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Tod auf Schloss Sandringham

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
445 Seiten
Deutsch
Bastei Entertainmenterschienen am26.11.20211. Aufl. 2021
Kurz nach der Ankunft von Queen Elizabeth II. und ihrem Hofstaat auf Schloss Sandringham taucht in der Dorfhalle die Leiche einer Frau auf, die Ihrer Majestät zum Verwechseln ähnlich sieht und die sogar eine funkelnde Tiara trägt. Während die königliche Leibgarde ihre Sicherheitsvorkehrungen hochfährt und die Polizei bei den Ermittlungen vor allem eine Gruppe radikaler Tierschützer ins Visier nimmt, hat die Queen selbst einen anderen Plan. Auch diesen Mörder will sie mit Jane Bees Hilfe dingfest machen!


C. C. Benison ist das Pseudonym des kanadischen Schriftstellers und Journalisten Doug Whiteway. Er wurde 1961 geboren und studierte an der University of Manitoba und der Carleton University in Ottawa. Mit seinen Kriminalromanen gewann er zahlreiche Preise. Er lebt in Winnipeg/Kanada.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR10,00
E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
EUR6,99

Produkt

KlappentextKurz nach der Ankunft von Queen Elizabeth II. und ihrem Hofstaat auf Schloss Sandringham taucht in der Dorfhalle die Leiche einer Frau auf, die Ihrer Majestät zum Verwechseln ähnlich sieht und die sogar eine funkelnde Tiara trägt. Während die königliche Leibgarde ihre Sicherheitsvorkehrungen hochfährt und die Polizei bei den Ermittlungen vor allem eine Gruppe radikaler Tierschützer ins Visier nimmt, hat die Queen selbst einen anderen Plan. Auch diesen Mörder will sie mit Jane Bees Hilfe dingfest machen!


C. C. Benison ist das Pseudonym des kanadischen Schriftstellers und Journalisten Doug Whiteway. Er wurde 1961 geboren und studierte an der University of Manitoba und der Carleton University in Ottawa. Mit seinen Kriminalromanen gewann er zahlreiche Preise. Er lebt in Winnipeg/Kanada.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783751709705
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatFormat mit automatischem Seitenumbruch (reflowable)
Erscheinungsjahr2021
Erscheinungsdatum26.11.2021
Auflage1. Aufl. 2021
Reihen-Nr.2
Seiten445 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.5708738
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


Kapitel 1

Alles begann am Morgen nach dem zweiten Weihnachtsfeiertag. Nachdem ich mehrere Stunden lang meinen üblichen Pflichten nachgegangen war - staubsaugen, abstauben, Betten machen und dergleichen -, erhielt ich plötzlich eine Aufgabe, die nicht zu meiner eigentlichen Jobbeschreibung passte. »Zur richtigen Zeit am richtigen Ort«, könnte man wohl sagen, obwohl der scheinbar glückliche Zufall durch einen wichtigen Faktor gefördert und begünstigt wurde - eine Grippe-Epidemie, die die Hälfte des Personals ans Bett fesselte. Genau wie die Pest im vierzehnten Jahrhundert den Feudalismus zu beenden half, so hatte die Grippe in jenem Winter am Ende des zwanzigsten Jahrhunderts beunruhigende (wenn auch nicht dauerhafte) Folgen für die starre Palast-Hierarchie. Kurz, man sah sich plötzlich Dinge tun, die man normalerweise nicht tat.

Deshalb machte ich spät an jenem Morgen nicht die Betten im Schloss, sondern war im Gemeindesaal in Dersingham.

»Darum kümmerst du dich.« Ein Finger hatte auf mich gezeigt, als ich an den Küchen direkt neben dem Waffenzimmer vorbeiging, und obgleich Mrs Benefer, die hiesige Hausdame, zunächst Einwände erhoben hatte, gab sie doch bald nach, und ich düste in einem der Land Rover durch die Norwich-Tore auf die Straße nach Dersingham. Mitgegeben hatte man mir eine Tasche, in der sich ein Gefäß mit Pellkartoffeln und ein Karton mit Kristallgläsern befanden, die beim eigentlichen Konvoi zum Gemeindesaal vergessen worden waren, wo der Jagd-Lunch für die Mitglieder der königlichen Familie und deren Gäste stattfinden sollte.

»Warum wird der Lunch in Dersingham abgehalten?«, fragte ich meinen Fahrer Tony Annison, einen Beamten des Royalty & Diplomatic Protection Department. »Werden Mittagessen nicht normalerweise in der Jagdhütte abgehalten, die Ihre Majestät vor ein paar Jahren am Flitcham Hill hat bauen lassen? Dort fand der Lunch letztes Jahr statt, wenn ich mich recht erinnere.«

»Diese Antis haben sie sich vorgenommen«, sagte Annison.

