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Deine Zeit läuft ab

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
311 Seiten
Deutsch
Gmeiner Verlagerschienen am04.08.2021
Gangster überfallen die High-Society-Party des Luzerner Juweliers Diethelm. Sie rauben den Gästen Schmuck und Luxusuhren. Da löst sich im Gerangel ein Schuss. Getroffen sinkt die Kellnerin Susa zu Boden. Ist sie nur ein zufälliges Opfer? Da Susas Schwester einen Mordversuch wittert, fleht sie Detektivin Palmer um Hilfe an. Überdies soll Palmer Susas todkrankem Sohn Lenny zu einem Spenderherz verhelfen, denn dessen Vater schlägt ihm jegliche Hilfe ab. Noch ahnt Palmer nicht, welch teuflische Geheimnisse sie lüften wird ...

Bruno Heini lebt mit seiner Frau Judith und den beiden Katern Jimmy und James über den Dächern von Luzern. Er arbeitete erfolgreich als Unternehmer bevor er sich auf das Schreiben von Krimis und Thrillern verlegte. Auf seinen Luzern-Thriller »Teufelssaat« folgten »Engelsknochen« und »Höllenwut«. Nun legt er nach mit »Deine Zeit läuft ab«. Heinis Bücher schaffen es regelmäßig in die Schweizer Taschenbuch-Hitparade.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR14,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR10,99
E-BookPDF1 - PDF WatermarkE-Book
EUR10,99

Produkt

KlappentextGangster überfallen die High-Society-Party des Luzerner Juweliers Diethelm. Sie rauben den Gästen Schmuck und Luxusuhren. Da löst sich im Gerangel ein Schuss. Getroffen sinkt die Kellnerin Susa zu Boden. Ist sie nur ein zufälliges Opfer? Da Susas Schwester einen Mordversuch wittert, fleht sie Detektivin Palmer um Hilfe an. Überdies soll Palmer Susas todkrankem Sohn Lenny zu einem Spenderherz verhelfen, denn dessen Vater schlägt ihm jegliche Hilfe ab. Noch ahnt Palmer nicht, welch teuflische Geheimnisse sie lüften wird ...

Bruno Heini lebt mit seiner Frau Judith und den beiden Katern Jimmy und James über den Dächern von Luzern. Er arbeitete erfolgreich als Unternehmer bevor er sich auf das Schreiben von Krimis und Thrillern verlegte. Auf seinen Luzern-Thriller »Teufelssaat« folgten »Engelsknochen« und »Höllenwut«. Nun legt er nach mit »Deine Zeit läuft ab«. Heinis Bücher schaffen es regelmäßig in die Schweizer Taschenbuch-Hitparade.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783839268964
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2021
Erscheinungsdatum04.08.2021
Reihen-Nr.4
Seiten311 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.5732581
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe


2

Es klingelte etliche Male. Nach einer kurzen Pause hämmerte jemand mit den Fäusten gegen die Tür.

Die Decke hing größtenteils auf den Boden gestrampelt von der Matratze, Palmer lag mit dem Gesicht nach unten auf dem Bett, quer und alle viere von sich gestreckt, die nackten Füße über den Bettrand hinaus, als sie mühsam die verklebten Lider aufsperrte. Die linke Hüfte schmerzte, ihre Vernunft war gelähmt. Aber in den tiefsten Winkeln ihres Gehirns verstand sie: Drückt jemand die Glocke und klopft, dann wartet ein Mensch an der Tür und will zu dir.

Shit. Wieso riefen die Leute nicht an, bevor sie vorbeikamen?

Sie zog sich die Decke über den Kopf, am liebsten hätte sie weitergeschlafen. Als ihr dies aber auch nach etlichen Minuten nicht gelang, raffte sie sich auf, obwohl längst niemand mehr die Klingel drückte.

Bezüglich Kater brachte Palmer einiges an Erfahrung mit. Da hatte sie schon Schlimmeres erlebt als heute. Dennoch dröhnte der Kopf, und sie hatte das Gefühl, keine Sekunde geschlafen zu haben. Geträumt hatte sie erst recht nicht, wahrscheinlich wegen des Alkohols, der dafür sorgte, dass man auf tieferer Ebene dämmerte, unterhalb jener, auf der Träume abliefen. Sie spürte, heute würde sie den ganzen Tag über ein oder zwei Schritte neben sich stehen, falls sie nichts dagegen unternahm.

In der Küche warf sie zwei Aspirin ein, neigte ihren Kopf zum Spülbecken und schluckte direkt ab dem Hahn eine gehörige Portion Wasser. Dann genehmigte sie sich einen, nur einen einzigen, dafür großen Schluck Johnny. Dies war das Großartige: Nicht nur das Gift, sondern auch das Gegengift lieferte dieselbe Flasche. Endlich atmete sie tief ein und harrte mit angehaltenem Atem eine ganze Weile aus. Als sie endlich die Luft ausstieß, fühlte sie sich besser. Sie starrte auf den Rest Whiskey in der Flasche. Schließlich gab sie sich einen Ruck, zögerte, nahm einen entschlossenen letzten Schluck und leerte die Flasche in den Ausguss.

