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Weißes Teufelskraut

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
Deutsch
Piper Verlag GmbHerschienen am28.10.20211
Diese Entgiftungskur ist reines Gift. Ein Guru der Detox-Szene wird beschuldigt, einen wohlhabenden Geschäftsmann vergiftet zu haben - doch die Faktenlage ist widersprüchlich und die Lebensgeschichte des Toten sorgt für Irritationen. Die junge Apothekerin Maja Ursinus will den Fall nutzen, um sich als Expertin zu profilieren. Aber dabei unterläuft ihr ein entscheidender Fehler: Viel zu spät begreift sie, wie brisant der Fall wirklich ist und dass jemand ihre Nachforschungen um jeden Preis verhindern will. Jemand, den Maja nur allzu gut kennt ... Nach »Schwarzer Nachtschatten« und »Rote Belladonna« der neue Fall für die Apothekerin und Giftpflanzenexpertin Maja Ursinus, hochspannend und hervorragend recherchiert von SPIEGEL-Bestsellerautor Jürgen Seibold!

Jürgen Seibold, geboren 1960 in Stuttgart, arbeitete als Redakteur und freier Journalist. 1989 veröffentlichte der SPIEGEL-Bestsellerautor seine erste Musikerbiografie. Es folgten weitere Sachbücher, Theaterstücke, Thriller, Komödien und Kriminalromane. Mit seiner Familie lebt Jürgen Seibold im Rems-Murr-Kreis.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR11,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextDiese Entgiftungskur ist reines Gift. Ein Guru der Detox-Szene wird beschuldigt, einen wohlhabenden Geschäftsmann vergiftet zu haben - doch die Faktenlage ist widersprüchlich und die Lebensgeschichte des Toten sorgt für Irritationen. Die junge Apothekerin Maja Ursinus will den Fall nutzen, um sich als Expertin zu profilieren. Aber dabei unterläuft ihr ein entscheidender Fehler: Viel zu spät begreift sie, wie brisant der Fall wirklich ist und dass jemand ihre Nachforschungen um jeden Preis verhindern will. Jemand, den Maja nur allzu gut kennt ... Nach »Schwarzer Nachtschatten« und »Rote Belladonna« der neue Fall für die Apothekerin und Giftpflanzenexpertin Maja Ursinus, hochspannend und hervorragend recherchiert von SPIEGEL-Bestsellerautor Jürgen Seibold!

Jürgen Seibold, geboren 1960 in Stuttgart, arbeitete als Redakteur und freier Journalist. 1989 veröffentlichte der SPIEGEL-Bestsellerautor seine erste Musikerbiografie. Es folgten weitere Sachbücher, Theaterstücke, Thriller, Komödien und Kriminalromane. Mit seiner Familie lebt Jürgen Seibold im Rems-Murr-Kreis.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783492999700
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2021
Erscheinungsdatum28.10.2021
Auflage1
Reihen-Nr.3
SpracheDeutsch
Dateigrösse4795 Kbytes
Artikel-Nr.5703755
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

1

Es herrschte Erkältungswetter, draußen fiel Nieselregen, die Temperaturen lagen knapp über dem Gefrierpunkt, und ein kalter Wind strich durch Münchens Straßen. Jedes Mal, wenn neue Kundschaft die Dachstein-Apotheke im Stadtteil Laim betrat, ließ die Glastür einen Schwall feuchtkalter Luft herein. Maja Ursinus hatte an diesem Dienstag Ende Januar zahlreiche Triefnasen, gerötete Augen und heisere Kehlen vor sich, und zum Glück hatten sich inzwischen sogar die Rücksichtslosesten angewöhnt, in die Armbeuge zu husten oder zu niesen. Sie nahm Rezepte in Empfang, gab Arzneien aus und beantwortete Fragen zu passenden Hausmitteln. Auch die Kollegin neben ihr arbeitete schnell und effizient, und genau wie Maja fand sie zwischendurch immer noch Zeit für ein Lächeln und ein nettes Wort.

Christiane Adamek, die Inhaberin der Apotheke, kam nach vorn und winkte Maja mit dem Mobilteil des Telefons. Maja verabschiedete noch rasch ihre Kundin, dann ließ sie sich das Telefon geben, eilte in den Aufenthaltsraum, nahm den Hörer ans Ohr und meldete sich. Sie wusste zwar noch nicht, wer am anderen Ende auf sie wartete, aber vielleicht hatte es mit ihrem Bruder Michael zu tun, um den sie sich gerade große Sorgen machte.

»Mein Name ist Rappsteyn«, sagte eine sonore Männerstimme.