»Die Aunties?« Mir kamen meine beiden Tanten mütterlicherseits in den Sinn.

»Ja, die Antis. Diese sogenannten Tierretter . Verdammte Terroristen sind das. Haben die Scheiben eingeschlagen. Unflätigkeiten hingesprayt. Das volle Programm.«

»Oh«, sagte ich leise, dachte aber still bei mir: Ups! Schon wieder war es jemandem gelungen, die Sicherheitsvorkehrungen auszuhebeln. Zwar befand sich die Jagdhütte der Königin einige Meilen südöstlich von Schloss Sandringham, jedoch war sie von einer Steinmauer umgeben und lag noch weit innerhalb des überwachten Areals des Landsitzes. »Haben sie einen erwischt?«

»Nein«, antwortete Tony grimmig.

Noch einmal ups. Einige der Tierschützer waren ganz schön clever, so viel stand fest. Ich fand sie in Wahrheit nicht völlig unsympathisch, aber sie ließen sich auch von einem ziemlich beängstigenden Eifer antreiben, der sie dazu verleitete, das eine zu retten und dafür etwas anderes zu zerstören. Während der Ferien gaben sich die Jagd-Gegner große Mühe, die traditionelle Fuchsjagd am ersten Weihnachtstag in Gloucestershire und anderswo mit Demonstrationen, Bombendrohungen und Ähnlichem zu stören. Das Abknallen von Fasanen und Schnepfen in Norfolk erregte gleichfalls ihren Zorn. Als mein Vater und ich am ersten Weihnachtstag von Long Marsham nach Sandringham fuhren, kamen wir an einer Horde Demonstranten vorbei, die mit Protestplakaten zu einem nahe gelegenen Feld marschierten und dabei einen Höllenlärm veranstalteten, um die Jagd zu stören.

»Warum wird das Mittagessen nach Dersingham verlegt? Warum nicht nach Anmer? Dort gibt es auch einen alten Gemeindesaal. Oder nach Wolferton?«, fragte ich, womit ich weitere Ortschaften meinte, die zum Landsitz gehörten.

»Ich wünschte, der Jagd-Lunch würde im Schloss stattfinden«, sagte Tony säuerlich, ohne auf meine Frage einzugehen. »Das wäre für uns alle einfacher. Ich weiß nicht, warum sie ihn überhaupt in so einem verdammten Gemeindesaal abhalten müssen.«

Ich wusste es. Wie Marie-Antoinette in ihrem idealisierten Bauernhäuschen in Versailles vorgab, ein Milchmädchen zu sein, so spielten die Königin und ihre Familie gern von Zeit zu Zeit, sie wären Normalsterbliche. Im Spätsommer warfen sie in Balmoral, ihrem Heim in den schottischen Highlands, ihre Steaks selbst auf den Grill. Im Winter ließen sie sich poulet au riz schmecken, während sie inmitten von Bekanntmachungen des Bezirksgesundheitsamtes und den Terminen des örtlichen Fotoklubs in einem Gemeindesaal auf Plastikstühlen saßen. Dass sie dabei von Lakaien bedient wurden und sich danach nicht selbst um den Abwasch kümmern mussten, schien ihnen nie aufzufallen.

Der Gemeindesaal in Dersingham erinnert mich an den in Long Marsham, in den ich meine Tante Grace schon oft begleitet habe. Diese Beobachtung lässt mich vermuten, dass englische Gemeindesäle von ihrer Architektur her ziemlich genormt sein müssen. Es sind eigentlich schlichte Zweckbauten; im Fall von Dersingham aus Backstein und dem für die Gegend typischen Carrstone, einem rostroten, eisenhaltigen Sandstein, und an den Stirnseiten der Giebel mit Fachwerk im Tudor-Stil. Der Gemeindesaal wurde einer Messingplatte in der Nähe des Eingangs zufolge 1911, dem Krönungsjahr von König George V., erbaut und sieht genauso kompakt und unscheinbar aus wie Seine verstorbene Majestät höchstselbst.

Das bedeutete nicht, dass es in den folgenden Jahren nicht einige Veränderungen im Innern gegeben hätte. Das entdeckte ich, nachdem ich mit meinen warmen, duftenden Kartoffeln über den Kiesparkplatz durch den eiskalten Nieselregen gelaufen war. Zu meiner Rechten bemerkte ich feine, saubere weiße Wände und frisch gestrichene blaue Türen, die zu den Toiletten für Damen und Herren führten. Zu meiner Linken befand sich die Saalküche, die so adrett und modern aussah wie die im Schloss, wenn sie natürlich auch wesentlich kleiner war.