Nachdem sie Sachen aus dem Schrank gesucht und ins Bad getragen hatte, schmiss Palmer die getragene Wäsche in die Maschine, wo die Shorts und Shirts anschließend flatschten und patschten, während sie unter der Dusche stand. Das kühle Nass perlte über ihre Haare, sie griff nach dem Limonenduschgel, und der frische Duft arbeitete gegen die Nebel in ihrem Kopf, während sie den Schaum auf sich verteilte. Dann stützte sie sich an der Wand ab und ließ den Wasserstrahl auf ihre Haut prasseln, bis sie sich annähernd wieder wie ein Mensch fühlte.

Sie rubbelte den ganzen Körper trocken und betrachtete sich im Spiegel. Eine Nacht lang hatte sie das Gesicht im Bettzeug vergraben, jetzt zeichneten sich Falten der Textilien auf ihrer Wange ab, welche auch die ausführliche Dusche nicht ganz hatte beseitigen können. Bevor sie in Erwägung ziehen konnte, es mit einer Creme zu versuchen, griff sie zur Zahnbürste und schrubbte sich drei Minuten lang Zähne und Zunge, bis sie sicher war, auch den letzten Rest von Alkoholgeschmack und nächtlichem Absturz besiegt zu haben. Sie öffnete die kleine Tür des Spiegelschranks und wählte unter der ansehnlichen Armee von Mundwassern ihren treuesten Soldaten. Das Zeug brannte mehr als ein Stroh 80 auf Ex und war Palmers Allzweckwaffe für solche Fälle. Mit Zahnhygiene hatte sie einen Spleen. Okay, es gab schlimmere Angewohnheiten, wie sie letzte Nacht eindrücklich bewiesen hatte.

Anschließend wickelte sie noch zwei Kaugummis aus dem Alu und schob sie in den Mund. Zwei, weil ihr gerade Zahlen viel ästhetischer schienen als ungerade. Sie zog sich ein Shirt über den Kopf. Erst auf dem einen, dann auf dem anderen Fuß hüpfend, schlüpfte sie in die sauberen Jeans. Kauend und mit tropfenden Haaren betrat sie die Terrasse und legte beide Hände auf das raue Holz der verwitterten Brüstung. Zum Schutz vor der Morgensonne kniff sie die Augen zusammen und hörte, wie das Wasser glucksend zwischen den Ufersteinen ans Ufer schlug. Ein letzter Rest feuchter Nachtluft strich kühl über ihre nackten Füße.

Sie spürte einen Stich im Herzen, so sehr hatte sie sich auf den neuen Job gefreut. Die Bilder des Gesprächs mit diesem mittelschwer überheblichen Kerl kamen wieder hoch. Je länger sie darüber nachdachte, umso mehr kam sie zu dem Schluss, dass sie von Anfang an keine Chance gehabt hatte. Dem Mann hatte wohl das eine oder andere an ihr nicht gepasst, irgendwas. Dass sie zwei Minuten zu spät gekommen war, hatte er dann zum Anlass genommen, ihr daraus eine Absage zu basteln. Wenn man länger darüber nachdachte, war es geradezu lächerlich. Er legte angeblich Wert darauf, dass man Wichtiges von Unwichtigem unterschied. Einem Menschen in Not zu helfen oder auf die Minute pünktlich zu einem Vorstellungsgespräch zu erscheinen, da gab es eigentlich keinen Diskussionsbedarf. Eigentlich!

Nach etlichen weiteren Momenten der vergeblichen Rückwärtsanalyse mit stets demselben Ergebnis klatschte sie beide Hände flach auf das Holz, zog hörbar die tanggeschwängerte Seeluft ein, marschierte ins Wohnzimmer, griff nach der Fernbedienung und fläzte sich aufs Sofa, nicht ohne ein unterschwelliges Gefühl von Versagen, das sich jetzt für Palmers Geschmack zu energisch meldete. Sie schob es beiseite und konzentrierte sich auf den Bildschirm.

Sogleich knallte die Headline von Tele1 viel zu hell in ihre Augen.

Überfall auf Party!

