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Sterne über dem Comer See

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
576 Seiten
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am19.04.2021
Eine junge Frau mit einem großen Traum, ein Geschenk von Audrey Hepburn und eine unsterbliche Liebe.
Rom 1952: Die junge Ruby ist überglücklich - sie hat eine Rolle in einem Audrey-Hepburn-Film ergattert. Bei den aufregenden Dreharbeiten in der Ewigen Stadt kommt Ruby ihrem attraktiven Schauspielkollegen Nicolo näher. Doch nach einem schicksalhaften Ausflug an den Comer See werden die Liebenden getrennt ... Jahrzehnte später kehrt Filmlegende Ruby, begleitet von ihrer Großnichte Ariana, an den malerischen Comer See zurück. Die Halskette, die sie einst mit Nicolo verband, trägt sie noch immer. Ruby will Ariana endlich in das Geheimnis ihrer Vergangenheit einweihen, nicht ahnend, dass dieser Sommer ihrer beider Leben für immer verändern wird ...

Neben dem Schreiben von Romanen reist Jan Moran leidenschaftlich gern und hat eine Vorliebe für alte Filme, den perfekten Cheesecake und ausgedehnte Strandspaziergänge. Sie lebt mit ihrer Familie im Süden Kaliforniens.
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Produkt

KlappentextEine junge Frau mit einem großen Traum, ein Geschenk von Audrey Hepburn und eine unsterbliche Liebe.
Rom 1952: Die junge Ruby ist überglücklich - sie hat eine Rolle in einem Audrey-Hepburn-Film ergattert. Bei den aufregenden Dreharbeiten in der Ewigen Stadt kommt Ruby ihrem attraktiven Schauspielkollegen Nicolo näher. Doch nach einem schicksalhaften Ausflug an den Comer See werden die Liebenden getrennt ... Jahrzehnte später kehrt Filmlegende Ruby, begleitet von ihrer Großnichte Ariana, an den malerischen Comer See zurück. Die Halskette, die sie einst mit Nicolo verband, trägt sie noch immer. Ruby will Ariana endlich in das Geheimnis ihrer Vergangenheit einweihen, nicht ahnend, dass dieser Sommer ihrer beider Leben für immer verändern wird ...

Neben dem Schreiben von Romanen reist Jan Moran leidenschaftlich gern und hat eine Vorliebe für alte Filme, den perfekten Cheesecake und ausgedehnte Strandspaziergänge. Sie lebt mit ihrer Familie im Süden Kaliforniens.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641264840
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2021
Erscheinungsdatum19.04.2021
Seiten576 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse2241 Kbytes
Artikel-Nr.5425426
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe



PROLOG

Comer See, März 2010

Ruby trat so nahe an den felsigen Abgrund, wie sie es nur wagte, und eine stille Freude erfüllte sie beim Anblick des schimmernden tiefblauen Wassers weit unten in dem von Grün umwachsenen Fjord. Schaute man nach Norden, wo die Grenze zwischen Italien und der Schweiz lag, sah man schneebedeckte Gipfel in den Himmel ragen. Auf beiden Seiten des Sees scharten sich sattgrüne Palmen, Tannen und Maulbeerbäume um kleine Dörfchen, die sich an den Fuß der steilen Felswände schmiegten, umgeben von einem Meer aus gelben Narzissen und lila Krokussen.

Ruby reckte das Kinn in die Breva, den nachmittäglichen Wind, der über den Comer See wehte, und fuhr sich mit der Hand durch die langen dunkelroten Haare. Ihre Friseurin war zwar eine echte Zauberin und traf ihre natürliche Haarfarbe immer sehr genau, aber die wallende, glänzende Mähne von früher, der sie auch ihren Spitznamen zu verdanken hatte, war das schon lange nicht mehr.

Als kleines Mädchen hatte sie so leuchtend rubinrot schimmernde Haare gehabt, dass ihre Mutter sie immer nur Ruby nannte. Ein liebevoller Kosename, der sie ihr ganzes Leben lang begleiten sollte; Lucille Eunice war aber auch einfach zu umständlich zu rufen. Später dann hatte Ruby den Mädchennamen ihrer Mutter als Künstlernamen angenommen: Raines. Sie fand, das klang mondän und extravagant. Nicht wie der Familienname ihres Vaters, Smith, den ihr Agent viel zu gewöhnlich für eine aufstrebende Filmschauspielerin fand.

