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Zu lebendig zum Sterben - Skandinavien-Krimi

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
220 Seiten
Deutsch
SAGA Egmonterschienen am21.09.2020
Nichts los in der jütländischen Provinz? Wohl kaum, wie Bea schnell feststellen muss. Nach 10 Jahren in den USA kehrt die Dreißigjährige zurück in ihre Heimatstadt, wo sie als Privatdetektivin zu arbeiten beginnt. Die Langeweile vergeht schnell, als sie die charismatische und lebendige Marion kennenlernt. Doch dann wird Marion tot in ihrer Garage gefunden. Aber war es wirklich Selbstmord? Wenig später sterben zwei weitere Personen aus Marions Umkreis, und auf Bea wird ein Anschlag verübt...-

Kirsten Holst (1936-2008) war eine dänische Schriftstellerin und Tochter eines Polizeibeamten. Bekannt wurde sie für ihre Kriminalromane, die in viele Sprachen übersetzt wurden. Ihre 14 auf Deutsch erschienenen Krimis spielen alle in einer jütländischen Kleinstadt. Insgesamt schrieb sie ca. 60 Bücher und Kurzgeschichten.
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Produkt

KlappentextNichts los in der jütländischen Provinz? Wohl kaum, wie Bea schnell feststellen muss. Nach 10 Jahren in den USA kehrt die Dreißigjährige zurück in ihre Heimatstadt, wo sie als Privatdetektivin zu arbeiten beginnt. Die Langeweile vergeht schnell, als sie die charismatische und lebendige Marion kennenlernt. Doch dann wird Marion tot in ihrer Garage gefunden. Aber war es wirklich Selbstmord? Wenig später sterben zwei weitere Personen aus Marions Umkreis, und auf Bea wird ein Anschlag verübt...-

Kirsten Holst (1936-2008) war eine dänische Schriftstellerin und Tochter eines Polizeibeamten. Bekannt wurde sie für ihre Kriminalromane, die in viele Sprachen übersetzt wurden. Ihre 14 auf Deutsch erschienenen Krimis spielen alle in einer jütländischen Kleinstadt. Insgesamt schrieb sie ca. 60 Bücher und Kurzgeschichten.
Details
Weitere ISBN/GTIN9788726569490
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2020
Erscheinungsdatum21.09.2020
Seiten220 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.5620620
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


2


Ich schlug Henriks Angebot aus, mich zurück in die Stadt zu fahren. »Wie kommst du dann nach Hause? Es ist weit zu laufen.«

»Ich laufe gerne und außerdem kann ich den Bus nehmen. Jetzt, wo ich schon einmal in der Nähe bin, werde ich ins Kunstmuseum gehen. Es ist Jahre her, dass ich das letzte Mal dort war.«

Er umarmte mich kurz, fast brüderlich, bevor er sich ins Auto setzte. »Schön, dass du wieder zu Hause bist.«

Ich lächelte schief. »Hoffen wir, dass du in einem Monat noch das Gleiche denkst.«

»Das werde ich«, versicherte er. »Wir sehen uns morgen.« Er setzte sich ins Auto und ließ das Fenster herunter. »Ich freue mich wirklich, dass du Ja gesagt hast.«

Ich nickte. Ich tat das nicht, aber jetzt war es zu spät, das zu sagen.

Ich wollte eigentlich ins Museum gehen, aber das Wetter war so schön, dass ich stattdessen durch den Hafen schlenderte und mir die Boote ansah, die auf dem Wasser lagen und in den Vertäuungen schaukelten, während der Wind es in den Takelagen wie von hunderten von Schellen klingeln und bimmeln ließ.

Ich wusste noch immer nicht genau, um was es in meinem neuen Job ging.

»Das wirst du morgen erfahren«, hatte Henrik gesagt. »Wir treffen uns um neun in meinem Büro. Dann erkläre ich dir, worum es bei dem Ganzen geht und was deine Aufgabe ist.«

Das war alles, was ich aus ihm herausbekommen hatte.

