absolventin der University of Chicago und der New York University. Ihre Bücher sind weltweit in über 30 Sprachen übersetzt. Sie war mit >Wenn du stirbst, zieht dein ganzes Leben an dir vorbei, sagen sieDelirium< die Auszeichnung des Buxtehuder Bullen. Lauren Oliver lebt mit ihrer Familie in Brooklyn.
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Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR14,95
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextWas damals tatsächlich im Wald geschah ... Vor fünf Jahren, mit gerade einmal 13, ermordeten Mia und Brynn ihre beste Freundin Summer. Zumindest dachten das alle, weil die Mädchen die Tat detailliert in einer Fan-Fiction zu ihrem Lieblingsbuch aufgeschrieben hatten. In Wirklichkeit war jedoch alles ganz anders: Mia und Brynn wurden fälschlicherweise verdächtigt und haben seit damals keinen Kontakt mehr. Doch jetzt zwingt ein erstaunlicher Fund sie dazu, gemeinsam der Wahrheit auf den Grund zu gehen. Denn wie die Mädchen herausfinden, hatte Summer ein dunkles Geheimnis, und der wahre Täter ist weiterhin auf freiem Fuß ...

Lauren Oliver ist Absolventin der University of Chicago und der New York University. Ihre Bücher sind weltweit in über 30 Sprachen übersetzt. Sie war mit >Wenn du stirbst, zieht dein ganzes Leben an dir vorbei, sagen sieDelirium< die Auszeichnung des Buxtehuder Bullen. Lauren Oliver lebt mit ihrer Familie in Brooklyn.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783423438742
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2021
Erscheinungsdatum02.02.2021
Auflage1. Auflage
Seiten400 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse3392 Kbytes
Artikel-Nr.5424260
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

MIA
Jetzt

»Muffelnde Muttergottes.« Meine beste Freundin Abby hält ein schimmeliges Stück Stoff zwischen zwei weiß behandschuhten Fingern hoch. »Was ist das?«

Was immer es früher mal gewesen ist - eine Jacke? Eine Decke? Ein Läufer? -, jetzt ist es schwarz, steif von über die Jahre angesammelten und eingetrockneten Flecken, dazu voller Löcher, wo es von einer ganzen Prozession Insekten angeknabbert wurde. Und es stinkt. Obwohl ich ein Stück weg stehe und mich riesige Berge aus Büchern und Zeitungen, Lampen und alten Klimaanlagen sowie Kartons mit Hunderten verschiedener, nie genutzter, nie ausgepackter Waren der Art, die man um Mitternacht per Teleshopping kauft - Mixer, Allzweckmesser, Kuscheldecken mit Ärmeln und sogar ein Bistro-Ofen mit Drehspieß -, von Abby trennen, treten mir von dem Gestank Tränen in die Augen.

»Frag nicht«, sage ich. »Schmeiß es einfach weg.«

Sie schüttelt den Kopf. »Hat deine Mutter hier drin eine Leiche versteckt oder so?« Als ihr bewusst wird, was sie gesagt hat, stopft sie das Teil schnell in einen Müllsack. »Tut mir leid.«

»Schon okay.« Das ist eins der Dinge, die ich an Abby mag: Sie vergisst. Sie hat nicht dauernd im Kopf, dass ich mit zwölf beschuldigt wurde, meine beste Freundin ermordet zu haben. Dass, wenn man bei Google Mia Ferguson eingibt, als erstes Suchergebnis ein beliebter Erziehungsblog mit einem Artikel unter der Überschrift »Wie aus Kindern Monster werden - wer ist schuld daran?« auftaucht.

Das liegt zum Teil daran, dass Abby erst vor zwei Jahren hergezogen ist. Sie hatte natürlich von dem Mord gehört - alle haben davon gehört -, aber aus zweiter Hand ist das etwas anderes. Für Leute außerhalb unserer Stadt war Summers Tod eine Tragödie und die Tatsache, dass drei Jugendliche die Hauptverdächtigen waren (okay, die einzigen Verdächtigen), ein unvorstellbares Grauen.

Aber in Twin Lakes war es etwas Persönliches. Selbst
fünf Jahre später kann ich nicht durch die Stadt gehen, ohne dass mich alle anstarren oder furchtbare Dinge flüstern. Vor ein paar Jahren kam mal vor dem Knit Kit eine Frau auf mich zu. Ich sah mir gerade die Körbe voller flauschig bunter Wolle an und das Schild mit der Aufschrift Make Socks, Not War im Schaufenster. Sie hatte die Lippen geschürzt, als wollte sie mich küssen - und spuckte mir ins Gesicht.