»Worum geht s, bitte?«

»Ich bin Anwalt und rufe im Auftrag eines Mandanten an. Es geht um ein bevorstehendes Verfahren am Landgericht Mannheim.«

Als der Name der Stadt fiel, horchte Maja auf, denn in der Nähe von Mannheim hatte ihr Bruder vor etwa einem Jahr eine neue Anstellung gefunden. Über die unverhoffte zweite Chance für einen Pharmazeuten, der im Studium erst geglänzt, sich dann aber vor allem um den Verkauf und Verbrauch selbst hergestellter Betäubungsmittel gekümmert hatte, war Michael ganz aus dem Häuschen gewesen. Er hatte zu diesem Zeitpunkt schon probiert, von den Drogen wegzukommen, doch das Jobangebot war der Anschub gewesen, den er brauchte. Er schaffte den Entzug recht schnell und arbeitete seither in der Apotheke der Fastenklinik Birkner, einer privaten Einrichtung, die vor zehn, fünfzehn Jahren zu einer Institution des Heilfastens geworden war.

Damals hatte Hans Birkner Fernsehsendungen moderiert, in denen Patienten mit Übergewicht, Diabetes und Bluthochdruck durch eine von ihm entwickelte Fastenkur von ihren gesundheitlichen Problemen befreit werden konnten. Das Medienecho war so groß, dass Birkner die Gunst der Stunde nutzte und eine pleitegegangene Privatklinik kaufte und renovierte. Seither sah man Birkner zwar nicht mehr regelmäßig im Fernsehen, aber er schaltete Anzeigen in allen gängigen Frauenzeitschriften, in denen er seine Fastenklinik bewarb. Maja erinnerte sich an einen dünnen, fröhlich lächelnden Mann von fünfzig Jahren mit klaren Augen hinter der randlosen Brille und einer hohen Stirn, über der das blonde Resthaar schon schütter wurde.

»Frau Ursinus?«, kam es vom anderen Ende der Leitung.

»Entschuldigen Sie bitte, ich war kurz in Gedanken. Ich erwarte tatsächlich einen Anruf aus Mannheim, aber nicht gerade von einem Anwalt.« Dann erschrak sie. »Ihr â¦ Ihr Mandant ist nicht mein Bruder Michael, oder?«

»Michael Ursinus? Ich habe zwar vor Kurzem mit ihm gesprochen, aber nein: Der Mann, den ich vertrete, ist Hans Birkner. Er ist des Mordes angeklagt, und ich wollte Sie um ein Gutachten bitten.«

Von draußen war Stimmengemurmel zu hören, und Christiane Adamek, die Maja am Tresen vertrat, streckte den Kopf zur Tür herein. Mit einer Geste gab Maja ihrer Chefin zu verstehen, dass sie gleich in den Verkaufsraum zurückkommen werde.

»Können wir das vielleicht heute Abend besprechen? Ich muss jetzt wieder nach vorn, hier ist gerade ziemlich viel los. Erkältungswetter â¦«

»Natürlich, natürlich, entschuldigen Sie bitte, dass ich Sie während der Arbeit störe. Wann kann ich Sie denn erreichen?«

»Um sieben. Nein, lieber erst ab halb acht. Ginge das?«

»Aber sicher doch. Ich bin ja froh, dass Sie sich überhaupt Zeit für mich nehmen. Möchten Sie mir Ihre Handynummer geben?«

Maja nannte sie ihm, und während er sich verabschiedete, fiel ihr ein, was sie den Anwalt unbedingt noch hatte fragen wollen.

»Können Sie mir sagen, was mit Michael ist? Ich erreiche ihn seit â¦«

Sie verstummte. Der Anwalt hatte aufgelegt. Einen Moment lang erwog sie, die Rückruftaste zu drücken, dann beschloss sie, dass ihre Frage noch bis heute Abend warten konnte. Bis zum Ladenschluss hatte sie auch keine ruhige Minute mehr, um auch nur einen Gedanken an Michael und den Mannheimer Anwalt zu fassen.

 

Die Justizvollzugsanstalt Mannheim lag still in der fortschreitenden Dämmerung. Das Licht der Straßenlaternen spiegelte sich in den Pfützen vor dem Torgebäude, das sich mit seinen Türmen trotzig gegen das widrige Wetter zu stemmen schien, und die nassen Mauersteine in ihren Braunschattierungen wirkten am Abend noch abweisender als tagsüber.

Hans Birkner lag auf seinem Bett und starrte an die Decke. Er sah den Sterbenden vor sich, erinnerte sich an die verzweifelten Stunden nach dem Tod des Mannes und die vergebliche Suche nach einem Ausweg.

Sein Anwalt war ein Ass, aber Birkner hatte kaum Hoffnung, dass das reichen würde, um ihm und seinem Fahrer Maxim, den ein anderer Anwalt aus Rappsteyns Kanzlei vertrat, eine Haftstrafe zu ersparen. Zu erdrückend wirkte das, was die Polizei an Indizien zusammengetragen hatte. Und in Verbindung mit dem Gutachten des Heidelberger Professors würde ihn niemand vom Vorwurf des Mordes freisprechen. Birkner war nicht einmal sicher, ob Rappsteyn noch an seine Unschuld glaubte. Die Gespräche mit ihm waren zuletzt eigenartig gewesen. Auch von dem zweiten Gutachten, das sein Anwalt erstellen lassen wollte, versprach er sich nicht viel. Wie sollte jemand etwas anderes herausfinden als Professor Fogl? Galt der nicht als der führende Experte auf seinem Gebiet?

