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Das Geheimnis des toten Cellisten

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
317 Seiten
Deutsch
Bastei Entertainmenterschienen am23.12.20211. Aufl. 2021
Eigentlich sollte Eve Mallow einen Nachruf auf den berühmten Cellisten Bernard Fitzpatrick schreiben. Aber als sie in Saxford St Peter ankommt, ist das ganze Dorf in Aufruhr. Fitzpatrick ist keines natürlichen Todes gestorben, er wurde umgebracht! Bei ihren Interviews hält Eve daher Ausschau nach einem potenziellen Mörder. Und bald ist klar: Im Dorf gibt es kaum jemanden, der dem Musiker wirklich wohlgesonnen war. Doch ist einer der freundlichen Dorfbewohner tatsächlich ein kaltblütiger Mörder?


Clare Chase lebt in Cambridge und schreibt klassische Kriminalromane. Neben dem Schreiben und Lesen liebt sie es, Zeit mit ihrer Familie zu verbringen, und zu kochen, und sie interessiert sie sich für Kunst und Architektur.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR10,00
E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
EUR4,99

Produkt

KlappentextEigentlich sollte Eve Mallow einen Nachruf auf den berühmten Cellisten Bernard Fitzpatrick schreiben. Aber als sie in Saxford St Peter ankommt, ist das ganze Dorf in Aufruhr. Fitzpatrick ist keines natürlichen Todes gestorben, er wurde umgebracht! Bei ihren Interviews hält Eve daher Ausschau nach einem potenziellen Mörder. Und bald ist klar: Im Dorf gibt es kaum jemanden, der dem Musiker wirklich wohlgesonnen war. Doch ist einer der freundlichen Dorfbewohner tatsächlich ein kaltblütiger Mörder?


Clare Chase lebt in Cambridge und schreibt klassische Kriminalromane. Neben dem Schreiben und Lesen liebt sie es, Zeit mit ihrer Familie zu verbringen, und zu kochen, und sie interessiert sie sich für Kunst und Architektur.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783751710152
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatFormat mit automatischem Seitenumbruch (reflowable)
Erscheinungsjahr2021
Erscheinungsdatum23.12.2021
Auflage1. Aufl. 2021
Reihen-Nr.1
Seiten317 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.5708795
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


Kapitel 2

Eve hoffte, die übrigen Bewohner von Saxford St. Peter unter konventionelleren Umständen kennenzulernen. Als Fremde in einer kleinen Gemeinschaft vermutete sie, dass man sie gleich bei ihrer Ankunft abschätzen würde, und sie wollte nicht mehr auffallen als nötig. Bisher hatte sie ausschließlich in Großstädten gelebt - bis zu ihrem achtzehnten Lebensjahr mit ihrem britischen Vater und ihrer amerikanischen Mom in Seattle, seither in London.

Im Nachhinein kam es ihr wie ein mutiger Schritt vor, damals nach London zu ziehen, wo sie studierte, heiratete (viel zu jung) und Kinder bekam (ebenfalls viel zu jung, obwohl sie es nicht bereute). Und sie hatte nie erwogen, zurück in die Staaten zu gehen, nicht einmal als ihre Ehe scheiterte.

Ians und ihre Zwillinge standen inzwischen auf eigenen Beinen, doch solange sie in England waren, würde Eve es auch sein. Trotzdem dachte sie oft an die Pazifikküste - an das blaue Wasser, an die Farben und den Trubel auf dem Pike Place Market mit seinen üppigen Blumenständen und den Männern, die fröhlich lachend frische Fische an ihren Ständen von einem Ende zum anderen warfen. Die Besuche bei ihren Eltern waren stets eine Wohltat für Eve.

Das weitläufige, pulsierende London war vollkommen anders, doch auch diese Stadt liebte Eve. Im Zentrum herrschte Dauerlärm, und die Straßen waren spätabends genauso belebt wie mittags. Man konnte alles bekommen, was man wollte, wann man wollte, vorausgesetzt, man hatte das nötige Kleingeld. Menschen aus der ganzen Welt tummelten sich auf den vollen Straßen. Für die passionierte Beobachterin Eve war es der ideale Ort zum Leben.

In diesem winzigen Dorf würde sie sich eher wie eine Außenseiterin fühlen, zumal andere sie oft als einen Mischmasch sahen: weder richtig amerikanisch noch ganz britisch. Und nun war sie auch noch eine Großstädterin im ländlichen Suffolk.

Vergiss die Vorteile nicht, Eve - knapp zwei Wochen ohne unerwünschte Ian-Besuche. Keine erzwungene Höflichkeit um des lieben Familienfriedens willen â¦

»Na komm, Gus.«

Ihr Hund sah wenig überzeugt aus und schaute mit seinen flehenden braunen Augen zu ihr auf.