Während die kleine, private Reisegruppe aus pensionierten Filmveteranen hinter ihr munter weiterplapperte, verlor sie sich in ihren Erinnerungen. Sie dachte daran, wie es sich angefühlt hatte, als Niccolò die Arme um sie gelegt hatte, damals, genau hier, just an dieser Stelle in Bellagio. Mit starken Händen hatte er ihre schmale Taille umfasst. Bei der Erinnerung daran wurde sie von einem zarten, köstlichen Gefühl erfüllt. Ihre Liebe zu ihm war nie erloschen, noch nicht einmal verblasst.

Eine Liebe wie diese, das wünschte sich Ruby von ganzem Herzen auch für ihre Nichte Ariana. Und fürchtete doch, Ariana könnte die Gelegenheit dazu einfach verstreichen lassen.

Niccolò. Liebster. Im Sommer 1952 hatten sie sich kennengelernt, am Filmset von Ein Herz und eine Krone, der ihr bis heute der Liebste von all ihren vielen Filmen war. Sie konnte nie genug bekommen von der Geschichte der eigensinnigen, entlaufenen Prinzessin, die aus ihrem goldenen Käfig ausbricht, um ein paar verzauberte Tage in Rom zu verbringen, und dabei zum ersten Mal die wahre Liebe erlebt. Mit diesem Film war Audrey Hepburn über Nacht zum Weltstar geworden, und in gewisser Weise hatte er auch Rubys Filmkarriere überhaupt erst ins Rollen gebracht.

Sie legte die Hand an die kleine Kuhle am Hals und strich nachdenklich über den abgegriffenen silbernen Anhänger, den Audrey ihr damals geschenkt hatte. Ihre Großzügigkeit hatte Ruby sehr gerührt, aber nicht nur deshalb hing sie an dem Schmuckstück.

Dieser Sommer war für immer in ihren Gedanken, wie eine Filmspule in ihrem Kopf - und doch so ganz anders als die Version, die immer im Kino lief.

Es war im Juni 1952 ...

In einem weit schwingenden himmelblauen Rock mit frisch gestärkter schneeweißer Bluse und einem flott geknoteten Tüchlein um den Hals - mit besten Grüßen vom Chef der Kostümabteilung - saß Ruby auf der Spanischen Treppe in Rom und streckte die langen Beine aus. Hinter ihr, oberhalb der Steintreppe, ragte das imposante Hassler auf - das Grandhotel, in dem Audrey Hepburn, Gregory Peck und Eddie Albert abgestiegen waren.

In der Sommerhitze hatte Ruby die Ärmel ihrer Bluse weit nach oben gekrempelt, wie der Garderobier sie angewiesen hatte, und versuchte, sich auf das Skript in ihrem Schoß zu konzentrieren. Sie musste noch den Text für ihre kleine Szene auswendig lernen.

Ruby legte die Hand auf den Bauch. Ihr Magen schien sich so fest verschlungen zu haben wie die Bulin-Knoten, die ihr Vater ihr zu Hause auf der Ranch in Texas beigebracht hatte. Da war sie nun und lebte das Leben, das sie sich immer erträumt hatte. Eine richtige Rolle mit Text, in einem Film! In Italien! Sie konnte ihr Glück kaum fassen. Dieses unbeschreibliche Abenteuer hatte Ruby allein ihrer Mutter zu verdanken.

Gleich unterhalb der Stufen auf der Piazza beriet sich Mr Wyler gerade mit seinem Regieassistenten. Miss Hepburn und Mr Peck nutzten die Drehpause zur Entspannung, während die Maske ihre Frisuren richtete und das Make-up auffrischte. Kameramänner und Beleuchter überprüften Geräte und Beleuchtung. Von oben beugten sich Menschen über die Geländer und gafften, während sich der Rauch ihrer Zigaretten in der warmen Luft kräuselte. Das lebhafte Geplauder würde schnell wieder verstummen, wenn erst wieder gefilmt wurde.

Ein Schatten fiel auf ihren Text.

»Buongiorno, Signorina.«

Ruby schirmte die Augen mit einer Hand ab und schaute auf, geradewegs in die unglaublichsten blauen Augen, die sie je gesehen hatte, gerahmt von dichten, dunklen Wimpern und betont von markanten Augenbrauen. Hohe Wangenknochen, glänzend schwarze, gelockte Haare, die ein ausdrucksstarkes Gesicht rahmten ... Ruby fand, es musste der wohl attraktivste Mann sein, der ihr je über den Weg gelaufen war.

»Hi«, krächzte sie. Ihr Hals war wie zugeschnürt.

»Americana?«

»Ich komme aus Texas. Wir waren mal eine Republik. Zehn Jahre lang.« Stumm schalt sie sich: Was rede ich denn da? Schon seit ihrer Ankunft in Rom war sie verschreckt wie ein nervöses Kaninchen.

