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Im Herzen der Feuersonne

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
450 Seiten
Deutsch
Ullstein Taschenbuchvlg.erschienen am11.03.2011Auflage
Voller Hoffnung wandert der Winzersohn Ben Ruhland 1795 aus dem beschaulichen Rheingau nach Südafrika aus. Seit er denken kann, träumt er von einem eigenen Weingut. Zunächst will es nicht gelingen, die Reben in der trockenen Erde zu ziehen. Jemand legt ihm Steine in den Weg. Erst als er sich in die schöne Charlotte de Havelbeer verliebt, beginnt er zu glauben, dass alles gut wird. Doch ihr Vater hat für seine Tochter andere größere Pläne ...

Elfie Ligensa schreibt erfolgreich Romane und Drehbücher und lebt mit ihrem Mann und einer eigenwilligen Katze in der Nähe von Köln.
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Verfügbare Formate
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR7,99
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Produkt

KlappentextVoller Hoffnung wandert der Winzersohn Ben Ruhland 1795 aus dem beschaulichen Rheingau nach Südafrika aus. Seit er denken kann, träumt er von einem eigenen Weingut. Zunächst will es nicht gelingen, die Reben in der trockenen Erde zu ziehen. Jemand legt ihm Steine in den Weg. Erst als er sich in die schöne Charlotte de Havelbeer verliebt, beginnt er zu glauben, dass alles gut wird. Doch ihr Vater hat für seine Tochter andere größere Pläne ...

Elfie Ligensa schreibt erfolgreich Romane und Drehbücher und lebt mit ihrem Mann und einer eigenwilligen Katze in der Nähe von Köln.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783843726337
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2011
Erscheinungsdatum11.03.2011
AuflageAuflage
Reihen-Nr.1
Seiten450 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse3917 Kbytes
Artikel-Nr.5761238
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

 

Na, hast du es dir so vorgestellt?« Mit weit ausholender Geste wies Olivier Garnier hinüber zur Bucht, einem eher beschaulich wirkenden Ort, hinter dem sich das beeindruckende Massiv des Tafelbergs in der flimmernden Luft und hinter einem von glitzernden Wellen übersäten Meer erhob wie eine Erscheinung. Obwohl es noch früh am Morgen war und leichter Seewind aufkam, spürte Ben bereits die Kraft der Sonnenstrahlen. Es versprach ein heißer Tag zu werden. Er musste die Augen zusammenkneifen, um an Land etwas erkennen zu können. Die Häuser erschienen winzig vor dem Hintergrund des Bergs, sie boten den gewöhnlichen Anblick eines Hafens, wie ihn die Parisienne in den vergangenen zwei Jahren unzählige Male angelaufen hatte.

»Voilà, das ist das legendäre Kap der Guten Hoffnung - armselig, was?« Olivier klopfte seinem Nebenmann auf die Schulter, ganz so, als wären sie in Wahrheit Freunde, und Ben wich beinahe unmerklich zurück. Ein Blick auf die Gestalt an seiner Seite weckte seinen ganzen Abscheu, wie immer, wenn Olivier ihm unter die Augen kam. Das fleckige Hemd des anderen Matrosen war weit geöffnet und entblößte die dichte Brustbehaarung. Ben konnte deutlich erkennen, wie sich Oliviers Schmerbauch über die ausgewaschene Leinenhose wölbte, die mit einer roten Kordel gehalten wurde, und er roch einen Hauch des muffigen Geruchs, den das letzte Saufgelage unter Deck in dessen Kleidern hinterlassen hatte. Ein rotes Tuch, das er sich um den Hals gebunden hatte, schützte den feisten Nacken vor der sengenden Sonne. Das dicke schwarze Haar des Südfranzosen aus dem kleinen Küstenort Collioure im Roussillon war stumpf, und seine Augen standen eng zusammen. Ein leichter Schauder überlief Ben. Der Mann war ihm widerwärtig, das hatte er gleich gespürt, als er ihm vor zwei Jahren das erste Mal an Bord begegnet war. So lange war das her, er konnte es kaum fassen.