»Ich meine es ernst! Wir müssen los und uns einrichten.« Sie wollte dringend alles in ihrem vorübergehenden Zuhause ordnen, und außerdem war sie auch neugierig. Elizabeths Cottage in der Haunted Lane, der Spukgasse â¦ Welche Geschichte mochte sich dahinter verbergen? Und wie war es dort? So spannend, wie es klang? Schäbig, feucht und vernachlässigt oder gepflegt?

Normalerweise wüsste sie es bereits. Sie hätte sich die Unterkunft im Internet gesucht und sich jedes Detail eingeprägt. Diesmal jedoch hatte sie so kurzfristig gebucht, dass es keine Gelegenheit mehr dazu gegeben hatte - und überhaupt war das Haus nicht online zu sehen. Es war auch nur zur Kurzmiete zu haben; warum, wusste Eve nicht. Am liebsten wäre sie bei der Ankunft direkt hingefahren, um es sich anzuschauen, auch wenn sie noch nicht hineinkonnte. Aber falls jemand dort war - gerade auszog oder putzte -, wollte sie ihm keinen Druck machen. Da Ian es dauernd bei ihr tat, wusste sie, wie sehr es nerven konnte.

Eve hegte den leisen Verdacht, dass die Gemeindeverwaltung sich den Straßennamen ausgedacht hatte, um Touristen anzulocken. Was bei Eve nicht gewirkt hätte, da sie nicht an Geister glaubte. Aber sie interessierte sich für Lokalgeschichte, und deswegen hatte sie vor, sich im Internet baldmöglichst über den Ort zu informieren. Man hatte ihr versichert, dass das Cottage über einen Breitband- und einen Festnetzanschluss verfügte, was gut war, denn ihr Handy-Empfang hier war bestenfalls lückenhaft.

Schließlich gab Gus nach und folgte ihr zurück durch den Strandhafer. Er rannte los und überholte sie, als ein Raubvogel vor ihnen aufflog.

Keine Chance, Gus!

Es war komisch, dass er es nicht zu verstehen schien. Und natürlich gut so, denn ein tatsächliches Aufeinandertreffen würde er gewiss nicht unversehrt überstehen. Als sie weiterging, bemerkte sie eine Bewegung am Boden. Eine Kreuzotter, die ins Unterholz floh. Eve nahm an, dass Straßenräuber hier ein kleineres Problem waren als in ihrem Londoner Viertel, doch die hiesigen Gefahren könnten unberechenbarer sein - und von einer Art, an deren Bewältigung sie nicht gewöhnt war.

Flüchtig empfand sie ein seltsames Kribbeln, hervorgerufen durch die »Andersartigkeit« des Ortes. In London mit seinen dicht an dicht stehenden Reihenhäusern, um die Ecke von der Hauptstraße voller Wettbüros, Imbissstuben und Pfandleihern, war sie weit weg von der Natur. Hier hingegen würde sie täglich mit ihr auf Tuchfühlung sein.

Eve war erleichtert, als Gus wieder in Sicht kam. Er blickte sich zu ihr um, wartete, dass sie ihn einholte, um dann gleich wieder voranzupreschen. Vor ihr tauchten die ersten Häuser von Saxford St. Peter auf. Eve rief Gus und nahm ihn für den Rest des Weges an die Leine. Es war zwar nicht wie die Kilburn High Road in der Rushhour, doch ihr war vorhin ein roter Jaguar aufgefallen, der vom Parkplatz neben dem Cross Keys durch das Dorf gerast war. Da wollte sie kein Risiko eingehen.

Es gab keinen Gehweg an der Straße, und Eve fand, der war auch nicht erforderlich. Alles war jetzt still. Sie kamen an einer alten roten Backsteinmauer vorbei, in die teils Feldsteine verbaut waren und die überrankt war von Blauregen, dessen Duft von der Wärme des Frühsommertages intensiviert wurde. Eve musste zugeben, dass es etwas anderes war als der Geruch von Abgasen und den zu starken Aromen der E-Zigaretten anderer.

Für einen Moment blieb sie stehen und atmete ein, dass sich ihre Lunge weitete. Wahrscheinlich war es das erste Mal seit Monaten, dass sie bewusst tief Luft holte. In der Großstadt kam es ihr nie wie eine besonders gute Idee vor.

Eine Sekunde später passierten Gus und sie eine Seitenstraße, die sie auf dem Weg zum Strand nicht bemerkt hatte. Passenderweise hieß sie »Hidden Lane«. Es war die Privatstraße, in der Bernard Fitzpatrick gewohnt hatte - der Cellist, dessen Nachruf sie verfassen sollte. Sie spähte in die Straße.

