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Die Bibliothek des Kurfürsten

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
441 Seiten
Deutsch
Gmeiner Verlagerschienen am04.08.2021
Oktober 1621. Jakob Liebig, Agent des bayerischen Herzogs, reist nach Heidelberg. Er soll seinem Dienstherrn die wertvollen Handschriften der Bibliotheca Palatina sichern, die der Kurfürst bei seiner Flucht zurückgelassen hat. Doch schon am Tor wird er wegen eines Mordes verhaftet, den er nicht begangen hat. Major Maxilius lässt ihn unter der Bedingung frei, dass er das Verbrechen aufklärt. Dabei stößt Jakob auf ein Dickicht aus Lügen und Spionage. Und bald wird klar, dass nicht nur sein Leben, sondern auch die Bibliotheca Palatina in Gefahr ist.

Birgit Erwin, geboren 1974, hat Anglistik und Germanistik in Heidelberg und Southhampton studiert. Inzwischen lebt und arbeitet sie als Gymnasiallehrerin in Karlsruhe. Die Autorin hat bereits mehrere Romane sowie zahlreiche Kurzgeschichten unterschiedlicher Genres veröffentlicht. Ulrich Buchhorn, Jahrgang 1961, lebt in Heidelberg. Der Althistoriker unterrichtet Latein und ist Autor von Kriminalkurzgeschichten, die in verschiedenen Anthologien erschienen sind. »Die Bibliothek des Kurfürsten« ist der sechste historische Roman des Autorenduos.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR14,00
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EUR10,99
E-BookPDF1 - PDF WatermarkE-Book
EUR10,99

Produkt

KlappentextOktober 1621. Jakob Liebig, Agent des bayerischen Herzogs, reist nach Heidelberg. Er soll seinem Dienstherrn die wertvollen Handschriften der Bibliotheca Palatina sichern, die der Kurfürst bei seiner Flucht zurückgelassen hat. Doch schon am Tor wird er wegen eines Mordes verhaftet, den er nicht begangen hat. Major Maxilius lässt ihn unter der Bedingung frei, dass er das Verbrechen aufklärt. Dabei stößt Jakob auf ein Dickicht aus Lügen und Spionage. Und bald wird klar, dass nicht nur sein Leben, sondern auch die Bibliotheca Palatina in Gefahr ist.

Birgit Erwin, geboren 1974, hat Anglistik und Germanistik in Heidelberg und Southhampton studiert. Inzwischen lebt und arbeitet sie als Gymnasiallehrerin in Karlsruhe. Die Autorin hat bereits mehrere Romane sowie zahlreiche Kurzgeschichten unterschiedlicher Genres veröffentlicht. Ulrich Buchhorn, Jahrgang 1961, lebt in Heidelberg. Der Althistoriker unterrichtet Latein und ist Autor von Kriminalkurzgeschichten, die in verschiedenen Anthologien erschienen sind. »Die Bibliothek des Kurfürsten« ist der sechste historische Roman des Autorenduos.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783839269008
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2021
Erscheinungsdatum04.08.2021
Reihen-Nr.2
Seiten441 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.5732583
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe


I

Lange Schatten senkten sich über das Land. Über den Wipfeln des Odenwaldes glitzerten die ersten Sterne. Nur im Westen schimmerte ein letzter Streifen Rot, der noch ein paar Minuten, vielleicht Sekunden Leben vor sich hatte. In den Häusern wurden Kerzen entzündet, vor der Stadtmauer flackerten Lagerfeuer, um die sich die Schanzarbeiter sammelten. Ihr Lachen nach einem arbeitsreichen Tag dröhnte tief und satt, während Brot, Käse, vielleicht etwas Schinken ausgepackt wurden. Bierkrüge machten die Runde. Auf dem Trutzkaiser, dem alten Turm, der seit zweihundert Jahren die Stadt beschirmte, loderte mittlerweile ein Feuer, das trotzig in die Rheinebene leuchtete. Die neuen Schanzen zerschnitten keilförmig das Land. An den Lücken in den Mauern stapelten sich Backsteine und Mörtel. Schutthalden und Gruben gähnten wie gierige Mäuler in der Dunkelheit.

Vor dem Speyerer Tor begann die alte Straße. Wer ihr folgte, gelangte nach Frankenthal, doch das war nicht das Ziel des einsamen Reiters, der sein Tier in flottem Tempo Richtung Wald traben ließ. Erst als die Baumkronen mit dicken Ästen den Schein des zunehmenden Mondes zu verschlucken drohten, zügelte er das Pferd. Herbstlaub, bereits trocken, raschelte, Zweige knackten, wenn Nachträuber ihre Beute suchten und fanden. Das Ross schnaubte und tänzelte, worauf der Reiter sich vorbeugte und den mächtigen Hals tätschelte.

