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GEGENLICHT

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
320 Seiten
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am26.07.2021
Es ist Sommer in Berlin. Ein Mann fällt vom Himmel. Ein blinder Passagier, versteckt im Fahrwerkraum eines Flugzeugs. Ein Leben, das im Garten einer hübschen Jugendstilvilla endet. Noch im Tod wird der Mann beraubt - und eine Geschichte aus Not und Gier nimmt ihren Anfang. Sie wird viele Leben kosten und manche Träume zerstören. Pressefotograf Bronski und seine Kollegin Svenja Spielmann recherchieren in einer Welt der Gewalt und des schönen Scheins.

Seit er denken kann, fotografiert Bronski das Unglück. Richtet seinen Blick auf das Dunkle in der Welt. Dort, wo Menschen sterben, taucht er auf. Er hält das Unheil fest, ist fasziniert von der Stille des Todes - und immer wieder auf der Suche nach einem Leben, das Sinn verspricht und auf die Liebe setzt.

Bernhard Aichner (1972) lebt als Schriftsteller und Fotograf in Innsbruck. Er schreibt Romane, Hörspiele und Theaterstücke. Für seine Arbeit wurde er mit mehreren Literaturpreisen und Stipendien ausgezeichnet, zuletzt mit dem Burgdorfer Krimipreis 2014, dem Crime Cologne Award 2015 und dem Friedrich Glauser Preis 2017.
Die Thriller seiner 'Totenfrau'-Trilogie standen monatelang an der Spitze der Bestsellerlisten. Die Romane wurden in 16 Länder verkauft, u.a. auch nach USA und England. Mehrere seiner Romane wurden verfilmt, u.a. seine Totenfrau-Trilogie für Netflix/ORF.
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Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR17,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR12,99

Produkt

KlappentextEs ist Sommer in Berlin. Ein Mann fällt vom Himmel. Ein blinder Passagier, versteckt im Fahrwerkraum eines Flugzeugs. Ein Leben, das im Garten einer hübschen Jugendstilvilla endet. Noch im Tod wird der Mann beraubt - und eine Geschichte aus Not und Gier nimmt ihren Anfang. Sie wird viele Leben kosten und manche Träume zerstören. Pressefotograf Bronski und seine Kollegin Svenja Spielmann recherchieren in einer Welt der Gewalt und des schönen Scheins.

Seit er denken kann, fotografiert Bronski das Unglück. Richtet seinen Blick auf das Dunkle in der Welt. Dort, wo Menschen sterben, taucht er auf. Er hält das Unheil fest, ist fasziniert von der Stille des Todes - und immer wieder auf der Suche nach einem Leben, das Sinn verspricht und auf die Liebe setzt.

Bernhard Aichner (1972) lebt als Schriftsteller und Fotograf in Innsbruck. Er schreibt Romane, Hörspiele und Theaterstücke. Für seine Arbeit wurde er mit mehreren Literaturpreisen und Stipendien ausgezeichnet, zuletzt mit dem Burgdorfer Krimipreis 2014, dem Crime Cologne Award 2015 und dem Friedrich Glauser Preis 2017.
Die Thriller seiner 'Totenfrau'-Trilogie standen monatelang an der Spitze der Bestsellerlisten. Die Romane wurden in 16 Länder verkauft, u.a. auch nach USA und England. Mehrere seiner Romane wurden verfilmt, u.a. seine Totenfrau-Trilogie für Netflix/ORF.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641272081
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2021
Erscheinungsdatum26.07.2021
Reihen-Nr.2
Seiten320 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse2474 Kbytes
Artikel-Nr.5425323
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


EINS

Der schwarze Mann fiel vom Himmel.

Zwischen den Sonnenstrahlen flog er nach unten. Unbemerkt.