Ein Lächeln spielte um die vollen Lippen des jungen Mannes. »Ich bin Niccolò. Darf ich mich zu Ihnen setzen? Wir könnten zusammen unseren Text durchgehen«, fügte er hinzu und schlug sein Skript auf.

»Ruby. Erfreut, Sie kennenzulernen.« Seine Stimme klang so melodisch, dass ihr ganz anders wurde. »Wo haben Sie denn so gut Englisch gelernt?«, fragte sie.

»Ein bisschen von meinen Eltern, aber das meiste aus dem Kino. Amerikanische Filme, englische Filme. Ich finde es unglaublich, diesen Leinwandzauber, der einen so in seinen Bann zieht. Ich wollte immer schon schauspielern - und schreiben. Solange ich denken kann. Vielleicht haben wir da eine Gemeinsamkeit.« Er berührte beim Sprechen ganz leicht ihre Schulter. »Und nun sind wir hier, mittendrin, und helfen mit, die Menschen zu verzaubern.«

Ruby nickte und brachte kaum ein Wort heraus. Was dieser Niccolò da sagte, empfand sie genauso. Es war, als spräche er ihr aus der Seele. »Ja, da haben wir wohl etwas gemeinsam.«

Ruby blinzelte in die leichte Brise. Dieser Sommer hatte ihr ganzes Leben auf den Kopf gestellt. War das wirklich schon so lange her? Die Jahre vergingen wie im Flug. In nächster Zeit hatte sie einige dringende, unaufschiebbare Angelegenheiten zu erledigen - vor denen sie sich schon seit Langem drückte.

Der junge italienische Fremdenführer legte ihr sachte eine Hand auf den Arm. »Signora Raines«, sagte er mit sanfter, respektvoller Stimme, und sein linkes Auge zuckte dabei ganz leicht. »Sie sind extrem dicht am Abgrund. Würden Sie bitte einen Schritt zurücktreten? Wir würden Sie nur ungern verlieren.«

»Ich habe mein ganzes Leben lang in Extremen gelebt, Matteo. Und das hier wäre doch ein atemberaubend schöner Ort zum Sterben, nicht?« Doch als Ruby merkte, wie nervös der junge Mann war, trat sie brav einen Schritt zurück, und ihre elfenbeinweiße seidene Marlenehose flatterte im Wind. »Aber nicht heute, versprochen.«

Matteo war sichtlich erleichtert. Ließe er einen weltberühmten amerikanischen Filmstar in den Abgrund stürzen, würde er sich wohl einen neuen Job suchen müssen. Aber was für eine furiose, dramatische Schlagzeile das gäbe! Star am Abgrund: Ruby Raines stürzt sich von Alpengipfel.

Wobei das, worauf sie gerade standen, eigentlich mehr ein lombardischer Hügel war. Reizend, aber nicht halb so spektakulär.

Ihr Fremdenführer wandte sich wieder an die kleine Reisegruppe. »Wenn der Comer See Ihnen irgendwie bekannt vorkommt, könnte das an Filmen wie Casino Royale und Ocean´s Twelve liegen, die zum Teil hier gedreht wurden.«

Ruby klopfte mit ihrem eigens angefertigten Gehstock - ein reich verziertes Ding, aus duftendem Zedernholz gefertigt, mit einem rubinäugigen silbernen Adler als Handgriff, das sie bei einem Heimatbesuch in Texas in Auftrag gegeben hatte - energisch auf den Boden. Die Presse hatte sie früher gerne als »feurige Texanerin« bezeichnet und sie mit Maureen O´Hara und Katharine Hepburn verglichen. Damals hatte sie gerade ihren ersten Western gedreht, Tagebuch einer Pionierin, an der Seite eines bekannten Cowboy-Film-Helden.

Der Kerl war so zudringlich gewesen, dass sie die vom Drehbuch vorgegebenen Ohrfeigen sehr genossen hatte. Er hatte sich jede einzelne davon redlich verdient, aber auch die hatten ihm das selbstzufriedene Grinsen nicht aus dem Gesicht wischen können. Nicht einmal, als sie rund um den Globus für ihre Rolle Auszeichnungen als Beste Darstellerin gewonnen hatte. Diese Genugtuung war ihr immerhin geblieben.

Entschieden schüttelte Ruby die Erinnerungen an damals ab und stemmte ihren Gehstock gegen einen Felsvorsprung. Wobei Spazierstock irgendwie eleganter klingt. Auch wenn es nicht ganz stimmte ... Und das alles nur wegen eines ungeschickten Schrittes von der Bordsteinkante, zu Hause in Palm Springs, bei dem sie sich den Knöchel verstaucht hatte.

Wirklich, sie war doch noch nicht...

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