Palmer war direkt bei den stündlich wiederholten Nachrichten des Vortags gelandet. Die Sprecherin schaffte es nicht, ihre freudige Aufregung im Zaum zu halten, als sie in ernstem Ton erklärte: »Der High-Society-Juwelier Thomas Diethelm ist bekannt für seine extravaganten Sommerpartys für seine Stammkunden. Kriminelle haben die diesjährige Veranstaltung im Schlosshotel Gütsch überfallen und allen Gästen Schmuck und Luxusuhren abgenommen. Auch haben die Täter die Vitrine mit einer millionenteuren Weltneuheit aufgebrochen. Diethelm hat sich zur Wehr gesetzt und nach der Waffe des Angreifers gegriffen. In der Rangelei hat sich ein Schuss gelöst. Eine Kellnerin, die laut Augenzeugen Diethelm zu Hilfe eilen wollte, wurde dabei getroffen. Ärzte kämpfen zurzeit in einer Notoperation um ihr Leben. Die Täter sind mit Motorrädern unerkannt durch den Gütschwald entkommen. Der Einsatz der Polizei wurde erschwert durch ein Fahrzeug, mit dem die Täter die Zufahrt zum Hotel blockiert hatten. Zum Wert der Beute wollten sich weder Diethelm noch die Polizei äußern. Aber dem Vernehmen nach soll der Schaden in die Millionen gehen. Bei ihrem Einsatz hat die Polizei das Gebiet großräumig abgeriegelt, was einen Stau in der gesamten Innenstadt ausgelöst hat. Um zu verhindern, dass jemand den Überfall filmte, haben die Täter die Handys der Besucher eingesammelt. Trotzdem ist es einem Gast gelungen, uns Aufnahmen des Vorfalls zuzuspielen. Bitte entschuldigen Sie die mangelhafte Bildqualität.«

Palmer richtete sich auf, schob die Fernbedienung auf den Sofatisch, stützte sich mit den Ellbogen auf den Knien ab und starrte gebannt auf die verwackelten Bilder.

Die Kamera schwenkte langsam über den ganzen Hotelgarten mit vielleicht 120 Leuten. Gläser klirrten, Loungemusik plätscherte, eine Dame in langem Abendkleid warf den Kopf in den Nacken und lachte laut. Aus den Gesprächsfetzen verstand man kein Wort. In freudiger Laune tauschten zwei Herren Visitenkarten aus, ein anderer in edlem Zwirn hielt einen imaginären Telefonhörer ans Ohr und signalisierte »ruf mich an« quer durch den ganzen Schlosshof. Die Aufnahme schwenkte weiter zur Security, einem Glatzkopf mit dunkler Sonnenbrille und Knopf im Ohr. Die rechte Hand hielt er um das linke Handgelenk gelegt und blickte starr über die Gesellschaft.

Palmer sah eine Bewegung am Bildrand. Im Hintergrund drängte sich ein schwarz maskierter Mann durch die Gruppe der Gäste. Zwischen den Lachern hörte man erste Schreie, zerbrechendes Glas, eine Männerstimme fluchte. Das Bild schnellte ruckartig zum Himmel, um sich dann in rasendem Tempo um die eigene Achse Richtung Steinboden zu drehen. Dann hüpfte das Gerät offensichtlich über den Untergrund, das Bild wurde schwarz, die Aufnahme stoppte.

Wieder erschien die Sprecherin.

»Der Schwanenplatz in Luzern ist bloß ein kleiner Fleck und trotzdem der Ort, wo weltweit die meisten Luxusuhren verkauft werden. Touristen aus der ganzen Welt, insbesondere Gäste aus China, erstehen hier ihre edlen Zeitmesser in Schweizer Qualität. Denn zusätzlich zu ihrer Uhr erhalten sie nicht nur ein Echtheitszertifikat, sondern auch die Gewähr, dass nicht nur die Uhr, sondern auch das Zertifikat über jeden Zweifel erhaben ist. Diethelm besitzt keines der Geschäfte am Schwanenplatz, sondern arbeitet äußerst erfolgreich mit einem anderen Geschäftsmodell. Er bringt mechanische Luxus-Armbanduhren im Direktverkauf an seine betuchte Klientel. Hierfür empfängt er diese in einem Prunkappartement. Als besondere Aufmerksamkeit überlässt er die Suite seinen Kunden auf Wunsch sogar kostenlos für einige Tage. Und einmal im Jahr begrüßt er den gesamten Kundenkreis aus dem In- und Ausland zu einer rauschenden Party. Unbestätigten Berichten zufolge geht die Polizei zurzeit von fünf schwarz maskierten und bewaffneten Angreifern aus. Unserem Mann vor Ort ist es gelungen, aus der Ferne folgende Szene zu drehen.«

Nun flimmerten unverwackelte Aufnahmen über den Bildschirm. Schaulustige standen unbeteiligt am Absperrband und gafften auf die weiße Schlossanlage. Die Kamera schwenkte zum Rosengarten und zoomte alles so nah, bis man erkennen konnte, wie da und dort Menschen in Schutzanzügen auf dem Boden kauerten und mit Pinzetten jeden...

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