Acht Sekunden lang war die Welt noch in Ordnung. Klaus Rembrand und seine Geliebte saßen unbeschwert in ihren Liegestühlen, sie konnten noch nicht sehen, was auf sie zukam. Ahnten nicht, dass ihr Untergang unmittelbar bevorstand. Sie unterhielten sich ausgelassen, lachten und tranken.

Zwölf leere Bierdosen lagen auf der Wiese. Immer wenn sie eine Dose leergetrunken hatten, schleuderten sie sie, soweit sie konnten, durch den Garten der Jugendstilvilla, die Klaus kürzlich von seiner Mutter geerbt hatte.

Es war ein perfekter Nachmittag. Klaus Rembrand war mit sich und der Welt im Reinen. Er genoss die Stunden mit dieser wunderbaren Frau. Hemmungslos erfüllte er sich seine Wünsche.

Koste es, was es wolle, dachte er.

Oxana.

Sie war etwas Besonderes.

Wunderschön, geheimnisvoll, aufregend.

Klaus kümmerte sich immer rechtzeitig darum, dass sie an zwei Samstagen im Monat für ihn verfügbar war. Er fieberte diesen Tagen entgegen, die Zeit mit ihr zählte zum Kostbarsten, was er hatte. Es war ein Ritual, dem er voller Freude folgte, und das er beharrlich am Leben hielt. Wenn die Tage zwischen den Treffen endlich vergangen waren, legte er sich in die Badewanne und fuhr anschließend mit seinem hellblauen Mazda in die Waschstraße. Er sorgte dafür, dass der Wagen glänzte, er polierte und saugte ihn. Dann besorgte er Sushi und Bier im Supermarkt und holte Oxana wie immer am vereinbarten Treffpunkt ab.

Beim botanischen Garten.

Oxana hatte ihm nie gesagt, wo sie wohnte. Sie wollte nicht, dass er auf die Idee käme, sie irgendwann zu Hause zu besuchen, ihre Privatsphäre war ihr heilig. Sie kümmerte sich zwar mit Inbrunst um Klaus, aber sie genoss auch, dass ihre Beziehung zeitlich begrenzt war. Die zwei Samstage im Monat gehörten ihm, der Rest des Monats aber gehörte ihr. So hatte sie es ihm eingebläut.

Akzeptiere es, oder lass es, hatte sie zu ihm gesagt.

Bitte mach es nicht kompliziert, Klaus.

Es ist doch schön so, wie es ist.

Oxana war da ganz klar und deutlich.

Und Klaus stimmte zu.

Wobei er durch Zufall doch herausgefunden hatte, wie sie wirklich hieß und wo sie wohnte. Er behielt es für sich, beließ es bei ihrem Künstlernamen, wenn er sie traf, und tat so, als hätte er keine Ahnung von ihrem anderen Leben.

Tatsache war, dass er keinen Grund hatte, an dem bestehenden Arrangement etwas zu ändern. Klaus war zufrieden, so wie es war. Er trug keine Verantwortung, musste sich an den Oxana-freien Tagen nicht um sie kümmern. Sie hatte ihr eigenes Leben, er hatte seines.

Diese Art von Beziehung hatte sich bewährt.

Klaus wollte keine Kompromisse eingehen, um nichts in der Welt hätte er eine Frau bei sich einziehen lassen. Seine Freiheit war ihm heilig, der Singlehaushalt sein Paradies. Klaus Rembrand war glücklich. Auch wenn die Tage mit Oxana Offenbarungen waren, er mochte auch die Zeit dazwischen. Er liebte es, sich nach ihr zu sehnen, bereits Tage vor den Treffen zelebrierte er in Gedanken die Momente ihres Wiedersehens. Malte sich aus, was passieren würde. Zweimal im Monat feierte Klaus so das Leben. Sie völlerten, hatten Sex, betranken sich. Sushi, Viagra, Bier.

Und eine Ahnung von Liebe.

Hundertzwanzig Euro kostete eine Stunde Glück.