Selbst meine Mutter wird beschimpft, wenn sie einkaufen geht oder Wäsche wegbringt oder zur Post muss. Vermutlich werfen ihr alle vor, ein Monster großgezogen zu haben. Irgendwann wurde es einfach leichter, zu Hause zu bleiben. Glücklicherweise - oder vielleicht auch unglücklicherweise - hat sie ihre eigene Onlinemarketingfirma. Da sie alles von Klopapier über Socken bis hin zu Milch im Internet bestellen kann, geht sie manchmal ein halbes Jahr nicht vor die Tür. Als sie vor ein paar Tagen verkündete, sie würde ihre Schwester besuchen, bekam ich beinahe einen Herzinfarkt. Es ist das erste Mal seit dem Mord, dass sie das Haus länger als eine Stunde verlassen hat.

Andererseits blieb ihr auch nicht viel anderes übrig. Nachdem sich die »Sammlungen« meiner Mutter immer weiter ausbreiteten, erst auf die Veranda hinterm Haus, dann auf die vorm Haus und schließlich bis hinaus in den Garten, zettelten unsere Nachbarn eine Kampagne an, um Mom und mich rauswerfen zu lassen. Offenbar verseucht bereits unsere Anwesenheit die gesamte Nachbarschaft und ist ganz allein dafür verantwortlich, dass die übrigen Anwohner niemals ihre Häuser verkaufen können. Die Stadt hat zwar davon abgesehen, uns zu verklagen, droht aber mit Bußgeldern für alle möglichen Umweltsünden, wenn wir nicht innerhalb von zwei Wochen aufgeräumt haben. Also ist meine Mutter zu meiner Tante gezogen, damit sie nicht im Weg steht und bei jeder gebrauchten Serviette, die ich wegzuwerfen versuche, zu schluchzen anfängt, und ich habe mich darangemacht, den Müll zu sortieren, der sich im Laufe von fünf Jahren angesammelt hat.

»Hier, guck mal, Mia.« Abby holt einen Stapel zerfetzter Zeitungen unter einer kaputten Stehlampe hervor. »Jetzt wissen wir, was« - sie blinzelt - »2014 gerade aktuell war.«

Ich hebe einen Karton vom Boden auf und verspüre eine kleine Welle der Befriedigung, als ein Stück Teppich sichtbar wird. Ich lese vor, was auf der Seite des Kartons steht: »Mit dem Allesschneider Slice & Dice wird das Kochen zum Kinderspiel!«

»Vielleicht solltest du den verkaufen. Er ist doch noch originalverpackt, oder?« Abby rappelt sich mühsam auf und stützt sich dabei an einem Fernsehmöbel ab. Abby ist dick und wunderschön. Sie hat helle Augen und dunkles Haar, die Art Lippen, bei denen man sofort ans Küssen denken muss, und eine ganz gerade, nur leicht nach oben weisende Nase.

Mit zehn eröffnete sie einen YouTube-Kanal zum Thema Mode und Schönheit. Mit fünfzehn hatte sie zwei Millionen Abonnenten, bekannte Marken als Sponsoren und ein Einkommen, das es ihrer Familie erlaubte, Garrison, Iowa, zu verlassen und nach Vermont zu ihren Großeltern zu ziehen.

Abby fährt zu so vielen Beautycons, Vidcons und Fashion Weeks, dass sie zu Hause unterrichtet wird.

So haben wir uns kennengelernt, und wenn Abby nicht gerade unterwegs ist, hören wir fünfmal die Woche vier Stunden am Tag Ms Pinner zu, die uns mit monotoner Stimme alles von der Erzähltechnik in Fiesta bis hin zu kovalenten Bindungen erklärt. Wir treffen uns drei Straßen weiter bei Abby aus dem offensichtlichen Grund, dass es bei mir zu Hause keinen Platz zum Sitzen gibt. Es gibt kaum Platz zum Atmen.

Dafür haben die Stapel gesorgt. Sie sind gnadenlos. Sie pflanzen sich fort. Sie vermehren sich über Nacht.

»Klar«, sage ich. »Wenn du dein Gemüse mit einer Schicht schwarzem Schimmel magst.« Ich klemme mir den Karton unter den Arm und bahne mir einen Weg zur Haustür, wobei ich mich an den Pfad halte, der sorgfältig zwischen den Stapeln hindurchgegraben wurde, eine endlose Schlucht aus Gegenständen - auseinandergefaltete und mit Kordel verschnürte Kartons, Rollen über Rollen abgelaufener Rabattmarken, Paketband und rostige Scheren, alte Turnschuhe, Fahrradschläuche ohne Luft und kaputte Lampen -, lauter Dinge, die meine Mutter aus unerfindlichen Gründen unbedingt behalten will.