Der junge Deutsche wandte den Blick ab und atmete die würzige Seeluft ein. Egal, was Olivier sagte, es konnte sein Glück nicht trüben, konnte ihm nichts von seinem aufgeregten Herzklopfen nehmen. Selbst wenn das, von dem er annahm, dass es Cape Town oder Kapstadt war, nicht gerade so aussah, als wenn es eine glückliche Zukunft für ihn bereithalten würde. Drüben in dem Hafen an der Südspitze Afrikas herrschte reges Treiben, das konnte man selbst aus der Entfernung erkennen. Zwischen einfachen Holzhäusern, Lagerschuppen, Pferdekutschen und Ochsengeschirren war ein emsiges Gewirr von Menschen zu erahnen, und er spürte Unruhe in sich aufsteigen, weil er nun kurz vor dem Ende seiner langen Reise stand.

Afrika! Endlich war er angekommen, und sein Traum würde wahr werden, der Traum, der ihn aus seinem beschaulichen Heimatort im Rheingau in diesen entlegenen Winkel der Welt geführt hatte. Sein Leben würde hier endlich beginnen. Welches Schicksal erwartet mich hier?, fragte er sich bang. Würde er die Lebensprüfung, die ihm ohne Zweifel bevorstand, zum Guten wenden können - oder würde er seinen Traum begraben müssen, so wie sein Ahne vor vielen Jahren?

Er wusste, dass er sich Olivier gegenüber nichts anmerken lassen durfte von seinen Träumen und Hoffnungen, wenn er diese nicht der unverhohlenen Häme des Franzosen preisgeben wollte.

»Ein Städtchen wie viele andere auch, dieses Kapstadt«, antwortete Ben daher nur knapp und strich sich eine Strähne seiner im Nacken zusammengebundenen dunklen Haare zurück, die ihm der raue Küstenwind ins Gesicht geweht hatte. Der dreißig Lenze zählende Ben galt mit seinem muskulösen Körperbau und seinem markanten Gesicht mit den dunklen Augen als gutaussehender Bursche, und er wusste, dass ihm nicht wenige Männer auf dem Schiff seinen Schlag beim anderen Geschlecht neideten. Ben hätte viele Frauen haben können, und nicht nur gegen bare Münze, wie einige der anderen Besatzungsmitglieder. Im Laufe der vergangenen Jahre hatte es nicht nur eine Frau gegeben, die seiner Wortgewandtheit und seinem rauen Charme erlegen war und deren Reizen auch er nicht hatte widerstehen können. Sie hatten ihm oft geschworen, sie würden auf ihn warten, bis er wiederkäme von hoher See, doch keiner war es gelungen, ihm so sehr den Kopf zu verdrehen, dass er auch nur flüchtig daran gedacht hätte, seinen Traum von Afrika aufzugeben. Und dann war da noch Katrin, wegen der er den Rheingau überhaupt erst verlassen hatte ...

Oliviers spöttisches Lachen riss ihn aus seinen Gedanken. »Dummkopf, das ist nicht Kapstadt, sondern False Bay!«, rief er grob. »Man sagt, hier liegen die Schiffe sicherer. Als ich jung war, sind wir noch am Castle of Good Hope gelandet. Mit Ruderbooten mussten wir alles an Land bringen, so flach war das Hafenbecken.« Olivier lachte wieder. »Nichts für Schwächlinge, sag ich dir.« Er legte Ben die riesige Pranke auf die Schulter. »Eh, copain, gibst gleich eine Abschiedsrunde, nicht wahr?« Sein gieriger Blick, in der Erwartung eines Schlucks Branntwein, berührte Ben unangenehm.

»Mal sehen.« Er hatte nicht die Absicht, die Schiffsbesatzung mit Schnaps zu versorgen, doch das würde er dem Trunkenbold nicht verraten. Sollte der doch an Land gehen und seine sauer verdiente Heuer in der Gosse mit den Huren vertrinken. Ben hatte Besseres im Sinn mit seinen Talern. Er wand sich aus Oliviers Griff und blickte erneut hinüber zum weit ausladenden Tafelberg, der sich über der Stadt erhob, die seit Jahren sein Ziel war. Sanfte weiße Wolken hingen über dem Gipfel wie eine weiche Decke, der Berg schimmerte blaugrün, unwirklich, so als ob er einem Traum entsprungen wäre. An seinem Fuße breitete sich die Stadt aus, die für Ben eines Tages mit ein wenig Glück zu einer zweiten Heimat werden sollte ...