Klaus buchte Oxana gewöhnlich von mittags bis Mitternacht, machte zweitausendachthundertachtzig Euro pro Monat, zuzüglich Getränken, Verpflegung und kleinen Präsenten. Ein stattlicher Betrag, den er monatlich fix eingeplant hatte. Viele andere schöne Dinge hätte sich Klaus davon kaufen können, doch warum sollte er? Dieses Geld war für Oxana bestimmt. Sie lebte davon. Nicht ausschließlich, aber vermutlich zum größten Teil. Dass sie außer ihm noch andere Kunden hatte, war ihm natürlich klar, aus seiner Sicht war er aber definitiv ihre Nummer eins. Oxana fand ihn lustig, charmant und weltoffen, er war überzeugt davon, Klaus war zufrieden mit der Gesamtsituation.

Könnte nicht geschmeidiger laufen, sagte er sich.

Es war eine wunderbare Fügung des Schicksals gewesen, dass seine Mutter auf der Kellertreppe ausgerutscht war und sich das Genick gebrochen hatte. Von einem Tag auf den anderen hatte das jahrelange und durchaus mühsame Zusammenleben ein Ende gehabt. Klaus vergoss einige Tränen über ihren Tod, am Ende aber überwog die Freude über ihr Verschwinden. Die schöne Villa in Schmargendorf gehörte jetzt ihm, genauso wie die unzähligen Sparbücher, die er im hintersten Winkel ihres Kleiderschranks gefunden hatte.

Klaus Rembrand war endlich für seine Mühen belohnt worden.

Ein Leben lang war er mit einem von seiner Mutter gemachten Pausenbrot in der Aktentasche zum Finanzamt und wieder zurückgelaufen, er war Beamter mit Leib und Seele gewesen. Jetzt aber hatte er sich mit einem Lächeln im Gesicht in den frühzeitigen Ruhestand verabschieden können. Mit vierundfünfzig Jahren ein Glücksfall.

Mit Bedacht hatte Klaus durchgerechnet, wie lange er mit dem Geld seiner Mutter durchkommen würde, und was er sich alles damit leisten könnte. Eine ganze Woche lang hatte er diverse Szenarien durchgespielt, er hatte Betriebs- und Heizkosten für die nächsten fünfzig Jahre berechnet, er hatte die Kosten für einen Hausmeisterdienst addiert, genauso wie die Ausgaben für Unvorhergesehenes. Sanierungen am Haus, besondere Aufwendungen wegen Krankheit, Kosten für Pflegerinnen im hohen Alter, er dachte auch an die Anschaffung diverser Autos, von denen er träumte, und erfüllte sich in Gedanken noch einige andere Wünsche. Klaus dachte großzügig. Er rechnete sogar noch einen Puffer ein, durfte am Ende aber trotzdem feststellen, dass das Ergebnis seiner Berechnungen äußerst erfreulich ausfiel.

Klaus musste sich nie wieder Sorgen um Geld machen.

Er konnte sich die zwei Samstage im Monat ohne Probleme leisten, er hätte sogar damit weitermachen können, bis er hundertvier Jahre alt wäre. Geld spielte keine Rolle.

Nur dieses Lebensgefühl zählte.

Der Rausch, dem er sich mit Oxana hingab.

Ihre nackten Brüste, die er so liebte, der Geruch des Kokosöls, das er auf ihrem prachtvollen Leib verteilte, das Zischen, das aus den Dosen kam, wenn man sie öffnete.

Es war ein Nachmittag im Paradies.

Alles war perfekt.

Klaus wollte gerade aufstehen und etwas zum Knabbern aus dem Haus holen, da sah er zwischen den Sonnenstrahlen plötzlich etwas Schwarzes aufblitzen. Im Gegenlicht konnte er nicht erkennen, was es war, er wunderte sich nur. Er verstand es nicht. Versuchte zu begreifen, aber es ging zu schnell. Da war ein Geschoss, das auf sie zukam, etwas großes Dunkles, das schließlich vor ihnen auf der Wiese einschlug.