Der Himmel draußen hat eine eigenartige Farbe. Die Wolken sind von einem seekranken Grün. Es sind ein paar üble Sturmtage vorhergesagt - vielleicht sogar ein Tornado, obwohl das kein Mensch glaubt. Hier in Vermont gibt es keine Tornados, zumindest nicht sehr oft, und in den meisten Fällen, in denen die Nachrichten einen ankündigen, geht es ihnen nur darum, höhere Einschaltquoten zu erzielen.

Ich wuchte den Karton in den Müllcontainer, der in unserer Einfahrt steht. Es ist so ein großer, industrieller, wie sie auch bei Hausrenovierungen und für Bauschutt verwendet werden, und nach nur zwei Tagen ist er bereits halb voll.

Im Haus steht Abby mit rotem Gesicht hustend da und hält sich eine Hand vor den Mund.

»Was denn?«, frage ich. »Was ist?«

»Ich weiß nicht.« Sie würgt die Worte mit tränenden Augen hervor. »Ich glaube, es ist eine alte Pizza oder so was.«

»Lass es«, sage ich schnell und versuche die beiden Rotorblätter zu ignorieren, die sich in meinem Magen in Gang gesetzt haben. »Echt jetzt. Der Himmel sieht aus, als würde er sich jeden Moment übergeben.«

»Bist du sicher?« Abby ist es offenbar peinlich, dass mir das hier peinlich ist. Wovon ich mich nur noch schlechter fühle, vor allem, weil Abby nicht der Typ ist, dem schnell etwas unangenehm ist. Sie ist der Typ, der keine großen Sweatshirts oder Jogginghosen trägt, um sich möglichst unsichtbar zu machen, sondern Federröcke und gemusterte Strumpfhosen, sich die Haare bunt färbt und dann vier Stunden lang ein Fotoshooting mit ihrem Malteser namens Krümelmonster abhält. »Wir haben noch nicht mal eine kleine Lücke zustande gebracht.«

Das stimmt nicht ganz. Ich kann mehrere leere Stellen auf dem Teppich erkennen. Im Wohnzimmer sind der Fernseher und die Spielkonsole zum Vorschein gekommen. Ich frage mich, ob unser Kabelanschluss noch aktiv ist. »Na und?« Ich zwinge mich zu einem Lächeln. »Dann haben wir morgen umso mehr zu tun. Vielleicht finden wir sogar einen vergrabenen Schatz.«

»Oder Atlantis«, sagt Abby, zieht die Handschuhe aus und lässt sie in eine der offenen Mülltüten fallen. Bevor sie geht, berührt sie mich an der Schulter. »Bist du dir auch wirklich ganz, ganz sicher? Ich finde dich morgen nicht begraben unter einem Berg schmutziger Wäsche und alter Zeitungen?«

Ich lächele wieder gezwungen. Das fürchterliche rotierende Gefühl in meinem Magen ist immer noch da und wirbelt alles durcheinander. Aber Abby will hier raus. Und ich kann es ihr nicht verübeln.

Ich will hier schon raus, solange ich denken kann.

»Geh jetzt«, sage ich und trete zur Seite. »Im Ernst. Bevor dich ein Tornado mitreißt und irgendwo jenseits des Regenbogens wieder ausspuckt.«

Abby verdreht die Augen und klatscht sich auf den Bauch. »Das soll der Tornado mal versuchen.«

»Du bist schön«, rufe ich ihr nach, als sie zur Tür geht.

»Ich weiß«, ruft sie zurück.

Nachdem Abby weg ist, stehe ich noch einen Augenblick da und hole Luft, ohne zu tief einzuatmen. Wir haben alle Fenster aufgemacht - zumindest die, an die wir rangekommen sind -, aber trotzdem stinkt es im Wohnzimmer nach ungewaschenen Polstern, Schimmel und Schlimmerem. Die zerlumpten und fleckigen...
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Autor

Lauren Oliver ist Absolventin der University of Chicago und der New York University. Ihre Bücher sind weltweit in über 30 Sprachen übersetzt. Sie war mit >Wenn du stirbst, zieht dein ganzes Leben an dir vorbei, sagen sieDelirium