»Ruhig, Junge«, grollte er. Der kehlige Bariton hatte einen fremdländischen Klang. Aber das Pferd beruhigte sich nicht. Im Gegenteil, plötzlich stieg es auf die Hinterhand, sodass der Mann fast aus dem Sattel geschleudert wurde. Allein seiner Geistesgegenwart verdankte er, dass er sich im letzten Moment vorwärts warf. »Racker, verdammter«, fluchte er erschrocken. Er hob den Kopf und lauschte. Wahrscheinlich war es nur eine Ratte oder ein Eichhörnchen gewesen, aber in einem Wald wie diesem gab es größere Räuber, vier- und zweibeinige. Niemand wusste das besser als er. Er schnalzte, doch das Pferd buckelte weiter und brach nach links aus. »Verdammt, dafür habe ich dich nicht vom Schlachtfeld geholt«, knurrte er. »Dir werde ich â¦« Er verstummte.

Eine weiße, zur Faust verkrampfte Hand ragte aus einem Laubhaufen auf den ausgetretenen Pfad. Erstarrt schaute der Reiter auf die körperlos wirkende Hand. Er bekreuzigte sich und murmelte einen Bannspruch gegen Hexen, Dämonen und sämtliche blutrünstigen Geister der Nacht. Dann trieb er seinem Pferd die Hacken in die Flanken. Aus dem gemächlichen Trab wurde ein halsbrecherischer Ritt durch die Dunkelheit, der erst ein Ende fand, als schwacher Lichtschein eine menschliche Behausung ankündigte. Der Reiter wischte sich mit dem Unterarm über das schweißglänzende Gesicht, rückte den Hut zurecht und zwang sich, ruhig zu atmen. Noch einmal klopfte er dem Tier den Hals, ehe er, zu seiner ganzen beträchtlichen Größe aufgerichtet, auf den Hof des Gasthauses ritt. Er schwang sich aus dem Sattel.

»Karl!«

Auf seinen herrischen Ruf hin rannte ein junger Mann, vielleicht sechzehn oder siebzehn Jahre alt, aus dem heruntergekommenen Stall.

»Oh, Ihr seid es.« Eifrig nahm er die Zügel aus der Hand des Reiters, der, ohne den Burschen eines weiteren Wortes zu würdigen, die Schenke betrat.

Drei Jahre nach dem Mord an ihrem Besitzer hieß sie immer noch Reilings Hof, zumal der neue Wirt, der eines Tages einfach aufgetaucht war, von sich behauptete, der Vetter des Getöteten zu sein. Da dieser Gisbert Reiling ein vorzüglicher Braumeister war, fragte niemand genauer nach, auch wenn seine Neuerungen dafür gesorgt hatten, dass viele der vornehmeren Heidelberger Bürger nach und nach ausgeblieben waren. Dementsprechend rau war der Umgangston, das Gelächter laut und betrunken.

Den nächtlichen Gast störte das nicht. »Guten Abend!« Ein herausfordernder Blick aus dunklen Augen überflog die Gesichter und blieb an der hübschen, nicht mehr ganz jungen Schankmagd hängen, die den Gruß kurz erwiderte, ehe sie sich abwandte.

Gisbert kam ihm entgegen. Der Kerl sah zwar eher wie ein Mordbrenner aus als wie ein Braumeister, aber der Reiter nahm die ausgestreckte Rechte und schüttelte sie.

»He, Leute«, rief der Wirt, »begrüßt unseren Helden vom Weißen Berg!« An den Neuankömmling gewandt sagte er leise: »Hast dich rargemacht in letzter Zeit, JiÅí.«

JiÅí machte eine vage Handbewegung. »Geschäfte.« Er spähte immer noch über die Schulter des deutlich kleineren Gisberts.

Der Wirt zwinkerte anzüglich. »Du suchst Lena?« Über das Stimmengewirr hinweg rief er: »Lena, bring Herrn NÄmec ein Bier. Das, mein Freund, geht aufs Haus, wenn du noch einmal erzählst, wie du unserem großen Kurfürsten das Leben gerettet hast. Sind ein paar Neue hier.«

JiÅí nickte.

Gisbert klopfte ihm auf den Rücken. »Setz dich zu unseren wackeren Recken.«

Ein paar Soldaten rückten bereitwillig auseinander. Vor ihnen standen halb geleerte Humpen, und ihre Bewegungen verrieten, dass es nicht die ersten waren. Es waren gemeine Soldaten, nur einer von ihnen war Unteroffizier, Sergeant Spielvogel, der jeden freien Abend in Reilings Hof verbrachte. Er und JiÅí tauschten einen unfreundlichen Blick, als JiÅí sich auf die Bank quetschte. In diesem Moment tauchte Lena, die Schankmagd, mit einem vollen Krug auf. »Wohl bekomm s, Herr NÄmec.«

Mit einem gefühlvollen Augenaufschlag sah er zu ihr auf. »Nenn mich doch endlich JiÅí! Von deinen Lippen klingt es sicher wie eine Liebkosung.« Er griff nach ihrer Hand, war jedoch den Bruchteil einer Sekunde zu langsam.