Eric Twist, eine der Küchenhilfen, dem eine Zigarette an der Unterlippe klebte, nahm mir an der Tür wortlos die Tasche aus der Hand und fing an, rasch jede in Folie eingewickelte Kartoffel auf ein Backblech zu legen. Tony Annison zwängte sich an mir vorbei und stellte den Karton mit den zerbrechlichen Gläsern auf das Brett einer Durchreiche in den Saal, durch die ich einen Tisch sehen konnte, der gerade mit weißem Tischtuch, Servietten und Silberbesteck gedeckt wurde.

»Kann ich irgendwas tun?«, fragte ich, als Annison sich wieder an mir vorbeidrängte und mit dem Handy in der Hand hinaus in den Nieselregen und zum Land Rover ging.

»Du kannst aufhören, überall den verdammten Boden vollzutropfen, das kannst du machen«, sagte Eric ärgerlich, als er sich einen Wischmopp griff und die Pfütze aufwischte, die sich zu meinen Füßen gebildet hatte.

»Ach, komm schon. Meinst du, Ihre Majestät und ihre Begleiter werden nicht auch den Boden volltropfen? Und du bist von oben bis unten voll Zigarettenasche. Guck.« Ich zog die feuchte Jacke aus und schüttelte sie provozierend aus, als er seinen Zigarettenstummel in eine Kaffeetasse warf und sich vorn die Uniform abrieb.

»Hilf einfach diesen zwei Deppen beim Tischdecken«, schnauzte er mich an.

Ich legte meine Jacke auf einen Stuhl an der Tür, nahm den Karton mit den Gläsern vom Brett und ging zu einem Tisch, der gegenüber der Küche zwischen zwei Doppeltüren aufgestellt worden war, die anscheinend in kleinere Begegnungsräume oder Büros führten.

»Was ist mit Eric los? Er ist gereizter als sonst«, sagte ich leise zu Nigel Stokoe, dem Lakaien, der mir am nächsten stand und zweifelnd ein fleckiges Messer betrachtete.

»Kater, Schätzchen«, erwiderte Nigel und wischte das Küchenutensil am Ärmel seiner Weste ab.

Ich stellte den Karton auf den Tisch und begann, die Gläser vorsichtig aus den Tuchhüllen und Lagen von Blasenfolie zu befreien - Whiskygläser, wie ich feststellte. Man brauchte schon einen kräftigenden Schluck, wenn man den ganzen Tag in der Kälte herumgesprungen war, um Fasane zu ermorden.

Nigel und Davey Pye, zwei der Lakaien im Dienste Ihrer Majestät, gingen hintereinander rund um den Tisch und legten methodisch Messer und Gabeln auf. Da sie ihre üblichen schwarzen Schwalbenschwänze, schwarze Hosen, weiße Hemden und scharlachrote Gilets trugen und vielleicht weil sie beide ein wenig rundlich wurden, erinnerten sie mich an Tweedledee und Tweedledum aus Alice im Wunderland. Davey, der normalerweise gern quasselte, war jedoch ungewöhnlich still und legte abwesend und wie mechanisch das Besteck auf.

»Davey, du schwankst ja«, sagte ich schließlich, nachdem ich ihn ein paar Minuten lang beobachtet hatte. Er hatte plötzlich die Tischkante gepackt, die Augen geschlossen und zu wanken begonnen.

»Ich glaube, ich krieg auch diese Grippe«, murmelte er.

Nigel verdrehte übertrieben die Augen. »Kater«, formte er lautlos mit den Lippen.

»Ich habe gehört, wie sich deine Lippen bewegt haben, Nigel. Ich habe keinen Kater.«

»Du warst gestern Abend völlig hinüber, Davey«, gab Nigel fröhlich zurück. »Du warst voll. Scheintot. Konntest dich nicht mehr auf den Beinen â¦«

»Erspar mir das Geschwafel.«

»â¦ hackedicht. Stockbesoffen. Sternhagelvoll. Du standest völlig neben dir, wie ich mich erinnere.«

»Pass auf, was du sagst!«, kam Erics gedämpfter Ruf aus der Küche. »Was ist, wenn Ihre Majestät in dieser Sekunde hereinkommt?«

Davey stöhnte. »Oje. Ich muss für Mutter heiter sein.« Wenn sie unter sich waren,...

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C. C. Benison ist das Pseudonym des kanadischen Schriftstellers und Journalisten Doug Whiteway. Er wurde 1961 geboren und studierte an der University of Manitoba und der Carleton University in Ottawa. Mit seinen Kriminalromanen gewann er zahlreiche Preise. Er lebt in Winnipeg/Kanada.
Tod auf Schloss Sandringham

Bei diesen Artikeln hat der Autor auch mitgewirkt