Hinter der Weißdornhecke und durch die sattgrünen Blätter einer Linde konnte sie lediglich hohe Schornsteine und einen Teil eines roten Ziegeldaches ausmachen, wo sein Haus sein müsste. Er mochte tot sein, doch es sah aus, als wäre in der Seitenstraße noch unlängst Verkehr gewesen, denn sie erkannte mehrere frische Reifenspuren in der Einfahrt. Sicher war nach dem Tod des Musikers eine Menge zu regeln.

Kurz erwog Eve, genauer nachzuschauen, aber die Neugier auf ihre hiesige Bleibe siegte. Fitzpatricks früheres Haus würde sie sich für den nächsten Tag aufsparen, wenn sie dort mit dem Sekretär des Verstorbenen zum Interview verabredet war. Sie ging weiter, als sie hinter sich das leise Schnurren eines Automotors hörte.

Gus hielt inne, um irgendetwas Interessantes zu erschnuppern, also trat Eve nahe an den Straßenrand, damit der Wagen an ihnen vorbeikonnte. Darin saßen zwei Männer, und die Seitenfenster waren offen. Als sie wendeten, hörte sie einen von ihnen sagen:

»Wie eine wachsame Spinne, die aufspringt, wenn man sie antippt. Weißt du, was ich meine? Auch wenn ich nicht â¦«

Den Rest verstand Eve nicht mehr, weil der Fahrer Gas gab. Eine Staubwolke stob hinter dem Wagen auf.

Nun fragte Eve sich erst recht, was der morgige Tag bringen würde.

Eve und Gus wanderten an alten reetgedeckten Cottages vorbei, in deren Gärten sich Rittersporn, Fingerhut und Phlox drängten. Gus bestand darauf, jeden Zaunpfosten zu inspizieren, während Eve ihn zu den Stellen zu locken bemühte, an denen die Einheimischen weniger Anstoß daran nähmen, wenn er das Bein hob.

Ihre Flip-Flops schlappten über Sand, doch bald erreichten Gus und sie die Dorfmitte, wo die Straßen asphaltiert waren. An einer Kreuzung kam sie wieder zum Cross Keys, dem Pub. Mit der milchig-roten Fassade und den königsblauen Akzenten wirkte er einladend. Und ein Schild an der Tür verkündete, dass Hunde willkommen waren, was praktisch sein könnte.

Eve hatte es sich zur Regel gemacht, sich stets alles anzusehen, was es zu sehen gab. Wenn sie über Verstorbene schrieb, erfuhr sie vorher gern mehr über deren weiteres Umfeld wie auch einige Einzelheiten über ihr Leben.

Eine kleine Gruppe von Leuten, die sich vor dem Pub zusammendrängten, erregte ihre Aufmerksamkeit. Keiner von ihnen schien zu bemerken, dass Eve sie ansah, was sie ausnutzte. Hatte dieser Pub am Nachmittag durchgehend geöffnet? Oder standen sie noch da, nachdem er für die Stunden bis zum Abend geschlossen hatte? Das war wahrscheinlicher. Einer von ihnen lehnte an einem Wagen, ein anderer trat von einem Bein aufs andere. Sie waren in ihr Gespräch vertieft, und es gab eine Menge Stirnrunzeln und Kopfschütteln. Interessant, zumal es ein Wochentag war. Und die Leute sahen nicht aus, als wären sie alle im Rentenalter.

Die Straße, in der sich ihr Mietcottage befand, ging von der Love Lane ab, in der wiederum der Pub war. (Wieder einmal war Eve misstrauisch, aber die Straßennamen konnten unmöglich alle nach maximal touristischer Wirkung ausgewählt sein.)

Gus war jetzt dicht hinter ihr. Er schien zu spüren, dass sie sich ihrem Ziel näherten â¦ oder er war schlicht müde. Ihre Anweisungen hatten gelautet, dass es keine Parkmöglichkeit in der Haunted Lane gab. Deshalb parkte ihr alter Mini Clubman am Dorfanger.

Eve ging hin, um ihren Rucksack und die Kiste mit ihrem Proviant aus dem...

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Autor

Clare Chase lebt in Cambridge und schreibt klassische Kriminalromane. Neben dem Schreiben und Lesen liebt sie es, Zeit mit ihrer Familie zu verbringen, und zu kochen, und sie interessiert sie sich für Kunst und Architektur.
Das Geheimnis des toten Cellisten

Bei diesen Artikeln hat der Autor auch mitgewirkt