Birkner lachte freudlos in sich hinein. Ausgerechnet Fogl hatte das Gutachten verfasst, einer von der alten Garde, von denen, die ihn als Pharmazeuten nie für voll genommen hatten und ihm den wirtschaftlichen Erfolg mit seiner Variante des Heilfastens nicht gönnten. Aber er hatte sich mit dem Gegenwind arrangiert, der ihm als Pharmazeut ins Gesicht blies, und einen neuen Weg eingeschlagen. Mittlerweile erinnerte er sich nur noch selten daran, wie abschätzig die lieben Kollegen über ihn gedacht und gesprochen hatten.

Auch auf seine jetzige Situation hatte er sich erstaunlich schnell eingestellt. In den Nächten tat er zwar manchmal kein Auge zu, weil ihm die Wände zu eng beieinanderstanden, weil durch das Fenster zu wenig Licht in den Raum fiel, weil er durch jedes Geräusch aufgeschreckt wurde, das im Gang vor seiner Zellentür ungewohnt laut widerhallte. Aber er ließ sich durch den monotonen Tagesablauf treiben, selbst an das Essen hatte er sich gewöhnt. Die Gefängnismitarbeiter behandelten ihn korrekt, einige sogar freundlich.

Den im Tagesplan vollmundig »Spaziergang« genannten Rundgang über den Gefängnishof hatte er in den ersten Tagen noch als bedrückend empfunden, inzwischen sog er die Luft draußen begierig ein und störte sich auch nicht an Regen oder Schnee. Sein Fahrer Maxim Frank, der ebenfalls hier untergebracht war, kam vermutlich noch besser als er mit der U-Haft zurecht. Er hatte schon mehrmals hier eingesessen, und seine geradezu furchterregende Statur bewahrte ihn davor, dass andere Häftlinge Streit mit ihm suchten.

Maxim war ein guter Kerl, treu, loyal bis zur Selbstaufgabe. Aber seine Prognosen standen schlecht wegen seiner Vorstrafen, die auf die ihm vorgeworfene Tat passten wie die Faust aufs Auge. Birkner hätte ihm gern Mut gemacht, aber sie wurden voneinander ferngehalten.

Von einem Wärter hatte er erfahren, dass sich Maxim freiwillig für die Arbeit in der Gefängnisschlosserei gemeldet hatte. Birkner fand das gut. Es war zwar lange her, dass sein Fahrer seine Lehre abgeschlossen und einige Jahre im erlernten Beruf gearbeitet hatte, aber alles konnte er nicht vergessen haben, und er würde zupacken, sich körperlich verausgaben können. Das half ihm sicher dabei, seine Aggressionen im Griff zu behalten.

Was aber sollte Birkner gegen seine eigene innere Unruhe in den Nächten hinter Gittern unternehmen, gegen dieses Gefühl des Eingesperrtseins, das ja leider nicht nur ein Gefühl war? Kurz hatte er erwogen, sich für den Küchendienst zu melden, und er hatte halb gespannt, halb amüsiert darüber nachgedacht, ob das wohl jemandem gestattet wurde, dem die Staatsanwaltschaft Giftmord vorwarf. Doch weder hatte er Talent fürs Kochen, noch hatte er Lust, sich in dieser Einrichtung an irgendetwas zu binden, sich für irgendetwas zu engagieren, bevor er dazu gezwungen sein würde.

Und so hatte er sich für stilles Ausharren entschieden.

 

Die Wohnung war klein, aber praktisch geschnitten. Neben einem Bad und einem Schlafzimmer gab es ein geräumiges Wohnzimmer, in dem eine Küchenecke mit einer Theke abgetrennt war. Durch die bodentiefen Fenster und die Terrassentür blickte man in den Park, der die Klinik und die Wohngebäude umschloss. Diese Glasfront sorgte dafür, dass die Wohnung sehr hell war. Das machte sich sogar jetzt im Januar bemerkbar, wenn die Sonne früh unterging, weil dann die Laternen draußen im Park die Räume in ein sanftes gelbliches Licht tauchten.

Die meisten Apartments hatten denselben Grundriss, allerdings verfügten die Wohnungen in den oberen Geschossen über einen Balkon statt einer Terrasse. Jedes Wohngebäude bot außerdem zwei größere Wohnungen, die zusätzlich mit einem Kinderzimmer ausgestattet waren, sowie eine großzügige Penthouse-Wohnung, die für die Führungskräfte der Klinik reserviert war.

Von dort oben konnte man bis...
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