Ich landete schließlich bei den Ruderklubs. Die alten Holzgebäude liegen seit undenklichen Zeiten dort. Der Damenruderklub, die Seepfadfinder, der Kajakklub, Ägir und so weiter. Alles sah genauso aus wie immer. Vielleicht ein bisschen heruntergekommener. In den drei Jahren, die ich aufs Gymnasium gegangen war, hatte ich hier gerudert. Rudern und Schwimmen waren die einzigen Sportarten, aus denen ich mir wirklich etwas mache. Allie behauptete immer, das komme daher, dass ich im Zeichen der Fische geboren bin; ich sagte, sie sei geisteskrank, wenn sie an so etwas glaube.

Das Tor zu dem Weg, der zu dem grasbewachsenen Platz hinter meinem alten Klubhaus führte, stand offen. Ich erlag der Versuchung hineinzugehen und hatte fast das Gefühl, auf verbotenen Pfaden zu wandeln. Die Türen zur Bootshalle standen weit offen, die meisten der Boote schienen drinnen zu sein und nirgendwo war eine Menschenseele zu sehen.

Hinten bei dem Bollwerk stand ein Tisch mit ein paar befestigten Bänken. Ich setzte mich auf eine der Bänke und zündete mir eine Zigarette an. Es war ein altes Laster, das ich voller Freude wieder aufgenommen hatte, nachdem ich nach Hause gekommen war. In den USA war ich mir wie ein Paria vorgekommen, wenn ich rauchte, und ich hatte bereits festgestellt, dass es hier kaum anders war, sodass es sicher darauf hinauslaufen würde, dass ich wieder aufhörte, aber nicht gleich.

Es war seltsam still hier. Ich hörte nur das Glucksen des Wassers gegen das Bollwerk, die Schreie der Möwen und in der Ferne wie ein schwaches Dröhnen den Verkehr.

Ich blies einen dünnen Streifen Rauch in die Luft und betrachtete durch ihn hindurch die Aussicht. Rechts von mir lag die Eisenbahnbrücke und etwas weiter entfernt die Straßenbrücke. Die neue feste Brücke , wie Großmutter sie immer genannt hatte. In ihrer Kindheit - vor fast hundert Jahren - war dort eine Pontonbrücke gewesen, weshalb die Straßenbrücke für sie immer die neue feste Brücke blieb.

Auf der anderen Seite des Fjords konnte ich die Bäume von Skansen und direkt unter ihnen die funktional gebauten Häuser sehen, in denen Großmutters Freundin, Tante Eja, gewohnt hatte. Manchmal besuchten wir, Allie und ich, sie zusammen mit Großmutter und jedes Mal wunderte ich mich darüber, dass die kleine, muntere, lebhafte Tante Eja und meine große, strenge Großmutter Freundinnen waren. Manchmal, glaube ich, wunderte das auch sie.

Weiter unten links erahnte ich etwas von der Kirche, in der Allie und ich getauft worden waren. Großmutter hatte das durchgesetzt. Ich war fast ein Jahr und Allie muss knapp sieben gewesen sein. Es war das erste Mal - aber bei weitem nicht das letzte -, dass unsere Eltern uns der Obhut unserer Großmutter überließen und von ihrer Seite war es die reinste Erpressung. »Ich passe nur unter der Bedingung auf sie auf, dass sie getauft werden. Ich will nicht die Verantwortung für ein paar ungetaufte Kinder.«

Vater begehrte auf. Er war gegen die Kindstaufe. Seiner Meinung nach war das nichts als sentimentaler Unsinn, doch war ihm für drei Monate eine Stiftungswohnung in Paris angeboten worden und Paris war nicht nur eine Messe, sondern auch eine Kindstaufe wert, sodass Großmutter - wie fast immer, wenn es um uns ging - ihren Willen bekam. Mutter und Vater nahmen noch obendrein an der Komödie teil, wie Vater das nannte. Wir haben ein Foto von dem Tag. Ich gleiche einem fetten, haarlosen Buddha, während Allie mit ihren goldenen Korkenzieherlocken und ihrem halblangen weißen Kleid mit der rosa Schleife um die Taille einem alten englischen Gemälde entsprungen zu sein scheint. Sie sieht aus wie ein Engel.