»Eher wie ein Zungenbrecher. Aber wenn Euch der Sinn nach Liebkosungen steht, die Anni ist sicher gern bereit, Euch ihre Kammer zu zeigen - Herr NÄmec.«

JiÅí hob theatralisch die Hände. »So grausam! Und so schön!«

»Lena!«, rief Spielvogel gepresst. »Noch ein Bier, ja?«

Die junge Frau bedachte die beiden mit einem milden Augenrollen, nickte und verschwand.

JiÅí leerte den Krug zur Hälfte und ließ den Blick weiterschweifen. Als er ein bekanntes Gesicht sah, hob er grüßend sein Bier. »Fürchtegott Mertens! Wie geht es Euch?«

Der große, dünne Mann strahlte. »Heute besser als gestern. Ich habe einen wirklich lohnenden Auftrag ergattert. Da winkt viel Geld.«

JiÅí grinste. »Geld ist immer gut. Was sollt Ihr tun?«

»Über hundert Kisten soll ich zimmern. Da wird meine Frau endlich mit mir zufrieden sein, bei Gott!«

Ein paar der jüngeren Soldaten lachten grölend, Spielvogel schwenkte seinen fast leeren Krug. »Auf unseren Zimmermann!«, rief er. Mit schwerer Zunge setzte er hinzu: »Kisten! Kisten sind gut! Auf die Kisten!«

Alle ergriffen die Gelegenheit, sich ausgelassen zuzuprosten. Fürchtegott Mertens, der nicht gewohnt war, im Mittelpunkt des allgemeinen Interesses zu stehen, errötete und bestellte eine weitere Runde für den Tisch.

»Auf den Zimmermann!« Schwungvoll knallte JiÅí den Krug auf die zerschrammte Holzplatte, doch seine Aufmerksamkeit galt nicht dem verlegenen Fürchtegott. Aus den Augenwinkeln nahm er wahr, dass Lena an einem Tisch in der Ecke stehen geblieben und in ein Gespräch mit einem Gast vertieft war. Der Mann hatte einen Teller mit einigermaßen appetitlichem Fleisch und einen Becher Wein vor sich. Als sie zum Tresen zurückkehrte, wirkte sie verstört. JiÅí versuchte, einen Blick auf den Fremden zu erhaschen, der sich hartnäckig im Schatten hielt.

»JiÅí«, ein Gast packte ihn am Ärmel seines abgeschabten Lederwamses, »erzähl uns noch mal, wie du bei Prag dem Katholikenpack entkommen bist. Und hast du wirklich den Kurfürsten gesehen?«

»Gesehen?« JiÅí genehmigte sich einen langen Schluck. Nachdem er ausgetrunken hatte, stürzte er den Krug um, um den begeisterten Zechern die Nagelprobe vorzuführen. Kein Tropfen rann auf den Nagel seines linken Daumens.

»Lena!«, lallte Fürchtegott. »Mehr Bier. Bier für unseren Helden! War es schlimm?«

»Es war die Hölle!« JiÅí hielt Lena den leeren Krug hin. »Und ich habe viele Schlachten erlebt, das könnt ihr mir glauben!«

»Aufschneider!«

Wütendes Gemurmel wurde laut, einer der Soldaten sprang auf. »Halt die Fresse! Wir reden über unseren Kurfürsten! Er«, er zeigte auf JiÅí, »ist ein Held.«

»Ich war schon vor zehn Jahren in Jülich dabei, als die Kaiserlichen klein beigaben«, nahm JiÅí den Faden auf. Er hatte sich erhoben und sah den Sprecher eindringlich an. »Eurer Kleidung nach seid Ihr Calvinist. Holländer? Damals haben uns die Holländer geholfen, vor Prag haben sie sich feige in ihren Löchern verkrochen. Also, wer seid Ihr? Ihr habt keinen holländischen Akzent.«

»Ich bin Mattes und ich bin Pfälzer«, antwortete der junge Mann herausfordernd. »Ich habe auch für den Kurfürsten und unseren Glauben gekämpft.«

JiÅí hob versöhnlich seinen Humpen. »Dann lasst uns auf unseren Kurfürsten anstoßen, ein Böhme und ein Pfälzer. Möge er bald wieder sein Schloss beziehen.«

»Auf unseren Friedrich!«

Eine Weile beteiligte sich JiÅí an den wilden Spekulationen und Plänen, wie man dem Kurfürsten helfen könne. Schließlich beugte er sich zu Fürchtegott hinüber, der mit einem betrunkenen Lächeln in sein Bier stierte. JiÅí stieß ihm derb gegen die Schulter. »Kisten also, hm?« Als er Fürchtegotts Aufmerksamkeit hatte, senkte er die Stimme. »Echte Kisten? Oder Särge?«

Das selige Grinsen erstarb, der Schreiner starrte JiÅí erschrocken an. »Ki⦠Kisten natürlich. Wie kommt Ihr auf Särge? Wisst Ihr etwas?« Er schaute zur Tür, als ob jeden Moment...

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