Plötzlich schallte die Stimme des Kapitäns übers Deck.

»Alles antreten! Keiner geht von Bord, bis die Ladung komplett gelöscht ist. Lasst euch bloß nicht einfallen, einfach abzuhauen, ihr Halunken! Jeden, den ich dabei erwische, wie er sich aus dem Staub macht, werde ich eigenhändig kielholen, bis der Teufel ihn sich schnappt!«

»Leuteschinder«, knurrte Olivier und fuhr sich durch das struppige schwarze Haar. Er schob die Ärmel seines zerschlissenen Hemdes hoch. »Dann will ich mal, bevor der alte Knauser noch die Heuer einbehält.«

Ben atmete auf. Er warf einen letzten Blick auf den Küstenstreifen, der in der Hitze des Tages flirrte. Unwillkürlich tastete er mit der Rechten nach den Briefen seines Großvaters, die er in seinem Wams immer bei sich trug. Sie hatten ihm den Weg zum südlichsten Ende Afrikas gewiesen. Inzwischen waren sie alt und drohten zu zerfallen, so oft hatte er sie auseinandergefaltet und Wort für Wort gelesen. Sie schienen ihm wie ein Talisman, der ihm Glück bringen sollte, und er achtete sorgsam darauf, sie nicht zu verlieren.

Vom Vorderschiff her klangen knappe Kommandos, Flüche, hin und wieder auch ein heiseres Lachen zu ihm herüber. Er musste sich beeilen, beim Anlegen und beim Löschen der Ladung zu helfen, sonst würde der Kapitän der Parisienne ihn womöglich um das Kostbarste bringen, was er besaß.

Noch wenige hundert Meter, dann hatte das Handelsschiff den Kai erreicht. In der Hafenanlage sammelten sich die ersten Männer mit ihren Lastkarren. Fremd klingende Wortfetzen, Gelächter und Geschrei hallten zwischen den Hafenmauern wider.

»Dammit, Ben, fass endlich mit an! Zum Kai rüberstarren kannst du später noch. Die Ladys laufen schon nicht weg!« Der Zweite Offizier der Parisienne, Henry Gardener, ein kleiner und drahtiger Mann in einer blauen Uniformjacke mit rot gesäumtem Kragen und mit Messingknöpfen, der schütteres aschblondes Haar hatte, winkte ihn zu sich heran. Ben hätte es sich nicht erlauben können, Mr Gardeners Befehl nicht Folge zu leisten. Und er wollte es auch nicht, denn er hatte ihm viel zu verdanken. Also lief er mit bloßen Füßen eilig über die knarzenden Planken und mischte sich unter die anderen Matrosen, die bereits die schweren Taue und den Anker bereitmachten, damit das Schiff anlegen konnte. Vielen von ihnen lief von der anstrengenden Arbeit schon der Schweiß herunter, einige hielten zwischendurch inne, um die Augen mit der Hand gegen die Sonne zu schützen. Sie blickten zum Hafen hinüber, um zu sehen, ob sich dort schon irgendwelche Dirnen versammelt hatten, wie immer, wenn ein Schiff anlegte.

Nicht einmal eine halbe Stunde später lag das stolze Handelsschiff vor Anker, die Segel waren gerafft, alles war sicher vertäut. Das Entladen konnte beginnen. Eile war geboten, denn allzu lange sollte das Schiff nicht im Hafen bleiben. Zwei, höchstens drei Tage mussten genügen, dass die Mannschaft sich in den Hafenkneipen ein wenig vergnügen und dass Proviant aufgenommen werden konnte. Der Kapitän hoffte auch auf neue Ladung, aber noch hatte der Schoner keine neue Fracht in Aussicht. Falls das Schiff länger im Hafen liegen musste, war dies kostspielig, aber in Südafrika bestand eine gute Chance auf einen raschen und lukrativen Auftrag, zu vielfältig waren die Güter, zu rege der Handel und der Bedarf an den exotischen Waren in der Heimat.

Die Parisienne, deren Heimathafen Marseille war, hatte für...
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