In der Kirche benahmen wir uns beide exemplarisch.

Als Allie an der Reihe war und der Priester sie - mit einem Blick zu Großmutter hin - fragte, ob sie dem Teufel und all seinen Werken entsagen wollte, knickste sie höflich und sagte Ja, danke. Sowohl der Priester wie auch mein Vater mussten zu Großmutters großem Ärger lachen, während Großvater, der schwerhörig war, verständnislos von einem zum anderen sah, ohne einen Ton von dem zu verstehen, was vor sich ging.

Meine Augen wurden nass, während ich dasaß und vor mich hin starrte. Ich schniefte und trocknete mir die Augen.

Der Klang von Stimmen ließ mich den Kopf drehen. Zwei große Burschen mit einem kleineren im Schlepptau kamen eifrig diskutierend aus der Bootshalle. Gymnasiasten, schätzte ich.

»Er hätte ruhig ein bisschen früher anrufen können«, sagte der Kleinste irritiert.

»Jetzt sei mal ein bisschen vernünftig, Anders«, sagte einer der anderen. »Das ist wohl nicht das Erste, woran man denkt, wenn man mit einem gebrochenen Arm in der Unfallstation sitzt.«

»Ich hätte das getan«, behauptete der Junge, der Anders hieß. »Du nicht auch, Martin?« Er wandte sich an den dritten.

»Nee. Ich habe kein Handy. Außerdem hätte das nichts gebracht. Es wäre trotzdem zu spät gewesen, um einen Ersatz zu finden.«

Sie waren von ihrem Gespräch so in Anspruch genommen, dass sie mich erst jetzt sahen. Sie starrten mich ungeniert an, als wäre ich ein merkwürdiges Tier.

»Hei, Mutter!«, rief Anders.

Mutter! Nicht Schwester. Genau das hatte mir noch gefehlt. Zuerst erinnerte mich Henrik daran, dass ich auf der falschen Seite der dreißig stand und jetzt Mutter! Was zum Teufel bildete der kleine Rotzlöffel sich eigentlich ein?

Ich sah ihn drohend an. »Nenn mich noch einmal Mutter und du fängst dir eine ein!«

Sie starrten mich verblüfft an und ich bereute die Worte in dem Moment, in dem ich sie ausgesprochen hatte. In Philadelphia bedurfte es weniger, um zusammengeschlagen zu werden, und sie waren zu dritt.

Ich beeilte mich zu lächeln, um zu zeigen, dass das nur ein Witz gewesen war.

Glücklicherweise grinsten alle drei. »Entschuldigung, die Dame, Entschuldigung! Nichts für ungut!«, sagte Anders.

Ich fand Dame nicht viel besser, aber ich ließ es durchgehen.

Sie schlenderten weiter zu dem Weg und blieben eifrig diskutierend an der Ecke des Klubhauses stehen. Der, der Martin hieß, drehte sich um und rief mir irgendetwas zu, das ich nicht verstand. Es klang, als würde er fragen, ob ich rodeln könnte.

»Ob ich was kann? Ich habe es nicht verstanden.«

»Rudern!«, rief er. »Ich habe gefragt, ob Sie rudern können!«

»Ja, kann ich«, rief ich zurück.

Er kam zu mir und die anderen folgten ihm leicht widerstrebend.

»Stimmt das? Können Sie rudern?«, fragte er. Es klang noch immer wie rodeln.

Ich lenkte ein wenig ein. »Jedenfalls konnte ich das, aber es ist zehn Jahre her, seit ich das letzte Mal gerudert habe.«

»Was haben Sie gerudert?«

»Einen Vierer mit Steuermann. Warum?«

»Glauben Sie, Sie können das noch?«

»Ja, davon gehe ich aus. Das ist doch wie Radfahren. Wenn man es erst einmal kann, verlernt man es nicht mehr. Aber ich bin überhaupt nicht in Form und du hast nicht gesagt, warum du das wissen willst.«

Aber ich hatte natürlich eine qualifizierte Vermutung.

»Uns fehlt eine Reserve«, erklärte er. »Unser Erster hat sich den Arm gebrochen. Wir...

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