Kawummm.

Es war seltsam, aber Klaus hatte keine Angst. Ihm fiel in diesem Moment nur ein Comic ein, den er gerade gelesen hatte. Viele kleine schwarze Meteoriten waren auf der Erde eingeschlagen, einer direkt vor Dagobert Ducks Geldspeicher. Aliens hatten es auf die vielen glitzernden Taler abgesehen.

Was er gelesen hatte, wurde Wirklichkeit.

Was zur Hölle ist das, fragte Oxana.

Ein Außerirdischer, antwortete Klaus.

Ein schwarzer Mann war direkt vor ihre Füße gefallen.

Nur wenige Meter von ihnen entfernt.

Er lag im halbhohen Gras.

Klaus lachte.

Und auch Oxana begann zu lachen.

Noch realisierten sie nicht, was geschehen war. Es war eine Übersprunghandlung. Das Lachen nahm dem Drama für ein paar Augenblicke die Tragik. Während sie prusteten und sich gegenseitig mit ihrer hysterischen Fröhlichkeit ansteckten, versuchten sie das Unfassbare zu begreifen.

Der ist verdammt noch mal vom Himmel gefallen, sagte Oxana.

Muss ein verdammter Engel sein, sagte Klaus.

Wieder lachten sie. Aus Unsicherheit, aus Angst.

Beide wussten nicht, was jetzt zu tun war. Sollten sie aufspringen und hingehen? Oder lieber sitzen bleiben?

Lebt er noch, fragte Oxana.

Schaut nicht unbedingt so aus, sagte Klaus.

Das Lachen verebbte.

Oxana starrte den leblosen Körper an.

So wie es aussieht, haben wir großes Glück gehabt, sagte Klaus.

Ein paar Meter weiter, und einer von uns beiden wäre ebenfalls tot.

Oxana schluckte.

Klaus konzentrierte sich. Bemühte sich, trotz allem die Situation sachlich zu hinterfragen. So wie er sich in seinem Berufsleben nie hatte von Emotionen ablenken lassen, war es auch jetzt wichtig, die Fakten zu sammeln und dann die richtigen Schlüsse zu ziehen.

Wahrscheinlich ein Afrikaner, sagte Klaus.

Vielleicht zwischen dreißig und vierzig.

Muss wohl aus einem Flugzeug gefallen sein.

Oxana nickte.

Da ist aber nirgendwo Blut, stammelte sie.

Sieht so aus, als würde er schlafen.

Vielleicht lebt er ja doch noch.

Klaus schüttelte den Kopf. Soweit er das ohne Brille beurteilen konnte, war die Sache eindeutig. Die Positionierung des Körpers ließ keine Hoffnung mehr zu. Die verdrehten Beine, die verbogenen Arme, sämtliche Knochen mussten gebrochen sein. Wo auch immer dieser Mann hergekommen war, ob er aus einem Helikopter oder aus einem Heißluftballon gefallen war, er hatte den Sturz in die Tiefe definitiv nicht überlebt. Das Geräusch beim Aufprall auf die Erde war Beweis genug dafür...

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Autor

Bernhard Aichner (1972) lebt als Schriftsteller und Fotograf in Innsbruck. Er schreibt Romane, Hörspiele und Theaterstücke. Für seine Arbeit wurde er mit mehreren Literaturpreisen und Stipendien ausgezeichnet, zuletzt mit dem Burgdorfer Krimipreis 2014, dem Crime Cologne Award 2015 und dem Friedrich Glauser Preis 2017.
Die Thriller seiner "Totenfrau"-Trilogie standen monatelang an der Spitze der Bestsellerlisten. Die Romane wurden in 16 Länder verkauft, u.a. auch nach USA und England. Mehrere seiner Romane wurden verfilmt, u.a. seine Totenfrau-Trilogie für Netflix/ORF.
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Aichner, Bernhard